Pro Evolution Soccer 201714.09.2016, Jörg Luibl
Pro Evolution Soccer 2017

Im Test: Spielen, coachen, kontern.

Mit reichlich Fußballtradition startet Pro Evolution Soccer 2017 (ab 9,77€ bei kaufen) in die neue Saison: Der FC Barcelona, der FC Liverpool und Borussia Dortmund konnten als offizielle Partner gewonnen werden, außerdem sind fast alle Ligen und Pokale Südamerikas dabei. Damit wird man die Lizenzübermacht von FIFA 17 nicht brechen, aber letztlich sind die Inhalte für unsere Wertung ohnehin viel wichtiger. Wie präsentiert sich Konamis Kick auf dem Platz und in den Spielmodi? Gibt es auch frische Impulse am Ball und in der Karriere? Mehr dazu im Test.

Drei Jahre im Foxfass gereift

Als Konami mit Pro Evolution Soccer 2014 (PES 14) auf die Fox-Engine wechselte, war das eine schmerzhafte Premiere. Die neue Technik sorgte auf PlayStation 3 nicht für die erhoffte Euphorie, sondern für reichlich Bugs und eine ernüchternde Wertung von 59%. Ein Jahr später robbten sich die Japaner in PES 15 an befriedigende 70% auf der PlayStation 4 heran, aber erst letztes Jahr servierte man auf Konsolen endlich wieder richtig guten Fußball, den wir mit 80% bewerteten. Zwar konnte man die Konkurrenz von EA hinsichtlich Präsentation, Atmosphäre, Umfang sowie KI in unserem großen Fußballvergleich nicht schlagen, aber rein spielmechanisch lag man satte zwölf Punkte vor FIFA 16. Endlich wurde man dem Motto "The Pitch Is Ours" gerecht. Das Gefühl auf dem Platz war so gut, dass ich das ganze Jahr über PES 16 gespielt habe. Wenn man den Nachfolger spielt, muss man sich nicht umstellen - es gibt auf den ersten Blick keine Änderungen hinsichtlich der bekannten Spielmodi, der grundlegenden Steuerung, keine neuen Manöver oder Dribblings. Und das sieht immer aus wie Stagnation.

Konami konnte für Pro Evolution Soccer 2017 den FC Barcelona, den FC Liverpool und Borussia Dortmund als offizielle Partner gewinnen; außerdem sind fast alle Ligen und Pokale Südamerikas dabei.
Aber auf den zweiten und dritten Blick wird deutlich: Dieses Pro Evolution Soccer 2017 ist weiter gereift. Es fühlt sich in den Animationen weicher, in den Kollisonen klarer, im Figurenverhalten intelligenter, in der Ballphysik authentischer, weil fehleranfälliger, und im Spielablauf runder an. Das äußert sich vor allem in den Tempowechseln, mit denen man ja schon 2013 den modernen Fußball mit seinem schnellen Umschalten abbilden wollte. Nur war das damals ein wilder Tanz mit vielen unrealistischen Brüchen, der mitunter an Flippern erinnerte. Der Unterschied ist enorm: Vergleicht man das aktuelle Spiel mit PES 14 hat man das Gefühl, dass Konami von 300 auf 100 km/h runtergeschaltet hat. Während der Kick auf Highspeed damals noch schrill röhrte und quasi nur eine Richtung kannte, schnurrt der Motor der Spielmechanik jetzt in angenehmer Balance und Vielfalt. Man kann wunderbar zwischen gemächlichem Aufbau und hohem Tempo, zwischen Ballbesitz und Konter wechseln, ohne dass es sich künstlich anfühlt. Aber dass sich ein Fußballspiel zum Vollpreis entwickelt, ist auch das Mindeste, was man erwarten kann. Warum ich virtuellen Sport liebe, aber nichts von dieser Art der Jahresveröffentlichung halte, habe ich hier klargemacht: Der Sportspiel-Anachronismus.

Ein Traum für Taktiker

Wo ist also der kreative Fortschritt? Es gibt sie, die entscheidende Neuerung, die

Die erweiterten Anweisungen sorgen für taktische Vielfalt. Man kann mit sieben offensiven (Weit nach außen, Offensiver Außenverteidiger, Flügelrotation, Tiki-Taka, Falsche 9, Ziele in Mitte, Falscher Außenverteidiger) und fünf defenisven (Situative Manndeckung, Tiefe Abwehrreiohe, Schwarmbildung, Zocken, Gegenpressing) Manövern experimentieren.
sich spürbar auf den Spielablauf auswirkt: erweiterte Taktiken, die eine Art "Auscoachen" ermöglichen. Man kann mit sieben offensiven und fünf defenisven Manövern experimentieren.

