Scooby-Doo! - Fluch der Folianten06.04.2004, Jens Bischoff
Scooby-Doo! - Fluch der Folianten

Im Test:

Während die Versoftung des aktuellen Kinofilms Scooby Doo 2: Die Monster sind los PC- und GBA-Usern vorbehalten bleibt, müssen sich PS2-, Xbox- und GameCube-Besitzer mit Scooby-Doo! Fluch der Folianten zufrieden geben, das mit dem aktuellen Kinofilm überhaupt nichts und mit dem Vorgänger Scooby-Doo! Nacht der 100 Schrecken nur noch wenig gemein hat. Ob es sich beim Fluch der Folianten also nur um einen halbgaren Trittbrettfahrer oder doch einen gut getimten Geheimtipp handelt, erfahrt ihr im Test.

Tierisches Detektivspiel

Auch im Fluch der Folianten ist die Scooby-Gang rund um Cartoon-Dogge Scooby-Doo wieder mit dem Lösen mysteriöser Vorfälle beschäftigt. Genau gesagt müssen fünf rätselhafte Fälle gelöst und ein Missbrauch des ominösen Verhängnisbuchs verhindert werden. Dazu schlüpft ihr allerdings nur in die Rollen von Scooby und Shaggy, die als immer hungriges Duo auf Beweissuche gehen, während der Rest der Gang selbstständig handelt und mit weisen Ratschlägen zu Seite steht, Aufträge verteilt oder einfach nur aus den Fängen irgendwelcher Unholde gerettet werden muss.

Da staunt die Scooby Gang: Im mysteriösen Verhängnisbuch fehlen entscheidende Seiten (PS2).

Halbgares Duo

Während eurer Recherchen könnt ihr übrigens jederzeit zwischen Scooby-Doo und Shaggy wechseln, was allerdings nicht viel Sinn macht, da Shaggy nichts kann, was Scooby nicht auch kann und die beiden selbst ihre Lebens- und Zauberenergie teilen. Da Scooby-Doo darüber hinaus der einzige ist, der sich durch schmale Öffnungen zwängen kann, gibt es wirklich keinen Grund jemals zu Shaggy zu wechseln. Das haben wohl auch die Entwickler irgendwann bemerkt und entschieden, euch durch vorübergehende Trennungen des Duos zum Rollentausch zu zwingen.

Nervige Fahreinlage: In einer hakeligen Lorenfahrt müsst ihr Hindernissen ausweichen und Gold sammeln (Xbox).
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Stimmig vertont

Erzwungen wirken übrigens auch die wie im Vorgänger immer wieder von Band eingespielten Lacher, die Serienauthentizität heucheln sollen, aber im Endeffekt völlig deplaziert wirken und einfach nur peinlich sind. Die restliche Soundkulisse stimmt allerdings und verwöhnt euch mit Zeichentrick typischer Klanguntermalung sowie professioneller deutscher Sprachausgabe. PS2- und Xbox-Besitzer können die deutschen Synchronstimmen von Johnny Depp, Drew Barrymore, Matt Damon & Co. über die Spracheinstellung des Systemmenüs aber auch jederzeit durch die englischen Originalstimmen ersetzen.

Alles nur Kulisse: In den Filmstudios der Milton Brothers müssen Scooby-Doo und Shaggy eine Mondlandung inszenieren (GC).

Kaum Versionsunterschiede

Ansonsten gibt es allerdings keine nennenswerten Systemunterschiede. Grafisch gleichen sich die drei Versionen dank Renderware-Engine wie ein Ei dem anderen und selbst bei den Ladezeiten liegen alle drei Konsolen gleich auf. Wer genau hinschaut, wird vielleicht feststellen, dass die Xbox-Fassung etwas blasser wirkt, beim Bonusmaterial der PS2 ein Game-Trailer fehlt und auf dem GameCube die ohnehin nur minimalen PAL-Balken etwas breiter als auf der Sony-Konsole sind, während die Xbox als einzige uneingeschränktes Vollbild bietet - aber das sind Peanuts...

Der Fluch des Pharaos: In dieser ägyptischen Filmkulisse stellen euch lebendige Mumien nach (PS2).

Angestaubte Engine

Die grafische Präsentation ist aufgrund des Cartoon-Looks leider etwas detailarm und alles andere als ruckelfrei - herbere Slowdowns sind zwar selten, aber bei jedem Kameraschwenk bekommt die Grafik-Engine leichten Schluckauf, was angesichts der relativ polygon- und texturarmen Grafik doch etwas verwundert. Auf der Habenseite stehen allerdings die wirklich ausgefallenen Kostüme, in die sich Scooby und Shaggy während ihrer verdeckten Ermittlungen zwängen sowie die teils wirklich köstlichen Animationen. Flair und Humor der Zeichentrick-Vorlage wurden jedenfalls gut eingefangen und umgesetzt - auch wenn inzwischen vieles arg antiquiert wirkt.

