Sonic Forces21.11.2017, Jens Bischoff

Im Test: Holpriger Mix

In Sonic Forces (ab 16,89€ bei kaufen) gewährt SEGA seinem Überschalligel einen ungewohnten Begleiter: Einen vom Spieler selbst erstellten Charakter. Wie gut die miteinander harmonieren und was das Hüpfabenteuer sonst noch zu bieten hat, klären wir im Test.

Neue Gesichter

In Sonic Forces versucht Dr. Eggman wieder mal die Welt zu erobern. Unterstützt wird er dieses Mal von der Kraft mysteriöser Phantomkristalle sowie einem neuen Bösewicht namens Infinite. Zusammen schaffen es die beiden sogar Sonic zu entführen und an einem geheimen Ort gefangen zu halten.

In Sonic Forces kann man mit einem selbst kreierten Helden an Sonics Seite kämpfen.
Doch auch Sonic ist nicht auf sich allein gestellt. Neben einer klassischen Version des Igels beteiligt sich auch ein gänzlich neuer Rekrut von Team Sonic an der Rettungsaktion - und das Besondere daran: Der Spieler darf den neuen Helden selbst zusammenbasteln.

Dabei legt man per simplen Editor nicht nur Aussehen, Stimme und Siegerpose fest, sondern bestimmt auch noch mit welchem von sieben einzigartigen Talenten der Neuzugang ins Rennen geht. So beherrschen Vogel-Charaktere zum Beispiel praktische Doppelsprünge, während Wolfstypen Objekte anziehen und Kaninchen-Helden nach Treffern länger unverwundbar bleiben. Wer will, kann seine Heldenkarriere aber auch als selbst designter Igel-Konkurrent sowie als Hund, Katze oder Bär starten.

Feuer frei!

An Aussehen, Outfit und Bewaffnung dürfen auch im Nachhinein noch Änderungen vorgenommen werden, da die Auswahl an Gestaltungsmöglichkeiten stetig zunimmt.

Die selbst erstellte Spielfigur hat nicht nur eigene Fertigkeiten und Manöver drauf, sie lässt sich auch mit unterschiedlichen Waffen und Klamotten ausrüsten.
Während das Wechseln von Handschuhen, Stiefeln, Gürteln oder Kopfbedeckungen lediglich der Ästhetik dient, wirkt sich die Wahl der ausgerüsteten Waffe (Wispon genannt) auch auf das Spielgeschehen aus. Und das nicht nur auf die Art und Weise Gegner auszuschalten, sondern auch auf die Interaktionsmöglichkeiten mit der Spielumgebung.

So kann man ein Feuer-Wispon nicht nur als Flammenwerfer einsetzen, sondern sich mit entsprechender Ladung auch in die Höhe katapultieren. Mit einem Bohrer-Wispon kann man sich wiederum an Wänden und Böden entlangziehen, mit einem Würfel-Wispon zusätzliche Plattformen erschaffen oder sich mit einem Sog-Wispon durch die Gegend teleportieren. Blitz-, Asteroid- und Luftikus-Wispons, die wie alle Waffen auch unterschiedliche Bonusfunktionen wie aktivierbare Schilde, Temposchübe oder Sonderreichweiten aufweisen können, runden das Angebot ab.

Holpriger Einsatz

Sonic selbst kann keine Wispons einsetzen, Markenzeichen wie Turbosprints, Verfolgungsangriffe, Schnellschritte oder Stampfer beherrscht er aber nach wie vor. Als klassischer Sonic kann man sogar wie ein Derwisch herumwirbeln. Der Einsatz so verschiedener Spielfiguren bringt aber nicht nur Abwechslung, sondern auch unschöne Diskrepanzen mit sich.

Sonic Forces hat sowohl klassische 2D-Levels...
Sich immer wieder umzustellen und daran zu gewöhnen, wer welche Manöver beherrscht, ist die eine Sache, dass Tempo und Spielfluss immer wieder auseinanderklaffen, die andere.

Selbst Überschalligel Sonic wirkt oft ungewohnt langsam und behäbig. Hinzu kommen ein paar unschöne Stolpersteine in der Levelarchitektur, die durch ihre Spielflusshemmungen mehr Ärgernis als Herausforderung sind. Dabei ist das allgemeine Leveldesign durchaus imposant. Vor allem der dynamische und oft von spektakulären Kamerafahrten begleitete Wechsel zwischen 2D- und 3D-Abschnitten kann sich sehen lassen. Aber auch in punkto Vielfalt haben die Ausflüge an klassische Schauplätze wie Green Hill, Mystic Jungle oder Metropolis einiges zu bieten.

