Im Test: Neuer Hersteller, gleiche Qualität?
Patente Lösung
Wenn man die unhandliche und damit nicht für den S- oder U-Bahn-Transport geeignete Box des Rock Band Rivals Band Kits öffnet, findet man darin ein Drumset mit Kickpedal sowie zwei Drumsticks, eine Plastikgitarre, ein Mikrofon - und natürlich eine Disc mit Spiel. Während Gitarre und Drums kabellos mit der Konsole verbunden werden, hält man beim Mikrofon weiter am Kabel fest. Ein Mikrofon-Ständer wie seinerzeit bei The Beatles: Rock Band fehlt leider. Abgesehen davon, dass mit der jetzt blauen Nachbildung einer Fender Jaguar das Modell gewechselt wurde (bislang war man normalerweise mit einer Stratocaster auf Rock-Band-Bühnen unterwegs), scheint sich aber nicht viel getan zu haben. Insbesondere wenn man das letzte Jahr veröffentlichte Set zu Rock Band 4 anschaut, das noch von Mad Catz hergestellt wurde.
Die Gitarre: Blau! Und sonst?
Die Nachbildung der Fender Jaguar mit ihrem strahlenden Blau hebt sich positiv von dem Schwarz der Stratocaster ab, die es bislang in den Paketen gab - das Beatles-Set mal ausgenommen. Apropos: Die Verarbeitung der Hälse und der integrierten Tasten ist bei den Beatles-Instrumenten immer noch am besten: Die auf Hochglanz politiertes Echtholz imitierenden Maserungen sehen unerreicht edel aus. Daneben wirkt das matte, sowie auf der Vorder- als auch auf der Rückseite leicht aufgeraute Plastik billig, obwohl es damit selbst für schwitzige Finger einen ordentlichen Halt bietet.. Doch in der Funktionalität steht die Jaguar ihren Vorgängern in nichts nach. Die mit einem ordentlichen Widerstand versehenen Bundtasten (die Nummern 1, 3 und 5 sind mit Markierungen versehen) lassen sich sowohl „oben“ als auch „unten“ am Hals gut greifen, wobei auch Verschiebungen von Power Chords kein Problem darstellen und sowohl Hammer-Ons als auch Pull-Offs sehr gut zu bewerkstelligen sind. Die Whammy-Bar funktioniert ebenfalls gewohnt gut, hat aber einen etwas geringeren Widerstand als ältere Gitarren.
Das Drumset: So gut wie eh und je
Basierend auf der Hardware, die auch zu Rock Band 2 und 3 geliefert wurde, ist die Verarbeitung des Drumkits sehr gut. Die Querstreben, mit denen man das Fußgestell verbindet, rasten ein, während die aufgerauten Stellen an der Unterseite dafür sorgen, dass man auf Teppichen im normalen Betrieb nur mit viel Gewalt das Drumset bewegen kann. Das Kickpedal, von dem man auch wieder zwei anschließen kann, wurde ebenfalls mit diesen Stoppern versehen, so dass man zusätzliche Stabilität gewinnt. Die Fußauflage des Pedals ist mit Metall versehen, wodurch es einen veredelten Eindruck hinterlässt. Dennoch ist das Kickpedal nach wie vor die Achillesferse des Kits. Während die Verbindung von Pedal zur Basis aus Metall besteht und der Widerstand bei der Bewegung angenehm auffällt, wird beim Rest der Verarbeitung weiterhin auf viel Plastik gesetzt, das irgendwann brechen kann. Positiv fällt jedoch auf,
Bei der Anschlagdynamik hat sich nichts geändert: Sowohl leichte als auch mittlere und harte Schläge werden entsprechend aufgenommen und gut umgesetzt, wobei das Anschlaggeräusch seit Rock Band 2 kaum Fortschritte gemacht hat. Zumindest ohne technische Hilfsmittel lässt sich kein „Lärm“-Unterschied zwischen dem Trommeln auf einem Rock-Band-2-Kit, der Version für Rock Band 4 und Rivals feststellen. Allerdings gibt es bei der Verarbeitung einen Unterschied, der sich gefühlt leicht positiv auf die Spielbarkeit auswirkt. Die einzelnen Drumpads wurden mit mehr Spielraum in das Set eingefasst. Dadurch wird das Spielen zwar nicht leiser, was im Zweifelsfall immer noch für entnervte Nachbarn sorgt, doch man hat bei intensivem Spiel nicht mehr das imminente Gefühl, das die Trommelstücke irgendwie auf das rückwärtige Plastik des Gehäuses treffen – es
Das Mikrofon: Größer, aber immer noch Karaoke
Die Mikrofone der Rock-Band-Serie waren selten mehr als zweckmäßig. Wieso sollten sie auch? Sie sind nur dafür da, um zusammen mit der Software zu erfassen, wie akkurat die Stimme des Sängers auf die geforderte Gesangsspur passt. Karaoke mit Benotung quasi. Und das machen die kabelgebundenen Mikros seit Beginn an zufriedenstellend. Mit Rock Band 4 wurde softwareseitig die Erfassung ab dem dritten von vier Schwierigkeitsgraden um eine Toleranz innerhalb der Tonart erweitert. Sprich: Wenn man in der Tonlage blieb, konnte man improvisieren. Doch dafür war keine neue Technik mit erweiterter Frequenzerfassung nötig, so dass abgesehen von etwas längeren Kabeln (samt komfortablen Klettverschluss-Kabelbinder)und einem um etwa drei Zentimeter verlängerten Mikro keine großen Unterschiede festzustellen sind. Allerdings sorgen die auf Anhieb nicht besonders scheinenden drei Zentimeter dafür, dass sich das Mikrofon haptisch besser anfühlt als die alten Varianten.
Fazit
Wer bereits ein Komplett-Paket mit Instrumenten einer anderen Rock-Band-Ausgabe besitzt, kann aufatmen und das Geld sparen bzw. anderweitig investieren. Das Rivals-Kit hat sich vor allem bei den Drums seit Rock Band 2 nur marginal weiterentwickelt, überzeugt aber nach wie vor mit einer sehr guten Anschlagdynamik, soliden Verarbeitung und der Option, bis zu drei Zimbeln sowie ein weiteres Kickpedal anzuschließen. Das Mikrofon ist ebenfalls wie bislang weit von gehobenen Standards entfernt, leider immer noch kabelgebunden und letztlich nur wenig mehr als ein "Karaoke-Knochen", der seinen Job zur Zufriedenheit aller erledigt. Und die neue Gitarre? Von der Aufmachung wirkt sie etwas billiger als die edlen Instrumente, die zu The Beatles: The Rock Band gefertigt wurden. Doch in der Handhabung bietet sie die Qualität, die man seit Jahren mit Rock-Band-Instrumenten assoziiert. Einzig bei der automatischen Kalibrierung leistet sich die blaue Plastikklampfe Aussetzer - wobei nicht auszuschließen ist, dass es sich hier um ein sehr lokales Problem handelt. Wenn sich der Einstiegspreis in Deutschland ähnlich gestaltet wie in den USA, bekommt für seine (vermutlich) 200 Euro einen guten, teils sehr guten Gegenwert. Nach der Trennung von Mad Catz waren Rock-Band-Fans kurz unsicher, wie es mit der Hardware weitergeht. Doch diese Skepsis gehört der Vergangenheit an. Harmonix hat mit PDP eine gute Wahl getroffen, um die neue Generation an Spielern mit sauber verarbeiteter Hardware auszustatten.
Wertung
PlayStation4
XboxOne
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