Im Test: Mystery-Thriller in Kanada
Atâmipêk bedeutet in...
...der Sprache der Cree-Indianer so viel wie "tiefes Wasser". Und in der Rolle des Privatdetektivs Carl Faubert wird man für knapp fünf stimmungsvolle Stunden in einem düsteren See aus Intrigen, Mord und Mythen versinken. Denn was sich für den Korea-Veteranen zunächst nach einem Routinefall anhört, zieht ihn nach dem ersten Leichenfund in einen mitunter surrealen Strudel voller rätselhafter Gewalt. Dazu gehört auch die Natur, die ihn mit ihren Schneestürmen nicht nur dazu zwingt, sich mit der lokalen Geschichte und ihren Geheimnissen zu beschäftigen - sie kann ihn auch töten.
Survival und Action light
In diesen kritischen Situationen gilt es Feuer zu machen, indem man Holz, Anzünder und Streichhölzer z.B. an erkalteten Lagerfeuern oder Öfen kombiniert.
Das Andeuten statt Ausspielen sorgt für einige angenehm authentische Situationen: Hier stürzen sich die Wölfe nicht blutrünstig auf einen Wanderer, sondern sie fliehen - und erst wenn sie in die Ecke gedrängt werden, wird es gefährlich. Auch dass Bären in Mülltonnen wühlen und ihre Spuren hinterlassen, aber nicht als "Feinde" überall auftauchen, trägt dazu bei, dass man sich wie in einer Wildnis mit "echten" Tieren fühlt. Für Orientierung sorgt eine regionale Karte ebenfalls auf realistische visuelle Art, ohne Schnickschnack wie Questmarker oder Wege zum Ziel, sondern mit einfachem Zoom sowie dem Eintrag neu entdeckter Orte.
Klassische Rätseltugenden
Die spielerischen Herausforderungen bestehen hier selten in der Action, sondern vorwiegend in der Kombinationsgabe und Knobelei in klassischer Point&Click-Manier. Also sammelt man Indizien und Gegenstände, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen und Wege an andere Orte freizulegen. Dabei werden mögliche Interaktionen wie etwa zu öffnende Schränke oder Schubladen dezent durch weiße Punkte angezeigt, während fehlende Gegenstände z.B. für den Bau einer Brücke als ergraute Icons dargestellt werden - so weiß man, dass vielleicht Holz oder Hammer erstmal gefunden werden müssen.
So entstehen im Vergleich zum kreativeren Obduction recht einfache, aber angenehm logische Knobelsituationen: Der Einsiedler will mir nur dann seinen warmen Mantel geben, mit dem ich wiederum eine Eishöhle betreten kann, wenn ich ihm hochprozentigen Fusel
Lokales Milieu aus Québec
Trotzdem gibt es abseits nützlicher Gegenstände einiges zu entdecken, denn jeder Bewohner verfügt eine Biografie und jedes Zuhause vermittelt einen Einblick in den Alltag, in dem Liebe, Hass und Wahnsinn deutlich werden. Aber auch die charakteristischen kulturellen und historischen Merkmale des französisch geprägten Québec werden vermittelt: Neben den hölzernen Totems der Cree gibt
Und ganz nebenbei findet man überaus bizarre Hinweise, die den Mordfällen eine übersinnliche Note à la Akte X verleihen. Ähnlich wie in Everybody's Gone to the Rapture versinkt man also nicht nur in einem lokalen Milieu, sondern es gilt auch herauszufinden, wo all die Bewohner hin sind und was es mit den skurrilen Eistoten auf sich hat, die scheinbar mitten in einer Konfrontation erfroren sind, als sie sich gerade retten wollten. Atomversuche? Russen? Geister? Aliens? Sobald Carl diese Toten berührt, kann er einen Blick in ihre Vergangenheit erhaschen und weitere Spuren verfolgen. So entsteht ein investigativer Sog in unwirtlicher, aber auch irgendwie gemütlicher Atmosphäre, untermalt vom Soundtrack der Québecer Folkband CuréLabel.
Technik, Anzeige und Steuerung
Auch das zu modern wirkende Inventarsystem wirkt wie ein Fremdkörper. Zwar sorgen die einblendbaren Kreismenüs für Komfort und schnelle Auswahl, aber die ist ja angesichts der fehlenden Actionmomente selten nötig - da hätte man für mehr Stil statt Funktion sorgen können. Alle gefundenen Gegenstände oder Waffen sind nicht als 3D-Objekte sicht- oder untersuchbar, sondern lediglich als schwarzweiße Symbole erkennbar. Hinzu kommt, dass all die Notizen, Zeichnungen und Dokumente zwar hübsch illsutriert, aber auch sehr lieblos aneinander gereiht werden, so dass man in immer kleinteiligeren Anzeigen des Kreismenüs nach dem Gewünschten suchen muss. Warum hat man sie nicht in das Tagebuch zum Nachschlagen integriert?
Fazit
Kona ist ein sehr stimmungsvolles, überraschend vielfältiges Adventure moderner Schule. Es verknüpft klassische Point&Click-Traditionen mit der Spannung von Survival in der eisigen Wildnis sowie den Erkundungsreizen aktueller Erzählspiele à la Firewatch oder Everybody's Gone to the Rapture. In der Rolle eines Privatdetektives lüftet man nicht nur die Geheimnisse einer mysteriösen lokalen Geschichte und löst klassische Rätsel, sondern muss bei Schneetreiben Auto fahren und in der Wildnis auf seine Gesundheit sowie die Wärme achten, um nicht irgendwo zu erfrieren - ich hab mich manchmal gefühlt wie Sherlock Holmes als Trapper. Auch wenn keiner der Bereiche herausragt, das Überleben letztlich zu leicht ist und es einige technische Macken sowie Inventarzicken gibt, sorgt die gelungene Mischung zusammen mit dem ruhigen Erzähltempo für einen überaus gemütlichen Mystery-Thriller. Kona demonstriert über knapp fünf Stunden richtig gut, wie man Storytelling sowie Interaktion verzahnen kann und vermittelt zudem interessante kulturelle sowie historische Merkmale des französisch geprägten Québec.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Kona ist ein sehr stimmungsvolles, überraschend vielfältiges Adventure moderner Schule. Es verknüpft klassische Point&Click-Traditionen mit der Spannung von Survival in der eisigen Wildnis sowie den Erkundungsreizen aktueller Erzählspiele.
PC
Kona ist ein sehr stimmungsvolles, überraschend vielfältiges Adventure moderner Schule. Es verknüpft klassische Point&Click-Traditionen mit der Spannung von Survival in der eisigen Wildnis sowie den Erkundungsreizen aktueller Erzählspiele.
XboxOne
Kona ist ein sehr stimmungsvolles, überraschend vielfältiges Adventure moderner Schule. Es verknüpft klassische Point&Click-Traditionen mit der Spannung von Survival in der eisigen Wildnis sowie den Erkundungsreizen aktueller Erzählspiele.
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