Test: Iconoclasts (Plattformer)

von Jan Wöbbeking



Iconoclasts (Plattformer) von Bifrost Entertainment
Mit Grips und Schraubenschlüssel
Release:
23.01.2018
23.01.2018
23.01.2018
23.01.2018
23.01.2018
02.08.2018
23.01.2020
Erhältlich: Digital
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ab 19,99€
Spielinfo Bilder Videos

Ein-Mann-Entwickler Joakim Sandberg (Noitu Love) hat eine etwas andere Dystopie erschaffen: Auf den ersten Blick wirkt der offen gehaltene Plattformer Iconoclasts wie eine farbenfrohe Hommage an Serien wie Shantae oder Wonder Boy, doch unter der Oberfläche brodelt ein gesellschaftlicher Konflikt mit einer gnadenlosen Sekte.



Guten Flug!

Manche Situationen eskalieren schneller als erwartet. Eben noch führten zwei Konzerngurus eine angeregte philosophische Diskussion vorm idyllischen Sonnenuntergang, Sekunden später tritt einer den anderen von der Klippe. In der Welt von Iconoclasts herrscht ein rauer Umgangston. Die 17 Jahre junge Heldin Robin wirkt zwar wie die Unschuld vom Lande und hoppelt putzig animiert durch die bunten Pixel-Kulissen - davon abgesehen liegt aber eine bedrückende Stimmung über der Gesellschaft, die unter Ressourcenknappheit und dem Würgegriff einer fanatischen Sekte leidet. Hier dreht sich nicht alles ums Öl, sondern um den wichtigen Kraftstoff Elfenbein – und um die Doktrin, dass es nur geweihten Mechanikern erlaubt ist, mit der heiligen Technik zu arbeiten.

"Royal" bringt Robin unabsichtlich in die Höhle des Löwen.
"Royal" bringt Robin unabsichtlich in die Höhle des Löwen.
Wer wie Robin ohne offiziellen Segen der großen „Mutter“ den Schraubenschlüssel ergreift, begeht also eine Todsünde, die nicht selten die rituelle Vernichtung der halben Verwandschaft nach sich zieht. Auch die elektrotechnisch begabte Robin hat bereits ihren Vater verloren. Ihr bleibt also gar keine andere Wahl, als sich mit illegalen Mechaniker-Jobs über Wasser zu halten – auch wenn sie immer mal wieder erwischt wird und ihre Kunden infolgedessen in ihrem Haus eingeäschert werden. Das einfache Volk lebt schließlich in den unterprivilegierten Gebieten der durchnummerierten Orte und bekommt die Nachteile des Kastensystems mit voller Gewalt zu spüren. Glücklicherweise trifft Robin auf ihrer Plattformreise auch auf Widerständler im Untergrund, welche den Konzern mit größeren Mitteln und mehr Professionalität bekämpfen.

Explosives Fischfutter

Spielerisch orientiert man sich an Vorbildern wie Metroid und Castlevania – auch Anleihen an die Wonderboy-Reihe sind spürbar. Robin hüpft, kriecht und taucht durch kompakte Areale mit vielen kleinen Geheimkammern, die beim Aufrufen der Karte aber trotzdem recht übersichtlich bleiben. Nebenbei teilt sie mit dem fetten Schraubenschlüssel und einer zielsuchenden Kanone aus, stampft dünne stachelige Kaktuswesen von oben in den Grund oder wirft aufdringlichen Raubfischen eine „Rollbombe“ in den Mund.

Schalter, Bomben, bewegliche Plattformen: Die Rätsel erinnern ein wenig an Titel wie Mighty Switch Force von WayForward. Früher arbeitete Sandberg übrigens auch für das Entwicklerstudio.
Schalter, Bomben, bewegliche Plattformen: Die Rätsel erinnern ein wenig an Titel wie Mighty Switch Force von WayForward. Früher arbeitete Sandberg übrigens auch für das Studio.
Die explosive Kugel gehört zu den praktischen Utensilien im Spiel und wurde schön in die motivierenden Rätsel eingebaut. Ein gut gezielter Wurf in einen schmalen Tunnel und schon kullert die explosive Rohrpost zu einem Schalter, der eine fahrende Plattform in Gang setzt. Jetzt ist ein schneller Sprung nötig, dann ein zeitlich passender zweiter Bombenwurf, eine kleine Krabbeltour durch ein bewegliches Tor usw. Immer wieder werden Puzzles und Hüpfpassagen sinnvoll miteinander verflochten. Meist wandert man innerhalb kleiner Höhlen- Wüsten- oder Stadt-Areale umher und startet ein paar Experimente, bis die nächste Eingebung kommt. Hier fühlte ich mich seltener verloren als z.B. in den offener angelegten Shantae-Titeln oder in Axiom Verge.

