Pinball FX 2 VR11.07.2016, Mathias Oertel
Pinball FX 2 VR

Im Test: Mittendrin statt nur dabei

Ich war erklärter VR-Skeptiker. Doch als die Zen Studios eine Virtual-Reality-Version ihres Vorzeige-Flippers Pinball FX für Oculus Rift ankündigten, wurde auch meine Neugier geweckt. Kann die virtuelle Spielhalle die bewährte Physik samt Mischung aus realistischen und unrealistischen Tischelementen adäquat einfangen? Kann die virtuelle Realität das Spielgefühl verbessern? Die Antworten liefert der Test.

Flippern im Penthouse

Ich schaue mich um. In dem geschätzt etwa 60 Quadratmeter großen, lichtdurchfluteten Raum ist rechts von mir ein interaktives Bild, mit dem ich die Ranglisten einsehen kann. Hinter mir  steht eine Vitrine, in der ich erreichte Erfolge betrachten kann. Links von mir ist eine Holztür, die als Ausgang dient. Doch der Star in dem schick, aber spartanisch eingerichteten Zimmer sind die drei Flippertische, die mich magisch anziehen. Allerdings kann ich mich nicht frei durch den Raum bewegen. Ich kann nur auf Knopfdruck zu den einzelnen Interaktionsmöglichkeiten springen und diese aktivieren. Und diese fehlende Bewegungsoption vermisse ich mehr als dass mich der gewählte Hintergrund stört. Klar wäre es stilvoller, wenn die Flippertische in einer Spielhalle auftauchen würden, in der sie von anderen Geräten eingerahmt werden. Doch da die Tische der Zen Studios bis auf ganz wenige Ausnahmen bekannt dafür sind, realistische Physik und Kugelverhalten mit unrealistischen Elementen wie das Spiel beeinflussenden Laserstrahlen, Gravitationsstörungen oder über den Tisch laufendes Wasser zu verbinden, kann ich auf die Arcade verzichten.

Meteore und gleißende Explosionen: Die Zen Studios sorgen dafür, dass Flippern in der virtuellen Realität zu einem Erlebnis wird.
Denn Pinball FX 2 sorgt dafür, dass das Flippern auch im Umfeld zu einem Spektakel wird. Beim Tisch "Terror of the Deep" z.B. wird einem suggeriert, dass man von Wasser umgeben ist: Haie kreisen ständig um einen herum, Luftblasen blubbern nach oben. Beim "Mars"-Tisch krabbelt eine Roboterspinne ständig am Tisch entlang, allerdings löblicherweise ohne einen abzulenken oder zu nerven. Das kann ich vom Ritter in "Epic Quest" jedoch nur eingeschränkt sagen, der immer irgendwo auftaucht (teilweise mit seinem Klepper) und meine Aufmerksamkeit auf sich zieht, die dann natürlich dem Geschehen auf dem Tisch abgezwackt wird. Dass man diese Ambientkulisse nicht optional abschalten kann, ist schade. Einerseits bleibt sich Zen zwar damit absolut treu, doch für Puristen, die ohnehin den hohen Unrealismusgehalt der Tische aus dem ungarischen Studio bemängeln (nahezu kein Tisch der Pinball-FX-Serie würde sich in der Realität nachbauen lassen), ist dies weiteres Wasser auf den Meckermühlen.

Magerer Plattform-Start

Im Flipper-Penthouse stehen bislang drei bekannte Geräte - Informationen zu weiteren Umsetzungen oder Preisgestaltung gibt es noch nicht.
Die Zen Studios haben auf allen bislang unterstützten Systemen eine sehr gute bis ausgezeichnete Flipperplattform aufgebaut. Sowohl bei Zen Pinball (Sony, iOS) als auch bei Pinball FX (Xbox, PC) kann man sich bei jedem Tisch auf eine überzeugende Kugelphysik und entsprechend akkurates Abprallverhalten von Bumpern, Flippern usw. verlassen. Die unrealistischen Elemente werden überzeugend und wie aus einem Guss eingebaut. Und mit mittlerweile über 60 Tischen, die teils auf starken Lizenzen wie Star Wars, Marvel, The Walking Dead oder South Park aufbauen, hat man eine reichhaltige Auswahl. Hier allerdings nicht. Die oben angesprochenen drei Tische sind die einzigen, die man spielen kann. Und obwohl sie viel Variation bieten und einen guten Querschnitt der Zen-Tischphilosophie abbilden, ist der Umfang mau und die Tische sind letztlich nur recycelte Varianten. Zumal auch noch nicht feststeht, ob und in welchem Abstand weitere Tische veröffentlicht werden. Uns für den Fall bleibt offen, wie es mit dem eventuellen Übertragen von bereits gekauften Tischen aus dem klassischen Repertoire in ihrer VR-Version aussieht.

