Tak und die Macht des Juju03.04.2004, Mathias Oertel
Tak und die Macht des Juju

Im Test:

Auch wenn Nickelodeon auf der Packung steht, ist THQs Tak und die Macht des Juju (ab 89,95€ bei kaufen) kein Kinderspiel. Doch kann das unkomplizierte Jump&Run-Abenteuer des großnasigen Helden wider Willen den Referenzen ernsthaft gefährlich werden? Im Test erfahrt ihr die Antwort!

Helden im Schafspelz

Das friedliche Dorf der Pupununu sieht sich einer schrecklichen Katastrophe gegenüber: Als bei einer Wahl zum Hohen Schamanen der weise Jibolba vor seinem Mitbewerber Tlaloc gewählt wurde, schwört dieser fürchterliche Rache und beginnt, sie umgehend in die Tat umzusetzen. Er stiehlt die Mondsteine, so dass die Schutzpatronin der Pupununu, die Mond-Juju, vollkommen kraftlos ihr Dasein fristet. Und Lok, der einzige Krieger, der Tlaloc aufhalten könnte, steht draußen auf der Wiese und grast, da er wie fast alle Dorfbewohner in ein Schaf verwandelt wurde.

Nur der unscheinbare Tak ist von der Kriegergarde übrig geblieben und wird von Jibolba angewiesen, die Ordnung wiederherzustellen. Und so macht sich Tak, nur mit einer Keule bewaffnet, auf den Weg. Doch mit der Fee Flora steht ihm eine beratende Hand zur Seite. Und auch ihr spielt eine gewaltige Rolle. Denn ihr seid der/die mächtige Juju aus der Außenwelt, der Tak unter seine/ihre schützende Fittiche nimmt.

Schöne Effekte, stimmige Animationen - und auf dem GameCube sieht Tak sogar noch besser aus.

Klassisch - neu verpackt

Im Kern ist Taks Abenteuer ein durch und durch klassisches Jump&Run, dessen bekannte Gameplay-Mechanismen in ein frisches Gewand verpackt und mit einer nicht zu knappen Prise Humor angereichert wurden.

Den größten Teil der Spielzeit seid ihr damit beschäftigt, ausgehend von Taks Dorf als Startpunkt Gegenstände für Jibolba zu suchen. __NEWCOL__Dass diese meist gut versteckt sind und nur unter Einsatz von Sprungkraft erreicht werden können, wird die wenigsten überraschen. Auch die Idee, dass auf dem beschwerlichen Weg zahlreiche Gegner auf euch warten, die ihr besiegen oder mit kleinen logischen Rätseln überlisten müsst, ist nicht neu. Allerdings hat auch nie jemand behauptet, dass Tak einen Innovationspreis gewinnen wird.

Ein Gremlin auf Abwegen? Fast, denn nicht nur das Aussehen ähnelt den Filmmonstern - diese Knirpse sind auch ähnlich nervig.

Doch die Art und Weise, wie die Entwickler von Avalanche permanent bekannte Gimmicks verwenden, ohne sie wirklich alt aussehen zu lassen, ist so einfach wie bemerkenswert. Abgesehen von den verschiedenen Waffen, die Tak im Laufe der Zeit zu Verfügung stehen (z.B. ein Blasrohr, eine magische Rassel), dem flugfähigen Hühnerkostüm und dem Einsatz von Magie kann der flinkfüßige Held Tiere verwenden, um besondere Aktionen durchzuführen.

Ein Ritt auf dem Nashorn gibt euch z.B. die Möglichkeit, durch Zäune zu brechen. Und wo sich Blauigel Sonic aus Kanonen schießen lässt, stellt sich Tak einfach auf ein Blatt eines Baumes, der von einem hungrigen Orang-Utan umgebogen wird, um sich auf entfernte Plateaus katapultieren zu lassen. 

Und das alles wird wunderbar in eine nicht gerade aufwändige, aber in sich stimmige Welt verpackt, die zwar größtenteils linear aufgebaut ist, aber mit immer neuen Herausforderungen lockt.

Frust auf Minimalniveau

Sehr angenehm ist auch der Schwierigkeitsgrad: einige Sprungsequenzen sind extrem fordernd, überschreiten aber niemals die Schwelle zur Frustration – genauso wie die immer härter werdenden Kämpfe.

Und solltet ihr mal das Zeitliche segnen, wird der Frust ebenfalls auf ein Minimum reduziert. Großzügig verteilte Rücksetzpunkte kosten kaum Zeit und in Bosskämpfen wird nicht einmal die Energie des Gegners wieder auf 100 Prozent gesetzt: So kommt man angenehm durch das Spiel und kann sich auf das Sammeln der Items und die Konfrontationen konzentrieren.