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Kommentare

Jay Karraway schrieb am
MikeimInternet hat geschrieben: ?22.06.2020 13:24 Ich habe mir das Spiel auch irgendwann mal im Angebot gesichert, da ich kurz zuvor in einem Test eine 9/10 gesehen habe, aber bisher noch nicht angespielt. Werde ich dann aber wohl bald mal tuen.
Ich hab's Anfang diesen Jahres gespielt und war absolut begeistert. Die Geschichte beginnt charmant aber scheinbar eindimensional. Nach wenigen Stunden entwickeln die Charaktere dann eine ungeahnte Tiefe. Besonders Chrome ist mir in Erinnerung geblieben; ich musste an ihn denken als ich von den Ausschreitungen in Stuttgart und der Selbstwahrnehmung einiger Teilnehmer gelesen habe.
Die Musik ist auch super: https://konjak.bandcamp.com/releases
Youth March ist so verlockend in seiner Aggressivität, dass ich meine wütenderen Tage ganz kurz vermisse.
Ernesto Heidenreich schrieb am
Wulgaru hat geschrieben: ?21.06.2020 12:38 So, durch.
Ich finde ja dadurch das es ein Ein-Mann-Projekt ist, kann man es am ehesten mit Cave Story vergleichen und dann ist es Geschmackssache ob man eher den Fokus auf Action-Plattforming oder Puzzle legt. Iconoclasts ist letzteres.
Das Spiel ist nicht super crisp was das Gameplay angeht, aber das puzzlen ist toll. Als Beispiel sind fast alle Bosse auch Action-Rätsel, was sie meiner Meinung nach nicht nur einzigartig macht, sondern immer abwechslungsreich. Nicht unbedingt dann immer so das man super im Flow ist, eben nicht super crisp, aber es ist sehr befriedigend einen Boss zu killen.
Grafik, Sound sind über alles erhaben, das sieht richtig richtig gut aus. Story erstaunliche Düsternis und Tiefgang hinter der fröhlichen Fassade, auch wenn der Humor ebenfalls überzeugt. Nur das offenbar ein paar Dialogoptionen Auswirkungen haben....ich empfehle hier einfach in einen der Steamthreads zu gehen und sich die entsprechenden Fragen abzuspeichern/auszudrucken. Sind ca. 10 Stück und selber kommt man nicht drauf, weil es nicht die einzigen Optionen sind. Es ist cooler wenn man hier "richtig" antwortet.
Ich hoffe und bin gespannt ob dieser Mensch noch was macht. Pixels Output war ja nach Cave Story eher solala (bzw. wenig bis Kero Blaster, welches ich nicht mag).
Na das klingt doch sehr gut, danke für deine Eindrücke.
Ich habe mir das Spiel auch irgendwann mal im Angebot gesichert, da ich kurz zuvor in einem Test eine 9/10 gesehen habe, aber bisher noch nicht angespielt. Werde ich dann aber wohl bald mal tuen.
Wulgaru schrieb am
So, durch.
Ich finde ja dadurch das es ein Ein-Mann-Projekt ist, kann man es am ehesten mit Cave Story vergleichen und dann ist es Geschmackssache ob man eher den Fokus auf Action-Plattforming oder Puzzle legt. Iconoclasts ist letzteres.
Das Spiel ist nicht super crisp was das Gameplay angeht, aber das puzzlen ist toll. Als Beispiel sind fast alle Bosse auch Action-Rätsel, was sie meiner Meinung nach nicht nur einzigartig macht, sondern immer abwechslungsreich. Nicht unbedingt dann immer so das man super im Flow ist, eben nicht super crisp, aber es ist sehr befriedigend einen Boss zu killen.
Grafik, Sound sind über alles erhaben, das sieht richtig richtig gut aus. Story erstaunliche Düsternis und Tiefgang hinter der fröhlichen Fassade, auch wenn der Humor ebenfalls überzeugt. Nur das offenbar ein paar Dialogoptionen Auswirkungen haben....ich empfehle hier einfach in einen der Steamthreads zu gehen und sich die entsprechenden Fragen abzuspeichern/auszudrucken. Sind ca. 10 Stück und selber kommt man nicht drauf, weil es nicht die einzigen Optionen sind. Es ist cooler wenn man hier "richtig" antwortet.
Ich hoffe und bin gespannt ob dieser Mensch noch was macht. Pixels Output war ja nach Cave Story eher solala (bzw. wenig bis Kero Blaster, welches ich nicht mag).
Bussiebaer schrieb am
Wulgaru hat geschrieben: ?31.05.2020 10:54Sollt man sich echt gerade schießen beim GoG-Sale.
Danke für Hinweis, done :-)
Wulgaru schrieb am
Ich habe jetzt ca. 3 Stunden gespielt und bin sehr angetan. Bei allen Metroidvanias der letzten Jahre, fand ich es immer Schade das es sehr wenige Spiele wie Shantae gab, also Spiele die eine fröhliche und lustige Geschichte erzählen wollen, ohne gleich völlig drüber zu sein wie Guacamelee (was genauso ist wie es sein soll, nicht falsch verstehen).
Die Oris und Hollow-Knights dieser Welt sind alle so depri und dann bekommt man das hier. Alles ist bunt und wunderschön animiert, das Gimmick mit dem Schraubenschlüssel hebt es von anderen Metroidvanias ab. Gleichzeitig ist die Story überraschend interessant bisher. Zwar viel Humor, aber auch mit einer sehr düsteren Ebene. Ich liebe auch Robins Animationen, wie sie erkennbar Angst in Situation hat. Macht es noch liebenswerter.
Einziges was man noch sagen kann...das Gameplay ist jetzt nicht so super crisp, da gibt es sicherlich bessere Spiele wie Hollowknight. Ich hoffe natürlich auch das es nach hinten raus nicht wieder schwächer wird, wie viele Metroidvanias aus der Indieecke (finde auch Hollow Knight ist da zu voll und durcheinander im letzten Spieldrittel).
Sollt man sich echt gerade schießen beim GoG-Sale.
schrieb am