EA Sports UFC 216.03.2016, Mathias Oertel
EA Sports UFC 2

Im Test: Das ultimative Kampfsport-Spektakel?

Mixed Martial Arts, oder kurz: MMA, ist auf dem Vormarsch. Vor allem dank der zwei Cover-Stars Ronda Rousey und Conor McGregor werden neue Rekorde bei Pay-Per-View-Käufen sowie Zuschauerzahlen erzielt. Diesem Erfolg möchte Electronic Arts mit UFC 2 gerecht werden. Wir haben uns mit den Kampfsport-Allroundern ins Octagon begeben und klären im Test, was MMA-Fans erwarten dürfen.

Besser als Boxen

Auch wenn in der Redaktion jedes Mal, wenn das Gespräch auf MMA kommt, der Wunsch nach einem neuen Fight Night geäußert wird: Ich will kein neues Boxspiel. Denn als Wiederspiegelung der aktuellen Situation im Boxen kann es nur äußert langweilig sein - im Vergleich zum Spektakel Mixed Martial Arts ohnehin. Klar: Als Kampfsportfan habe ich mir natürlich die letzten Klitschko-Kämpfe angeschaut. Und ich habe mich auf den als „größten“ Kampf der letzten 50 Jahre propagierten Fight zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquaio gefreut. Und ich wurde hier wie da enttäuscht. Klar: Es gibt auch Boxer wie Amir Khan, deren Kämpfe meist sehenswert sind. Doch im Gros fühle ich mich bei Mixed Martial Arts besser aufgehoben.

Über 250 meist gut erkennbare Kämpfer stehen in zehn Gewichtsklassen zur Verfügung.
Und da ist natürlich die UFC mit ihrem kometenhaften Aufstieg in den letzten 20 Jahren die erste Wahl. Andere Organisationen wie Bellator, Invicta FC, WSOF oder die britische BAMMA lohnen sich zwar auch, zumal Bellator mit der Akquise von Kämpfern wie Benson Henderson oder jüngst Matt Mitrione auf sich aufmerksam macht. Doch es ist vor allem der UFC zu verdanken, dass die einst als "Gladiatoren"- oder "Hundekämpfe" verschrienen Auseinandersetzungen von Athleten unterschiedlicher Kampfsportstile im Mainstream angekommen sind. Natürlich werden dadurch auch die Probleme wie Missbrauch von leistungssteigernden Substanzen, Verletzungsserien (vor kurzem wurde sogar als Folge eine Großveranstaltung von Pay-Per-View-Status auf Standard-Distribution geändert) oder überladene Fight Cards mit einem Dutzend oder mehr Kämpfen in den Fokus gerückt. Doch die UFC und andere MMA-Organisationen haben sich für vom Boxsport Enttäuschte als Anlaufstelle Nummer eins etabliert. Die Auseinandersetzungen sind meist dynamisch, spannend und vollkommen unvorhersehbar.

Der Cover-Fluch schlägt zu

Die Kampfdynamik wird in allen MMA-Aspekten (Stand-Up, Clinch, Bodenkampf) gut abgebildet
Wer hätte gedacht, dass Holly Holm die bis dahin ungeschlagene Ronda Rousey in der zweiten Runde KO schlagen würde? Oder dass Holm bei ihrer ersten Titelverteidigung nach Punkten deutlich führend von Miesha Tate 90 Sekunden vor Ende des Kampfes mit einer technischen Aufgabe durch Rear-Naked-Choke besiegt würde, der sie bewusstlos auf dem Ringboden zurückließ? Dass bei der gleichen Veranstaltung der bis dahin ebenfalls im ICE-Tempo aufgestiegene Federgewichts-Champion Conor McGregor in einem Weltergewichtskampf von Nate Diaz durch den gleichen Move besiegt würde, hatte ebenfalls kaum einer auf der Rechnung. Dass im Vorfeld der Veröffentlichung ausgerechnet die beiden Stars auf dem Titelbild herbe Niederlagen einstecken musste, lässt Schwarzseher an die Rückkehr des Coverfluchs glauben, der bei der Madden-Serie über Jahre hinweg für Verletzungen der Athleten gesorgt hat, die auf dem Titel verewigt wurden. Verfechter des Mixed Martial Arts würden hingegen sagen, dass MMA mit seinen verschiedenen Stilen, die im Ringen, Brazilian Jiu-Jitsu sowie diversen Vollkontakt-Kampfformen wie Muay Thai, Karate oder Boxen wurzeln, immer für eine Überraschung gut ist.