Aber zunächst ein kurzer Blick auf den Status quo, weil man sonst denken könnte, dass das alles alter Tobak ist. Mittlerweile greifen ja drei Ebenen ineinander: Da ist die allgemeine Formation von 5-3-2 bis 4-3-3. Hinzu kommen die damit verknüpften defensiven sowie offensiven Stile, mit denen man die allgemeine Statik seiner Strategie bestimmtt. Seit letztem Jahr kann man diese sowie die Formation sogar flexibel für die drei Phasen Anstoß, Ballbesitz und Ballverlust vordefinieren, so dass man von der Intensität des Verteidigens bis hin zu weiten oder kurzen Pässen, Flügel- oder Zentrumsfokus während des Spiels wechselt. Außerdem kann man die allgemeine defensive oder offensive Ausrichtung seiner Spieler über das Steuerkreuz in fünf Stufen regeln. Kurzum: Im taktischen Bereich war PES 16 schon sehr stark. Was ist jetzt also so neu und kreativ?

Dass man neben diesen im Vorfeld einstellbaren Verhaltensweisen während des Spiels über L2 plus Steuerkreuz aus zwei weiteren defensiven sowie offensiven Zusatztaktiken wählen kann. Und die sorgen für spontane Änderungen in den Positionen

Derby: Neben Borussia Dortmund sind auch der FC Schalke 04 und Bayer Leverkusen in PES spielbar. Der FC Bayern fehlt in dieser Saison, auch Gladbach ist nicht spielbar.
sowie Laufwegen - man erkennt sofort, was passiert. Das heißt, es ergeben sich neue Möglichkeiten oder Probleme, auf die man schneller als bisher reagieren muss.

Wer in der Offensive z.B. "Tiki-taka" aktiviert, wird bemerken, dass sich die Spieler für Ballbesitz und Kurzpässe enger positionieren - die berühmten "Dreiecke" werden gebildet, man kann den Gegner laufen lassen. Man kann auch die Außenverteidiger gezielt nach vorne laufen oder das Spiel breit machen lassen. Wer in der Defensive "Tief stehen" aktiviert, kann den Rückzug seiner Viererkette beobachten. Und wer das "Gegenpressing" einleitet, wird bei Ballverlust sofort erkennen, wie die eigenen Spieler ihn à la FC Barcelona oder Guardiola-Bayern oder Schmidt-Leverkusen umgehend zurückerobern wollen. Man kann nur eine, aber auch zwei, drei oder gar alle vier gleichzeitig aktivieren und so quasi taktische Kombos festlegen: Wer "Tiki-Taka" mit dem falschen AV verbindet, ist im Mittelfeld ständig in der Überzahl. Wer "Weit nach außen" und "Offensiver AV" aktiviert, der dann auch hinterläuft, wird sehr mächtig auf den Flügeln.

Schere, Stein, Papier und bessere KI

So kann man nicht nur abseits der grundsätzlichen Formation sowie Ausrichtung direkt kombinierbare Impulse setzen - man kann sie auch kontern! Wer der eben erwähnten Flügelmacht etwas entgegensetzen will, könnt in der Verteidigung z.B. die "Schwarmbildung" und die "Tiefe Abwehrreihe" aktivieren - dann parkt man fast den Bus im Strafraum und ist gegen Flanken gewappnet. Wer sich von den wilden Hunden verfolgt fühlt, die den Ballführenden mit ihrem Gegenpressing jagen, sollte das Spiel wiederum breit machen und weit auf die Flügel verlagern. Manchmal zahlt sich auch Geduld aus, denn dieses ständige Sprinten von drei, vier Leuten zum Ballführenden zehrt deutlich an der Ausdauer.

Wer vom Ballbesitz eingeschnürt wird, sollte hingegen auf seine Chance im Umschaltspiel lauern und vielleicht einen Stürmer gezielt neben der hoch stehenden Abwehr lauern lassen. So entsteht auf taktischer Ebene ein kleines Duell à la Schere-Stein-Papier, das übrigens auch die sehr gute Gegner-KI einsetzt, die genauso auf diese Maßnahmen reagiert wie übrigens die Kommentatoren - eine ihrer wenigen Stärken.

