Spawn: Armageddon20.03.2004, Mathias Oertel
Spawn: Armageddon

Im Test:

1995 schuf Todd McFarlane einen der charismatischsten und langlebigsten Helden der modernen Comic-Literatur: Spawn. Doch bis heute haben sich nur wenige Firmen getraut, die Materie in Videospielform zu präsentieren. Die wenigen Versuche, wie z.B. 1995 auf dem SNES oder 2000 auf der Dreamcast scheiterten an der Erwartunghaltung der Fans. Doch vielleicht kann das von Point of View für Namco entwickelte Spawn: Armageddon (ab 29,99€ bei kaufen) den düsteren Anti-Helden in das richtige Spielelicht rücken – mehr dazu im Test!

Spawn May Cry

Da Spawn seinen Hauptwohnsitz bekanntlich in glühend heißen Höllenbereichen aufgeschlagen hat, scheint es nicht ungewöhnlich, dass sich die Entwickler beim Gameplay-Design an Capcoms Devil May Cry-Serie orientiert haben.

Zwar finden sich im Umfeld kleinere Unterschiede wie z.B. der höhere Stellenwert, der bei Armageddon auf Sprungsequenzen gelegt wird, doch im Kern geht es bei beiden Spielen nur um eines: Metzeln, bis die Pistolenläufe glühen und das Blut literweise vom Schwert tropft.

Das Figurendesign ist gelungen und erweckt den Comic zu virtuellem Leben.

(PS2)

Um größtmöglichen Schaden bei den Gegnermassen anzurichten, stehen Spawn vorrangig seine Axt und seine Ketten zur Verfügung. Vor allem letztere erweisen sich immer wieder als Allheilmittel gegen die Monsterbrut, da ihr auch entfernt stehende Gegner mit der Zielhilfe ins Visier nehmen und dann mit den ausfahrbaren Ketten angreifen könnt. Zusätzlich habt ihr noch die Möglichkeit, Höllenkräfte einsetzen, um euch einen Vorteil zu verschaffen und z.B. die Zeit verlangsamen oder dem Gegner mit Gift die spärliche Lebensenergie entziehen.

Im Lauf der Rettung vor der Hölle auf Erden hat Spawn natürlich auch Zugriff auf ein ansprechend großes Arsenal an Feuerwaffen von der Schrotflinte bis zum Raketenwerfer.

Zwischen den Abschnitten habt ihr die Möglichkeit, wie bei Devil May Cry mit Hilfe von aufgesammelten Seelen entweder die Waffen aufzubessern, Munition zu kaufen oder eure Gesundheits- und Magieleisten zu erweitern.__NEWCOL__Ihr seht schon: von den Grundvoraussetzungen deutet alles auf ein nicht gerade innovatives, aber durchaus Unterhaltung versprechendes Monstergemetzel hin. Und diesen Anspruch erfüllt Spawn Armageddon weitestgehend.

Gute Steuerung und Höllen-KI

Wer glaubt, jetzt vor lauter Angriffspower den Überblick verlieren zu müssen, wird von der gut reagierenden und einfach belegten Steuerung eines Besseren belehrt: Das Umschalten der Höllenkräfte funktioniert genau so gut und schnell wie die Waffenauswahl – beides braucht man aber im Prinzip nur bei Auseinandersetzung mit etwa härteren Gegnern und Bossen.

Den Rest der Zeit ist man mit Axt und Ketten gut ausgerüstet und schlachtet sich durch die Horden, die in jedem Abschnitt der mal großräumigen und mal kleiner geratenen Level lauern. Das Arsenal an Gegnertypen ist durchaus breit gefächert und orientiert sich natürlich an den Comics: kleinere Teufel, Zombie-Soldaten und unaussprechbare Monstrositäten geben sich ein Stelldichein, sind aber nur selten mehr als Kanonenfutter.

Die Ketten des Todes sorgen schnell für ein rasantes Abnehmen der Gegnerzahl und erweisen sich immer wieder als überpowertes Allheilmittel gegen die Höllenbrut!

(Xbox)

Und damit haben wir schon das größte Problem: Die paar Feinde, die eine etwas andere Taktik erfordern, sind zu spärlich gesät, um wirklich für Spannung sorgen zu können.

Stattdessen reicht es meist aus, den Gegner mit der Zielhilfe anzuvisieren und wie wild auf den Kettenknopf zu drücken.

Dadurch beraubt sich Spawn ein wenig des anfänglich aufkommenden Spielwitzes, zumal nur der höchste der drei Schwierigkeitsgrade wirklich fordert. In punkto Kampfsystem hatten die Devil May Cry- und Onimusha-Serien deutlich mehr zu bieten.

Die höllisch schlechte KI bringt euch ebenfalls nicht ins Schwitzen: Die Gegner sind vollkommen auf Konfrontation aus, zeigen dabei aber selbst in einer gigantischen Übermacht keinerlei Sinn für das Kollektiv. Anstatt in irgendeiner Form zusammenzuarbeiten, zieht jeder Feind sein eigenes Ding durch, so dass ihr kaum gefordert seid.

