Cryptark12.07.2017, Benjamin Schmädig

Im Test: Zerstören im Auftrag der Regierung

Der Retro-Schick ist klasse, die Musik geht sofort ins Ohr, Zwei-Stick-Shooter sind hervorragende Pausenfüller und die Entwickler hatten zuvor das tolle Apotheon veröffentlicht – also habe ich Cryptark trotz Zufallslevels und ständiger Neustarts eine Chance für den Test gegeben. Hat sich der Aufwand gelohnt?

„Schieß los!“

Ein Raumschiff voller Gegner, dessen Kern man zerstören muss: Und los! Die Prämisse ist denkbar einfach und tatsächlich funktioniert Cryptark als schnörkelloser Shooter ganz hervorragend. Man zielt mit dem rechten Stick, während man mit einer der vier Schultertasten die gewünschte Waffe einsetzt, ein Schwert im Nahkampf schwingt oder einen Schild hochhält. Das funktioniert natürlich auch mit Maus und Tastatur, wie üblich sogar eine Idee präziser, verlangt dafür aber einen etwas umständlicheren Tastentanz.

Interessant ist die Action, weil jedes feindliche Raumschiff nicht nur über einen Kern und fliegende Verteidiger verfügt, sondern auch über Schildgeneratoren, Reparaturstationen, Alarmanlagen, Fabriken für gegnerische Drohnen und mehr. Zu allem Überfluss werden die Levels prozedural erstellt; Prinzip Zufall platziert also die immer gleichen Versatzstücke in

Im Kern ist Cryptark ein gewöhnlicher Zwei-Stick-Shooter.
unterschiedlicher Kombination aneinander und verteilt Verteidigungssysteme sowie Drohnen.

So gleicht kein Schiff dem nächsten. Während man eins nach dem anderen zerstört, bevor man irgendwann das Mutterschiff infiltriert, steht man deshalb stets vor einer besonderen Herausforderung.

Bonuszahlung für Wagemutige

Doch damit nicht genug, denn auch die Aufgabenstellung variiert mit jedem Einsatz – was unmittelbar mit dem Ausstatten des eigenen Raumanzugs und damit zu tun hat, wie man an das dafür benötigte Geld kommt. Immerhin wird man von der Regierung angeheuert die außerirdischen Raumschiffe zu zerstören und hat vor jedem Einsatz die Wahl zwischen vier Pötten. Jeder bringt dabei eine unterschiedliche Belohnung sowie zusätzliches Gehalt, falls man Bonusaufgaben erfüllt.

Und die können es in sich haben! Da bitten die Schlipsträger etwa darum, Drohnen-Fabriken heil zu lassen, was selbstverständlich zu einem höheren Gegneraufkommen führt. Und das ist noch eine der kleinsten Schwierigkeiten. Nicht zuletzt fällt die Zahlung höher aus, wenn man das Raumschiff innerhalb eines Zeitlimits zerstört. Dann wird es spätestens eng, falls man alle Bonusaufgaben erfüllen will.

Material kann man ersetzen...

Warum Geld so wichtig ist? Weil jeder Einsatz des Raumanzugs Geld kostet, wobei sich der Preis mit jeder Waffe, jeder Erweiterung der Panzerung und sogar jedem Mehr an Munition erhöht. Man wägt also ständig ab, wie viel man mindestens ausgeben sollte, um welche Ziele zu erreichen – und verliert man den Raumanzug, gehen sowohl der als auch jede Belohnung flöten. Ist das Konto irgendwann leer, heißt es „Game Over“.

Gut, dass nicht jedes Versagen einen Neustart der kompletten Kampagne erfordert. Trotzdem kann auch Cryptark nicht verhindern, dass ich selbige nicht gerade euphorisch neu starte, wenn das mal wieder nötig ist. Übergreifenden Fortschritt

Im Detail unterscheidet sich die teils vom Zufall erstellte Kampagne mit dem freien Ausrüsten von anderen Actionspielen.
gibt es ja nicht, sodass man stets bei genau Null loslegt.

Kurzzeitig ist der Rogue-Modus dann eine gelungene Alternative, weil dort das Ausrüsten und Finanzieren wegfällt. Waffen und Munition findet man dann statt der Blaupausen der Kampagne direkt in den Raumschiffen.