Das wird schmerzhaft enden...
Und das fängt UFC 2 bis auf wenige Ausnahmen überzeugend ein. Mit den guten Mechaniken des Vorgängers als Fundament, das im Laufe von vier Inhalts-Patches verfeinert und stabilisiert wurde, hat EA an allen Ecken und Enden geschraubt, um das Geschehen im Octagon authentisch abzubilden. Das hat allerdings seinen Preis: Die Steuerung ist komplex, da man nicht nur Boxmechaniken, sondern auch Tritte, Übergänge zum Clinch und Bodenkampf mit ihren jeweils eigenen Steuerungseigenheiten auf zwei Sticks und acht Tasten legen musste. Das Ergebnis ist gelungen, benötigt aber als Neuling eine gehörige Eingewöhnungsphase, die dadurch verlängert wird, dass es kein richtiges Tutorial gibt. Man kann zwar in einem Dutzend so genannter „Skill Games“  verschiedene Aspekte der Mechaniken wie Takedown-Verteidigung, hohe oder niedrige Schläge bzw. Tritte, Clinch oder Aufgabegriffe üben oder im Trainings-Modus gegen eine mit rudimentären Vorgaben gefütterte KI antreten. Doch ein Trainer, der einen in einem Tutorial von Anfang bis Ende begleitet und einen auch in Feinheiten einweist, bevor man auf das Octagon losgelassen wird, wäre sinnvoll gewesen. So lernt man z.B. das Parieren, das einen schneller Konter setzen lässt und dabei größeren Schaden verspricht als nach einem erfolgreichen Block, nur über einen Blick in die Steuerungstafel.

Grandiose Kampfdynamik

Die ganz große Stärke von UFC 2 ist die Dynamik im Octagon. Das Zusammenspiel von Gesundheit und Ausdauer sowie den Auswirkungen auf die verschiedenen Kampfphasen wirkt authentisch – auch wenn „Cardio“-Monster wie Clay Guida oder Frankie Edgar für meinen Geschmack immer noch zu schnell ermüden. Doch wenn man hier einen Kampf überstehen möchte, der über drei oder fünf Runden geht und nicht nur auf „Stand-Up“, sondern auch ggf. Clinch oder kraftraubende Auseinandersetzungen auf der Ringmatte ausgelegt ist, muss man haushalten. Ansonsten findet man sich sehr schnell und weit vor Ende des Kampfes mit einer Ausdauerleiste wieder, die nur wenige starke Schläge am Stück erlaubt, so dass Kombinationen nahezu keinen Erfolg mehr versprechen. Und natürlich ist man mit diesem Status anfälliger für Aufgabegriffe – wobei es ohnehin besser ist, wenn man versucht, gar nicht erst in diese gefährlichen Positionen zu kommen. Und befindet man sich im Bodenkampf, sollte man nicht auf alle Versuche einer Positionsänderung reagieren, sondern vielleicht auch mal das eine oder andere über sich ergehen lassen. Dadurch hat man Gelegenheit, Kraft zu tanken, damit man dann in einer kleinen Leistungsexplosionen entweder besser verteidigen oder sogar den Gegner unter Druck setzen kann.

