Playboy: The Mansion03.04.2005, Mathias Oertel
Playboy: The Mansion

Im Test:

Seit über 50 Jahren schreibt Hugh Hefner als Herausgeber des Playboy-Magazins und Besitzer der sagenumwobenen Mansion Geschichte. Dass dieser Erfolg nicht von ungefähr kommt, dürft ihr mit dem Spiel zur Häschen-Villa selber erfahren. Doch kann der Mix aus Wirtschafts-Simulation und Sims-Bunnies überzeugen?

Ab in die Bunny-Villa

Spielerisch orientiert sich das Abenteuer in der Playboy-Villa eindeutig an Titeln wie den Sims und Singles. Das bedeutet, dass ihr in eurer anfänglich relativ spärlich eingerichteten Behausung zahlreiche soziale Kontakte pflegen dürft und natürlich auch die Bunnies nach allen Regeln der Kunst anmachen könnt. Neu für dieses Genre ist allerdings die Pflicht, sich auch um die Veröffentlichung des monatlichen Magazins zu kümmern.

Wenigstens die Foto-Shootings zeigen etwas Sex-Appeal.
Denn nur so könnt ihr Geld in die Kasse spülen, um Einrichtungsgegenstände für die Villa zu kaufen.

Um die Artikel und die Centerfold- bzw. Cover-Fotos fertig zu stellen, müsst ihr zuerst Personal einstellen, das sich um die Schreiberei kümmert bzw. den Auslöser drückt. Zwar dürft ihr die Foto-Shootings selber leiten und den Models auch Anweisungen geben, die Position zu ändern bzw. ihr Outfit ändern, doch trotz allem muss sich ein Fotograf auf eurer Gehaltsliste befinden.

Um die Essays, Interviews usw. zu bekommen, die in der Realität einen Großteil des Playboy-Magazin-Inhalts ausmachen, müsst ihr Kontakte zu diversen Berühmtheiten knüpfen. Diese lernt man am besten auf Parties kennen, zu denen ihr zahlreiche Persönlichkeiten einladen könnt.

Und schwupps: sind wir wieder beim Sims-Prinzip. Denn gute Kontakte (und damit die Einwilligung für Artikel bzw. Fotos) ergeben sich nur in Gesprächen und dem Zufriedenstellen der Gastbedürfnisse.

Diese sind allerdings etwas anders gelagert als bei den Sims: Wo es bei EAs Lebenssimulation um die Befriedigung lebensnotwendiger Bedürfnisse wie Essen, Schlaf und nicht

Alles sieht irgendwie nach Sims aus, erreicht aber nicht die Langzeitmotivation der Referenz - dafür allerdings größere Oberweiten.
zuletzt auch Hygiene geht, bleiben die Figuren hier an der Oberfläche und benötigen nur Zuwendung in den Gesprächs-Bereichen Finanzen, Unterhaltung, Persönliches usw.

Flachtaucher

Leider setzt sich dieses Prinzip der Oberflächlichkeit auch in entscheidenden Gameplay-Punkten durch: Die Gespräche bieten zwar anfangs auf Grund der im Vergleich zu den Sims geänderten Bedürfnisse einen gewissen Unterhaltungswert. Doch spätestens in der dritten bzw. vierten Mission hat man den Dreh raus, weiß, wie man sein Gegenüber manipulieren kann und hat so ziemlich alle Varianten der Gesprächsführung kennen gelernt.

Und dann konzentriert man sich eigentlich nur noch auf die Herstellung des Magazins und die Einrichtung des Hauses. Doch beide Faktoren können nur unwesentlich dazu beitragen, die Motivation, die sich auf lange Sicht auf einem knapp durchschnittlichen Niveau einpendelt, aufrecht zu erhalten. Und das auch nur in kurzen Spielesessions.

  

Denn auch die Magazin-Zusammenstellung wird irgendwann zur Routine und das damit eingenommene Geld für neue Gegenstände verwendet, deren Nutzen bei weitem nicht so spielentscheidend ist wie bei den Hausbewohnern von EA. Man kauft das Zeug, stellt es irgend wohin und das war’s dann eigentlich schon.