Wo bitte geht’s zum Kern?

Ein ganz anderes Ärgernis und tatsächlich das größte im Spiel sind die prozedural erstellten Raumschiffe – und zwar nicht aus Prinzip, sondern weil das Konzept in diesem speziellen Fall nicht besonders gut funktioniert. So sehr ich mich in der metallenen Kälte nüchterner Science-Fiction nämlich wohlfühle, so sehr fehlen hier markante Besonderheiten, die den Umgebungen Charakter verleihen. Das wirkt nicht nur auf Dauer ermüdend, es erschwert auch die Orientierung.

Um die ist es ja ohnehin nicht gut bestellt, denn während die Wegführung einen direkten Weg zum frei wählbaren Ziel weist, wählt sie dabei gerne die gefährlichste Route. Deshalb schaut man ständig auf der Karte nach,

Die Karte bietet zwar Übersicht, das eigentliche Spiel aber leider nicht.
um ebenso schnell wie sicher anzukommen.

Spuk im Hochhaus

Unverständlich ist mir auch, weshalb manche Gegner durch Wände fliegen und warum man durch Türen schlüpfen kann, bevor die geöffnet sind. In Verbindung mit den zufällig platzierten Wänden, Munitionsdepots und Reparaturstationen wirken manche Levels dadurch wie nicht komplett funktionierende Tech-Demos. Das klingt viel schlimmer als es ist. Eine wirklich runde Sache ist Cryptark aber leider nicht.

Viel Spaß macht dafür das Experimentieren mit den sehr unterschiedlichen Maschinengewehren, Schrotflinten, Minen, Granatwerfern, Klingen, Boosts, Energiewaffen usw. Mit denen stellt man einen Raumanzug zusammen, der ideal zur Spielweise passt oder sich einfach mal komplett anders anfühlt. Schade ist dabei nur, dass man sich immer wieder auf eine neue Zusammenstellung des Arsenals einstellen muss und die Slots der vier Schultertasten im Einsatz nicht wechseln darf. Das deshalb notwendige ständige Umgewöhnen hält den Spielfluss des eigentlich schnellen Shooters unnötig auf.

Fazit

Die Versatzstücke der überall gleich aussehenden Levels wiederholen sich schnell, durch Wände fliegende Gegner ärgern ambitionierte Punktesammler und dass man nach jedem Game Over ohne globalen Fortschritt von vorne beginnt, zehrt an der Einsatzbereitschaft: Cryptark geht die Puste schneller aus, als sie sollte – trotzdem macht die abwechslungsreiche und angenehm fordernde Action viel Spaß. Im Gegenzug kann man den Verlust eines Raumanzugs nämlich mehrere Male ausgleichen, bevor die Kampagne endgültig vorüber ist, und stattet das Arbeitsgerät nach Lust und Laune mit Waffen und Rüstung aus. Man wählt den Einsatzort, setzt sich selbst Ziele und vertreibt sich die restliche Zeit im kurzweiligen Rogue-Modus. Für eine halbe Stunde ist Cryptark damit immer gut!

Pro

fordernde Kämpfe gegen variantenreiche Gegner
Waffen, Munition und Schildstärke kosten Geld vor jedem Einsatz
zahlreiche Waffen und andere Systeme
riskante Bonusziele erhöhen Gewinn
Wahl zwischen verschiedenen Schiffen mit unterschiedlichen Bonuszielen
Neustart der Kampagne erst bei komplettem Geldverlust
Rogue-Modus ohne Geldverwaltung und Zusammenstellen der Ausstattung
Online-Ranglisten

Kontra

mangelnde Übersicht dank fehlender markanter Orientierungspunkte
Umgebungen sehen überall und untereinander stets gleich aus
Gegner fliegen mitunter durch Wände und Türen
kein Austausch der Waffenslots ständiges Umgewöhnen stört Spielfluss
kein globaler Fortschritt; häufiges Neustarten nagt an Motivation

Wertung

PC

Fordernder Zwei-Stick-Shooter mit frei konfigurierbaren Waffen und motivierender Kampagne.

PlayStation4

Fordernder Zwei-Stick-Shooter mit frei konfigurierbaren Waffen und motivierender Kampagne.

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