PlayStation Now04.07.2018, Michael Krosta
PlayStation Now

Im Test: Ein Vorgeschmack auf die Zukunft

Als Sony im Jahr 2012 den Streaming-Dienst Gaikai von David Perry übernahm, konnte man schon erahnen, wohin die Reise gehen soll. Anfang 2014 präsentierte man mit PlayStation Now dann erstmals die Vision, Spielinhalte direkt auf verschiedene Geräte von der Konsole über die mobile Vita bis zum heimischen Fernseher zu streamen. In Deutschland steht der Service nach einer längeren Beta-Phase und dem hinkenden Breitband-Ausbau erst seit knapp einem Jahr zur Verfügung. Wir haben PlayStation Now ausprobiert und schildern unsere Eindrücke von Sonys ersten Gehversuchen in Richtung Streaming-Zukunft...

Genügsame Anforderungen

Gerade einmal eine Bandbreite von fünf Megabit pro Sekunde sind laut Sonys Mindestangaben nötig, um PlayStation Now zu verwenden. Das entspricht ungefähr einem DSL6000-Internetanschluss, bei dem etwa 625 Kilobyte pro Sekunde durch die Leitungen übertragen werden können. Im Vergleich zu Film-Streamingdiensten wie Amazon Prime, die für die Auslieferung von HD-Material 3,5 Mbit erfordern und sich mit Abstrichen bei der Qualität sogar mit 0,5 (Netflix) oder gar 0,9 (Amazon) Mbit begnügen, mögen die Ansprüche recht hoch erscheinen. Betrachtet man dagegen Mindestvoraussetzungen bei ähnlichen Diensten wie Geforce Now (aktuell: 10 Mbit), präsentiert sich das Sony-Pendant als ziemlich genügsam und entspricht dem, was Netflix für das Streamen seiner HD-Inhalte verlangt. Die Idee dahinter ist klar: Möglichst viele Leute sollen technisch die Möglichkeit bekommen, das Streaming-Angebot zu nutzen – also auch dort, wo der Breitband-Ausbau vielleicht noch nicht so weit fortgeschritten ist. Für die beste Erfahrung empfiehlt Sony allerdings eine Bandbreite von 12 Mbit oder höher. Leider hatten wir keine Möglichkeit, PlayStation Now unter minimalen Bedingungen zu testen – sowohl im Büro als auch zu Hause sind wir mit schnellen Zugänge mit 100 Mbit oder mehr ausgestattet. Die „schlechtesten“ Bedingungen haben wir bei einem

Die technischen Anforderungen für die Nutung von PlayStation Now sind relativ niedrig.
Abstecher in die Heimat mit 50 Mbit vorgefunden: Hier war die Erfahrung recht ähnlich wie bei der Verwendung mit schnelleren Internetanschlüssen, wobei auch die Qualität unterschiedlicher Provider und die Entfernungen zum nächstgelegen Rechenzentrum (Stichwort: Ping) ihren Teil zur Erfahrung beitragen dürften.

Viele Kompromisse bei Grafik und Sound

Viel darf man bei solch genügsamen Ansprüchen freilich nicht erwarten. Und tatsächlich muss man selbst mit schnellen Internet-Anschlüssen derzeit noch viele Abstriche in Kauf nehmen, wenn man die audiovisuelle Qualität der Streams mit dem Spielerlebnis direkt von der eigenen Konsole vergleicht, die idealerweise an einem guten 4K-Fernseher inklusive HDR-Darstellung und einer ordentlichen Surround-Anlage angeschlossen ist.