Theoretisch kann mit guten Reaktionen jede Aktion abgewehrt werden.
Das erweiterte Animationssystem hilft ebenfalls erfolgreich, die Dynamik zu vermitteln. Angriffe, Konter, Übergänger der einzelnen Kampfphasen: Alles wirkt sehr harmonisch und wird dank der frischen Physiksysteme über weite Strecken überzeugend dargestellt – inkl. Gesichtsanimationen und „Wellen“, die sich bei harten Wirkungstreffern über den Körper ziehen, die man aber meist nur in den aufwändigen Zeitlupen wahrnimmt. Auch Verletzungen oder Rötungen von häufig getroffenen Körperpartien werden spektakulär eingefangen, wobei es in zu vielen Kämpfen zu Cuts im Augenbereich kommt. Die physikalischen Reaktionen auf abgelenkte Schläge oder Treffer, die man in einer Bewegung kassiert, sind ordentlich. Allerdings gibt es hier auch den einen oder anderen Aussetzer – vor allem bei Tritten gegen die Beine sorgt das falsch interpretierte Momentum dafür, dass der getroffene Kämpfer zu Boden geht. Allerdings ist es uns in der Testphase nicht passiert, dass dies als Niederschlag interpretiert wurde und sich ggf. auf die Punktrichterwertungen ausgewirkt hat. Ebenfalls ohne mechanische Auswirkungen oder mit Einfluss auf den Kampfausgang, aber dennoch störend anzuschauen, sind Arme beim Verteidiger, die sich nach einem harten (aber geblockten) Schlag in einer X-Position befinden, aus der sie sich wenige Sekunden nicht lösen lassen. Doch diese physikalischen Aussetzer leistet sich UFC 2 nur kaum – und ohnehin passieren sie deutlich seltener als in der ungepatchten Version des Vorgängers. Ein replizierbarer und leicht den Kampf beeinflussender Fauxpas ist jedoch der Übergang vom Niederschlag in einem Thai-Clinch zur Bodenposition des Niedergeschlagenen, der unbeholfen wirkt und so aussieht, als ob ein paar Phasen übersprungen werden. Sehr schön ist hingegen, dass die unterschiedlichen Gewichtsklassen sich durchaus variantenreich spielen und die KI bereits auf normal bei den Top-Kämpfern zu mitreißenden Duellen führen kann:  Ronda Rousey z.B. versucht irgendwann im Bodenkampf, ihre „Armbar“ als Aufgabegriff einzusetzen, während Legenden wie Mark Coleman gern mit wütenden Schlagkombinationen auf einen zugehen. UFC 2 bemüht sich meist erfolgreich, die verschiedenen Charakteristika der Octagon-Stars auch in virtueller Form auf den Bildschirm zu bringen.

Kennzeichen D

in den Skill-Minispielen kann man sich zahlreiche Grundfähigkeiten aneignen. Ein klassisches Tutorial fehlt allerdings.
Zu den Ringrichter-Entscheidungen: Diese scheinen sich in erster Linie auf die erzielten Treffer zu beziehen. Die ebenfalls wichtigen Elemente "Octagon Control" und "Aggression" (Sprich: wer ist das aktive Element) haben nur sekundäre Wirkung – ebenso wie die Bodenkampfelemente oder das "Grappling". Ich hatte mehrere Gefechte, in denen ich im Bodenkampf dominant war, mehr Takedowns und Aufgabeversuche verzeichnete, aber dennoch bei allen drei Punktrichtern hinten lag – offensichtlich, weil der Kontrahent mehr signifikante Treffer erzielt hat. Das ist ärgerlich, aber umso mehr eine Bestätigung für einen Satz, den UFC-Präsident Dana White geprägt hat: "Don't leave it in the hands of the judges", lose übersetzt "Überlass die Entscheidung nicht den Ringrichtern" oder anders ausgedrückt: Sorge selber für eine Entscheidung, dann braucht man sich nicht beklagen.

