Xbox One Elite Controller05.11.2015, Michael Krosta
Xbox One Elite Controller

Im Test: Imposanter Baukasten-Controller

Schon normale Controller sind mit Verkaufspreisen zwischen 50 und 60 Euro kein Schnäppchen. Für den Xbox One Elite Controller (ab 155,27€ bei vorbestellen) verlangt Microsoft das Dreifache. Er soll für anspruchsvolle Spieler gedacht sein, die sich neben einer Top-Verarbeitung auch eine hohe Präzision sowie individuelle Anpassungen wünschen. Wir haben haben das Zubehör ausprobiert.

Bessere Verarbeitung

Beim Auspacken aus der sicheren Transporttasche mit ihrem Reißverschluss und der ersten Berührung wird klar, dass es Microsoft ernst meint: Selbst ohne das Einsetzen der beiden mitgelieferten AA-Batterien fühlt sich der Elite-Controller mit seinen beiden Analogsticks aus Edelmetall deutlich schwerer und damit robuster an als das Standard-Pad, obwohl das hohe Gewicht von etwa 360 Gramm sich bei längeren Spiele-Sessions durchaus negativ auswirken kann.

Darüber hinaus bieten die gummierten Griffe einen ausgezeichneten sowie sicheren Halt. Gleichzeitig profitiert der Controller selbstverständlichen von der gelungenen Ergonomie, die schon die Standard-Variante ausgezeichnet hat. Ausmaße und Form sind quasi identisch, doch verfügen die beiden Analogsticks des elitären Controllers über einen höheren Widerstand und auch der Verschleiß dürfte dort aufgrund der Edelmetall-Fertigung statt des üblichen Plastikgelenks wesentlich geringer ausfallen.

Individuelle Anpassungen

Sticks und Steuerkreuze lassen sich im Handumdrehen austauschen.

Die größte Stärke liegt neben der hervorragenden Verarbeitung in den zahlreichen Anpassungs- und Erweiterungsmöglichkeiten: Neben den konkaven Standard-Sticks spendiert Microsoft im Lieferumfang sowohl eine größere Variante als auch eine konvexe Alternative, die mit ihrer Pils-Form an die Analogsticks der alten PlayStation-Pads erinnert. Zudem findet sich neben dem üblichen Steuerkreuz, das hier ebenfalls aus Metall gefertigt wurde, eine mehrflächige, leicht konkav geformte Variante, die in der Praxis vor allem bei Prügelspielen wie Mortal Kombat X oder Street Fighter 4 erstaunlich gut funktioniert. Das Beste daran: Für den Austausch der Teile wird kein Werkzeug benötigt. Stattdessen haften sie dank Magneten am Gehäuse und lassen sich entsprechend einfach abziehen und aufsetzen, bieten aber trotzdem und selbst bei intensiver Beanspruchung einen stabilen Halt.

Gewöhnungsbedürftige Paddles

Während das Layout an der Oberseite weitestgehend dem des Standard-Controllers entspricht, hat die Elite-Version auf der Unterseite die eine oder andere Überraschung in petto: Sofort springen die vier Paddles ins Auge, die sich ebenfalls einfach abziehen lassen und wie beim Steam-Controller mit diversen Funktionen belegt werden können. Doch während dort pro Seite lediglich eine Wippe zur Verfügung steht, lassen sich hier – eine entsprechende Finger-Koordination vorausgesetzt – bis zu vier verschiedene Aktionen über die Paddles regeln. Dabei erweist sich ihre Anwesenheit zunächst als sehr

Die Paddles an der Unterseite wirken zunächst gewöhnungsbedürftig, bringen bei manchen Spielen aber spürbare Vorteile.

gewöhnungsbedürftig, denn zum einen befinden sie sich an der traditionellen Griffposition für die Finger und zum anderen reagieren sie sehr sensibel. Als Folge dessen drückt man sie gerade anfangs schnell aus Versehen und sie wirken störend an Mittel- und Ringfingern, was in einer leicht krampfhaften Haltung resultiert. Mit etwas Übung lernt man ihre Vorteile aber schnell zu schätzen: Das manuelle Schalten in Rennspielen ging noch nie so komfortabel von der Hand und auch in Shootern wie Gears of War oder Halo 5: Guardians kann man durch entsprechende Belegungen dafür sorgen, dass man in hektischen Schussgefechten kaum noch die beiden Daumen von den Analogsticks entfernen muss, gleichzeitig aber trotzdem alle wichtigen Funktion wie Nachladen, Springen oder Ducken über die Paddles im Griff hat. Auch das Spielgefühl bei Plattformern kann unter Umständen aufgewertet werden, während die Paddles in anderen Titeln wie etwa FIFA 16 bisher keinen großen Mehrwert zu liefern scheinen. Wer auf den Einsatz verzichten möchte, muss sie übrigens nicht gleich abziehen: Drückt man die Sync-Taste am Controller zwei Mal schnell hintereinander, lässt sich die Paddle-Unterstützung im Handumdrehen deaktivieren oder wieder einschalten.

Verkürzte Wege

Abseits der Paddles findet sich auf der Unterseite eine weitere Funktion, die über die Möglichkeiten eines Standard-Controllers hinausgehen: Mit kleinen Schaltern lassen sich die beiden Trigger jeweils getrennt arretieren, so dass mechanisch der Weg verkürzt wird, der für das Durchdrücken benötigt wird – ein Vorteil, den man gerade bei kompetitiven Shootern zu schätzen wissen dürfte, bei denen jeder Bruchteil einer Sekunde zählt, wenn man den Abzug betätigt.

