Planet Alpha11.09.2018, Jan Wöbbeking

Im Test: Immersiver Überlebenskampf

Kein HUD, kein Gesammel, keine Schadenswerte: Planet Alpha (ab 7,15€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) gehört zu den wenigen Titeln, die den Spieler einfach so in eine fremdartige Welt schmeißen – oder besser gesagt ein steuerbares Alien, das auf einem unbekannten Planeten ums Überleben kämpft. Sowohl die hübsch glühende Natur als auch gnadenlose Maschinen wollen ihm an den Kragen.

Faszinierend!

Das größte Verkaufsargument des Spiels springt sofort ins Auge: Die bizarr designte Welt bietet immer wieder neue, äußerst hübsch designte Überraschungen. Es ist schon ein besonderes Gefühl, wenn man vor den tödlichen Lasern des kugelrunden Walkers wegläuft, der auf seinen schlauchartigen Stelzen über die hügelige Wiese stapft. Oder wenn man der erbarmungslos zuschnappenden Robo-Schlange einen Steinblock in den Rachen wirft. Ein noch hübscheres Bild gibt die leuchtende Pflanzenwelt ab: Die teils zackigen, teils verschnörkelten Blätter falten sich je nach Tageszeit auf- oder zusammen. Die Manipulation der Tageszeit wird zu einer Kernmechanik in dem klassischen horizontalen Puzzle-Plattformer, der ohne Text oder Sprache auskommt.

Welcome - to No Man's Park!
Ab und zu trifft man nämlich auf Kultstätten, an denen sich die Ausrichtung des gesamten Sonnensystems beeinflussen lässt. Ein langer Druck auf L oder R und schon ändern sich die Tageszeiten.  Mal müssen Blüten so manipuliert werden, dass sie eine Plattform bilden, anderswo werden Planeten mit Hilfe kleiner Hinweise in die passende Reihenfolge gerückt. Keine revolutionäre Mechanik, aber sie bietet einen schönen Kontrapunkt zum sonst eher schnellen Spieltempo der Flucht, bei welcher der sphärische Soundtrack eine geheimnisvoll finstere Atmosphäre aufbaut.

Feindliche Welt und feindliche Invasoren

Oft gilt es nämlich, im Sprung zerbröckelnde Felsbrocken zu erwischen, unter riesigen trampelnden Pflanzenfressern hindurch zu huschen oder rechtzeitig an Ranken hinauf zu klettern. Gelungene kurze Schleicheinlagen vor schießwütigen Robotern gehören ebenfalls dazu. Dabei trippelt man nicht nur geduckt durchs hohe Gras, sondern muss oft auch geschickt die Umgebung nutzen. Weniger schön sind dabei die perspektivischen Probleme. Im Gegensatz zu den frei durch die Welt wuselnden Blechbüchsen darf man selbst nämlich nur nach links und rechts laufen und springen. Dabei lässt sich der von den Entwicklern vorgesehene Weg nicht immer klar abschätzen, wodurch man oft schnell im erbarmungslosen Laserhagel landet.

An solchen Kultstätten manipuliert man Planetenstand und Tageszeit. Auch das klassische Verschieben von Steinblöcken  wird zu einer wichtigen Mechanik, um Plattformen zu schaffen.
Zudem fühlt sich die Abstimmung aus Steuerung und Leveldesign nicht so präzise an wie bei Ori, Rayman & Co. Zum Teil liegt das natürlich an dem Umstand, dass das namenlose Alien eine ähnlich physiklastige Handhabung bietet wie Sackboy, so dass man mit dem falschen Schwung schon mal woanders landet als vorgesehen. Gerade an Kanten kann das manchmal für Frust sorgen. Davon abgesehen haben die Entwickler den mittleren Schwierigkeitsgrad aber schön ausbalanciert, so dass es meistens fair und motivierend bleibt. Ab und zu wird man auch durch wundersame Portale in eine pink leuchtende Parallelwelt versetzt. Ein wenig seltsam wirkt die Entscheidung, dass die kontrastreich glühende Kulisse auf der Xbox One X kein HDR unterstützt und dass sie dort nur mit 30 Bildern pro Sekunde läuft – obwohl manche Felsen im Hintergrund sogar im ressourcensparenden kantigen Low-Poly-Design gehalten sind (ähnlich wie in Daedalics State of Mind).

Technische Problemchen

Gleich schnappt die Mecha-Schlange zu!
Allgemein scheinen die Entwickler Planet Alpha ApS die Unreal Engine nur bedingt im Griff zu haben, denn auf der PS4 Pro kommt es zusätzlich zu kleinen Rucklern. Nur auf unserem PC mit einer GeForce GTX 980 kamen wir in den Genuss von 60 Bildern pro Sekunde. Auf höchsten Einstellungen trat allerdings auch hier ab und zu kurzes Bildstottern auf. Am schlechtesten schneidet erwartungsgemäß die Switch-Umsetzung ab, auf der regelmäßig leichte Ruckler auffallen. Details wie gröbere Schatten oder der Helm der Hauptfigur wirken zudem ein wenig grob und unruhig. Allgemein kommt die Schönheit der Welt hier nicht ganz so gut zur Geltung, weil vieles ein wenig „krümeliger“ und die Beleuchtung weniger aufwändig aussieht. Ordentlich spielbar bleibt es aber trotzdem.

Fazit

Faszinierend: Spocks bekannter Ausspruch trifft vermutlich am besten das Erlebnis, das sich beim Überlebenskampf von Planet Alpha entfaltet. Ganz ohne Bildschirmanzeigen oder anderen störenden Schnickschnack kann man hier in einem bizarr designten Puzzle-Plattformer versinken, bei dem zum Großteil flotte Fluchtsequenzen den Ton angeben. Vor allem auf einem potenten Spiele-PC entfaltet die fremdartige Welt eine gewaltige Faszination. Hier und da funken allerdings Macken wie die schlecht einschätzbare Perspektive oder frustige Hüpfpassagen dazwischen. Andererseits gibt es aber auch unterhaltsame kleine Schleichsequenzen, die schön mit der Manipulation der Planeten kombiniert wurden. Insgesamt also eine nicht komplett runde, aber - wie bereits erwähnt - äußerst faszinierende Angelegenheit!

Pro

faszinierend bizarre Welt
unterhaltsame Manipulation der Gestirne
gelungene kleine Schleichpassagen

Kontra

Sicht auf Spiel-Ebene lässt sich nicht immer einwandfrei einschätzen
gelegentlich frustrierende Plattformpassagen
gelegentliche (PS4 Pro) bzw. regelmäßige Ruckler (Switch)

Wertung

Switch

Unterhaltsame Flucht durch eine hübsch bizarre Alienwelt mit kleinen Macken bei den Hüpfpassagen und regelmäßigen Rucklern.

PC

Unterhaltsame Flucht durch eine hübsch bizarre Alienwelt mit kleinen Macken in den Hüpfpassagen.

XboxOne

Unterhaltsame Flucht durch eine hübsch bizarre Alienwelt mit kleinen Macken in den Hüpfpassagen und bei der Technik.

PlayStation4

Unterhaltsame Flucht durch eine hübsch bizarre Alienwelt mit kleinen Macken in den Hüpfpassagen und leichten Rucklern.

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