Die Animationen, Zweikämpfe und Kollisionen sehen klasse aus.
Apropos Figurenverhalten: Nicht nur das Defensiv-Verhalten der eigenen Leute ist klasse, denn sie schließen viele Lücken für all zu einfache Pässe, auch die Torhüter und Schiedsrichter sind richtig gut! Letztes Jahr waren die Schiedsrichter selbst für grobe Fouls so blind, dass man sich gerade online schonmal wie im Football durch den Gegner tackeln konnte. Diesmal wird wesentlich zügiger gepfiffen. Zwar wirkt es manchmal bei Grätschen etwas zu kleinlich, wenn in der Zeitlupe klar ersichtlich ist, dass man zunächst den Ball trifft, der auch die Richtung ändert, aber unterm Strich trifft die KI der Unparteiischen deutlich nachvollziehbarere Entscheidungen als noch in PES 16. Noch wichtiger ist, dass die Torhüter weniger einfache Fehler, dafür deutlich mehr Glanzparaden zeigen und vor allem die Schlenzer besser verteidigen, so dass weniger Tore über gezielte, aber vielleicht zu lasche Schüsse fallen - man kann nicht mehr so leicht einschieben, sondern muss mehr für den Erfolg arbeiten.

Nur aus guten Positionen kann man sauber passen und abschließen; wer hektisch im Mittelfeld zirkuliert oder einfache Routinen mit Pass in die Tiefe abspulen will, wird schnell den Ball verlieren. Dafür kann man im Spielaufbau wunderbare Eleganz zeigen, wenn man sich mit kleinen Körpertäuschungen, Drehungen oder einem plötzlichen Sprint genug Platz verschafft - dieses Durchbrechen sorgt dann für magische Momente, wenn man mit seiner Offensivreihe auf die Abwehr zuläuft und sie über Doppelpass & Co aushebelt. Es ist klasse, wie man sich mit fein dosierten Pässen und Bewegungen diese Räume verschaffen kann.

Ecken & Standards

Endlich hat man auch bei den Ecken mehr Auswahl - und auch hier entsteht ein kleines taktisches Spiel zwischen

Bei den Ecken kann man neuerdings als Angreifer aus vier Varianten wie "D-Zug" oder "Langer Pfosten" wählen und als Verteidiger mit drei Deckungsarten gegensteuern.
Ausführendem und Abwehrendem: Man kann sich an der Eckfahne über das Steuerkreuz für vier Varianten wie z.B. den "D-Zug" entscheiden, der dafür sorgt, dass sich die eigenen Spieler erst an der Strafraumgrenze sortieren und dann alle mit vollem Tempo hinein stürzen - hier sollte man den Ball auf den Elfmeterpunkt schlagen. Sie können aber auch den Fünfermeterraum und damit den Torwart belagern oder am langen Pfosten lauern. Zirkelt man den Ball dann weit dorthin, kann man ihn z.B. wunderbar per Kopf für einen Schuss ablegen.

Aber man kann Gegenmaßnahmen ergreifen, indem man in der Defensive die Stellung ändert: Manndeckung hilft z.B. gegen diese Ablage vom langen Pfosten, Zonendeckung kann vielleicht den D-Zug stoppen oder man nutzt dafür eine kombinierte Variante. Konami hat übrigens auch die Anzeige sowie Funktionalität der Flugkurve bei Standards etwas angepasst: Zum einen ist sie nicht mehr so bunt, zum anderen kann man sie nicht mehr ganz so extrem biegen und dehnen. Zusammen mit der etwas veränderten Ballphysik sind die Freistöße jetzt schwieriger in Tore zu verwandeln; konnte ich in PES 16 noch relativ leicht einnetzen, brauche ich hier deutlich mehr Versuche. Ein Bug scheint die Funktion über R2 noch zu plagen, mit der man die Ballkurve fixieren soll - das funktionierte nicht. Ansonsten gibt es bei den direkten Freistößen bis auf kleine Positionswechsel keine Änderungen.