Rauchende Colts: Auch im Wild West Vergnügungspark verkleiden sich Shaggy und Scooby stilgerecht (Xbox).

Primitives Gameplay

Auch das Gameplay präsentiert sich nicht gerade zeitgemäß: Die Steuerung des Heldenduos ist hakelig und ungenau, die Aktionsmöglichkeiten beschränken sich auf situationsabhängiges Knöpfchendrücken und die meisten Rätseleinlagen dürften selbst Vorschüler unterfordern. Zudem wirkt das Leveldesign einfallslos und der Schwierigkeitsgrad recht unausgewogen. Ungeübte Spieler dürften jedenfalls große Probleme haben, immer alle Sandwich-Zutaten und Hinweise zu finden, um Zutritt zu Minispielen und Bonusmaterial zu erhalten. Aber keine Sorge, die so genannten Minispiele sind genauso öde wie das Hauptspiel und die freispielbaren Zeichnungen und Charaktermodelle machen auch nicht viel her.

Klapprige Verfolgungsjagd: Die Flucht vor dem roten Ritter führt Shaggy und Scooby-Doo quer durch die Studiokulissen (GC).
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Monotones Spielprinzip

Das gleiche gilt leider auch für das primitive Spielprinzip: Ihr dackelt durch die recht linearen Spielabschnitte, sucht versteckte Beweisstücke, löst altbackene Schalter- und Item-Rätsel und fangt ausgerissene Geister. Aber selbst die Gespensterjagd ist ein eher trostloses Unterfangen: Läuft euch ein bereits registrierter Geist über den Weg, öffnet ihr auf Knopfdruck euer Verhängnisbuch und hämmert so lange auf die eingeblendeten Tasten, bis das Gespenst aufgibt und von eurem Folianten verschlungen wird. Hin und wieder müsst ihr zwar auch Gegenangriffen ausweichen, nur auf dem Radar sichtbare Geister stellen oder die Zauberenergie eures Schmökers auffrischen, aber ein motivierendes Kampfsystem sieht anders aus.

Zu Tode erschreckt: Verlässt das Heldenduo der Mut, nehmen sie kurzerhand Reißaus (PS2).

Mickriger Umfang

Zudem ist der Spielumfang mit fünf Spielabschnitten extrem kurz bemessen und der Spuk schon nach wenigen Stunden vorbei, was auch durch den verhältnismäßig günstigen Preis nicht wirklich aufgewogen werden kann. Immerhin sind manche der Schauplätze wie das Filmstudio der Milton Brothers oder der Wild West Freizeitpark sehr hübsch umgesetzt. Trotzdem wird die Suche nach Beweisstücken und das Fangen von Gespenstern schnell langweilig, während in die Länge gezogene Trial&Error-Abschnitte wie die Hindernisfahrt in einer Lore einfach nur nerven - wie im übrigen auch das Fehlen einer Übersichtskarte.

Langweiliges Bonusmaterial: Die oft schwer freizuschaltenden Minispiele sind alles andere als aufregend (GC).

Fazit

Konnte man den Vorgänger Scooby-Doo! Nacht der 100 Schrecken hüpffreudigen Serien-Fans noch mit gutem Gewissen ans Herz legen, empfiehlt es sich, den Fluch der Folianten eher zu meiden. Es sei denn, man stört sich nicht an primitivem und hakeligem Gameplay, ödem Level- und Rätseldesign sowie mickrigem Spielumfang. Der größte Witz ist jedoch der jederzeit mögliche Charakterwechsel zu Hundeführer Shaggy, der absolut nichts kann, was Scooby nicht auch kann. Das Flair der Cartoon-Serie wurde allerdings wieder überzeugend eingefangen, die Figuren köstlich animiert und das Ganze hochkarätig vertont - auch wenn die eingespielten Lacher absolut deplaziert wirken. Auf PS2 und Xbox könnt ihr alternativ zur hervorragenden deutschen Synchro übrigens auch auf das englische Original umschalten. Ansonsten gleichen sich die drei Versionen wie ein Ei dem anderen und sind auch alle zum selben Spar- bzw. Ramschpreis zu haben.

Pro

günstiger Preis
professionelle Synchro
authentische Präsentation
witzige Kostüme & Animationen

Kontra

hakelige Steuerung
keine Übersichtskarte
monotones Gameplay
sehr geringer Spielumfang
ödes Rätsel
& Leveldesign
überflüssiger Charakterwechsel

Wertung

PlayStation2

GameCube

XBox

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