Bleibt noch der Faktor Sex: Und auch hier traut man sich nicht, die eigentlich guten Ideen in die letzte Konsequenz umzusetzen. Bei den Foto-Shootings z.B. kann man die Models zwar "oben ohne" ablichten, doch Ganzkörper-Nackt-Centerfolds wie im realen Magazin sind nicht möglich.

Auch die Techtelmechtel auf der Couch usw. bleiben im Vergleich zu den Singles zahm, sind allerdings expliziter als bei den Sims.

Sexy? Nicht wirklich. Für ein Spiel zu einem Magazin, das alle Reize zeigt, gibt man sich erstaunlich bedeckt und prüde.
Es kommt auch zu unfreiwillig komischen Momenten, wenn die Teilnehmer mit der Unterwäsche bekleidet ihren Akt vollziehen. Da sind mir die Pixelfreuden der Sims bzw. der total offen dargestellte Singles-Sex lieber.

Von Simmisch zu Texturschwächen

Wenn wenigstens die grafische Gestaltung auf par mit der Elite aus dem Hause EA wäre, könnte man die eine oder andere Gameplay-Schwäche verzeihen. Doch leider hat man auch hier nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Mit dem Ergebnis, dass die Animationen zwar gut und im Rahmen der eingeschränkten Interaktionsformen auch abwechslungsreich sind, die Texturen jedoch eher schwach abschneiden. Vermutlich ist dies der Konsolenversion zuzuschreiben, die ohne großen Aufwand auf den PC portiert wurde. Doch auch in der Xbox-Fassung kratzt man nicht einmal ansatzweise an den Grafikfähigkeiten der Konsole.

Bei den Umgebungen erreicht man ebenfalls nur in den seltensten Fällen das Niveau, das die Sims 2 zum Genre-Vorreiter gemacht hat.

Akustisch gibt sich Playboy The Mansion ebenfalls bieder, um nicht zu sagen: erz-konservativ. Die Figuren unterhalten sich in einem Kauderwelsch, das umgehend Erinnerungen an die im Text so häufig beschworenen Sims weckt, ohne jedoch ihren Charme zu versprühen. Auch die musikalische Untermalung und die durchschnittlichen Soundeffekte schaffen es nicht, für lang anhaltende gute Laune zu sorgen, da man sich an allem schnell satt gehört hat. 

Fazit

Was sich in den ersten Videos noch als interessante Mischung aus dem Sims, Wirtschaftssimulation und Sex-Appeal präsentierte, ist unter dem Strich ein schwacher Mix, der zwischen allen Stühlen hängt und den Spagat nur leidlich bewältigt. Dabei fängt alles ganz angenehm an: die ersten Gespräche sind unterhaltsam, die Zusammenstellung des Magazins sowie die Foto-Shootings machen Spaß. Doch irgendwann beginnt der Trott, an dem die Schwachstellen klar werden: die sozialen Interaktionen sind auf Dauer viel zu eintönig; die Einrichtung des Hauses hat viel zu wenig Auswirkungen auf den Gemütszustand der Figuren; die sexuellen Anspielungen bleiben zu harmlos; die Foto-Shootings gleichen sich. Offensichtlich wollte man sich nicht all zu deutlich bei den Vorbildern bedienen aber der "Hugh Hefner-Simulator" scheitert daran, die eigenen Ideen bis zur letzten Konsequenz umzusetzen. Wenn ich ein Spiel möchte, das mich monatelang beschäftigt, wende ich mich den Sims zu. Und wenn ich Sex auf dem Monitor will, ist eine Partie Singles empfehlenswerter. Viel dran, wenig drin - aber immerhin für kurze Spiele-Sessions hier und da tauglich.

Pro

einfache Bedienung
nette Animationen
sexy Foto-Shootings
kurzzeitig unterhaltsam
Missions-Modus
freies Spiel
zahlreiche Trivial-Infos rund um Hefner und Playboy

Kontra

schwache Texturen
einzelne Ideen nicht bis in die letzte Konsequenz durchdacht
eingeschränkte Interaktionsmöglichkeiten
stark abfallende Langzeitmotivation

Wertung

PC

XBox

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.