Keine neuen Manöver

Es gibt hinsichtlich der Bewegungen keinerlei Änderungen in der Steuerung.
Und das ist bei allem Lob für die Balance sowie die Taktik auch ein Schwachpunkt der Spielmechanik: Es gibt keine zusätzlichen Bewegungen, Schüsse oder Techniken - die Befehlsliste ist vom Dribbling bis zum Passen nahezu identisch. Auch das mehrstufige Fähigkeitentraining mit seinen Medaillen gleicht dem Vorgänger wie ein Zwilling, so dass man sich als Kenner recht gelangweilt durcharbeitet. Und man kann erneut die feinen Manöver vom Innenbeinpreller bis zum Elastico nicht situativ üben, sondern lediglich in einer unvollständigen Abfolge. Wenn man das freie Training dafür nutzen will, kann man sich nichts transparent einblenden, sondern muss tatsächlich fünf mal klicken (Optionen, Pausemenü, Hilfe, Befehlsliste, Fähigkeiten), bevor man endlich die richtige Kombination findet. Das ist schade, denn so gut sich PES 17 auch spielt, lässt es im Trainingskomfort sowie auf dem Platz noch einiges an Potenzial liegen.

Sowohl die Torwart- als auch die Schiedsrichter-KI wurde deutlich verbessert.
Was könnte man verbessern? Man vermisst bei der Ballannahme z.B. eine Möglichkeit, die Kugel direkter mit dem Körper abzuschirmen. Man kann also weder bei hohen noch flachen Zuspielen aktiv den Lewandowski mimen, indem man den Verteidiger für ein paar Augenblicke mit dem Körper blockt, um dann zu passen. Manchmal funktioniert das kontextsensitiv, aber aber eben nicht auf Knopfdruck. Gerade wenn der Gegner das Gegenpressing aktiviert, verliert man den Ball daher sehr schnell. Natürlich gibt es hier eine Maßnahme, nämlich die vielen kleinen antizipierenden Manöver, mit denen man ein situatives Dribbling einleitet, aber die eignen sich eher für Veteranen und lassen sich - wie erwähnt - nicht anhand von genau solchen Beispielen trainieren. Apropos Dribblings: Hier bietet PES 17 eine reichliche, aber seit Jahren nahezu unveränderte Auswahl - auch diese könnte man verfeinern. Ich vermisse z.B. intuitivere Möglichkeiten der Finte und Körpertäuschung, die man auch bei höherem Tempo einsetzen kann. Es gibt zudem immer noch sehr unrealistische arcadige Manöver wie den Regenbogen-Schnipser. Den hat selbst Neymar erfolglos im Olympia-Finale gegen Deutschland ausprobiert, aber hier kann man ihn ohne Probleme sogar Volley (!) nach dem Abschlag eines Torwarts meistern - das sieht dann aus wie im Zirkus. Last but not least ist das manuelle Schicken eines Mitspielers in die Offensive über Schultertaste plus Analogstick immer noch nicht intuitiv genug.

Karriere aus der Steinzeit

Viel ärgerlicher als dieses wünschenswerte Feintuning einer unterm Strich sehr guten Spielmechanik ist die schreckliche Stagnation in den Spielmodi - vor allem in der Karriere. Es ist unglaublich, auf welchem Niveau sich "Werde zur Legende" auch dieses Jahr befindet. Man wird ohne Erklärung aufgestellt oder ignoriert, es gibt keinen Trainer als Ansprechpartner und noch nicht einmal persönliche taktische Vorgaben. Man wird einfach in ein Spiel geschmissen und läuft seine Route ab. Individuelles Feedback während des Spiels oder nach Abpfiff? Fehlanzeige. Das ist hinsichtlich Regie und Dramaturgie einfach nur Steinzeit und spätestens dann Realsatire, wenn der eigene Jungprofi von Mitspielern nach einem Sieg als "Schlüssel zum Erfolg" gelobt wird, obwohl er gar nicht auf dem Platz stand. Konami? Setzen, Sechs! Schon wieder...

Die Karriere "Werde zur Legende" wird nicht nur schrecklich langweilig inszeniert - sie ist Realsatire.
Dass man selbst keinerlei kreative Pionierarbeit hinsichtlich der Spielmodi leistet, ist spätestens in diesem Jahr ein strategischer Fehler, denn FIFA 17 wird die Karriere eines Profis erstmals inszenieren. Ob die an die Qualität eines NBA 2K heranreichen kann, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Aber so bleibt einem in PES 17 abseits all der Ligen und Pokale bis in die südamerikanische Pampa nur die ewige Meisterliga, die erneut lediglich offline spielbar ist. Aber immerhin gibt es hier einige Änderungen en detail.