App als Profil-Zentrale

Da das besondere Zubehör in Spielen nicht gesondert erkannt wird, kommt der neuen Controller-App eine zentrale Rolle zu, die kostenlos im Store der Xbox One zum Download angeboten wird. Sie erlaubt nicht nur am Elite-Controller, sondern auch der Standard-Variante die komplette Umbelegung aller Tasten nach eigenen Wünschen – ideal z.B. für Linkshänder, um etwa die Seiten der Trigger und damit den Abzug einfach zu vertauschen. Auch die Invertierung der Y-Achse lässt sich hier z.B. als Standard definieren, doch wird dieser dann nicht nur auf die Blickrichtung in Spielen, sondern auch deren Menüführung und auf das Dashboard übertragen.

Über die kostenlose App lassen sich viele Feineinstellungen vornehmen und Profile abspeichern.

Schließt man einen Elite-Controller an, bekommt man über die App zahlreiche weitere Einstellungs- und Optimierungsoptionen: So ist es möglich, für die beiden Trigger getrennt tote Zonen einzurichten oder die Intensität der Impulse-Trigger sowie Vibrationsmotoren für jede Seite anzupassen. Selbst die Helligkeit der Xbox-Taste lässt sich auf Wunsch verändern und auch die Empfindlichkeit der beiden Analogsticks liegt ganz im Ermessen des Spielers. Die eigenen Einstellungen lassen sich selbstverständlich innerhalb der App abspeichern – zwei von ihnen darf man auch direkt auf den Controller übertragen und schnell mit Hilfe des kleinen Schiebereglers an der Oberseite wechseln. Darüber hinaus stellt Microsoft bereits fertige Profile für eine Auswahl eigener Spieler in diversen Variationen zur Verfügung – ein schöner Service. In Zukunft wäre es allerdings wünschenswert, wenn die Auswahl vorgefertigter Einstellungen zunehmen und auch für Spiele von Drittherstellern erweitert werden würde. Idealerweise würde man sogar noch die Community einbinden – ähnlich, wie es Valve beim Steam-Controller erlaubt. Dort läuft der Wechsel zwischen Steuerungs-Profilen übrigens schneller und einfacher vor dem Spielstart ab, während man hier unter Umständen sehr häufig den Umweg über die App gehen muss, um Veränderungen vorzunehmen oder ein neues Profil auf den Controller zu übertragen.

Nicht nur für Konsole

Neben Tragetasche und USB-Kabel sind drei Paar Stick-Aufsätze und zwei Steuerkreuz-Varianten enthalten.

Neben der Xbox One lässt sich der Elite Controller auch am PC verwenden. Wer noch keinen Wireless-Adapter besitzt, kann ihn einfach mit dem 2,70 Meter langen und mit Stoff ummantelten USB-Kabel verbinden. Besitzer handelsüblicher Headsets dürfte es zudem freuen, dass der Controller mit einer Buchse für 3,5mm-Klinkenstecker ausgestattet ist. Ärgerlich dagegen, dass man nur die beiden Batterien, nicht aber ein Play & Charge Kit beigelegt hat, was angesichts des happigen Verkaufspreises durchaus angemessen gewesen wäre.

Fazit

Puh, 150 Euro für einen Controller sind eine Menge Holz! Aber hinsichtlich Verarbeitung, Anpassungsmöglichkeiten und Ausstattung ist der Xbox One Elite Controller eines der besten Pads, das wir in den letzten Jahren in den Händen gehalten haben. Die Paddles erweisen sich zwar zunächst aufgrund der ungewohnten Position als gewöhnungsbedürftig, doch lernt man die Komfortbereicherung und optimierte Bedienung in manchen Spielen schnell zu schätzen. Den größten Eindruck hinterlässt aber das Potenzial für individuelle Anpassungen – nicht nur in Form der zahlreichen Feineinstellungen in der App, sondern auch der Auswahl an Sticks und Steuerkreuzen, die sich kinderleicht austauschen lassen. Das gesamte Spektrum des Elite Controllers werden aber vor allem professionelle Spieler ausschöpfen , um sich noch mehr am Limit zu bewegen – also jene, für die Microsoft das kostspielige Zubehör in erster Linie erschaffen hat. Hier wird der erhoffte Traum von der Steuerung nach Maß Wirklichkeit. Der durchschnittliche Nutzer dürfte dagegen bei der Standard-Variante weiter gut aufgehoben sein und kann sich das Geld eigentlich sparen, auch wenn man die Nobel-Edition allein aufgrund der rutschfesten Griffe und des verbesserten Widerstand der Sticks nur ungern wieder loslassen und zum normalen Controller zurückkehren möchte.

Einschätzung: sehr gut

Wertung

XboxOne

Hinsichtlich Verarbeitung, Anpassungsmöglichkeiten und Ausstattung ist der Xbox One Elite Controller eines der besten Pads der letzten Jahre.

PC

Hinsichtlich Verarbeitung, Anpassungsmöglichkeiten und Ausstattung ist der Xbox One Elite Controller eines der besten Pads der letzten Jahre.

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-^Killerdödel_92^-

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 8 Jahren