Im Test: Neue Gesichter, gleiches Schicksal?
Schweres Los
Wie schon im ersten Nights of Azure sehen sich auch die seit ihrer Kindheit befreundeten Protagonistinnen in Bride of the New Moon mit einem schweren Schicksal konfrontiert: Eine von ihnen soll auf Anweisung der Kirche geopfert werden, um einen Dämon zu besänftigen, der die Welt der Menschen in ewige Dunkelheit zu stürzen droht. Während sich Priesterin Liliana mit ihrer Opferrolle abzufinden scheint, kämpft die als Leibwache beauftragte Aluche mit aller Kraft gegen diese Bestimmung an, während sie von Ordensritterin Ruenheid, die sich bereits von der Kirche abgewandt hat, unterstützt wird.
Unter den Fittichen von Wissenschaftlerin Dr. Camille quartiert sich die Gruppe im Hotel Eterna ein, das auch schon im ersten Teil als Hauptquartier fungiert hat, um Kräfte zu sammeln, Einkäufe zu tätigen, Gespräche zu führen, Einsätze zu planen oder Spielstände zu sichern.
Geballte Rückendeckung
Viel wichtiger ist aber, dass man neben bis zu zwei Dämonen neuerdings auch noch einen menschlichen Begleiter mit ins Schlepptau nehmen und Seite an Seite in den Kampf ziehen kann. Einen Koop-Modus oder ein Wechseln des aktiven Spielcharakters gibt es jedoch nicht. Auch ein Umschalten zwischen verschiedenen Begleiterteams wie im ersten Teil ist nicht mehr möglich. Dafür sind die Einsätze aber um so intimer. Generell werden alle Mitstreiter von Aluche von der KI gesteuert, wobei bestimmte Aktionen wie Teamattacken oder Spezialangriffe manuell initiiert werden müssen.
Auf das allgemeine Kampfverhalten kann ebenfalls Einfluss genommen werden. Zudem lässt sich begrenzt vorhandene Energie opfern, um den Mitstreitern einen vorübergehenden Boost zu verpassen. Am verheerendsten sind aber die nur mit menschlichen Partnern ausführbaren Kombo- und Burst-Manöver, die sich durch bestimmte Aktionen wie gemeinsame Angriffe aufladen und dann gegen einzelne Widersacher oder ganze Gegnergruppen entfesseln lassen. Mit der Zeit hätte man sich allerdings kürzere oder zumindest abbrechbare Sequenzen gewünscht.
Unkomplizierte Hau-drauf-Action
Die an Dynasty Warriors und Co. erinnernden Echtzeitkämpfe bieten jede Menge dämonisches Kanonenfutter, gelegentliche Power-Ups wie Angriffs-, Geschwindigkeits- oder Abwehrverstärkungen sowie schnelle Kombos, Blocks und Ausweichmanöver.
Bei Bosskämpfen gilt es schon etwas mehr zu beachten. Bis auf den Finalkampf sind aber auch die meist keine große Herausforderung - zumindest, wenn man die begrenzt vorhandene und durch einen abnehmenden Mond repräsentierte Zeit bis zum nächsten Schlüsselkampf nicht untätig verstreichen lässt, sondern sie nutzt, um persönliche Bitten seiner Mitstreiterinnen und andere Aufgaben zu erfüllen. Das bringt nämlich nicht nur zusätzliche Erfahrung und Finanzmittel, sondern stärkt auch persönliche Bindungen, wovon letztendlich auch die Attribute und Fertigkeiten der menschlichen Gefährtinnen profitieren.
Offene Wünsche
Die dämonischen Begleiter lassen sich hingegen völlig unabhängig von ihren Einsatzzeiten entwickeln, am Limit ihrer Kräfte angekommen reinkarnieren und diverse Evolutionsstufen erreichen. Trotzdem hätte man schon zu Beginn und nicht erst nach Spielende den dritten Schwierigkeitsgrad verfügbar machen sollen. Das gilt auch für das erst in einem weiteren Durchgang mögliche Beschleunigen von Dialog- und Zwischensequenzen.
Mehr Schauplätze wären ebenfalls wünschenswert gewesen. Denn auch wenn man je nach Art des dämonischen Gefolges verschiedene Barrieren überwinden und dadurch seltene Schätze bergen oder praktische Abkürzungen freilegen kann, drückt es doch auf die Spielspaßbremse, immer und immer wieder dieselben sechs Orte abzugrasen.
Technisch wird hingegen nur Standardkost geboten: Die Anime-Figuren sind zwar recht ansehnlich, die Kulissen aber eher trist und unspektakulär. Zudem hat die Grafik-Engine immer wieder mit Pop-Ups bzw. Fade-Ins sowie Bildratenproblemen zu kämpfen - vor allem im Handheld-Modus der Switch. Auch Schatten, Kantenglättung und Texturen sind auf der Nintendo-Konsole schwächer, obwohl die Unterschiede nicht gravierend und nur selten spielbeeinträchtigend sind. Viel ärgerlicher dürfte da die mickrige Lokalisierung sein, die nicht über japanische Sprachausgabe mit englischen Untertiteln hinauskommt.
Fazit
Auch wenn sich Nights of Azure 2 erzählerisch sehr an die Ereignisse des Vorgängers anlehnt, werden doch genug neue Facetten geboten, um die Geschichte einer Freundschaft, die vom Schicksal auf eine harte Probe gestellt wird, ein weiteres Mal bis zum Ende begleiten zu wollen. Entscheidenden Einfluss auf den Verlauf der Handlung hat man zwar noch immer nicht, wohl aber mit wem an seiner Seite man in den Kampf ziehen will. Neben allerlei dämonischen Begleitern lassen sich jetzt Menschen zur Unterstützung einspannen, was nicht nur für eine persönlichere Note sorgt, sondern auch Bindungen und Fertigkeiten individuell wachsen lässt. So sind die an Koeis Warriors-Titel erinnernden Einsätze trotz nur weniger, sich ständig wiederholender Schauplätze intensiver, die Aufgaben intimer. Voyeurismusvorwürfe muss man sich allerdings ebenso gefallen lassen. Technisch kocht die Dämonenhatz hingegen nach wie vor nur auf Sparflamme und auch bei der Lokalisierung hat man sich aufs Nötigste - japanischer Originalton mit englischen Untertiteln - beschränkt. Schade, denn das Setting hat definitiv Potential.
Pro
Kontra
Wertung
Switch
Dämonische Hack'n'Slay-Action für wiederholungsresistente Anime-Fans.
PlayStation4
Dämonische Hack'n'Slay-Action für wiederholungsresistente Anime-Fans.
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