Braucht ein UFC-Spiel deutschen Kommentar? Eigentlich nicht. Vor allem, wenn das englische Kommentatoren Duo Joe Rogan und Mike Goldberg einen derart guten Job abliefert wie hier. Natürlich kommt es ab einem bestimmten Punkt zu Wiederholungen. Doch wenn einer oder beide bei einem spektakulären Schlag oder KO ins Mikrofon brüllen, entsteht authentische UFC-Atmosphäre. Und diese kann das deutsche Gespann nur eingeschränkt replizieren. Das Bemühen lässt sich nicht absprechen. Und die Kommentare und Analysen, die die zwei abgeben, wurden sauber und halbwegs enthusiastisch eingesprochen. Aber es gibt auch bei bestimmten Aktionen und vor allem der Aussprache der Kämpfernamen immer wieder unentschuldbare Aussetzer, die dem Aufnahmeleiter eigentlich hätten auffallen müssen – es sei denn, alle drei hatten keine Ahnung von der Materie und nur eine Liste mit all den Textzeilen vorliegen, die eingesprochen werden mussten. Doch egal, man kann den Ton komfortabel in den Optionen einstellen.

Potenter Editor, weniger potente Karriere

Der Editor bietet zahlreiche Optionen, seinen individuellen Octagon-Kämpfer zu erstellen.
Will man sich nicht nur mit den über 250 lizenzierten Kämpfern in zehn Gewichtsklassen ins Octagon begeben, muss der potente Editor besucht werden. Hier warten nicht nur zahlreiche Voreinstellungen oder die Möglichkeit, per GameFace sein Konterfei ins Spiel zu bringen. Man kann auch über Schieberegler haarklein Modifikationen in vielen Bereichen anbringen, um sich sein perfektes Alter Ego zu schaffen, das hinsichtlich der allgemeinen Qualität den meist gut wiederzuerkennenden Original-Athleten kaum nachsteht. Bei den Einmarschmusiken muss man zwar bedingt durch die derzeit noch vorherrschenden Systembeschränkungen auf importierte Tracks verzichten, doch EA hat eine breite Palette an (teils lizenzierten) Songs und Instrumental-Kompositionen zur Verfügung gestellt, die einem auf dem Weg zum Octagon begleiten. Man kann in der Karriere sogar die Werte der namhaften Kämpfer zurückstufen und sich mit ihnen auf die Jagd nach Ruhm, Ehre, Fans und UFC-Gürteln machen. Doch natürlich macht es mit einem eigens erstellten Kämpfer mehr Spaß, da die persönliche Anbindung einfach höher ist.

Man beginnt in der Vorausscheidungsrunde der Ultimate-Fighter-Serie und muss sich hier durch die virtuelle Version der UFC-Reality-TV-Show prügeln, bis man im Finale schließlich als Sieger das Octagon verlässt. Bis hierhin ist noch alles gut und einigermaßen stimmungsvoll – allerdings werden hier auch schon die Grundsteine für eine Gleichförmigkeit gelegt, die sich durch die gesamte Laufbahn zieht. Denn letztlich findet auch hier nur ein Wechsel zwischen Gegnerauswahl, bis zu drei folgenden Trainingssessions sowie dem Kampf statt, bevor es mit dieser Mühle weitergeht. Leider fehlen auflockernde Elemente wie die Videoeinspieler im Vorgänger. Stattdessen bekommt man bei Kämpfen gegen die großen der Zunft wie McGregor, Weidman, Jones, Rousey oder Tate einen kleinen Clip, der auf den nächsten Kampf einstimmen soll. Dennoch stellt sich trotz dieser Versuche des Atmosphäre-Aufbaus alsbald Routine ein. Doch EA hat basierend auf der Karriere des Vorgängers einige Veränderungen eingebracht. So hat z.B. der erlittene Schaden direkte Auswirkung auf die Länge der Karriere, die sich irgendwo zwischen 20 und 30 Kämpfen einpendeln dürfte. Wer wenig einsteckt, kann die Momente etwas herauszögern, die Stationen markieren, ab denen das Training weniger effektiv ist bzw. man bessere Ergebnisse erzielen muss, um seine Werte weiter zu steigern.

