Im Test: Das beste "echte" VR-Spiel?
Ab in die Matrix!
Zunächst war ich sauer darüber, dass Facebook wieder einmal den Geldbeutel geöffnet hat, um Superhot VR zunächst Oculus-exklusiv zu machen. Es gab schließlich schon eine vielversprechende Fan-Demo für die HTC Vive, das Prinzip wirkt wie gemacht für das Roomscale-Konzept, bei dem man durch den kompletten Raum schießt und boxt. Doch während des Spiels hat sich meine Skepsis ähnlich schnell aufgelöst wie die Köpfe meiner Widersacher, die nach einem gut platzierten Faustschlag in tausend Teile zersplittern. Die Entwickler haben das Konzept mit einigen Tricks erstaunlich gut auf die kleinere Fläche abgestimmt. Anders als im klassischen PC-Original bewegt man sich kaum noch durch die Areale, sondern wird meist in der Mitte eines Bereichs von den gesichtslosen roten Schlägertruppen überfallen. Immer wieder finde ich mich in einer brenzligen Situation wieder und muss mich mit geschickter Nutzung der Waffen und anderer herumliegender Gegenstände aus dem Schlamassel kämpfen.
Mit Fäusten, Projektilen und allem, was so herumsteht
Als meine Pistole leer ist, schleudere ich sie einfach dorthin, wo der Gegner gleich seine Nase hinter der Säule hervorstrecken müsste. Und tatsächlich: Das Wurfgeschoss trifft sein Ziel, lässt den Roten zusammensacken und schleudert mir sogar noch seine Flinte herüber. Besten Dank auch! Die gefächerten Schrotkugeln kann ich prima gebrauchen, da über mir bereits ein Grüppchen weiterer Kämpfer die Treppe hinunter läuft und mich gerade aufs Korn nehmen wollte. Schaffen die Schläger es nah an mich heran, ist es besonders cool, mit einem schnellen Fausthieb zuzuschlagen. Einfach die Trigger am ringförmigen Controller drücken und blitzschnell nach vorne schlagen. So natürlich fühlte sich ein Hieb in einem Computerspiel noch nie an! Die Attacke wirkt mit Bewegungs-Controllern in den kleineren Arealen allerdings schon ein wenig zu mächtig. Zum Glück ging während meiner Boxattacken niemand neben mir durchs Büro.
Selbstdisziplin eines Ninjas
Dazwischen liegt allerhand kleines Gerümpel herum, welches sich bei Munitionsknappheit als Wurfgeschoss missbrauchen lässt - man erkennt es an der schwarzen Einfärbung. Hocke ich eingekesselt hinterm Tresen, schnappe ich mir einfach eine Flasche oder ein Cocktailglas, um es mit Wucht um die Ecke auf einen Widersacher zu schleudern, so dass der in sich zusammensackt und mir danach frei Haus seine Waffe entgegenschleudert, mit denen ich die nächsten Säbel-Samurais unschädlich mache. Zudem kommt auch eine Spezialfähigkeit hinzu, mit der man entfernte Gegner effektiver bekämpfen kann. Schade, dass man nicht noch mehr Tricks lernt oder auf mehr Gegnertypen trifft als die generischen Rotlinge. Meist bleibt der Schwierigkeitsgrad eher moderat, in den späteren Levels wird es durch immer größere Gegnermassen aber mitunter richtig schweißtreibend. Immer wieder schlage ich mich in Deckung, um auch nicht den kleinsten Fehler zu begehen oder einen Widersacher von rechts zu übersehen. Leiste ich mir doch einen Schnitzer, geht es schließlich zurück zum Anfang des Raumes, in dem ich die vorherigen Abschnitte dann noch einmal erledigen muss. Die Wiederholungen nerven mitunter, sorgen aber auch für einen angenehmen Nervenkitzel durch die benötigte Selbstdisziplin.
Fazit
Als ich mit Superhot VR fertig war, musste ich kurz nachdenken, wie das „normale“ Spiel früher eigentlich ohne die Touch-Controller funktioniert hat. Das stylishe Durch-die Kugeln-Tauchen passt derart gut zu räumlichem VR, dass das Prinzip sofort in Fleisch und Blut übergeht. Ein paar präzise Schüsse, dann ducke ich mich wie in einem Actionfilm unter den Kugeln und entwaffne einen Schergen mit einem blitzschnellen Fausthieb - ein erstaunlich mächtiges Spielgefühl! Das Beste am Konzept ist aber, dass ich dank der Zeitlupe persönlich das Tempo vorgebe, kurze Pausen zum Ausknobeln der besten Route einlegen kann und dadurch keine zu extremen Bewegungen starten muss – anders als beim Roomscale-Spiel Raw Data, das mir schon mal einen gewaltigen Muskelkater beschert hat. Das Spiel ist auch ein Beweis dafür, wie wichtig in VR ein passendes Spieldesign und die Abstimmung der Mechaniken ist: Offenbar waren eine ganze Reihe von Veränderungen nötig, bis es so gut flutschte. Das einzige gravierende Problem ist wieder einmal der knappe Umfang: Nach gut zwei Stunden steht man völlig aufgeputscht vor der Endsequenz und weiß nicht so recht, was man plötzlich mit der faden Realität anfangen soll. Die Levels lassen sich dann zwar gezielt anwählen, davon abgesehen herrscht aber tote Hose. Ich hoffe auf einen Nachfolger mit mehr Spezialfähigkeiten, weiteren Mechaniken und vor allem Bonus-Modi wie Speedruns mit weltweiten Bestenlisten sowie Ghosts zum Herunterladen. All das könnte dem Erlebnis deutlich mehr Fleisch verpassen. Doch auch in seiner aktuellen minimalistischen Fassung ist Superhot VR ein Ausnahmespiel, das sich kein Besitzer von Oculus Touch entgehen lassen sollte!
Pro
Kontra
Wertung
OculusRift
Die saucoole Zeitlupenmechanik wurde perfekt auf die Bewegungscontroller zugeschnitten und schafft das bisher mitreißendste VR-Erlebnis! Der geringe Umfang befördert den Spieler allerdings abrupt zurück in die Realität.
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