Vor allem bei der Darstellung muss man erstmal schlucken: Statt eines gestochen scharfen 4K- oder 1080p-Bildes muss man sich beim Stream mit einer nativen Auflösung von 720p begnügen, die anschließend hochskaliert wird. Bei PS3-Titeln ist das zu verschmerzen, da viele von ihnen schon damals nicht über eine native Auflösung von 1280 x 720 Pixeln hinauskamen. Doch bei Spielen aus der PS4-Bibliothek werden die Rückschritte im Vergleich deutlicher. Generell ist es logisch, dass bei dn erforderlichen Kompromissen und der nötigen Komprimierung der Daten viele Details verloren gehen. Zudem wirken die Farben mitunter erschreckend verwaschen und das Bild wird von Artefakten durchzogen, die vor allem in dunklen Szenen negativ ins Auge stechen. Manchmal hat man das Gefühl, als würde man eine alte DVD an einem modernen 4K-TV mit durchschnittlicher Skalierung betrachten. Hinzu kommt, dass auch die Bildrate limitiert wird: Mehr als eine Darstellung von 30 Bildern pro Sekunde ist über den Stream derzeit nicht drin! Zwar sind aktuell nur eine überschaubare Anzahl an Titeln im Angebot betroffen, die ursprünglich mit 60fps aufwarten konnten. Aber gerade bei diesen Vertretern wie Dirt Rally oder

Nicht nur bei der Bild-, sondern auch der Tonqualität müssen Abstriche in Kauf genommen werden.
Assetto Corsa spürt man die Einbußen hinsichtlich der Darstellung in Kombination mit der nicht mehr ganz so reaktionsfreudigen Steuerung recht deutlich, wenn man es mit der Original-Erfahrung vergleicht.

Die Soundqualität muss ebenfalls Federn lassen: Während man an der PS4 mit einer entsprechenden Ausstattung und Software-Unterstützung glasklare Klänge mit Dolby Digital oder DTS in einer Konfiguration von 5.1 oder 7.1 genießen kann, muss man sich beim Streaming mit einer Stereo-Ausgabe begnügen. Manche Spiele wie die Uncharted-Reihe bieten dank detaillierter Ton-Einstellungen allerdings die Wahl, das Format Dolby Pro Logic II zu aktivieren, mit dem sich auch aus zwei Kanälen ein halbwegs überzeugender Raumklang verwirklichen lässt – immerhin. In meinem AV-Setup musste ich dafür in den Audio-Einstellungen der Konsole die Tonausgabe auf lineare PCM einstellen, denn ansonsten bleibt es auch an einer 5.1-Anlage bei Stereo und die restlichen Boxen bleiben stumm. Generell muss man sich jedoch nicht nur beim Bild, sondern auch beim Sound mit Einschnitten abfinden. Die Tonausgabe wirkt stellenweise verrauscht und längst nicht mehr so klar wie gewohnt. Nach CD-Qualität mit einer Sample Rate von 44,1 kHz und 16-Bit klingt das jedenfalls nicht. Stattdessen hat man das Gefühl, dass die Tonausgabe über eine Soundblaster Pro mit gerade mal 22 kHz erfolgt.       

Ordentliche Performance – mit Abstrichen

Die mitunter schmerzhaften Kompromisse scheinen aber für eine gute Performance unabdingbar zu sein. Im Gegensatz zum Film-Streaming darf man nicht vergessen, dass beim Spiele-Streaming auch die Eingaben des Spielers an den Server geschickt und die entsprechenden Reaktionen möglichst schnell auf den Bildschirm zurückgeschickt sowie abgebildet werden müssen. Sony hat den so genannten Input-Lag, also die technisch unvermeidbare Verzögerung zwischen Eingabe und Reaktion, erstaunlich gut im Griff. Zwar spürt man im direkten Vergleich auch hier Unterschiede zwischen der Auslieferung als Stream und dem direkten Spiel an der Konsole, doch bewegt sich die Verzögerung selbst bei schnellen Spielen wie Shootern, Prügelspielen oder Rennsimulationen in einem Bereich, den man noch akzeptieren kann.

Auch in dieser Hinsicht darf man selbstverständlich nicht vergessen, dass neben dem Streaming möglicherweise auch Faktoren wie AV-Receiver und Fernseher ihren Teil zur Eingabe-Verzögerung beitragen. Manchmal kommen Spiele auch schon von Haus aus mit einer leichten Eingabeverzögerung daher, die man sogar schon beim normalen Spielen bemerkt hat. Wer in seinem aktuellen Setup bereits das Gefühl hat, sich diesbezüglich am Limit zu bewegen, könnte im Zusammenspiel mit PlayStation Now unter Umständen den Eindruck gewinnen, dass im Hinblick auf den Input-Lag die Grenze des Zumutbaren überschritten wird. Unsere eigenen Erfahrungen sind allerdings eher positiv: Selbst Hüpf- und Fluchtsequenzen, bei denen es auf gutes Timing ankommt, ließen sich im Stream meistern, erforderten jedoch eine gewisse Eingewöhnung. Bei schnellen Rennspielen wie F1 2016 wirkte die Steuerung dagegen tatsächlich einen Tick zu träge. Noch problematischer könnte es