Karriere-Knick und Weiterbildung    

Auf dem Höhepunkt der Karriere angekommen, muss der Titel gegen die MMA-Elite verteidigt werden.
Und den Punkt, an dem man gezwungen wird, seine Handschuhe an den Nagel zu hängen bzw. mit einem letzten erfolgreichen Kampf eine Verlängerung der Karriere bewirken kann, wird durch die Zahl der Fans modifiziert. Das ist prinzipiell eine gute Idee. Doch wenn ich als Champion nach einem harten, fünf Runden dauernden Kampf durch eine Ringrichter-Entscheidung bei der vierten oder fünften Titelverteidigung den Gürtel verliere und dennoch zu Tausenden Fans verliere, ist dies befremdlich. Vor allem, wenn diese dann das Zünglein an der Waage spielen und das Karriere-Ende als Herausforderer Nummer Eins erzwungen wird. Hier hätte ruhig etwas mehr Flexibilität gezeigt werden dürfen. Dafür jedoch kann man sich für die bei Kämpfen erhaltenen Evolutions-Punkte (EP) nicht nur neue Bewegungen aneignen. Man kann diese hinsichtlich ihrer Effektivität sogar in fünf Stufen steigern - allerdings ebenfalls nur mit EP, die man aber auch verwenden muss, um sich die so genannten "Perks" zu besorgen oder zu verbessern.

Diese „Buffs“ kennt man bereits aus dem Vorgänger und kann diese nutzen, um seine Stärken und Schwächen zu modifizieren oder auszugleichen. Schade ist allerdings auch hier, dass eine Niederlage (die viele Kämpfer nach eigener Aussage weiter gebracht hat als ein Sieg) hier empfindlich weniger Punkte einbringt als ein Sieg. Dass allerdings ein klarer Sieg oder eine Titelverteidigung nicht wesentlich ertragreicher zu Buche schlägt, ist eine weitere kleine Inkonsequenz in diesem System. Immerhin: Man muss sich für eine gute Bewertung und dementsprechenden Trainingsfortschritt bei den zwölf Skillgames nicht ständig ins Zeug legen: Bei Bedarf kann basierend auf der höchsten erreichten Bewertung auch das Trainingsergebnis mit Maximalertrag simuliert werden. Wer also in dem Dutzend Minispielen früh eine A-Wertung erreicht, kann zumindest in diesem Bereich im Schongang durch die Karriere driften.

Arcade-Octagon und Event-Baukasten

Wer will, kann über richtige Tipps zu den Kampfausgängen der nächsten Live-Veranstaltung neue Packs für Ultimate Team gewinnen.
Wem die Karriere zu langwierig ist, sollte sich den frischen Knockout-Modus zu Gemüte führen: Hier gibt es keinen Bodenkampf, keine klassische Energieleiste und ein Arcadespiel-Prinzip, bei dem die zwischen einem und zehn Lebenspunkte nur durch starke Schläge reduziert werden können. Man kann im Vorfeld einstellen, wie viele Siegpunkte (einer, drei oder fünf) nötig sind und ob parierte Schläge (Blocken reicht nicht) die Gesundheit wieder um ein Segment auffüllen. Vor allem wenn man Letzteres aktiviert, entwickeln sich auch hier taktische Gefechte, bei denen der jeweils letzte Wirkungstreffer für einen verheerenden Knockout sorgt, der auch in den wuchtig inszenierten Wiederholungen nicht an Intensität verliert. Blöd nur, dass das eingangs angesprochene Fehlen eines Tutorials einem das hier so wichtige Parieren nicht näherbringt. Schade ist zudem, dass dieser Modus als unterhaltsames und vor allem kaum Zeit in Anspruch nehmendes Arcade-Prügeln für zwischendurch nicht online zur Verfügung steht.