Neben traditionellen Loopings, Bumpern und Grinds stehen auch ein paar harmlose Quick-Time-Events, sich verzweigende Wasserrutschen, Flippereinlagen mit Sonic als Kugel, sich umkehrende Gravitationskräfte oder Tauchgänge mit begrenztem Atem auf dem Programm. Wer will, kann auch Avatare anderer Spieler ausleihen. Gelegentlich ist man sogar Seite an Seite als Team mit wechselbarer Führung unterwegs. Die Steuerung ist abgesehen unangenehmer Brüche bei Charakterwechseln generell sehr handlich. Das Erreichen von S-Rängen gestaltet sich nach meinem Geschmack aber etwas zu einfach und auch die zwei verfügbaren Schwierigkeitsgrade sind etwas wenig und eher harmlos. Zudem hätte der Stand der Turboboost-Anzeige ruhig etwas prägnanter dargestellt werden können.

Rasches Ende

Ein weiterer Kritikpunkt ist die mit zirka drei bis fünf Stunden recht knapp bemessene Spielzeit. Auch die kostenlos herunterladbare Shadow-Episode bietet neben der Möglichkeit, bestimmte Abschnitte auch mit Shadow spielen zu können, lediglich drei kurze Bonuseinsätze obendrauf.

...als auch rasante 3D-Einsätze mit teils spektakulären Kamerafahrten zu bieten.
Zwar können darüber hinaus auch noch zusätzliche Geheim- und Extralevels absolviert, Ränge, Punktzahlen und Medaillenausbeuten verbessert, zahlreiche Kleidungsgegenstände freigeschaltet sowie tägliche neue Herausforderungen oder Rettungsmissionen in Angriff genommen werden. Aber da die meist mehr Fleiß- als Challenge-Charakter haben, hält sich der Anreiz in Grenzen.

Auch die Online-Ranglisten sind aufgrund fragwürdiger Punkte-Multiplikatoren und Wispon-Boni kein echter Gradmesser. Hinzu kommen Hänger bei der Inszenierung, technisch bedingte Slowdowns, künstliche Verzögerungen beim Scrolling sowie Tearing auf der Xbox One und zum Teil massive Tonprobleme in den Zwischensequenzen der PC-Version. Letztere sind zwar durchaus gut designt und professionell in Wort und Ton eingedeutscht, der selbsterstellte Held trotz anfangs getroffener Stimmwahl aber leider völlig stumm und profillos...

Fazit

An sich fand ich die Idee mit einem selbst kreierten Sidekick an Sonics Seite Dr. Eggmans jüngste Machenschaften zu durchkreuzen durchaus interessant. Am Ende hat der Wechsel zwischen dem eigentlichen Star, einem leider gänzlich stummen Begleiter und der klassischen Version des Überschalligels, die auch mit von der Partie war, aber eher für unschöne Brüche als für fulminante Abwechslung gesorgt. Überhaupt waren Tempo und Spielfluss oft ungewohnt zäh und holprig, manche Stolpersteine völlig unnötig. Selbst die am PC zum Teil unter massiven Tonproblemen leidende Inszenierung wirkte alles andere als rund. Dabei konnte sich das oft spektakulär zwischen 2D und 3D wechselnde Leveldesign durchaus sehen lassen. Auch das Experimentieren mit unterschiedlichen Waffen, sogenannten Wispons, eröffnete mitunter völlig neue Perspektiven. Das eigentliche Abenteuer war aber leider schon nach wenigen Stunden vorbei, die Luft trotz vieler optionaler Herausforderungen danach spürbar raus. Bleibt zu hoffen, dass Sonic beim nächsten Mal mehr Tempo und Ausdauer beweist, um wieder auf die Überholspur zurückzufinden.

Pro

selbst erstell- und ausrüstbare Charaktere
abwechslungsreiches Leveldesign
optionale Herausforderungen
hochwertige Lokalisierung

Kontra

überschaubarer Umfang
oft ungewohnt zäher Spielfluss
zum Teil massive Tonprobleme (PC)
hin und wieder unschönes Tearing (Xbox One)

Wertung

PC

Sehr Kurzer und holpriger Mix aus 2D- und 3D-Jump'n'Run mit einem selbst kreierten Helden an Sonics Seite.

PlayStation4

Sehr Kurzer und holpriger Mix aus 2D- und 3D-Jump'n'Run mit einem selbst kreierten Helden an Sonics Seite.

XboxOne

Sehr Kurzer und holpriger Mix aus 2D- und 3D-Jump'n'Run mit einem selbst kreierten Helden an Sonics Seite.

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