Absolver01.09.2017, Jens Bischoff

Im Test: Maskierter Kampfeinsatz

Mit Absolver (ab 5,79€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) laden Sloclap und Devolver Digital zu einem Nahkampfeinsatz in die Ruinen eines gefallenen Imperiums, wo maskierte Anwärter um einen Platz im Elite-Kader der neuen Herrscher kämpfen. Wie uns die Aufnahmeprüfung gefallen hat, verrät der Test.

Eine Welt in Trümmern

Das Adal-Imperium liegt in Trümmern und um für Ordnung zu sorgen, suchen die neuen Herrscher nach tauglichen Rekruten für den Elite-Kader der Gesetzeshüter. Dazu werden  maskierte Anwärter in die Ruinen geschickt, um sich vor den Augen mysteriöser Wächter in einer Reihe kämpferischer Herausforderungen zu bewähren. Zuvor geht’s aber erst einmal in den Charaktereditor, wo man Name, Geschlecht, Frisur sowie Haut- und Haarfarbe seines Alter Egos bestimmen kann. Zudem darf man einen von drei, später sogar vier möglichen Kampfstilen als Startstil wählen.

Beim als einfach eingestuften Kahlt-Method-Stil liegt das Augenmerk vor allem auf Stärke und Vitalität sowie der Fähigkeit, Angriffe zu absorbieren, um Betäubungen aufzuheben und verlorene Gesundheit zurückzuerlangen. Beim mittelschweren Windfall-Stil steht hingegen die Gewandtheit und die Fähigkeit, Angriffen zu entgehen und Gegner zu verlangsamen, im Vordergrund.

Die Anwärter in den Ruinen tragen alle Masken.
Entscheidet man sich hingegen für den ausgewogenen, aber schwierigen Forsaken-Stil, kann man Angriffe vollständig blocken und Gegner betäuben.

Kämpfe auf verschiedenen Ebenen

Um die Vorteile der entsprechenden Kampfstile zu nutzen, gilt es Angriffe von Gegnern im richtigen Augenblick mit passende Gegenbewegungen zu kontern, was natürlich eine entsprechende Einarbeitung bzw. Umstellung bei Stilwechseln erfordert. Da man darüber hinaus aber auch auf konventionelle, Ausdauer verbrauchende Blocks und Ausweichmanöver zurückgreifen kann, fühlen sich auch weniger ambitionierte Martial-Arts-Fans nicht gleich ausgegrenzt. Selbst das Sammeln von Energiescherben zum Aktivieren von Spezialmanövern ist sowohl über erfolgreiche Defensivaktionen als auch das Erleiden von Schaden möglich.

Das Ausführen von Standardangriffen ist sogar sehr einfach gehalten: Es gibt eine Taste für normale und eine für alternative Attacken. Zudem darf jederzeit zwischen vier Haltungen gewechselt werden, um die Angriffe zu variieren. Der Fokus liegt also eher auf dem richtigen Timing und Ausdauer-Management als auf dem Einstudieren vorgegebener Angriffsketten.

In den Auseinandersetzungen sind auch Waffen wie Schwerter und Kriegshandschuhe erlaubt.
Wirklich klasse ist aber, dass man Angriffe von Gegnern lernen und daraus eigene Angriffsketten und -Decks erstellen kann. Auch der Einsatz von begrenzt haltbaren Waffen (Schwerter und Kriegshandschuhe) ist möglich.

Geordnetes Chaos

Bei Auseinandersetzungen mit mehreren Gegnern wird es zwar manchmal etwas chaotisch, dank Zielaufschaltung kann man sich aber meist gut auf einen Kontrahenten konzentrieren und dank manueller Richtungswechsel trotzdem hin und wieder auch andere Aggressoren etwas auf Abstand halten. Auch Finten sind recht einfach möglich, da sich eingeleitete Angriffe durch einen rechtzeitigen Druck auf die Block-Taste auch wieder abbrechen lassen. Schön ist auch, dass sich die getragene Ausrüstung bzw. deren Gewicht nicht nur aufs Erscheinungsbild und die Schadensreduktion, sondern auch auf die Mobilität auswirkt.

So kann jeder selbst entscheiden, wie viel Schutz man für schnellere Bewegungen zu opfern bereit ist. Und auch die übrige Charakterentwicklung liegt in Spielerhand: Hat man genug Kampferfahrung für einen Stufenaufstieg gesammelt, kann man damit einhergehende Attributpunkte frei auf Werte wie Stärke, Gewandtheit, Vitalität, Kondition oder Willenskraft verteilen. Auch erlernte Spezialmanöver wie Selbstheilungen, Schutzschilde, Schockwellen oder Manipulationen des Gegners können wie Ausrüstungsteile frei an- und abgelegt werden.

Freund oder Feind?