Meisterliga und myClub

Transfer- sowie Gehaltsbudget sind getrennt, aber viel interessanter ist, dass in der Entwicklung der Spieler mehr Feintuning möglich ist. Diese haben jetzt eine

In der Meisterliga gibt es einige Änderungen en detail, was z.B. das gezielte Training betrifft.
Persönlichkeit (Leidenschaft, Ausstrahlung, Taktik, Technik), die sich nach Spielen entwickelt - wer viel läuft und viele Ballkontakte hat, steigert z.B. seine Leidenschaft. Außerdem kann man innerhalb des Trainings für jeden Spieler nicht nur die möglichen Spezialpositionen wie Strafraumfuchs oder Klassische 10 üben lassen, sondern auch einzelne Fähigkeiten wie z.B. den Distanzschuss oder Elastico einstudieren, falls er die Voraussetzungen erfüllt. Schließlich gibt es eine neue dritte Leistungskurve, die neben dem tatsächlichen sowie erwarteten Fortschritt auch die Auswirkungen von Training und Teamrolle anzeigt. So kann man nachvollziehen, wie gut man seine Leute coacht.

Dass man Electronic Arts aus wirtschaftlichen Gründen lieber weiter mit myClub nachahmt, um über Mikrotransaktionen zusätzlich Geld zu verdienen, ist ja okay. Und natürlich gibt es in diesem reinen Online-Spielmodus, den ich übrigens genauso langweilig finde wie Ultimate Team in FIFA, einige Neuerungen, was den Einsatz von Trainern und Scouts betrifft, die ebenfalls über diverse Stufen qualifiziert sind. Jetzt kann man auch

Bei den Spielmodi herrscht insgesamt Stagnation.
mehrere Scouts mit ihren Fähigkeiten kombinieren, um sehr seltene Spieler zu verpflichten; in so genannten Scout-Auktionen kann man dann für die virtuelle Währung gegen andere online bieten, um einen Star-Scout anzuwerben, mit dem man dann eher an seinen Griezmann oder Ronaldo kommt. Ich halte diese Art von Team-Management für vollkommen abstrus und bei mir setzt da auch in keiner Weise ein Sammelfieber ein.

Was gibt es sonst noch innerhalb der Spielmodi? Schön ist, dass man gegen Freunde oder die Computer-KI in Freundschaftsspielen einen Versus-Modus aktivieren kann, der alle Partien statistisch und taktisch erfasst, so dass man eine Bilanz gegen diese Gegner entwickeln kann. Und das macht dieses Jahr gegen die KI richtig Laune: Auf der fünften von sechs Stufen muss man sehr clever im Spielaufbau arbeiten, Taktiken kontern und freut sich entsprechend über jedes Tor. Außerdem hält der eSport Einzug: Man kann innerhalb der Menüs auf die PES League zugreifen und an offiziellen Spielen teilnehmen.

Stadionkulisse & Kommentare

"Er haut das Ding vor!" Was will Marco Hagemann eigentlich damit sagen? Ich hab selbst bis zur A-Jugend gekickt, aber ich kenne nur "Hau weg die Pille!" oder "Hau ihn rein!". Der weitgehend emotionslose deutsche Co-Kommentator geht

Beim Derby vermisst man akustisch mehr feuer; auch die beiden deutschen Kommentatoren gehen nicht darauf ein.
neben Hansi Küpper unter, der zumindest bekanntere Floskeln zum Besten gibt und engagierter spricht. Was sie gut machen: Sie kommentieren die neuen taktischen Umstellungen, also z.B. das aktivierte Gegenpressing. Abgesehen davon, dass sich beide aber viel zu schnell wiederholen und gefühlt dutzende Male in einem Spiel "die Gasse" zugemacht wird, geben sie auch zu wenig spielbezogene Anekdoten oder Hinweise von sich. Es wird lediglich mal über den potenziellen "Man of the Match" spekuliert, aber es gibt kaum recherchierte Infos zum Verein. Und obwohl es mit dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund immerhin ein brisantes Derby gibt, wird das nicht einmal thematisiert - ganz schwach. Auch in diesem PES 17 wird man also entweder auf die besseren englischen Kommentare umschalten oder sie ganz abschalten.

