Nackt und allein
Nachdem man seine Figur in einem halbwegs brauchbaren Editor kreiert hat, der nicht nur Überlebenskämpfer beider Geschlechter erlaubt, sondern je nach Einstellung des Servers auch komplette Nacktheit unterstützt, findet man sich an einem Kreuz wieder. Den Elementen einer unbarmherzigen Wüste ausgesetzt, wird man kurz vor dem vermeintlichen sicheren Tod von Conan gerettet. Doch der Schutz des Cimmeriers währt nicht lange. Er macht sich wieder auf seinen einsamen Weg und man ist auf sich allein gestellt. Auf dem Weg ins Landesinnere stolpert man schon nach kurzer Zeit über einen Wasserbeutel, so dass man seine Figur über die Zufuhr des kühlen Nass ein wenig abkühlen kann. Doch zum Überleben gehört auch das Stillen von Hunger, die Beschaffung von Kleidung, ersten Werkzeugen, um effektiver Ressourcen wie Holz oder Steine abzubauen und schließlich das Bauen von Waffen, Behausungen, Werkstätten und vielem mehr.
Die Anfänge als Verbannter in der Welt von Conan sind bescheiden. Mit Steinwaffen und Stoffrüstung können selbst behäbige Krokodile zu einer echten Gefahr werden.
Auf den ersten Blick scheint Funcom sich mit Conan Exiles beim Konzept eng an Studio Wildcards Ark: Survival Evolved zu orientieren. Hier wie da kann man sowohl solo bzw. kooperativ antreten, wobei man den Schwierigkeitsgrad in vielerlei Hinsicht modifizieren kann. Die Ausschüttung an Erfahrungspunkten und damit der Aufstieg der Figur kann ebenso angepasst werden wie die Effektivität der Nahrungsaufnahme, der Schaden, den die Gegner anrichten und vieles mehr. Wer nicht nur gelegentlich gemeinsam mit seinem Kumpel den Überlebenskampf angehen will, kann sich auch mit größeren Mitspielergruppen auf den offiziellen oder eigenen Servern treffen – wahlweise nur im Kampf gegen die Umgebung, aber auch im Rahmen einer gnadenlosen Jeder-gegen-Jeden-Mentalität auf PvP-Servern. Während bei Letzterem die Sozialdynamik mit dem Recht des Stärkeren zwar eine interessante Erfahrung ist, habe ich mich für den Test allerdings auf PvE-Server und das Offline-Solo- bzw. kooperative Erlebnis konzentriert. Doch gleichgültig wie man startet, fällt bereits beim zweiten Blick auf, dass Conan Exiles deutlich einsteigerfreundlicher gestaltet wurde.
Motivationsschleife mit Grind-Ansatz
Die Handwerks-Rezepte sind vielfältig und ein Grundpfeiler der Motivation.
Man findet trotz eher schwacher Tutorial-Anweisungen schnell Nahrung und kommt auch mit dem anfangs noch übersichtlichen System zur Herstellung von Gegenständen klar. So hat man sich schnell eingekleidet, während das Inventar mit weitgehend nützlichem Zeug befüllt wird, nachdem man mit Äxten und Spitzhacken Bäume abholzt oder Felsen zertrümmert. Mit jedem abgeernteten Stück Holz, mit jedem Ast, jeder Pflanzenfaser sowie später mit dem Erlegen von Tieren, dem Entdecken neuer Gebiete oder dem Töten von Gegnern wächst das Erfahrungskonto, das schließlich zu einem Aufstieg der Figur führt. Daraufhin kann man nicht nur in sieben Bereichen wie Stärke, Genauigkeit, Belastung oder Überleben die als Belohnung ausgeschütteten Fähigkeitspunkte verteilen, wobei mit bestimmten Punktzahlen der einzelnen Bereiche passive Boni aktiviert werden. Zusätzlich darf man unabhängig von den Attributspunkten auch seine Talente, sprich: Handwerksfähigkeiten, ausbauen. So kann man zu einem potenten Waffenschmied werden, sich zu einem Steinmetz-Meister ausbilden, sein Können als Rüstungsschmied erweitern und vieles mehr. Doch irgendwann reichen die Rohstoffe, die man im Startgebiet finden kann, nicht mehr aus, um hochwertigere Waffen (z.B. aus Metall) herzustellen. Sprich: man wird sich immer weiter von seiner Basis entfernen müssen, um potente Rohstoffe zu finden und zu sammeln.
Um solch ein Domizil aufzubauen, ist relativ viel Zeit und viel Grind notwendig - auch wenn einen ggf. Vasallen bei der Herstellung des Baumaterials unterstützen.
Mit der daraus entstehenden besseren Ausrüstung kann man dann noch weiter ins Landesinnere vordringen, findet dort abermals besseres Material usw. Die daraus entstehende Motivationsspirale ist durchaus bemerkenswert. Zumal die Welt von Conan Exiles mit Wüste, Dschungelgebieten, zerklüfteten Berglandschaften, schneebedeckten Gipfeln und sogar einem Vulkan viel Abwechslung bietet. Allerdings gibt es auf allen Systemen immer wieder technische Probleme, wobei schon ein halbwegs potenter PC am besten mit der Unreal Engine 4 umzugehen versteht. Die Konsolen jedoch leiden unter reduzierter Auflösung, die trotzdem nicht vor sporadischen Rucklern oder Pop-ups der Levelgeometrie schützt. Zudem ist die Benutzerführung in den Inventar- sowie Herstellungsmenüs auf Konsolen nicht so intuitiv wie mit Maus und Tastatur. Und Conan Exiles ist nicht vor Grind gefeit. Der setzt sowohl solo als auch auf mit Gruppen anderer Spieler auf PvE-Servern spätestens in dem Moment ein, wenn man quasi von Stein- zu Eisenwerkzeugen wechselt. Nicht nur, dass die Eisenvorkommen im Vergleich zu den abbaubaren Felsen deutlich geringer ausfallen. Sie befinden sich zudem in Gebieten, dessen Anreise auch für Figuren jenseits der Stufe 20 und damit zig Stunden investierter Zeit bei Unachtsamkeit gefährlich werden kann. Zusätzlich kann es einem u.U. verleidet werden, da die verbesserten Werkzeuge oder Waffen auch fortgeschrittene Werkstätten erfordern, für die man ebenfalls z.B. erst einmal horrende Eisenerz sammeln und einschmelzen muss. Und wenn man bei einem „Ressourcen-Ausflug“ stirbt, muss man (je nach Einstellung) erst einmal zu seiner Leiche zurück und sein gesamtes Hab und Gut bergen.