Skylanders: Imaginators21.10.2016, Mathias Oertel
Skylanders: Imaginators

Im Test: Meine Helden der Himmelslande

Skylanders, der Urahn der "Toys-to-Life"-Spiele, geht in eine neue Runde. Nachdem man in den letzten Jahren mit Riesen, Fallen und Fahrzeugen sowohl Sortiment als auch Mechaniken ausgebaut hat, konzentriert man sich dieses Mal in Skylanders Imaginators auf die Ursprünge als kindgerechtes Action-Adventure. Und man gibt dem Spieler mehr kreative Freiheit als je zuvor, indem man seine eigenen Figuren erstellen darf. Ob dem Konzept dadurch neues Leben eingehaucht wird, klären wir im Test.

Portale über Portale

Fünf Jahre Skylanders: Das bedeutet nicht nur die mittlerweile sechste Ausgabe der Serie, die mit ihrem Konzept, echte Plastikfiguren über ein "Portal" in einem Spiel lebendig werden zu lassen, die Erfolge von Lego Dimensions oder Disney Infinity erst möglich machte. Das bedeutet auch dutzende Figuren, Fallen und Fahrzeuge, die sich den Platz in den Regalen streitig machen. Und es heißt, dass man mit Skylanders Imaginators das mittlerweile sechste Portal im Kinder- oder Wohnzimmer begrüßt - insofern man Skylander der ersten Stunde ist. Und selbst, wenn man erst auf PS4 oder One dazugestoßen ist, hat man bis zu vier Einheiten der Zusatzhardware. Natürlich wäre es für Activision ein zusätzlicher Aufwand, eine Veteranen-Edition zu erstellen, in der statt des Portals eine weitere Figur oder sonstige Boni für treue Fans zu finden sind. Doch die platzgeplagten Eltern würden es ihnen danken. Denn man kann lobenswerterweise alle kompatiblen Portale verwenden. Da ich auch zahlreiche Fallen habe und diese nur über das TrapTeam-Portal in Imaginators eingelesen und "verwendet" werden können, habe ich mich in erster Linie auf diese Hardware konzentriert. Doch auch die SwapForce- oder SuperChargers-Stationen funktionieren problemlos.

Egal ob alte Figuren, neue Helden, Fallen, Riesen, SwapForce oder Fahrzeuge: Alles lässt sich in Imaginators verwenden.
Selbstverständlich kann man auch alle bislang angeschafften Figuren verwenden - inkl. der bislang erreichten Figurenstufe, den erworbenen Sonderfähigkeiten und dem jeweiligen Kontostand. Allerdings schaffen Activision und Toys for Bob mit Imaginators viele Anreize, sich auf die neuen Konzepte einzulassen - und damit auch, den Geldbeutel immer wieder zu öffnen und im echten Spielwaren- bzw. Computerspiele-Shop einzukaufen. Zwar sind die Inhalte, die sich hinter Bezahlschranken verbergen, für den wesentlichen Spielverlauf weitgehend unwichtig und nehmen auch nur einen geringen Anteil der Spielzeit ein. Dennoch sind die neuen Möglichkeiten clever miteinander verzahnt und geben mehr Anreize als je zuvor, sich neue Figuren usw. anzuschaffen.

Altes Kaos-Leid und neue Figuren

Erzählerisch bleibt man hingegen konservativ: Kaos als Erzfeind ist einfach nicht kleinzukriegen und hat erneut die Skylands im Visier, um für Unruhe zu sorgen. Dieses Mal ist er auf ein Buch gestoßen, mit dem er die so genannten  "Doomlander" erschaffen kann - merkwürdige Monster, die es in dieser Form noch nicht in den Himmelslanden zu sehen gab. Und als Portalmeister muss man Feuer mit Feuer bekämpfen. Sprich: Man muss seine eigenen Skylander-Kreationen in den Kampf gegen die Kaos-Schergen schicken. Doch sie sind nicht auf sich allein gestellt. Ihnen zur Seite stehen die „Sensei“, Kampf-Großmeister, von denen lernen können. Die Sensei, zu denen in einer besonderen Edition auch Crash Bandicoot und Dr. Neo Cortex gehören, haben in etwa die Größe der SwapForce-Figuren und werden nach klassischen Skylanders-Prinzipien aufgewertet: Durch Zerstören von Gegenständen bekommt man Geld, das man bei entsprechender Erfahrung und dem Aufstieg in höhere Stufen ausgeben kann, um sich neue Fähigkeiten anzueignen.