Da die Steuerung auf beiden Systemen gut reagiert und clever belegt ist, wird Missmut von dieser Seite ebenfalls schon im Vorfeld ausgeschaltet, so dass man sich nur über die äußerst penible Kollisionsabfrage und die Kameraführung ärgert. Immer wieder ist man damit beschäftigt, die Optik seinen Bedürfnissen entsprechend einzustellen, da die Verfolgerkamera gerade bei Schwenks viel zu langsam ist, um mit Tak Schritt zu halten.

Dass Tak sich auf altbekannte Elemente verlässt, wird durch Humor und schönes Figurendesign ausgeglichen.

Rumble in the Jungle

Die Grafik ist zwar ein gutes Stück davon entfernt, Preise für Opulenz zu gewinnen, doch hässlich ist Tak auf keinen Fall. Besonders haben es mir die famosen FMV-Sequenzen angetan, die einen sofort in den Bann ziehen und die in entscheidenden Situationen immer wieder die Geschichte vorantreiben.

__NEWCOL__Und was die Umgebungsgrafik im Texturbereich an Detailgrad vermissen lässt, machen die hervorragenden Animationen aller Akteure wieder wett. Allen voran natürlich Tak, der geschmeidig durch die Gegend läuft, hüpft und kämpft. Er hinterlässt Spuren auf dem Boden, Grasbüschel bewegen sich unter seinen Füßen und sein Yanonami-Haarschnitt wippt wunderschön bei jeder Bewegung.

Die Orang-Utans sind nicht nur nett anzuschauen, sondern eine echte Hilfe, wenn es darum geht, höher gelegene Plateaus zu erreichen.

Doch auch die Orang-Utans, Schafe, Hühner, Nashörner und was sonst noch so alles im Urwald kreucht und fleucht, überzeugen mit feinen und nicht selten witzigen Bewegungsphasen, die einfach nur für gute Stimmung sorgen.

Und da das ganze Gamedesign wie ein lebendig gewordener Cartoon anmutet –was angesichts der Zusammenarbeit mit Nickelodeon nicht verwundert- fällt es einem schwer, sich dem Charme von Tak und seinen Freunden zu entziehen.

Besonders bemerkenswert für GameCube-User ist, dass Tak als eines der wenigen Multiplattform-Spiele auf dem Würfel deutlich besser aussieht als auf der PS2, bei der die Texturen verwaschener wirken.

Sauber und stimmungsvoll

Auch von der akustischen Seite kann das Jump&Run überzeugen. Stimmungsvolle Musik mit abwechslungsreichen Kompositionen sorgt jederzeit für den passenden Melodien-Hintergrund, der nur von den gut gelungenen Soundeffekten unterbrochen wird.

Besonderes Lob hat sich die Lokalisierung verdient. Sauber und professionell bekommt das Cartoon-Abenteuer von Sprecherseite Leben eingehaucht. Vor allem die lippengenaue Synchronisation der FMV-Sequenzen ist hervorzuheben.

Fazit

So weit zu gehen und zu sagen, dass Taks Abenteuer ein kleines Jump&Run-Juwel ist, traue ich mich nicht. Denn dazu setzt der Titel zu sehr auf althergebrachte Elemente und kleidet sie nur in neue Gewänder. Aber eine sinnvolle Ergänzung der Software-Bibliothek ist es allemal. Die Suche nach zahllosen Gegenständen ist fordernd, ohne frustrierend zu sein und ist zudem noch mit einer schönen Prise feinen Humors ausgestattet, der auch ältere Spieler erfreuen kann, die hinter dem Nickelodeon-Schild bloß ein reines Kinderspiel vermuten. Dieser Humor, der immer wieder eingestreut wird, lenkt zwar von der Tatsache ab, dass Tak im Prinzip ganz normale Jump&Run-Kost bietet, ist aber auch letztlich verantwortlich dafür, dass man einfach gerne wieder zum Pad greift. Technisch gut, ohne jedoch die derzeitigen Referenzen ins Wanken zu bringen, sollten Gamer mit Konsolenwahl allerdings zur GameCube-Fassung greifen, deren Grafik schlichtweg besser aussieht als beim PS2-Pendant.

Pro

feine Animationen
stimmige Umgebungen
unaufdringlicher, gelungener Soundtrack
gute Lokalisierung
fairer Schwierigkeitsgrad
klasse FMV-Sequenzen
schöner Humor
Magieeinsatz

Kontra

althergebrachte Spielelemente
sehr empfindliche Kollisionsabfrage
Kameraprobleme

Wertung

PlayStation2

GameCube

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