Nicht genügend Bandbreite vorhanden? In diesem Fall wird der Stream gar nicht erst gestartet oder mittendrin unterbrochen.
allerdings in Online-Duellen werden – vor allem dann, wenn man als Streaming-Spieler mit Gegnern konfrontiert wird, die das Spiel direkt auf der Konsole zocken. Hier dürfte man gerade bei Fighting Games und Shootern einen Nachteil haben, wenn Millisekunden über Treffer und erfolgreiche Deckung entscheiden.       

Hin und wieder bemerkt man in manchen Titeln auch kleine Ruckler, die man beim Spielen auf der Original-Hardware so nicht erlebt hat und die dafür sprechen, dass sich eine schwankende Verbindungsqualität unmittelbar negativ auf die Darstellung auswirkt. Selbst bei unserer schnellen Leitung im Büro verweigerte PlayStation Now einmal sogar den Start eines Spiels, weil die Bandbreite angeblich nicht ausreichte, doch macht man ähnliche Erfahrungen bei Videostreams, wie z.B. das Anschauen über den TV Stick von Amazon, wo man ebenfalls und vor allem bei populären Titeln mit einer ähnlichen Fehlermeldung abgespeist werden kann. Zwar haben wir es selbst nicht erlebt, doch weist Sony bereits vorsorglich auf eine Warnanzeige hin, falls die erforderliche Bandbreite langsam knapp wird – was durchaus selbst bei flotteren Anschlüssen passieren kann, wenn man nebenher noch einen großen Download zieht oder an anderen Geräten parallel Film-Streams über die gleiche Leitung angeschaut werden.

Keine Vorteile für schnelle Anschlüsse?

Auf dem PC kann man sich optional von der Grafikkarte unter die Arme greifen lassen, um die Qualität zu verbessern.
Während man bei Film-Streamingdiensten wie Netflix oder Amazon Prime die Qualität mit schnelleren Internet-Anschlüssen steigern kann, scheint es bei PlayStation Now leider keinerlei Optionen für optionale Verbesserungen hinsichtlich Bild oder Ton zu geben. Theoretisch scheint es allerdings denkbar, dass in Zukunft mit einer entsprechend hohen Bandbreite auch schärfere Bilder und ein höherwertiger Ton ausgeliefert werden könnte. Aktuell scheint es allerdings keinen allzu großen Unterschied zu machen, ob man über einen eher langsamen oder sehr schnellen Internetzugang verfügt. Hier ist nVidia mit seinem Geforce Now im direkten Vergleich weiter: Dort wird nicht nur die Auflösung, sondern auch die Bildrate entsprechend der verfügbaren Bandbreite angepasst. Dennoch bleibt festzuhalten: Trotz der genügsamen Ansprüche läuft PlayStation Now überraschend rund und vor allem die Eingabe-Verzögerung und damit einer der kritischsten Faktoren beim Spiele-Streaming bewegt sich auf einem akzeptablen Niveau.

Riesige Bibliothek, viel Ausschussware

Die größte Stärke dürfte allerdings die Spieleauswahl darstellen: Nach Angaben von Sony umfasst die Bibliothek mittlerweile mehr als 500 Titel. Damit dürfte PlayStation Now im Vergleich zu anderen Streaming-Anbieter nicht nur über eines der größten, sondern dank exklusiver Perlen wie The Last of Us oder Until Dawn sowie Spielen aus populären Reihen wie Uncharted oder God of War auch eines der attraktivsten Angebote im Streaming-Bereich bieten.

