Test: Kona (Adventure)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Release:
19.06.2018
17.03.2017
17.03.2017
19.06.2018
17.03.2017
17.03.2017
19.06.2018
17.03.2017
Erhältlich: Digital (Steam, GOG)
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ab 14,99€
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Klassische Rätseltugenden

Die spielerischen Herausforderungen bestehen hier selten in der Action, sondern vorwiegend in der Kombinationsgabe und Knobelei in klassischer Point&Click-Manier. Also sammelt man Indizien und Gegenstände, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen und Wege an andere Orte freizulegen. Dabei werden mögliche Interaktionen wie etwa zu öffnende Schränke oder Schubladen dezent durch weiße Punkte angezeigt, während fehlende Gegenstände z.B. für den Bau einer Brücke als ergraute Icons dargestellt werden - so weiß man, dass vielleicht Holz oder Hammer erstmal gefunden werden müssen.

So entstehen im Vergleich zum kreativeren Obduction recht einfache, aber angenehm logische Knobelsituationen: Der Einsiedler will mir nur dann seinen warmen Mantel geben, mit dem ich wiederum eine Eishöhle betreten kann, wenn ich ihm hochprozentigen Fusel
Jedes Haus birgt ein kleines Geheimnis.
Hier ist das Wetter noch in Ordnung, aber schon bald heulen die Blizzards...
besorge. Aber wo kann ich den brauen? Das Schneemobil ist defekt, wo sind die fehlenden Teile und der Schlüssel? Wie komme ich an einen Eimer oben an der Decke eines Schuppens? Wo finde ich Dynamit für die verschüttete Höhle? So erkundet man ein Haus nach dem anderen, wobei die meisten verlassen sind.

Lokales Milieu aus Québec

Trotzdem gibt es abseits nützlicher Gegenstände einiges zu entdecken, denn jeder Bewohner verfügt eine Biografie und jedes Zuhause vermittelt einen Einblick in den Alltag, in dem Liebe, Hass und Wahnsinn deutlich werden. Aber auch die charakteristischen kulturellen und historischen Merkmale des französisch geprägten Québec werden vermittelt: Neben den hölzernen Totems der Cree gibt
Jedes Haus birgt eine Geschichte, nützliche Gegenstände und Geheimnisse.
Fast jedes Haus birgt eine Geschichte, nützliche Gegenstände und Geheimnisse.
es z.B. viele Hinweise auf den für Kanada ungewöhnlichen starken katholischen Glauben sowie die fanatischen Rebellen, die bis in die 70er Jahre mit Bomben und Attentaten die Unabhängigkeit Québecs forcierten.

Und ganz nebenbei findet man überaus bizarre Hinweise, die den Mordfällen eine übersinnliche Note à la Akte X verleihen. Ähnlich wie in Everybody's Gone to the Rapture versinkt man also nicht nur in einem lokalen Milieu, sondern es gilt auch herauszufinden, wo all die Bewohner hin sind und was es mit den skurrilen Eistoten auf sich hat, die scheinbar mitten in einer Konfrontation erfroren sind, als sie sich gerade retten wollten. Atomversuche? Russen? Geister? Aliens? Sobald Carl diese Toten berührt, kann er einen Blick in ihre Vergangenheit erhaschen und weitere Spuren verfolgen. So entsteht ein investigativer Sog in unwirtlicher, aber auch irgendwie gemütlicher Atmosphäre, untermalt vom Soundtrack der Québecer Folkband CuréLabel.

Technik, Anzeige und Steuerung

Obwohl man viele Waffen von der Axt über die Pistole bis zum Gewehr findet, braucht man sie kaum.
Obwohl man viele Waffen von der Axt über die Pistole bis zum Gewehr findet, braucht man sie kaum.
Die über die Unity-Engine inszenierte Kulisse erreicht nicht die Qualität eines The Vanishing of Ethan Carter, aber kann sich trotz schwacher Texturen und sehr nerviger Lade-Unterbrechungen (mitten im Spiel!) auf Konsolen sehen lassen - vor allem die Wettereffekte sind gelungen, aber es gibt z.B. auch Fußspuren im Schnee, außerdem wird trotz plötzlicher unsichtbarer Wände und Sackgassen ein Gefühl von Weite vermittelt. Allerdings wirken die manchmal als grelle Texte eingeblendeten Gedanken Carls auf Tischen, Wänden oder anderem Inventar wie stilistische Fremdkörper. Außerdem kann die Steuerung manchmal zicken, denn abgesehen davon, dass man nur aufrecht oder geduckt gehen bzw. rennen kann, bleibt der Held schon mal an kleineren Erhebungen hängen - das kann dazu führen, dass man zwischen knöchelhohen Brettern verzweifelt einen Ausweg sucht.