Mit einer Sonderedition kann man sogar mit der Jump&Run-Ikone Crash Bandicoot als Sensei spielen.
Das viel interessantere Konzept ist jedoch die Eigenkreation von Figuren. Hierfür werden allerdings Kristalle benötigt, die das Element der Figur (Erde, Natur, Feuer, etc.) bestimmen und von denen einer dem Starterpack beigelegt ist.  Stellt man diesen nun auf das Portal, wird man ins Editor-Universum teleportiert, wo man sich zuerst für eine von zehn Klassen entscheiden muss. Diese basieren im Wesentlichen auf den klassischen Syklander-Archetypen und reichen von mächtigen Nahkämpfern bis hin zu Zauberern, Pistoleros oder schnellen Ninjas. Doch Vorsicht: Die Wahl ist endgültig und wird auf dem Kristall festgeschrieben. Für weitere Figuren sind neue Kristalle nötig, von denen ein Dreierpack etwas über 20 Euro kostet. Nachdem man sich entschieden hat, kann man das Aussehen der Figur, seine Kleidung sowie Bewaffnung festlegen. In jedem Bereich gibt es mehrere Dutzend, häufig sogar über 100 Auswahlmöglichkeiten. Viele davon müssen allerdings erst im Spiel gefunden und freigeschaltet werden. Danach kann man seine Figur nach eigenem Gusto einfärben und  die Größe nicht nur der Figur, sondern einzelner Teile wie Kopf, Arme, Torso etc. bestimmen, bevor man die Stimme und sogar den Satz festlegt, den die Figur beim Betreten der Himmelslande von sich gibt. Wer will, kann mit der Erstellung jedes einzelnen Imaginators viel Zeit verbringen und angesichts der zur Verfügung stehenden Optionen ist es höchst unwahrscheinlich, dass ein weiterer Spieler einen Skylander wie diesen besitzt.

Optimierung jederzeit möglich

Zudem kann man fast jederzeit in den Editor zurückkehren und mit Ausnahme der Klasse Änderungen vornehmen. Das wird auch dadurch gefördert, dass das Belohnungssystem der Serie für Imaginators komplett überarbeitet und aufgestockt wurde. Bislang bekam man meist eine besondere, mit Eigenschaften versehene Kopfbedeckung für seine Figuren im Spiel. Mittlerweile wird nicht nur in Frequenzen ausgeschüttet, die an Diablo-Zeiten erinnern, es gibt auch Sets und vier Seltenheitsstufen für sämtliche Gegenstände. Dazu gehören neue kosmetische Optionen wie Köpfe, Arme, Rüstungen etc. ebenso wie neue Sprachversatzstücke oder Waffen. Vieles davon ist zudem an die Figurenstufe gekoppelt, die grundsätzlich auf 15 begrenzt ist. Mit jedem Sensei, den man in seiner Sammlung hat, wird jedoch nicht nur der maximale Imaginator-Level um eins erhöht, sondern jeder der Lehrer bringt auch noch weitere Geschenke wie Spezialangriffe mit, die allerdings nur von bestimmten Klassen ausgerüstet werden können.

Bei der Erstellung der Imaginators kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen und sogar die Größe einzelner Köperpartien anpassen.
In der Praxis wird man allerdings von den hunderten freizuschaltenden Gegenständen nur die wenigsten verwenden. Ich habe z.B. festgestellt, dass ich maximal die Waffen und gelegentlich die Rüstung gegen stärkere Varianten ausgetauscht habe, während ich am Aussehen im Laufe der Kampagne nur wenig nachträglich verändert habe. Einzig bei der Erstellung von neuen Skylanders spielen die bis dahin gefundenen Versatzstücke eine größere Rolle. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass jüngere Spieler häufiger in den Editor verschwinden, um ihre Figur zu modifizieren. Doch wie dem auch sei. Neben den bewährten Spielmechaniken, an denen Toys for Bob auch in Imaginators festhält, sorgt das Sammeln von Ausrüstung für erhebliche Zusatzmotivation.

Bekanntes Sammelsurium

Und dass, obwohl die grundsätzlichen Inhalte mit ihrem charmanten und im Detail auf PS4 und Xbox One nochmals aufgepeppten Knallbunt-Design der Himmelslande schon genug Anreiz zum Spielen geben. Man wird durch abwechslungsreiche Level geleitet, die immer noch weitgehend linear gestaltet wurden, aber hier und da Geheimnisse verstecken, für die man mitunter einen Skylander eines bestimmten Elementes oder einer besonderen Klasse benötigt. Doch diese Bezahlschranken wurden im Laufe der letzten Jahre deutlich entschärft. Nicht nur dadurch bedingt, dass das Archiv an zur Verfügung stehenden Figuren kontinuierlich angewachsen sein dürfte. Sondern auch weil die Abschnitte, die sich hinter diesen Grenzen verbergen, meist klein

Kaos kann die Skylands einfach nicht in Ruhe lassen.
sind und nur rudimentär Auswirkung auf den Spielverlauf haben. Und man wird schon lange nicht mehr alle Nase lang auf den Kauf von zusätzlichen Figuren aufmerksam gemacht – mittlerweile läuft alles subtiler.