Aktuell liegt der Fokus ganz klar auf Spielen aus der PS3-Ära, wodurch auch die fehlende Abwärtskompatibilität der PS4 ein Stück weit aufgefangen wird. Die Auswahl ist breit gefächert und beinhaltet zahlreiche Highlights aus verschiedenen Genres, darunter Fallout 3 & 4, die BioShock-Trilogie, Xcom: Enemy Within, sämtliche Killzone-Spiele, Disgaea 3 & 4 sowie Ausflüge nach Monkey Island, diverse Lego-Spiele oder Telltale-Abenteuer von The Wolf Among Us bis Tales from the Borderlands. Allerdings finden sich auch viele Beispiele für gescheiterte Ausschussware wie Brink, Battleborn oder Evolve. Im Gegensatz zu Microsofts Angebote im Game Pass darf man hier keine aktuellen Titel erwarten. Stattdessen werden überwiegend „olle Kamellen“ serviert, die aber immer noch interessant genug für diejenigen sein könnten, die selbst nie eine PS3 ihr Eigen genannt haben. Neben ein paar wenigen PS2-Klassikern wie Primal oder Rogue Galaxy wird das Angebot auch mit PS4-Software erweitert. Dazu zählen z.B. God of War 3: Remastered, Beyond: Two Souls oder F1 2016. Allerdings stellt sich oft die Frage, warum bei vielen Titeln nicht die bessere PS4-Fassung als Basis für den Stream genutzt wird, sondern stattdessen die PS3-Versionen von Spielen wie Injustice: Gods Among Us, Dishonored oder der Uncharted-Trilogie herangezogen werden. Allerdings hat man bereits damit begonnen, die betagten Vorlagen der letzten Generation durch aufgepeppte PS4-Remaster

Die große und attraktive Spiele-Bibliothek zählt ohne Zweifel zu den Stärken von PlayStation Now, auch wenn sich die Auswahl vornehmlich auf ältere Titel beschränkt.
zu ersetzen, doch dürfen gerne noch deutlich mehr dieser Kandidaten ausgetauscht werden. Schön: Hat man die Titel bereits vorher gespielt und Spielstände in die Cloud hochgeladen, lassen sie sich auch mit den Stream-Versionen weiterverwenden. Umgekehrt gilt dies allerdings nicht.

Genau wie bei Anbietern von Film-Streamings gilt auch hier, dass der Anbieter – in diesem Fall also Sony - das Programm bestimmt. Es kann also sein, dass man von heute auf morgen beschließt, bestimmte Titel wieder aus der Bibliothek zu entfernen. Das wäre besonders dann ärgerlich, wenn man gerade mitten in einem XXL-Abenteuer steckt und plötzlich nicht mehr weiterspielen darf. Insbesondere dürften Spiele von Drittherstellern wie Warner, Bethesda, Capcom, Sega & Co von einem solchen Risiko betroffen sein. Interessant übrigens, dass sich in der Auswahl nach dem Durchsehen kein einziges Spiel von Electronic Arts befindet – sicher auch deshalb, weil der Publisher mittlerweile an einem eigenen Streaming-Service feilt. Aber es könnte bereits ein Vorgeschmack darauf sein, dass im Streaming-Zeitalter viele Spiele nur auf bestimmten Plattformen zur Verfügung stehen werden und Exklusivität auch abseits der großen Namen Sony, Microsoft und Nintendo an Bedeutung gewinnen dürfte. Darüber hinaus ist man immer davon abhängig, was einem der Anbieter serviert: Im Fall von Uncharted: Drakes Schicksal hat man sich bei Sony z.B. dazu entschlossen, nur die internationale Fassung mit englischer Sprachausgabe und ohne deutsche Untertitel in der Stream-Variante zur Verfügung zu stellen.  

Zahlreiche Einschränkungen

Hinzu kommen zahlreiche Begleiterscheinungen, die den Spaß mit PlayStation Now unter bestimmten Umständen einschränken. Das geht schon damit los, dass Streamer in die Röhre schauen, denn dem gleichzeitigen Streamen der Spiele und

Die Kompatibilität zu anderen Controllern oder spezieller Peripherie wie Lenkrädern oder Move lässt zu wünschen übrig.
Übertragungen via Twitch & Co wird ein Riegel vorgeschoben – und das vermutlich aus gutem Grund. Warum man aber selbst das Erstellen von Screenshots unterbindet, bleibt ein Rätsel.