Zwar baut dieses PES 17 auf dem soliden akustischen Fundament des Vorgängers auf. Aber von der Stadionkulisse bin ich etwas enttäuscht, denn sie passt sich nicht gut genug an das Geschehen auf dem Platz an, so dass z.B. noch frenetischer Jubel bei Kantersiegen aufbrandet. Und selbst bei den offiziellen Partnern vermisse ich mehr Fanreaktionen, mehr Sprechchöre und Gesänge. Gerade brisante Derbys wie das oben erwähnte werden nicht emotional genug zelebriert - auch wenn der FC Barcelona zuhause gegen Real Madrid spielt, wirkt das zu fade.

Lizenzen & Editor

Welche Wettbewerbe und Teams sind enthalten? Eine Übersicht findet ihr hier . Es gibt die Euro-League, dazu die Champions League und zig südamerikanische Wettbewerbe von Brasilien bis Argentinien. Auf die Bundesliga muss man

Über den Editor könnt ihr nahezu alles an Namen, Bildern & Co anpassen oder auf der PlayStation 4 externe Daten hochladen.
erneut verzichten. Lediglich drei deutsche Mannschaften sind mit Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und Schalke 04 spielbar, während mit dem FC Bayern München sowie Borussia Mönchengladbach leider zwei Champions-League-Teilnehmer komplett fehlen - es gibt sie also auch nicht als leicht verfremdete Teams. Bei internationalen Clubs sieht es schon besser aus, aber auch hier gibt es z.B. weder Real Madrid noch Juventus Turin inklusive offiziellem Namen sowie Trikots - aber sie sind zumindest enthalten und spiel- sowie editierbar. Außerdem bringt Konami dieses Jahr alle Kader bereits zum Start auf den aktuellen Stand; lediglich einige offizielle Stadien wie der Signal Iduna Park werden später per Aktualisierung nachgeliefert. Ich bin gespannt, ob man die Kamerafahrt ähnlich spektakulär inszeniert wie in Camp Nou.

Überhaupt gibt es gute Nachrichten hinsichtlich des Editors - zumindest auf PlayStation 4: Man kann endlich problemlos Daten per USB-Stick transferieren. Falls also jemand da draußen die komplette Bundesliga oder die Trikots von Ronaldo & Co erstellt, hat man sie in null Komma nichts auf seiner Konsole installiert. Apropos Unterschiede: Auf der Xbox One gibt es keine nennenswerten Abstriche, aber ähnlich wie in PES 16 wird es auch dieses Jahr nur eine abgespeckte Variante auf dem PC geben. Auch hier lässt Konami erneut viele Symapthiepunkte liegen, während man sich bereits für PlayStation 4 Pro wappnet, die laut Twitter unterstützt wird.

Zum Schluss noch ein Wort zur PC-Version: Zwar ist dieses spielmechanisch weitgehend identisch, aber es gibt nur 15 statt 30 Stadien, der Rasen sieht in nahezu allen Einstellungen schrecklich platt aus und im Stadion gibt es Last-Gen-Kulisse, was vor allem die Zuschauer betrifft. In der Präsentation vermisst man zudem die neuen Kamerafahrten. Auch dieses Jahr ernüchtert Konami also mit einer abgespeckten Version für den Rechner.

Fazit

Nach drei Jahren hat Konami die Fox-Engine voll im Griff: Pro Evolution Soccer 2017 sieht in Bewegung richtig klasse aus, wirkt in den Kollisonen authentischer und inszeniert spielmechanisch komplexen Fußball. Der wirkt nicht nur hinsichtlich der Pässe, Schüsse und Tempowechsel sehr ausbalanciert, es kommt eine neue taktische Komponente hinzu. Ich kann direkt im Spiel vier kleine Anweisungen aktivieren, die sich spürbar auf die Laufwege und das Verhalten auswirken - und gekontert werden können! So entsteht eine Art Schere-Stein-Papier-Spiel, denn man kann sich abseits der Formation sowie des allgemeinen Spielstils direkter "auscoachen". Hinzu kommt, dass man sowohl die Schiedsrichter- als auch Torwart-KI deutlich verbessert hat und dass man auch bei der Ausführung sowie Abwehr von Eckbällen mehr Möglichkeiten hat. Allerdings gibt es noch in vielen Bereichen Luft nach oben, z.B. was Bewegungen & Co betrifft - man kann den Ball nicht mit dem Körper abschirmen. Hinzu kommen erneut schwache deutsche Kommentare und die Stagnation im Bereich der Karriere ist schrecklich: Dort inszeniert Konami unter "Werde zur Legende" erneut statische Langeweile, die mit moderner Sportspielregie nichts zu tun hat. Zwar gibt es in myClub sowie der Meisterliga einige Änderungen en detail, aber Kenner des Vorgängers finden in den Spielmodi kaum frische Impulse, zumal auch das Training sowie die Steuerung nahezu identisch sind. Schließlich vermisst man auch in der Stadionkulisse mehr dynamische Anpassung an das laufende Spiel und vor allem mehr Derbyfeuer. Aber sobald angepfiffen wird, entfaltet dieses PES 17 eine Eleganz am Ball und eine Vielfalt in der Taktik, die für wunderbare Fußballmomente und sehr spannende Duelle sorgt. Nur am PC wird man erneut mit einer technisch klar schwächeren Version abgespeist.