Wer am Puls der Zeit sein möchte, bekommt mit UFC 2 die Möglichkeit, Live-Events nachspielen zu können - natürlich nicht die komplette Fight Card, sondern nur ausgewählte Kämpfe. Doch nicht nur das, man kann hier sogar Tipps abgeben, wer in welcher Runde mit welcher Methode (KO, Aufgabe, Ringrichterentscheidung) siegt. Wer viel Kenntnis und ein wenig Glück mitbringt, kann hier Packs für den Ultimate-Team-Modus freischalten. Die dafür nötigen Punkte kann man sogar aufstocken, wenn man sich basierend auf seinem Tipp das Pad schnappt und es schafft, seine Vorhersage in die Tat umzusetzen - eine nette Idee. Wer keine Lust darauf hat und einfach nach Lust und Laune seine Fähigkeiten als Matchmaker unter Beweis stellen möchte, kreiert einfach eine eigene Großveranstaltung und kann bis zu elf Kämpfe nach seinen Wünschen bestücken, wobei sogar Gewichtsklassenbeschränkungen aufgehoben werden können.

Ultimate Team ist cool, oder?

In der Vorschau-Version hat mich die Einbindung des UItimate-Team-Modus positiv überrascht. Natürlich nicht, dass EA den für sie so erfolg- und ertragreichen Modus wie auch in den anderen Sportspielen integriert hat. Sondern vielmehr, wie gut die Einbindung mechanisch sowie spielerisch gelungen ist. Allerdings wurde in der Beta noch mit den Kosten für die Packs in den verschiedenen Kategorien experimentiert. Doch bevor ich darauf eingehe, ein paar grundsätzliche Erläuterungen: Man kann sich bis zu fünf Kämpfer in sein Team holen, die man durch die Bank aus dem Editor erstellen muss, die aber auf die Gewichtsklassen Leichtgewicht, Mittelgewicht, Schwergewicht sowie das Bantamgewicht der Frauen beschränkt sind. Jeder dieser Kämpfer hat ein Set an Grundfähigkeiten. Weitere Moves sowie ggf. nötige Trainings- und Ausdauerkarten bekommt man mit dem Erwerb neuer Packs, wobei man fünf Starterpacks gratis zur Verfügung hat. Die Kosten liegen je nach Art des Kartenpakets zwischen 5000 Coins für Gewichtsklassen- oder Premium-Packs und 1.500 Coins für eine zufällige Sammlung von zehn Trainings- oder Fitness-Objekten. Alternativ kann man sich für Echtgeld auch UFC Punkte besorgen, wobei die Umrechnung etwa 1 Euro für 100 Punkte ist, Mitglieder von EA Access jedoch einen zehnprozentigen  Rabatt bekommen. Oder anders ausgedrückt: Ein Premium-Pack kostet 2 Euro, das Boostpack etwa 50 Cent. Wer kein Echtgeld ausgeben möchte, muss entsprechend Zeit investieren. Bei den Kämpfen in den selbstverständlich separat laufenden On- und Offline-Divisionen bekommt man in der Regel zwischen 300 und 800 Coins, wobei die tatsächliche Anzahl von einigen Faktoren wie Wirkungstreffern, Niederschlägen usw. abhängt.

Während man online bei Ultimate Team mit der Erfüllung von Tageszielen ordentlich Coins sammeln kann, müssen Offline-Spieler mit deutlich kleinerer Ausbeute leben.
Und ganz wichtig: Kämpft man offline gegen andere von Spielern erstellte Athleten, die heruntergeladen und dann von der KI gesteuert werden, ist die Ausschüttung deutlich geringer. So  wird die Motivation deutlich gefördert, online anzutreten – auch wenn natürlich die Gefahr einer Niederlage hier größer ist. Doch unter dem Strich bringt selbst eine Online-Niederlage meist mehr Coins als ein Offline-Sieg. Und mit im Schnitt etwa fünf bis sieben Kämpfen, die online für ein ordentliches Kartenpack nötig sind, bietet man einen fairen „Wechselkurs“ an. Für Offliner sieht es anders aus: Sie werden die sparsame Ausschüttung spätestens ab Division 3 verfluchen, da es ab hier sehr schwer ist, auch nur die nötigen Trainings- oder Fitness-Boosts erwerben zu können. Dennoch ist EA hier eine ausgewogene Balance der einzusetzenden Karten gelungen. Man kann vor dem Kampf zwei Trainingskarten ausspielen, um einen temporären Boost auf bestimmte Eigenschaften zu erhalten. Und die mit jedem Kampf abnehmende Ausdauer wird mit Fitness aufgefüllt. Dass übrigens selbst „Echtgeldler“ sich keine riesigen Vorteile verschaffen können, sondern eher eine zeitliche Abkürzung für ihre Währung bekommen, ist einer Art Move-Beschränkung zuzuschreiben. Während Grundbewegungen weitgehend beliebig ausgetauscht werden können, zehren die Schläge, Tritte, Würfe oder Aufgabegriffe ab der zweiten Stufe vom begrenzten Punktekonto – je aufwändiger bzw. mächtiger das Ergebnis, desto mehr Punkte werden geblockt. So kann erfolgreich verhindert werden, dass man sich mit Geldeinsatz ein mächtiges Arsenal anschafft. Unter dem Strich zählt die Spielerfähigkeit mehr als die Dicke des Geldbeutels oder der Willen, die Kreditkarte das Training übernehmen zu lassen.