Viel ärgerlicher ist jedoch die mangelnde Unterstützung für Peripherie abseits des DualShock-Controllers, wenn man bestimmte Titel via Stream spielen möchte. Resident Evil: The Umbrella Chronicles ist z.B. in erster Linie für die Move-Steuerung konzipiert und spielt sich so deutlich besser als mit dem Standard-Controller. Allerdings wird selbst Sonys eigener Bewegungs-Controller bei der Nutzung von PlayStation Now nicht erkannt und verweigert den Dienst. Genauso sieht es aus, wenn man ein Lenkrad anschließt: Spiele wie Assetto Corsa oder Dirt Rally reagieren ebenfalls nur auf Eingaben des DualShocks. Und konnte man die erste Neuauflage von Shadow of the Colossus damals auf der PS3 noch alternativ mit einer 3D-Brille erleben, gibt es hier nur die Standardvariante – kein Wunder, betrachtet man allein schon die Beschränkungen hinsichtlich der Bildrate und vielleicht noch die Tatsache, dass 3D heute niemanden mehr juckt. Trotzdem bleibt es dabei: Im Vergleich zur Vorlage bekommt man im Stream nur eine in jeder Hinsicht abgespeckte Fassung!

PlayStation-Spiele auf dem PC zocken

Neben der PlayStation 4 kann man PlayStation Now auch am PC verwenden. Wer also schon immer davon geträumt hat, Red Dead Redemption am heimischen Rechner zu erleben, kann sich diesen Traum mit dem Streaming-Service endlich erfüllen. Zuvor muss man sich jedoch eine Client-App installieren und über ein kostenloses Sony-Konto bzw. PSN-Konto verfügen – das kostenpflichtige Plus-Abo ist für die Nutzung von PlayStation Now nicht zwingend erforderlich, zumal auch die Online-Modi der Streaming-Titel im Preis mit inbegriffen sein sollen. Sinnvoll ist die Verwendung eines DualShock4-Controllers: Zwar funktionieren vor allem mit PS3-Spielen auch andere Controller, darunter z.B. auch Microsofts 360-Pad, doch für PS4-Titel ist das Standard-Eingabegerät der PS4 Pflicht, weil andere Controller bei diesen Anwendungen schlichtweg ignoriert werden.

Das kann übrigens selbst dann passieren, wenn man einen DualShock 4 angeschlossen hat. In diesem Fall muss man das Kabel einfach kurz entfernen und wieder neu am USB-Port des PC einstecken – nervig! Darüber hinaus muss man bei der Nutzung am PC auf einige Komfortfunktionen verzichten, die beim Streamen über die PS4 zur Verfügung stehen. Dazu gehört z.B. eine Suchfunktion, während man in der PC-App immer das komplette Angebot und die alphabetische Sortierung durchscrollen muss. Immerhin ist es möglich, auf beiden Systemen eine eigene Liste mit Favoriten anzulegen. Doch selbst hier muss man auf dem PC erst bis zu dem entsprechenden Reiter scrollen anstatt mit nur einem Klick auf sie zugreifen zu können, wie es auf der PS4 der Fall ist. Dort kann man das Angebot sogar noch hinsichtlich der USK-Freigabe und Genres

Auf der PS4 bietet PlayStation Now im Vergleich zur PC-App eine deutlich komfortablere Benutzeroberfläche sowie nützliche Such- und Sortierungsfilter.
sortieren. Sony erweckt den Eindruck, als habe man die Navigation auf dem PC bewusst unnötig kompliziert und weniger komfortabel gestaltet als auf der Konsole, deren Benutzeroberfläche man auch einfach für die PC-App hätte übernehmen können.     