Pro

unheimlich eleganter, vielfältiger Spielaufbau
sehr präzise, stets flüssige Steuerung
starke Präsentation (Kollisionen, Animationen)
neue taktische Möglichkeiten bereichern Spielgefühl, wirken sich sofort aus
neue Eckenvarianten für Offensive/Defensive
Torhüter- und Schiri-KI deutlich verbessert
neuer Versus-Modus sammelt Statistiken
verbessertes Lauf- und Abfangverhalten
Gegner-KI (6 Stufen) hat nochmal zugelegt
verbesserte Zweikämpfe und Physik
viele elegante Dribbel- & Annahmemanöver
krachende, angenehm freie Ballphysik
empotionale Gestik & Mimik auf dem Platz
Meisterliga mit mehr Trainingsvielfalt
myClub mit mehr Scouting-Optionen & Auktionen
lautstarke, emotionale Fankulisse
krachende Distanzschüsse, coole Schlenzer
zig taktische Feinjustierungen für Offensive und Defensive
faire Punkte-Verteilung im myClub-Modus
Training für alle relevanten Manöver
stimmungsvolle Turniereinleitungen & Choreos
dynamisches Wetter, Regen wirkt sich stark aus
Champions, Euro, AFC League & Copa Libertadores etc.
diverse Ligen und Pokale, südamerik. Teams
Online-Ligen und Online-Wettbewerbe
11 gegen 11, Freundschaftsspiel-Lobbys
starker Editor, gute Statistiken
per USB-Stick Teamdaten hochladen (PS4)
auf englische, spanische etc. Kommentare schalten
eSports der PES League integriert

Kontra

keinerlei neue Dribbel-/Schussmechaniken
komplett steriler und langweiliger Karrieremodus
öder myClub-Modus mit Mikrotransaktionen
erneut schwaches deutsches Kommentatoren-Duo
Fangesänge passen sich nicht dynamisch an
akustisch keine Derby-Atmosphäre, asynchrones Singen
nervige GP-Popups nicht abschaltbar
kein aktives Ball abschirmen, manche Finten zirkusreif
Dribbling-Finessen nicht situativ trainierbar
umständliches Aufrufen der Befehlsliste im freien Training
Online-Meisterliga, wo bist du?
nur BVB, S04, Leverkusen als deutsche Teams
einige offizielle Stadien fehlen noch trotz Partnerschaft (Anfield, Signal Iduna)
niedrigere Auflösung; kein 1080p (One)
PC-Version erneut technisch abgespeckt (PC)
15 Stadien statt 30 (PC)

Wertung

PC

Weniger Stadien, platter Rasen, Last-Gen-Kulisse im Stadion: Auch dieses Jahr ernüchtert Konami mit einer abgespeckten PC-Version.

XboxOne

PES 17 sieht klasse aus, wirkt in den Kollisonen authentischer und inszeniert spielmechanisch komplexen Fußball mit neuer taktischer Komponente. Allerdings gibt es in den Bewegungen sowie Spielmodi keine frischen Impulse und die Karriere bleibt ein Witz.

PlayStation4

PES 17 sieht klasse aus, wirkt in den Kollisonen authentischer und inszeniert spielmechanisch komplexen Fußball mit neuer taktischer Komponente. Allerdings gibt es in den Bewegungen sowie Spielmodi keine frischen Impulse und die Karriere bleibt ein Witz.

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