Online-Spaß?

Die Online-Matches laufen meist ohne Probleme.
Dass man im Ultimate-Team-Modus gerne die Online-Octagons betritt, ist auch der weitgehend sauberen Qualität des Netzcodes zu verdanken, der sich natürlich nicht nur hier, sondern auch in den Ranglisten- oder Freundschaftskämpfen niederschlägt. In über 30 Online-Matches, die wir im Rahmen des Tests auf den mit EA Access noch nicht unter Voll-Last laufenden Servern der Xbox-One-Version gemacht haben, war nur etwa eine Hand voll dabei, die Lags oder Slowdowns gezeigt haben. In diesen Fällen ist es zwar nicht zu Match beeinflussenden Situationen gekommen – doch dies ist nicht auszuschließen. Denn wenn mitten in der empfindlichen Phase einer Submission eine drei bis fünf Sekunden lange Verzögerung auftritt, kann dies über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Selbstredend sollte man sich online nicht nur auf seine Fähigkeiten als (Kick-)Boxer verlassen, sondern den MMA-Prinzipien entsprechend auf alles vorbereitet sein und vor allem wissen, wie man bestimmten Situationen entgehen kann oder sich zu verteidigen versteht. Vor allem das Blocken von sowie Entkommen aus Clinch-Versuchen sei angeraten, denn viele Spieler, denen man online begegnet, setzen auf einen Thai-Clinch mit nachfolgendem Versuch, mit dem Knie zum Kopf den Gegner auszuknocken oder wenigstens auf den Boden zu bringen. Das bedeutet aber nicht, dass der Clinch zu mächtig ist: Auch in der echten MMA-Welt gibt es zahlreiche Kämpfer, die hauptsächlich über das Ausnutzen ihrer Stärken zu Siegen kommen, ohne wirkliche Allrounder zu sein. Weiß man, wie man dieser Methodik begegnen kann, zeigt sich zum einen, ob der Kontrahent nur ein „One-Trick-Pony“ ist. Und zum anderen, dass das Kampfsystem von UFC auch online zu seiner gesamten Stärke aufläuft, wenn sich zwei ebenbürtige Kämpfer gegenüberstehen, die alle Techniken auszunutzen wissen, die Mixed Martial Arts im Allgemeinen und UFC 2 im Besonderen zu bieten haben.