Enttäuschend zudem, dass Sony die Auswahl an Geräten deutlich reduziert hat, auf denen PlayStation Now funktioniert. Ursprünglich konnte man den Service auch noch auf der PS3, dem mobilen Handheld Vita und sogar im Zusammenspiel mit einigen Fernsehern von Samsung sowie Sonys Bravia-Reihe nutzen. Jetzt beschränkt man sich jedoch nur noch auf PS4 und den PC – warum auch immer. Wieso bietet man z.B. keine App an, um die Inhalte z.B. auch auf Android-Tablets zu streamen? Hier stellt sich die Frage, weshalb Sony den Service nicht auf so vielen Geräten wie möglich anbieten will. Denn genau das wird oft als der große Vorteil von Streaming propagiert: Man kann jederzeit, an jedem Ort und auf jedem Gerät auf die Spielinhalte zugreifen, sofern eine Internetverbindung besteht. Im Fall von PlayStation Now leider nicht. Immerhin halten sich die Hardware-Anforderungen beim PC in Grenzen: Zwar kann eine leistungsfähige GPU die App auf Wunsch durch hardwarebeschleunigtes Rendering unterstützen, doch da in erster Linie Sonys Server die Berechnungen übernehmen, begnügt man sich mit niedrigen Ansprüchen, was die Leistung des Systems angeht. Sprich: Ist der PC in der Lage, Videos zu streamen, sollte er PlayStation Now zu stemmen. Als Mindestvoraussetzung gibt Sony auf der offiziellen Webseite einen i3-Prozessor mit einer Taktfrequenz von 2 Gigaherz, 2 Gigabyte RAM und Platz für 300 Megabyte auf der Festplatte an. Empfohlen wird ein 3,5 GHz Intel Core i3 oder 3,8 GHz AMD A10 oder schneller.  

Alternative Downloads geplant?

Laut Gerüchten scheint man bei Sony darüber nachzudenken, das Angebot von PlayStation Now um Download-Möglichkeiten zu erweitern. Genau wie bei Microsofts Game Pass würde es eine solche Funktion erlauben, die mitunter großen Daten der Spiele auf der Festplatte zu speichern und die Titel folglich ohne die Qualitätseinschränkungen zu erleben, die das Streaming mit sich bringt. Beim Durchstöbern der PC-App stießen wir bereits auf erste Hinweise für solche Pläne: Das Spiel Uncharted 2: Among Thieves wird unter den Vorschlägen „Exklusiv bei PlayStation“ zwei Mal gelistet – einmal als Stream und einmal als

Erwischt: Es gibt neben Gerüchten auch schon innerhalb der PC-App erste Hinweise darauf, dass Sony in Zukunft neben dem Stream auch Downloads als Alternative anbieten möchte.
Download in einer Größe von 19,5GB, der jedoch nicht aktiviert werden konnte. Da ist übrigens exakt die gleiche Größe, die im PSN für den Kauf der digitalen PS3-Version veranschlagt wird.

Da bisher weder die PS4 noch der PC über eine Kompatibilität zur PS3 verfügen, stellt sich allerdings die Frage, was die PS3-Daten von einem Spiel wie Uncharted 2 theoretisch auf der Festplatte einer PS4 oder eines PCs bringen sollen. Denkbar und machbar erscheint dagegen die Vorstellung, dass man PS4-Titel aus der Streaming-Bibliothek alternativ auf der Konsole herunterladen und dort  nutzen kann. Die Zukunft wird es zeigen...    

Eine Frage des Preises

Die Download-Option dürfte vor allem dazu beitragen, PlayStation Now für potenzielle Abonnenten attraktiver zu machen. Denn bisher scheint sich das Interesse am Streaming-Angebot noch in Grenzen zu halten: Zwar gibt es seitens Sony auch nach unserer Anfrage immer noch keine offiziellen Angaben zu Nutzerzahlen, aber die kürzliche Preissenkung von vormals 16,99 Euro auf aktuell 14,99 Euro liefert einen guten Hinweis darauf, dass es bisher eher schlecht als recht läuft. Und selbst nach der Preisreduzierung landet man immer noch bei Kosten von etwa 180 Euro pro Jahr. Das mag angesichts der üppigen Bibliothek halbwegs günstig erscheinen. Doch schaut man sich die Preise für gebrauchte PS3-Konsolen und Software an, relativiert sich dies gerade auch im Hinblick auf die Qualitätseinbußen schnell: Schon zur Hälfte des Jahresbeitrags findet man auf eBay und anderen Verkaufsplattformen gebrauchte Geräte mit (guten) Spielen. Blickt man in die USA fühlt man sich als Europäer außerdem über den Tisch gezogen: Dort wird zwischendurch und auch aktuell wieder ein Jahres-Abo für PlayStation Now zum Preis von 99 Dollar angeboten. Selbst mit dem obligatorischen Aufschlag durch Steuern zockt es sich in den USA via Streaming