Doch egal wieviele Figuren man hat, die Reduktion auf klassische Elemente tut Skylanders gut. Kein Schnickschnack mehr, nur noch Jump&Run mit Kämpfen und logischen Umgebungsrätseln. Sehr angenehm. Und wer Angst hat, dass er seine Vehikel aus SuperChargers oder die Fallen aus TrapTeam nicht mehr verwenden kann, sei beruhigt. Mit den Vehikeln kann man abseits der Geschichte Rennen bestreiten, die über das Hauptmenü bzw. eine Figur innerhalb der Verteiler-Welt zugänglich sind, während Fallen beim Einsatz in das entsprechende Portal dem darauf stehenden Skylander oder Imaginator einen massiven Goldbonus bescheren – allerdings lässt sich hier jede Falle nur einmal zu Gold umwandeln. Danach ist sie in diesen Himmelslanden nutzlos. Und selbst wer z.B. keine Fahrzeuge besitzt, darf mit seinen Figuren in einem Standardvehikel in den zig Rennen antreten. Schade ist allerdings, dass der Schwierigkeitsgrad im Allgemeinen sich einmal mehr an jüngere Spieler richtet. Doch nachdem es mittlerweile doch einige Jungzocker gibt, die mit den Figuren und den diversen Spielen der Serie aufgewachsen sind, hätte es nicht geschadet, wenn man eine Herausforderung für Veteranen zur Verfügung gestellt hätte. Erst bei einigen der in mehreren Phasen laufenden Auseinandersetzungen gegen die Boss-Doomlander wird es kniffliger.

Fazit

Die durch das Selbstmach-Konzept nötigen Realgeld-Anschaffungen beiseite (die ohnehin in jedem Skylanders zu einem allgegenwärtigen Begleiter wurden), ist dies das bislang reifste Abenteuer in den Himmelslanden. Zwar immer noch mit Ausnahme des einen oder anderen Bosses viel zu leicht, werden die gleichermaßen bewährten wie bekannten Elemente Hüpfen, Kämpfen und Umgebungsrätsel durch das massiv erweiterte Beute-System so aufgewertet, dass beinahe Diablo-Verhältnisse erreicht werden. Auch die rudimentäre Verbindung von Senseis und den Eigenkreationen mit ihren unzähligen Möglichkeiten ist gelungen, während die inhaltlichen Bezahlschranken zwar spürbar sind, sich aber hinsichtlich Umfang und Spielfortschritt vornehm zurückhalten und mit Ausnahme der Sensei-Areale nur für Einsteiger in die Sammelwelt der Skylanders große Auswirkungen zeigen. Visuell auf PS4 und One der bislang ausgefeilteste Ableger, überzeugt Imaginators mit stimmungsvollem Cartoon-Design, schicken Animationen und aufwändigen Effekten, bietet aber immer noch keine frei positionierbare Kamera. Auch da mit Disney Infinity ein wichtiger Konkurrent den Kampf aufgebeben hat, ist es schön zu sehen, dass man Jahr um Jahr versucht, die Skylanders mit neuen Konzepten zu erweitern. Und umso schöner, wenn es so gut und motivierend funktioniert wie mit Imaginators.

Pro

umfangreicher Figureneditor für individuelle Skylander
alte Portal-Hardware innerhalb der Systemgrenzen verwendbar
Figuren anderer Serien, Fallen und Fahrzeuge können alle genutzt werden
angenehme Reduzierung auf klassische Action-Adventure-Elemente
Rennen als zusätzlicher Zeitvertreib
zahlreiche Geheimnisse
umfangreiches Beutesystem mit Sets und Raritäts-Stufen
gute Steuerung
saubere Lokalisierung
gelungenes Artdesign

Kontra

bis auf wenige Ausnahmen sehr niedrig angesetzter Schwierigkeitsgrad
größtenteils lineare Levelstruktur
feste Kamera
Bezahlschranken zwar (außer als Einsteiger) nicht stark zu spüren, aber immer noch vorhanden
gefundene Gegenstände mit stark unterschiedlichem Nutzwert

Wertung

PlayStation4

Die Reduktion auf klassische Mechaniken in Kombination mit der Möglichkeit, im umfangreichen Editor eigene Figuren zu erstellen, macht Imaginators zum bislang ausgereiftesten Abstecher in die Skylands.

XboxOne

Die Reduktion auf klassische Mechaniken in Kombination mit der Möglichkeit, im umfangreichen Editor eigene Figuren zu erstellen, macht Imaginators zum bislang ausgereiftesten Abstecher in die Skylands.

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