Der Zahn der Zeit?
Und wieviel ist von der damaligen Faszination übrig geblieben? Inhaltlich eigentlich alles. Das für die Umsetzung verantwortliche Team von Zoe Mode (Crush, Powerstar Golf, Chime Sharp) hat akkurat alles von den alten Systemen auf die neuen gebracht - inkl. der nicht immer ausgewogenen Balance der Helden. Nicht nur, dass Kämpfer mit Fernattacken wie Captain America mit seinem Schildwurf oder Spider-Man mit seinem Netzangriff im Vorteil sind. Die namhaften Figuren scheinen im Allgemeinen gegenüber den weniger bekannten leicht bevorzugt zu werden, was ihre Durchschlagskraft im Allgemeinen betrifft. Vor allem bei dem einen oder anderen Bosskampf werden die Defizite innerhalb des Teams deutlich. Das geht allerdings nicht so weit, dass ein bestimmtes Quartett zum Scheitern verurteilt ist – zumal man durch die Entwicklung noch entscheidend beitragen kann, wie sich das Team im Kampf verhält. Muss man mit der KI spielen, zeigt sich übrigens, dass die minimalen taktischen Vorgaben (Folgen, Aggressiv, Verteidigen) durchaus akzeptabel befolgt werden und auch die Superangriffe, deren Leiste durch die wenigen, aber effektiven Kombos gefüllt wird, häufig in Kooperation mit dem Spieler abfeuert.
Auch Deadpool ist mit von der Partie, um gegen Doctor Doom und die anderen Superbösen anzutreten, die hier als "Masters Of Evil" auftreten.
Technisch hingegen lassen sich die zehn Jahre, die der erste Teil auf dem Buckel hat, nicht so einfach wegwischen oder kaschieren. Ja: Die Auflösung ist auf allen Systemen größer ausgefallen als vor zehn Jahren. Und es wurden Kleinigkeiten in der Benutzerführung verändert, die das Ganze aber nicht zwangsläufig angenehmer gestalten. Doch im Wesentlichen setzt Zoe Mode auf die alten Assets, die auch schon Raven in der damals wie heute verwendeten Alchemy Engine benutzte, die Intrinsic entwickelt hatte, bevor Vicarious Visions sie übernahm. Und damit ist ist Ultimate Alliance weit davon entfernt, ein HD-Remaster zu sein. Dafür bleibt es zu viel schuldig. Auf PS4 und One z.B. gibt es immer wieder Momente, in denen die Bildrate leicht wegbricht – für ein zehn Jahre altes Spiel ein nicht zu unterschätzender Faux pas. Auf einem One-System gab es bei Installation auf einer externen Festplatte sogar derart massive Probleme, dass jedes Mal, wenn ein Sprachsample nachgeladen werden musste, das Spiel ins Stocken geriet. Doch dies war ein isoliertes Problem und nur in einer speziellen Konfiguration zu finden.
Die PC-Problematik
Im Kampf gegen Scorpion muss das Heldenquartett kooperieren.
Auf dem PC gibt es keinerlei Bildratenprobleme zu verzeichnen. Doch die Rechnerhelden haben ihre eigenen Sorgen, mit denen sie fertig werden müssen. Soundprobleme wurden z.B. von der Community auf einigen Systemen erkannt. Zu leise, zu schlecht abgemischt, unsauber, knarzend: Es gibt einige Beschwerden. Davon konnten wir nichts feststellen. Auf unserem System boten sowohl die visuelle als auch die akustische Seite keinen Anlass zur Sorge. Was sich Zoe Mode bei der Konvertierung der Kontrollmechanik auf moderne Pads bzw. die Maus-/Tastatur-Kombo gedacht hat, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Nicht nur, dass man im Jahr 2016 nicht einmal die Steuerung neu belegen kann. Wer am PC mit einem Xbox-One-Controller spielen möchte, schaut in die Röhre – und das, obwohl an der Konsole alles gut funktioniert. Doch hier werden bestimmte Tasten einfach nicht erkannt, gleichgültig ob man das Pad nun kabellos oder mit einem passenden Micro-USB-Kabel angeschlossen hat. Die A-Taste lässt sich nicht nutzen, während die Funktionen, die eigentlich auf A lägen, nun auf dem X-Knopf zu finden sind. Auch die wichtigen linken und rechten Bumper werden vergeblich bemüht. Hier hat jemand in der Qualitätssicherung das Spiel im Tiefschlaf durchgewunken. Zwar steht auf der Steam-Prdouktseite „teilweise Controller-Unterstützung“, doch eine genauere Aufschlüsselung, welche Pads jetzt unterstützt werden, sucht man vergeblich.
Kämpfer mit Fernangriffen sind normalerweise leicht überlegen.
Da hilft nur ausprobieren. Und was stellt man dann fest? Das PS4-Pad funktioniert. Weitgehend. Das einzige Problem: Die X-Achse auf dem rechten Stick ist invertiert - und lässt sich natürlich nicht justieren. Immerhin: Das alte kabelgebundene 360-Pad funktioniert. Dennoch sorgt dieses Tohuwabohu dafür, dass man am PC nicht zugreifen sollte, bis ein Patch die Mankos in Angriff nimmt. Das wäre übrigens auch der perfekte Zeitpunkt, um den DLC nachträglich zu integrieren – dann allerdings auf allen Systemen. Hierbei geht es mir nicht einmal um Black Widow, Captain Marvel, Hawkeye und Ronin, die es auf der PSP als exklusive Figuren gab. Doch die vier Helden Cyclops Hawkeye, Hulk und Nightcrawler sowie die Bösewichte Doctor Doom, Magneto, Sabretooth und Venom, die man auf der Xbox 360 bekommen konnte und die allem Anschein nach in der digitalen Version integriert sind, die man im 360-Store findet, hätten es schon sein können. Denn immerhin kostet das Ultimate-Edition-Bundle satte 60 Euro, während die Spiele einzeln mit jeweils knapp 40 Euro zu Buche schlagen. Und das wiederum sind etwa zehn Euro mehr, als man für die digitale 360-Fassung hinlegen muss. Selbst für den Fall, dass die damalige Exklusivität der Inhalte immer noch Bestand hat, wäre es eine valide Option gewesen, sie zumindest den One-Spielern anzubieten. Doch die zwei Packs mit Bonus-Helden/-Bösen fehlt auch hier.