Riesige Bibliothek, viel Ausschussware
Die größte Stärke dürfte allerdings die Spieleauswahl darstellen: Nach Angaben von Sony umfasst die Bibliothek mittlerweile mehr als 500 Titel. Damit dürfte PlayStation Now im Vergleich zu anderen Streaming-Anbieter nicht nur über eines der größten, sondern dank exklusiver Perlen wie The Last of Us oder Until Dawn sowie Spielen aus populären Reihen wie Uncharted oder God of War auch eines der attraktivsten Angebote im Streaming-Bereich bieten.
Aktuell liegt der Fokus ganz klar auf Spielen aus der PS3-Ära, wodurch auch die fehlende Abwärtskompatibilität der PS4 ein Stück weit aufgefangen wird. Die Auswahl ist breit gefächert und beinhaltet zahlreiche Highlights aus verschiedenen Genres, darunter Fallout 3 & 4, die BioShock-Trilogie, Xcom: Enemy Within, sämtliche Killzone-Spiele, Disgaea 3 & 4 sowie Ausflüge nach Monkey Island, diverse Lego-Spiele oder Telltale-Abenteuer von The Wolf Among Us bis Tales from the Borderlands. Allerdings finden sich auch viele Beispiele für gescheiterte Ausschussware wie Brink, Battleborn oder Evolve. Im Gegensatz zu Microsofts Angebote im Game Pass darf man hier keine aktuellen Titel erwarten. Stattdessen werden überwiegend „olle Kamellen“ serviert, die aber immer noch interessant genug für diejenigen sein könnten, die selbst nie eine PS3 ihr Eigen genannt haben. Neben ein paar wenigen PS2-Klassikern wie Primal oder Rogue Galaxy wird das Angebot auch mit PS4-Software erweitert. Dazu zählen z.B. God of War 3: Remastered, Beyond: Two Souls oder F1 2016. Allerdings stellt sich oft die Frage, warum bei vielen Titeln nicht die bessere PS4-Fassung als Basis für den Stream genutzt wird, sondern stattdessen die PS3-Versionen von Spielen wie Injustice: Gods Among Us, Dishonored oder der Uncharted-Trilogie herangezogen werden. Allerdings hat man bereits damit begonnen, die betagten Vorlagen der letzten Generation durch aufgepeppte PS4-Remaster
Die große und attraktive Spiele-Bibliothek zählt ohne Zweifel zu den Stärken von PlayStation Now, auch wenn sich die Auswahl vornehmlich auf ältere Titel beschränkt.
zu ersetzen, doch dürfen gerne noch deutlich mehr dieser Kandidaten ausgetauscht werden. Schön: Hat man die Titel bereits vorher gespielt und Spielstände in die Cloud hochgeladen, lassen sie sich auch mit den Stream-Versionen weiterverwenden. Umgekehrt gilt dies allerdings nicht.
Genau wie bei Anbietern von Film-Streamings gilt auch hier, dass der Anbieter – in diesem Fall also Sony - das Programm bestimmt. Es kann also sein, dass man von heute auf morgen beschließt, bestimmte Titel wieder aus der Bibliothek zu entfernen. Das wäre besonders dann ärgerlich, wenn man gerade mitten in einem XXL-Abenteuer steckt und plötzlich nicht mehr weiterspielen darf. Insbesondere dürften Spiele von Drittherstellern wie Warner, Bethesda, Capcom, Sega & Co von einem solchen Risiko betroffen sein. Interessant übrigens, dass sich in der Auswahl nach dem Durchsehen kein einziges Spiel von Electronic Arts befindet – sicher auch deshalb, weil der Publisher mittlerweile an einem eigenen Streaming-Service feilt. Aber es könnte bereits ein Vorgeschmack darauf sein, dass im Streaming-Zeitalter viele Spiele nur auf bestimmten Plattformen zur Verfügung stehen werden und Exklusivität auch abseits der großen Namen Sony, Microsoft und Nintendo an Bedeutung gewinnen dürfte. Darüber hinaus ist man immer davon abhängig, was einem der Anbieter serviert: Im Fall von Uncharted: Drakes Schicksal hat man sich bei Sony z.B. dazu entschlossen, nur die internationale Fassung mit englischer Sprachausgabe und ohne deutsche Untertitel in der Stream-Variante zur Verfügung zu stellen.
Zahlreiche Einschränkungen
Hinzu kommen zahlreiche Begleiterscheinungen, die den Spaß mit PlayStation Now unter bestimmten Umständen einschränken. Das geht schon damit los, dass Streamer in die Röhre schauen, denn dem gleichzeitigen Streamen der Spiele und
Die Kompatibilität zu anderen Controllern oder spezieller Peripherie wie Lenkrädern oder Move lässt zu wünschen übrig.
Übertragungen via Twitch & Co wird ein Riegel vorgeschoben – und das vermutlich aus gutem Grund. Warum man aber selbst das Erstellen von Screenshots unterbindet, bleibt ein Rätsel.
Viel ärgerlicher ist jedoch die mangelnde Unterstützung für Peripherie abseits des DualShock-Controllers, wenn man bestimmte Titel via Stream spielen möchte. Resident Evil: The Umbrella Chronicles ist z.B. in erster Linie für die Move-Steuerung konzipiert und spielt sich so deutlich besser als mit dem Standard-Controller. Allerdings wird selbst Sonys eigener Bewegungs-Controller bei der Nutzung von PlayStation Now nicht erkannt und verweigert den Dienst. Genauso sieht es aus, wenn man ein Lenkrad anschließt: Spiele wie Assetto Corsa oder Dirt Rally reagieren ebenfalls nur auf Eingaben des DualShocks. Und konnte man die erste Neuauflage von Shadow of the Colossus damals auf der PS3 noch alternativ mit einer 3D-Brille erleben, gibt es hier nur die Standardvariante – kein Wunder, betrachtet man allein schon die Beschränkungen hinsichtlich der Bildrate und vielleicht noch die Tatsache, dass 3D heute niemanden mehr juckt. Trotzdem bleibt es dabei: Im Vergleich zur Vorlage bekommt man im Stream nur eine in jeder Hinsicht abgespeckte Fassung!