Im Test: Die anderen Rolling Stones
Der Felsen fällt nicht weit vom Stamm
Dass sich ACE Team beim mechanischen Fundament von Rock of Ages 2 treu blieb, ist keine Überraschung. Denn das war beim 2011 erschienenen Vorgänger eines der kleineren Probleme. Das Konzept, ein „Kugelrollen“ à la Super Monkey Ball bzw. Marble Madness mit Elementen der Tower Defense zu verbinden, indem man den ebenfalls einen Stein rollenden KI- oder menschlichen Gegner kostspielige Hindernisse in den Weg stellt, bevor er durch das Tor der Festung rollen kann, war damals schon interessant. Und das ist es immer noch – zumal bislang kein anderes Spiel auf die Idee kam, diese Verbindung aufzugreifen. Und jetzt hat man die Gelegenheit, die Redundanz des Vorgängers aufzubrechen, die sich in etwa ab der Hälfte der Spielzeit eingestellt hat und die auch vom Monty-Pythonesken Humor nicht aufgelöst werden konnte. Apropos: Ich als Fan der Mannen um Terry Gilliam, John Cleese oder Graham Chapman bin begeistert, dass ACE Team nicht nur hinsichtlich der Story ebenso durchgeknallt ist wie bei Teil 1, sondern auch den markanten Präsentationsstil beibehalten hat.
"Like a rolling stone"
Da man aber nur einen Stein und maximal sieben Verteidigungsanlagen zur Verfügung hat, ist eine strategische Auswahl vonnöten, die es im Vorgänger nicht gab. Erschwert wird diese Entscheidung durch die Möglichkeit, zusätzliche Steintypen mitzunehmen, was allerdings zu Lasten der maximal nutzbaren Defensivstrukturen geht. Dies alles wird allerdings erst dann effektiv, wenn man den Abschnitt kennt, auf dem man zeitgleich zum Gegner versucht, sein Ziel zu erreichen. Erst, wenn man weiß, ob es Engpässe, Sprungmöglichkeiten, Abkürzungen usw. gibt, kann man sein Defensivarsenal entsprechend einrichten und z.B. Rampen installieren, um den Gegner von der Bahn zu treiben oder am Steinball festklebende Kühe aufstellen, um dem Kontrahenten die Geschwindigkeit vor einem abkürzenden Sprung zu nehmen.
Eine Vorabansicht der Strecke gibt es jedoch nicht, so dass man sich ein wenig auf sein Glück verlassen muss, wenn man vor allem die späteren Gegner beim ersten Versuch erfolgreich aus dem Weg räumen möchte. Auch die Auswahl der eigenen Steinkugel ist strategisch wichtig. Nicht nur, dass die Herstellungszeit gravierende Unterschiede aufweist, bevor man sich auf die Abfahrt machen kann – auch Geschwindigkeit, Durchschlagskraft und Steuerungsqualitäten zeigen mitunter happige Differenzen und können sich auf die Möglichkeit auswirken, Abkürzungen zu nutzen. Das war allerdings auch schon im Vorgänger so, wobei die sich dort zeigende Redundanz auch hier ab und an zu spüren ist, aber durch die offenere Levelstruktur und die non-lineare Freischaltung von Gegnern oder neuen „Türmen“ zumeist erfolgreich ausgeglichen wird.
Allein oder zu zwein mit Stein
Der zeigt sich übrigens im Allgemeinen auf "Normal", es stehen auch noch eine Variante darüber und darunter zur Verfügung, angenehm fordernd. Die Gegner nutzen einerseits geschickt Lücken in der Verteidigung und verwenden auch risikoreiche Abkürzungen, wenn es sich anbietet. Und zum anderen bauen sie mitunter kompetent sowie zeitlich effizient ihre Verteidigungslinie auf. Da für die KI aber die gleichen Beschränkungen gelten wie für den Spieler, so z.B. ein knappes Budget, Anzahl an zur Verfügung stehenden Slots oder maximale Anzahl pro Defensivstruktur, hat man nie da Gefühl, zusätzliche Stolpersteine in den Weg gelegt zu bekommen.
Fazit
Wer mit "Rock of Ages" etwas anderes assoziiert als einen Song von Def Leppard, wird sich über die unerwartete Fortsetzung freuen. Die Stärken der vor gut sechs Jahren erschienenen Mischung aus Marble-Madness’scher Kugelrennen und Tower Defense bleiben erhalten. Dazu gehört nicht nur der absurde Humor à la Monty Python, sondern auch das nach wie vor einzigartige Artdesign, das haufenweise Kunststile und –Epochen mischt und karikiert. Während das damals wie heute interessante Konzept innerhalb der Kampagne zwar auch mit Rock of Ages 2 den Hang zur Gleichförmigkeit nicht ablegen kann, sorgen neue strategische Elemente bei der Auswahl von Offensiv- und Defensiv-Anlagen sowie eine größere Zahl an Inhalten dafür, dass sich Bigger and Boulder deutlich griffiger spielt als Teil 1. Die Mehrspieler-Modi sind zwar auch in dieser Ausgabe nicht mehr als schmückendes Beiwerk und nötigen einem online Geduld bei der Spielersuche ab. Doch unter dem Strich ist ACE Team mit Rock of Ages 2 ein Fortschritt gelungen. Mit der Fortsetzung haben sie endlich das Potenzial geweckt und ausgegraben, das bei Teil 1 bereits zu spüren war. Das dies seine Grenzen trotz aller Verbesserungen und Erweiterungen zu schnell aufgezeigt bekommt, liegt am Konzept per se, das letztlich nicht mehr herzugeben scheint.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Die Mischung aus Kugelrennen, Tower Defense und Artdesign-Experiment ist besser gelungen als im Vorgänger und lebt in erster Linie von dem Monty-Pythoneskem Humor.
XboxOne
Die Mischung aus Kugelrennen, Tower Defense und Artdesign-Experiment ist besser gelungen als im Vorgänger und lebt in erster Linie von dem Monty-Pythoneskem Humor.
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