Interessant ist auch die an Journey oder Dark Souls erinnernde, dynamische Mehrspieler-Anbindung, durch die jederzeit ein bis zwei weitere Online-Spieler in die eigene Spielwelt eindringen können, um mit- oder gegeneinander zu kämpfen, sofern man das möchte. Auch Wiederbelebungen an Ort und Stelle statt an zuletzt passierten Rücksetzpunkten sind so möglich - es sei denn, man ist in einen Abgrund oder ein Gewässer gestürzt. Die Kommunikationsmöglichkeiten sind allerdings sehr eingeschränkt, das Aggro-Verhalten von KI-Gegnern schwer kontrollierbar. Alternativ sind aber auch reine Solo-Abenteuer oder abgesprochene Zusammenkünfte mit Freunden möglich. Online-Duelle in separaten Arenen inklusive freischaltbarer Clanfunktion (Schulen) werden ebenfalls angeboten - die langen Ladezeiten kosten allerdings Nerven.

Ungeachtet dessen ist der Spielumfang leider sehr bescheiden, die lediglich aus drei Story-Kämpfen und einer Handvoll zu bezwingender Lakaien bestehende Kampagne ist fast schon ein Witz. Selbst erkundungsfreudige Naturen, die versuchen, alle in Steinhäufen versteckten Ausrüstungsgegenstände zu bergen, sind nach drei bis fünf Stunden durch.

Im Mehrspieler-Modus kann man sich mit anderen Spielern verbünden oder messen.
Zwar lassen sich die Handlanger immer wieder bezwingen und die Story-Kämpfe später auch auf höheren Stufen wiederholen, aber das ist natürlich viel zu wenig.

Noch viel zu tun

Die Geschichte selbst wird trotz angenehm mystischer Note sehr dürftig inszeniert: Gesprochen wird fast nie und dann nur Kauderwelsch, während die deutsche Textübersetzung schlampig wirkt, sich Interaktionsmöglichkeiten rar machen und die Orientierung anhand einer nur symbolischen Minikarte ohne Abkürzungsmöglichkeiten wenig zeitgemäß erscheint. Zumindest wird so aber die mickrige Spielzeit etwas gestreckt. Die Steuerung geht hingegen in Ordnung, auch wenn am PC manche nicht editierbare Tastenbelegungen wie beim Haltungswechsel etwas unglücklich wirken. Per Controller hat man aber alles gut im Griff - sofern die Technik mitspielt.

Doch das ist leider nicht immer der Fall: Wenn die KI-Gegner planlos hin und her rennen oder plötzlich zu Salzsäulen erstarren lässt, mag man lediglich mit dem Kopf schütteln, aber wenn die ohnehin schon eher spartanische Grafik ins Stottern gerät, Figuren wie durch Geisterhand umherteleportiert werden, der eigene Charakter durch Kollisionsfehler mit der Umgebung verschmilzt, in einer Pfütze ertrinkt oder mit einer Fehlermeldung aus dem Spiel fliegt, ist das schon echt nervtötend. Auch das Matchmaking im Online-Modus ist oft ein Ärgernis, da es wahllos Spieler unterschiedlichster Stufen und Verbindungsqualitäten zusammenzumischen scheint. Ein Duell mit einem Level-11- gegen einen Level-37-Charakter oder lag-verseuchte Diashow-Kämpfe sollten eigentlich vermeidbar sein...

Fazit

Absolver ist ein zweischneidiges Schwert: Zum einen besticht es durch sein mysteriöses Flair und sein facettenreiches Kampfsystem, das vor allem im Eins-gegen-Eins immer wieder für einen intensiven Schlagabtausch sorgt. Zum anderen ist der nur mäßig inszenierte und teils fast schon zu diffuse Martial-Arts-Trip aber viel zu schnell schon wieder vorbei, während die technische Umsetzung erhebliche Macken aufweist: Von unschönen KI-Aussetzern über nervige Ruckeleinlagen bis hin zu eklatanten Kollisionsfehlern und Spielabstürzen. Auch die an sich interessante Online-Anbindung, durch die man, sofern gewollt, auf andere Spieler trifft, um sich mit ihnen zu verbünden oder zu messen, wirkt alles andere als ausgereift, da das Matchmaking weder passende Spielerstufen noch Verbindungsgeschwindigkeiten zu berücksichtigen scheint. Wer trotzdem mit einer Anschaffung liebäugelt, sollte also zumindest warten, bis die ärgsten Baustellen behoben sind und mehr Inhalte zur Verfügung stehen.

Pro

vielschichtiges Kampfsystem
interessante Mehrspieler-Komponente
geheimnisvolles Ambiente

Kontra

geringer Umfang
mäßige Inszenierung
durchwachsene Technik

Wertung

PC

Interessanter, aber sehr kurzer und technisch durchwachsener Martial-Arts-Trip hinter Masken.

PlayStation4

Interessanter, aber sehr kurzer und technisch durchwachsener Martial-Arts-Trip hinter Masken.

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