Mitunter eher ablenkend: Der Ritter aus Epic Quest.
Zwar könnte Zen sich darauf hinausreden, dass die Umarbeitung in VR einen erhöhten Arbeitsaufwand darstellt und nicht wie beim Umstieg von 360 auf One als Plattform vergleichsweise einfach von statten geht - zumal sich damit ein anderes Spielgefühl einstellt. Und sie hätten damit auch Recht: Durch die realistische Position vor dem Flipper fühlen sich die drei Tische in der virtuellen Realität anders an. Man verfolgt die Kugel mit den Augen, wenn sie über die glaubwürdig dargestellten Rampen rollt, überall abprallt und Punkkte ins Konto spült. Bewegt man den Kopf, verändert sich die Perspektive selbstverständlich entsprechend. Die Illusion ist gelungen. Schaut man allerdings auf die Flipperknöpfe an der Seite, stellt man fest, dass diese sich nicht bewegen, wenn man die Flipper über die Padtasten aktiviert. Schade, dieses Detail hätte Zen ruhig noch einbauen können. Doch ungeachtet dessen interessiert mich brennend, wie z.B. die Aliens-vs-Pinball-Tische, Portal oder Guardians of the Galaxy in der virtuellen Realität wirken. Allerdings würde ich es mir zwei oder drei Mal überlegen, wenn ich den vollen Preis für diese Erweiterungen zahlen müsste - selbst ein reduziertes VR-Umstiegsangebot müsste ich mir reiflich überlegen. Aber das sind nach gegenwärtigem Stand überflüssige Gedankenspiele, da Zen noch nicht darüber informiert hat, ob und in welcher Form weitere Inhalte zur Verfügung gestellt werden.

Fazit

Das Flipper-Erlebnis in VR ist überzeugend. In einer angenehmen, wenngleich etwas steril wirkenden Umgebung steht man wie in der Spielhalle vor bzw. über dem Tisch. Man verfolgt mit den Augen die Bahn der Kugel, wie es in den "einfachen" Versionen von Pinball FX 2 oder Zen Pinball schlichtweg nicht möglich ist - ungeachtet der ausgewählten Kamera. Und dank der bewährten sowie nach  wie vor überzeugenden Kugelphysik fühlt sich alles "richtig" an. Schade ist allerdings, dass die Detailfreude bei der Tischgestaltung nicht so weit ging, die Flipperknöpfe am virtuellen Tisch den Druck am Pad visuell umsetzen zu lassen. Und natürlich setzt Zen auch in der virtuellen Realität auf die unrealistischen Elemente, für die die Tische gleichermaßen berühmt wie berüchtigt sind - nur, dass diese auch im künstlichen Raum um einen herum auftauchen. Haie umschwirren einen bei "Terror of the Deep", eine Robo-Spinne klettert bei "Mars" am Gerät herum, während Meteore vorbeiflitzen. Und der Ritter aus "Epic Quest" reitet mit seinem Gaul auch immer wieder durch die Botanik. Dass es aber derzeit nur drei Tische gibt, auf denen man sich austoben kann, die zudem allesamt keine Neuheiten darstellen, ist höchst bedauerlich. Natürlich können und werden im Lauf der Zeit weitere Tische folgen. Doch mit diesem Umfang und der offenen Fragen des Nachschubs bzw. zum kostenlosen Import von Tischen, die man bereits in Pinball FX 2 besitzt, erreicht die VR-Variante der Kugeljagd gerade noch eine gute Wertung.

Pro

stimmungsvolles Ambiente
glaubwürdige Kugelphysik
bekannte Mischung aus realistischen und unrealistischen Elementen
überzeugendes Spielgefühl in VR

Kontra

nur drei bekannte Tische
noch keine Infos über weitere Tische und ggf. Import/Umwandlung von Tischen im Besitz
keine freie Bewegung im "Flipper-Penthouse"

Wertung

OculusRift

DIe bewährte Physik der Serie funktioniert auch in der virtuellen Realität, die durch ungewöhnliche Ereignisse für Immersion sorgt. Der Umfang mit drei Tischen ist allerdings etwas dürftig.

VirtualReality

DIe bewährte Physik der Serie funktioniert auch in der virtuellen Realität, die durch ungewöhnliche Ereignisse für Immersion sorgt. Der Umfang mit drei Tischen ist allerdings etwas dürftig.

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