Fazit

EA Sports hat seine Hausaufgaben gemacht: UFC 2 ist seinem Vorgänger in nahezu jeder Hinsicht überlegen. Die Kulisse hat mit über 250 lebensecht wirkenden Kämpfern, einer bis zum letzten Platz gefüllten Halle sowie verbesserten und damit glaubwürdigeren Physik-Auswirkungen der Schläge und Tritte einen Schritt nach vorne gemacht. Allerdings gibt es auch immer noch Aussetzer, die wie im Falle der Niederschläge nach Thai-Clinch reproduzierbar sind und einfach nur merkwürdig aussehen. Die bewährte Kampfmechanik wurde verfeinert und sorgt für ein abwechslungsreiches sowie dynamisches Kampferlebnis, das sämtliche MMA-Mechanismen vom Boxen bis zum Bodenkampf samt Auswirkung von Erschöpfung teilweise hervorragend einfängt. Allerdings muss man sich in die komplexe Steuerung einarbeiten, was angesichts eines fehlenden Tutorials Einsteigern noch schwerer gemacht wird. Bei den Modi gibt EA ebenfalls Vollgas. Die Karriere könnte zwar spektakulärer inszeniert sein, ist unter dem Strich aber solide. Mit dem Event-Modus kann man nicht nur aktuelle Veranstaltungen nachspielen, sondern auch seiner Fantasie als Matchmaker freien Lauf lassen. Die Integration von Ultimate Team ist gelungen, könnte bei der Punktausschüttung für Offline-Spieler aber großzügiger sein. Hier schrammt man immer wieder eng an der Nervgrenze mit der versteckten Aufforderung zum Echtgeld-Einsatz vorbei, während Kämpfer mit Online-Fokus einen fairen Wechselkurs vorfinden und Arcade-Spieler mit dem kurzweiligen Knockout-Modus auf ihre Kosten kommen. Bei der Online-Performance gibt es ebenfalls wenig Grund zur Klage. Nur ein geringer Prozentsatz der Kämpfe während der Testphase wurde von Lags oder Slowdowns gestört, die sich im Zweifelsfall aber durchaus entscheidend auf den Kampfausgang auswirken können. Trotz der kleinen Mankos, die in der Summe den Gold-Award kosten, kann UFC 2 aber allen MMA-Fans ans Herz gelegt werden – ebenso allen, die auf der Suche nach einem etwas anderen Kampfspiel sind oder in das Phänomen Mixed Martial Arts reinschnuppern wollen. Denn bei der Kampfmechanik und Dynamik, also da, wo es wirklich wichtig ist, gibt man sich kaum eine Blöße und bietet MMA pur.

(Anm.d.Red.: Wir werden die Online-Performance in den nächsten Tagen unter Volllast beobachten und behalten uns vor, die Wertung ggf. anzupassen.)

Pro

über 250 Kämpfer in 10 Gewichtsklassen
hoher Wiedererkennungswert
ordentlicher Karrieremodus...
vielfältige überzeugende Animationen
komplexe, aber eingängige Steuerung
größtenteils überzeugendes Trefferverhalten
alle MMA-Aspekte (Stand-Up, Clinch, Bodenkampf) werden gut abgedeckt
motivierender Ultimate-Team-Modus
umfangreicher Editor
spannender Knockout-Modus mit Arcade-Mechanik und ohne Bodenkampf
Dynamik von MMA-Kämpfen wird gut eingefangen
eigene Events erstellbar
gute Einbindung von echten Events (Tipps samt Ranglisten und Nachspielen)
größtenteils sauberer Netzcode
Sprachausgabe innerhalb des Spiels einstellbar
breit gestreute Auswahl an Einlaufmusiken für selbst erstellte Kämpfer
saubere Präsentation

Kontra

keine eigenen Musiken verwendbar
nur geringe Ausschüttung von Ultimate Team Coins im Offline-Modus
... der aber ohne Höhepunkte bleibt und atmosphärisch dichter sein könnte
gelegentlich unsaubere Physik (vor allem bei Tritten gegen Beine)
deutscher Kommentar mit Aussprachefehlern und uneinheitlicher Qualität
manchmal zweifelhafte Ringrichterentscheidungen
die seltenen Lags können in Online-Partien spielentscheidende Wirkung haben

Wertung

PlayStation4

Dynamik und Vielschichtigkeit der MMA-Kämpfe werden gut abgebildet. In jeder Hinsicht besser als der Vorgänger verhindern Kleinigkeiten u.a. in der Karriere die letzte Weihe.

XboxOne

Das Spektakel MMA wird hinsichtlich Dynamik und Spannung gut eingefangen. In jeder Hinsicht besser als der Vorgänger sorgen Kleinigkeiten u.a. in der Karriere dafür, dass die Goldhürde nicht genommen werden kann.

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