Kleine Rätsel und Sprungeinlagen

Was Spawn an spielerischer Qualität im Vergleich zu Capcoms Monstermetzlern vermissen lässt, soll durch kleinere, aber in keiner Form innovative Rätsel sowie eingestreute Sprungpassagen wieder wett gemacht werden. Die Hüpfereien gestalten sich allerdings nur deswegen als einigermaßen fordernd, da euch die Kamera immer wieder einen Strich durch die Rechnung macht und manuell nachjustiert werden muss.

Selbst wenn ihr eine geeignete Position für den Absprung gefunden habt, hört das Problem nicht auf. Denn im Sprung richtet sich die Kamera wieder automatisch aus, so dass ihr in hakeligen Situationen immer wieder um den einen oder anderen Millimeter daneben liegt.

Feuer frei! Gegen diese Salve hat der Mini-Teufel keine Chance!

(Xbox)

Doch als kleines Action-Menü, medium gebraten (Ja! Blutig muss sie sein, die Axt!), reicht Spawn Armageddon allemal aus, um sich ein paar vergnügliche Stunden zu verschaffen.

Leider bleibt es bei kurzweiligem Gemetzel, denn zum einen liegt die Gesamtspieldauer deutlich unter zehn Stunden, zum anderen lohnen sich die paar freispielbaren Goodies in Form von Titelseiten der Original-Comics nur für hartgesottene Spawn-Fans.

__NEWCOL__Überall in Ordnung

Im Grafikbereich ist positiv zu vermelden, dass sich die Versionen im Großen und Ganzen nichts nehmen: Das Figurendesign ist gut, die Animationen ebenso, der Blutgehalt ist hoch und die sporadisch eingesetzten Spezialeffekte sorgen ebenfalls für Stimmung.

Im Laufe des Spieles hat Spawn Zugriff auf zahlreiche friedenstiftende Argumente, die auch noch aufgewertet werden können.

(GameCube)

Und obwohl die Grafiker sich weitestgehend erfolgreich bemühen, die Comic-Atmosphäre einzufangen und sogar diverse zerstörbare Gegenstaände eingebaut haben, lässt die Umgebung noch Wünsche offen. Es ist einfach zu unbelebt und bis auf sehr wenige Ausnahmen auch zu steril und zu sauber für das düstere Umfeld, in dem Spawn in den Comics sein Unwesen treibt.

Ganz im Gegensatz zu den fein aussehenden Rendervideos, die allerdings viel zu selten auftauchen, um Spannung im Bezug auf die vorhersehbare Story aufzubauen.

Ein Hinweis für die GameCube-User: Während der Testläufe konnten wir nichts von den in der amerikanischen Presse auftauchenden Abstürzen feststellen.

Coole Musik, schwache Effekte

Zwar strotzt Spawn nicht gerade mit musikalischer Abwechslung, doch die sich dynamisch mit getragenen Klängen abwechselnden Heavy Metal-Rhythmen gehen ins Ohr und generieren eine passende Untermalung für die Höllenschlacht - was man von den sich schnell wiederholenden Soundeffekten nur bedingt sagen kann.

Das Ambiente ist düster, aber auch etwas steril - von gelegentlichen roten Fontänen einmal abgesehen!

(PS2)

Dafür ist wiederum die Lokalisierung richtig gut geworden: Die Sprecher wurden passend ausgewählt und verleihen dem lebendig gewordenen Comic die nötige akustische Atmosphäre.

Fazit

Fast zehn Jahre nach der Comic-Premiere des Höllenwächters hat es Namco endlich geschafft, die Atmosphäre von Spawn auch virtuell gut einzufangen. Das heißt allerdings nicht, dass der axtschwingende Antiheld spielerisch vollkommen überzeugen kann. Die Anleihen bei Devil May Cry sind passabel umgesetzt und ansprechend in das Spawn-Universum übertragen worden. Aber die bis auf wenige Ausnahmen sehr stark nach Schema F verlaufenden Kämpfe sorgen auf Dauer kaum noch für Spannung und die Kameraprobleme bei den Sprungsequenzen können einem ebenfalls immer wieder den Spaß verderben. Was bleibt, ist ein actionreiches und blutiges, aber für viele leider viel zu kurzes Metzelvergnügen, dass Spawn zwar in seiner ganzen Pracht und atmosphärisch gut verpackt präsentiert, spielerisch aber weit von der Klasse einschlägiger Capcom-Referenzen entfernt ist.

Pro

unkomplizierte Action nach Devil May Cry-System
drei Schwierigkeitsgrade
einfach zu lernende Steuerung
zahlreiche Waffen
übersichtliches Upgradesystem
Höllenkräfte (Magie)
Comic-Atmosphäre

Kontra

Kamera-Probleme (vorrangig bei Sprungsequenzen)
spielerisch innovationslos
Kämpfe nach Schema F
eingeschränkte Auswahl an Soundeffekten
häufig sterile Umgebungen

Wertung

XBox

PlayStation2

GameCube

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