Das Vorbild ist der Vorgänger
Im Kern ist Halo Wars 2 ein klassisches Echtzeit-Strategiespiel mit minimalistischen Basisbau, schlagkräftigen Schere-Stein-Papier-Einheiten und einer bemerkenswerten Präsentation, die jedoch nur die flache Geschichte sowie das mittelprächtige Missionsdesign zu kaschieren versucht - doch der Reihe nach. Der von 343 Industries, Creative Assembly und Microsoft entwickelte Xbox-Play-Anywhere-Titel für Windows 10 und Xbox One orientiert sich überraschend stark an Halo Wars von den Ensemble Studios und bietet eine Story-Kampagne (sogar kooperativ mit zwei Personen spielbar), einen Gefecht-Modus, drei Multiplayer-Varianten und den Blitz-Modus.
Erstklassige Präsentation Visuell ist Halo Wars 2 eine Augenweide.
Die Story-Kampagne, die mit famosen cinematischen Zwischensequenzen eingeleitet und mit durchschnittlich netten Ingame-Cutscenes und reichlich Funksprüchen in den Missionen fortgeführt wird, spielt 28 Jahre nach den Ereignissen aus Halo Wars - und kurz nach Halo 5: Guardians. Das verschollene UNSC-Raumschiff "Spirit of Fire" taucht auf einmal wieder auf der Bildfläche auf. Die Mannschaft verlässt den Cryoschlaf und bemerkt alsbald, dass sie sich bei der Arche befinden - einer gigantischen Raumstation, auf der die Halo-Ringe "gebaut" werden. Bei der Erkundung der Oberfläche treffen sie auf Atriox - ein ziemlich rachsüchtiger Brute, der sich den Covenant entgegengestellt hat. Er hat sich die Kontrolle über die Arche unter den Nagel gerissen hat und ohne viel Gerede entbrennt ein Kampf zwischen dem UNSC und den Verbannten.
Die Geschichte ist dabei eher Nebensache und keiner der Charaktere sowie Helden bleibt nachhaltig im Gedächtnis, da sie eigentlich nur eindimensionale Stichwortgeber und völlig austauschbar sind. Zumal auffällt, dass mit den aufwändigen Zwischensequenzen am Anfang nicht gegeizt wird und dann im Mittelteil erstmal nur durchschnittliche Ingame-Cutscenes folgen oder die Gegebenheiten bei der Missionsbeschreibung erzählt werden, bevor die Kampagne zum Ende hin mehr Fahrt aufnimmt. Insgesamt gibt es ein Dutzend Missionen, die man ausschließlich mit den UNSC-Truppen bestreitet. Eine Verbannten-Kampagne gibt es nicht (DLC?). Zumindest darf man die Verbannten im Gefecht gegen KI-Gegner oder im Mehrspieler-Modus steuern. Die Einsätze in der Kampagne dauern zwischen 20 und 40 Minuten (Kampagnenlänge: sieben bis acht Stunden) und geizen nicht mit Halo-Referenzen.
Eingeschränkter Basisbau und seichte Taktik
In den meisten, aber nicht allen Missionen darf man eine kleine Basis an vorbestimmten Orten errichten und mit Gebäuden an ebenfalls vorbestimmten Positionen erweitern. Kaserne, Fahrzeug-Fabrik, Hangar, Waffenkammer und Ressourcenproduktionsgebäude werden bis zur Fertigstellung spektakulär eingeflogen und sichern sowohl Truppennachschub als auch Rohstoffe oder Einheitenupgrades.
Kleine Bosskämpfe gilt es am Ende von manchen Missionen zu bestehen.
In der Basis baut man typische Halo-Einheiten, die grundlegend auf dem Schere-Stein-Papier-Prinzip beruhen. Fahrzeuge sind zum Beispiel effektiv gegen Infanterie. Infanterie ist stark gegen Lufteinheiten, während fliegende Einheiten mit Fahrzeugen kurzen Prozess machen. Kleinere Abstufungen gibt es noch, so sind zum Beispiel Flammenwerfer gut gegen Einheiten, die sich in befestigten Garnisonen verschanzt haben. Zusätzlich können Kommandanten-Fähigkeiten mit Abklingzeit genutzt werden. So können Minen abgeworfen, ein Bombardement angefordert oder eine Heilungs- bzw. Reparaturfläche aktiviert werden. Viel mehr Taktiktiefe darf man bei den actionorientierten Gefechten von Halo Wars 2 nicht erwarten. Das Spiel beschränkt sich nur auf das Nötigste. Wer gerne umfangreiche Flanken-Manöver plant, das Gelände geschickt nutzen möchte oder komplexere Strategien umsetzen will, ist hier falsch. Durch die Konzipierung des Controllers als zentrales Steuerungselement fehlt es einfach an Möglichkeiten, um schnell und koordiniert mehrere Befehle zeitnah geben zu können.
Riesen-Menüs für PC-Spieler
Während sich also das nicht allzu tiefgehende Kampfsystem auf der Xbox One mit Contoller - wie schon beim Vorgänger - ganz gut steuern lässt, fallen vor allem auf dem PC die fast bildschirmfüllenden Ringmenüs bei der Produktion von Einheiten oder der Auswahl der Spezialfähigkeiten negativ auf.
Die für Xbox One dimensionierten Ringmenüs sind auf dem PC einfach viel zu groß.
Diese sind völlig überdimensioniert und unnötig. Das PC-Interface hätten die Entwickler ruhig anders stricken können. Es wirkt so, als sei die PC-Version nur ein Abklatsch der Xbox-One-Variante ist. Diesen Eindruck unterstreicht auch das unübersichtliche und verschachtelte Menü, wenn man die Tastenbelegung ändern möchte - eine gute PC-Adaption sieht anders aus! Zumal es auf dem PC sporadisch zu Steuerungsausfällen kam. Meine ausgewählten Einheiten wollten kurzzeitig partout keine Befehle annehmen. Auch die Wegfindung der Einheiten ist nicht immer das Gelbe vom Ei, vor allem der rasant durch die Gegend flitzende Warthog ist gerne mal auf Kriegsfuß mit der Umgebung.