Auch das zu modern wirkende Inventarsystem wirkt wie ein Fremdkörper. Zwar sorgen die einblendbaren Kreismenüs für Komfort und schnelle Auswahl, aber die ist ja angesichts der fehlenden Actionmomente selten nötig - da hätte man für mehr Stil statt Funktion sorgen können. Alle gefundenen Gegenstände oder Waffen sind nicht als 3D-Objekte sicht- oder untersuchbar, sondern lediglich als schwarzweiße Symbole erkennbar. Hinzu kommt, dass all die Notizen, Zeichnungen und Dokumente zwar hübsch illsutriert, aber auch sehr lieblos aneinander gereiht werden, so dass man in immer kleinteiligeren Anzeigen des Kreismenüs nach dem Gewünschten suchen muss. Warum hat man sie nicht in das Tagebuch zum Nachschlagen integriert?
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Kommentare

History Eraser schrieb am
Kann man auch 2021 noch spielen! Habe sechs spannende Stunden damit verbracht. :)
herrdersuppen schrieb am
NoCrySoN hat geschrieben: ?31.10.2017 23:24 Schau dir mal "The Long Dark" an, Grafik recht einfach gehalten, aber extrem atmosphärischer Titel. Der Singleplayer ist Anfangs im Tutorialbereich nur etwas sperrig und die Geschichte wird durch spätere Episoden noch erweitert. Kann jedoch auch allein den reinen "Survival" Modus empfehlen. Hat mir damals im EA-Status bei Steam schon gereicht, um Spaß am "Überleben in der Wildnis" zu haben. ;)
Danke schau ich mir mal an.
Edit: ich sehe gerade, dass ich das schonmal auf der Liste hatte, aber aus irgendeinem negativen Punkt, der mir nicht mehr einfällt, wieder entfernt habe. Für n paar Euro im Sale kanns ja nicht so schlecht sein...
NoCrySoN schrieb am
herrdersuppen hat geschrieben: ?31.10.2017 01:04 Ich hab es mir auch gerade im Sale geholt und mich sofort reingestürzt. Diese einsame Irgendwo-im-Nirgendwo Atmosphäre begeistert mich hier genauso wie in FIrewatch. Passt auch noch besser zur (kommenden) kalten Jahreszeit.
Durch den Storyverlauf, den Wölfen und der Dunkelheit kommt noch ein gewisser Gruselfaktor auf. Was man spielerisch an Interaktionsmöglichkeiten (Sammelei, Kombination, Waffen, Fahrzeuge) hat, geht für ein Adventure vollkommen in Ordnung.
Die Kritikpunkte, wie Dokumentenchaos und Ausrüstungsüberangebot kann ich aber so unterschreiben.
Spielzeit-technisch hab ich hier fast doppelt so lang wie bei Firewatch zu gebracht (Mehr optionale Erkundung).
Falls jemand weitere Spiele dieser Art kennt, Empfehlungen nehme ich gerne entgegen :-)
Schau dir mal "The Long Dark" an, Grafik recht einfach gehalten, aber extrem atmosphärischer Titel. Der Singleplayer ist Anfangs im Tutorialbereich nur etwas sperrig und die Geschichte wird durch spätere Episoden noch erweitert. Kann jedoch auch allein den reinen "Survival" Modus empfehlen. Hat mir damals im EA-Status bei Steam schon gereicht, um Spaß am "Überleben in der Wildnis" zu haben. ;)
herrdersuppen schrieb am
Ich hab es mir auch gerade im Sale geholt und mich sofort reingestürzt. Diese einsame Irgendwo-im-Nirgendwo Atmosphäre begeistert mich hier genauso wie in FIrewatch. Passt auch noch besser zur (kommenden) kalten Jahreszeit.
Durch den Storyverlauf, den Wölfen und der Dunkelheit kommt noch ein gewisser Gruselfaktor auf. Was man spielerisch an Interaktionsmöglichkeiten (Sammelei, Kombination, Waffen, Fahrzeuge) hat, geht für ein Adventure vollkommen in Ordnung.
Die Kritikpunkte, wie Dokumentenchaos und Ausrüstungsüberangebot kann ich aber so unterschreiben.
Spielzeit-technisch hab ich hier fast doppelt so lang wie bei Firewatch zu gebracht (Mehr optionale Erkundung).
Falls jemand weitere Spiele dieser Art kennt, Empfehlungen nehme ich gerne entgegen :-)
CritsJumper schrieb am
Aktuell im PSN reduziert für unter 12 Euro (statt 20) zu haben, hab da mal spontan zugegriffen weil ich gerade Lust drauf hatte.
Eigentlich nur ein weiterer Walking-Simulator aber die Story und Atmosphäre begeistert. Schade das es davon keine VR-Version gibt. ;)
Das meiste wird wie bei den anderen WS über Text erzählt aber auch über Hinweise in der Gegend. Das erzähltempo ist so schnell wie man selbst spielt. Musik gibt es fast keine. Aber die Spannung ist trotzdem dauernd da. Wer sich ein Firewatch im Eis mit mehr Gruselflair vorstellen kann ist hier richtig. :D
Die Technik ist an manchen Stellen wirklich total unausgereift aber trotzdem ein tolles Spiel von einem kleinen Studio. Aber ich muss immer an Steven Kings Dreamcatcher von 2003 denken.
Hoffe das das Spiel noch etwas länger dauert, kann das mit den Episoden so noch gar nicht einschätzen, auf der Karte ist aber noch ziemlich viel Platz. Aber eine Komplettlösung, die ich mir mal angeschaut hatte, da bin ich schon fast bei 70%. Ich hoffe jetzt das es nur Teil 1 war, es danach aber trotzdem noch weiter geht. Blöderweise ist mein Notizbuch schon ziemlich voll.
Edit: Oh für PC scheint es VR-Kompatiblität zu geben zumindest laut deren Homepage.
Edit2: Ok ist doch nicht so lange wie erhofft. Will gar nicht wissen wie das Spiel vorher war als es noch Episoden waren.
schrieb am