Mit einem Jahresabo streamt es sich in den USA vergleichsweise günstig. In Deutschland gibt es ein solches Angebot nicht.
also immer noch deutlich günstiger als bei uns, wo es ein solches Angebot schlichtweg nicht gibt.

Sony gestattet es immerhin, den Streaming-Service eine Woche lang kostenlos zu testen, wobei man für die Verwendung der PC-App trotzdem zwingend seine Kreditkartendaten hinterlegen muss - ein Umstand, der manchen Leuten die Lust auf die Probephase verderben dürfte. Sollte man sich trotzdem für den Testlauf entscheiden, ist dennoch Vorsicht angebracht: Wie in vielen anderen Abofallen hat auch Sony in den Konto-Einstellungen eine automatische Verlängerung für die Nutzung von PlayStation Now aktiviert, die nach den sieben Tagen das Kreditkarten-Konto umgehend mit dem nächsten Monatsbeitrag belastet. Das ist nicht unbedingt die feine Art, zeigt aber auch den verzweifelten Versuch der Japaner, die Nutzer über die Testphase hinaus an das Streaming-Angebot zu binden.

Fazit

Auch wenn mich PlayStation Now positiv überrascht hat, wird dennoch deutlich, dass Game-Streaming immer noch in den Kinderschuhen steckt – vielleicht sogar noch mehr als VR. Sony schafft es zwar, dass viele Titel aus der riesigen Bibliothek trotz der unvermeidlichen Eingabe-Verzögerung prinzipiell gut funktionieren, aber die dafür nötigen Kompromisse bei Grafik und Sound sind mir aktuell viel zu groß. Ich habe schon immer viel Wert auf eine saubere Technik gelegt. Auch heute wünsche ich mir von Spielen im Idealfall ein knackscharfes Bild, hohe Bildraten und eine kristallklare Audio-Ausgabe in einer multidirektionalen Abmischung. Das kann mir PlayStation Now derzeit alles nicht bieten. Qualitativ ist Sonys Game-Streaming auf jeden Fall ein Rückschritt! Neben technischen Aspekten wird dabei auch der Spielkomfort in Mitleidenschaft gezogen, wenn etwa die Steuerung nicht mehr ganz so reaktionsfreudig ausfällt wie man es vielleicht kennt und erwartet. Ich bin aber auch jemand, der heute immer noch jederzeit die Blu-ray den Streams von Netflix & Co vorziehen würde und lieber zur CD greift anstatt sich den Hörgenuss eines Albums über die Anlage mit mageren 128 kbit/s MP3s zu verderben. Wer keinen großen Wert auf Top-Qualität legt, niemals eine PS3 besessen hat und sich auch mit der mehr oder weniger ausgeprägten Eingabe-Verzögerung arrangieren kann, findet dank der großen Titel-Auswahl aber ein durchaus ansprechendes, aber nicht unbedingt günstiges Angebot. Interessanter könnte es werden, wenn Sony in Zukunft neben Streams tatsächlich auch die Download-Versionen der Titel anbieten und den Service auch mit aktuelleren Spielen sowie einer Unterstützung von mehr Geräten aufwerten würde. Mir hat die Testwoche jedenfalls gereicht und ich sehe derzeit keinen Grund, warum ich wieder zum Game Streaming zurückkehren sollte.

Einschätzung: befriedigend

Wertung

PC

Auf dem PC leidet PlayStation Now zusätzlich an der lieblos aufgemachten App.

PlayStation4

Wer mit Qualitätseinbußen bei Bild und Ton genauso gut leben kann wie mit einer gewissen Eingabeverzögerung bei der Steuerung, findet bei PlayStation Now einen ordentlichen, aber immer noch recht teuren Streaming-Service.

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