Mehr Arcade als Simulation
Das ist einfach und schwierig zugleich: Zum einen macht es mir die Fahrphysik relativ leicht, denn auch wenn sich WRC 6 in den Einstellungen den Begriff „Simulation“ auf die Fahnen schreibt und mir beim Einstufungstest ein realistisches Fahrgefühl zur Auswahl stellt, hat man die PS-starken Boliden relativ problemlos im Griff. Es ist zwar längst nicht so simpel wie bei Sega Rally und erfordert gerade beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven einen sensibleren Umgang mit dem Gaspedal, aber insgesamt bewegt man sich hier deutlich stärker in zugänglichen Arcade-Gefilden, die mit einer realistischen Simulation nicht viel zu tun haben. Schon alleine die Tatsache, dass alle Fahrzeuge im Spiel mit ABS ausgestattet sind und man diese elektronische Unterstützung im Gegensatz zur Stabilitätskontrolle und einer Starthilfe nicht optional deaktivieren kann, spricht schon eine deutliche Sprache, denn in der realen WRC sind alle Hilfen tabu.
Immer schön durch die Kurve driften...
Dass sich die Rallyewagen trotzdem nicht so einfach kontrollieren lassen, liegt in erster Linie an der schwammigen Steuerung: Weder mit Controller noch mit Lenkrad habe ich das Gefühl, die Flitzer wirklich präzise über die Schotterpisten dirigieren zu können. Man lernt zwar, sich darauf einzustellen. Genau wie auf den Umstand, dass sich Frontantriebler beim Ausbrechen mitunter wie Heckschleuder verhalten. Aber insgesamt fällt es mir hier schwer, ein Gefühl für das Auto und die jeweiligen Streckenbedingungen zu entwickeln. Es muss ja nicht unbedingt eine Hardcore-Simulation sein und die angestrebte Mischung aus Anspruch und Fahrspaß geht im Prinzip völlig in Ordnung. Aber schaut man sich die Offroad-Events in Forza Horizon 3 sowie ältere Spiele wie V-Rally 2, Colin McRae Rally oder die offiziellen WRC-Titel der Evolution Studios an, stellt man schnell fest, dass sich das Rallye-Feeling unter Sim-Arcade-Maßstäben eben noch deutlich besser einfangen und umsetzen lässt. Einen physikalischen Tiefpunkt markiert hier ohne Zweifel das Fahren durch Wasser: Es fehlt nicht nur die spektakuläre Inszenierung dieser Dusche, sondern es fühlt sich einfach nur furchtbar an, wenn man wie auf Glatteis durch die Pfützen rutscht. Das gilt übrigens nur dort, denn ansonsten halten sich spürbare Unterschiede zwischen nassen und trockenen Straßenbelägen in Grenzen.
Setup mit Fragezeichen
Das Setup fällt recht oberflächlich aus und lässt Erläuterungen vermissen.
Manchmal frage ich mich, ob man sich bei Kylotonn überhaupt sicher ist, welchen Weg man mit der WRC-Reihe künftig einschlagen will. Das Fahrmodell samt Hilfen schreit eigentlich nach einem stärkeren Fokus auf Zugänglichkeit. Der bewusste Verzicht auf die Rückspulfunktion und eine Einschränkung von neuen Versuchen deutet dagegen mehr in Richtung Anspruch, den man durch das vollwertige, wenn auch etwas inkonsequente Schadensmodell erhöhen kann, das bei mechanischen Beeinträchtigungen etwas zu nachsichtig, bei der visuellen Darstellung dagegen zu übertrieben wirkt.
Und auch beim Setup hat man das Gefühl, als würde man sich eher an Profis richten wollen. Obwohl man das z.B. Fahrwerk mit Änderungen an Druck- und Zugstufe sowie Querstabilisator recht detailliert, wenn auch nur in groben Schritten einstellen darf, hat man sich die üblichen Erläuterungen dazu komplett gespart. Anfänger dürften also komplett auf dem Schlauch stehen, was die Auswirkungen angeht. Darüber hinaus hat man sich sogar zentrale Angaben bei der Anzeige gespart und muss raten bzw. ausprobieren, ob man durch das Verschieben der Leiste die Federn jetzt eigentlich hart oder weich einstellt.