Bethesda Pinball08.12.2016, Mathias Oertel
Bethesda Pinball

Im Test: Moderne Klassiker im Kugelwahnsinn

Die meisten Lizenzen, die von den Zen Studios zu virtuellen Flippern für Pinball FX 2 oder Zen Pinball verarbeitet wurden, beruhen auf Filmen oder Comics. Doch von Zeit zu Zeit mischt sich auch das eine oder andere Videospiel darunter wie z.B. Ninja Gaiden, The Walking Dead oder Ms. Splosion-Man. Für ihr neuestes Paket hat man sich mit Bethesda zusammengetan und mit Doom, Skyrim und Fallout drei der markantesten Marken „verflippert“. Im Test überprüfen wir, ob man hier ähnlich hochwertige Unterhaltung abliefert wir bei Aliens vs. Pinball.

Mut zum Risiko

Die Zen Studios hätten es sich einfach machen können. Artwork der entsprechenden Bethesda-Spiele auf die Flippertische klatschen. Ein paar Rampen, Bumper und Trigger einbauen. Soundeffekte und Musik aus den Vorbildern vorbereiten. Fertig. Und vermutlich alle Fans der Pinball-FX- bzw. Zen-Pinball-Serie wären zufrieden gewesen. Im Gegenzug heißt das aber auch, dass Puristen, die sich lieber mit den Tischen aus Pinball Arcade beschäftigen, auch mit Skyrim, Fallout oder Doom nicht den Zugang zu den wieder einmal sehr speziellen Flippern finden werden. Als Markenzeichen der Zen Studios findet sich abermals realistische Kugelphysik im Mix mit unrealistischen Elementen wie Feuer spuckende Drachen, wild um sich ballernde und in Zeitlupe die Waffen wechselnde Soldaten im Kampf gegen Dämonen oder Mutanten, die einen ständig beschimpfen.

Doom gehört zu den bislang besten Flippern aus dem Hause Zen.

Dabei hat Zen allerdings penibel darauf geachtet, sowohl visuell als auch akustisch sowie inhaltlich den Schulterschluss zum Original herzustellen. Der Doom-Tisch z.B. ist schneller als man es von einer Mehrheit der bislang veröffentlichten Zen-Flipper gewöhnt ist und entspricht damit der frenetischen Action des Shooter-Reboots. Im Gegensatz dazu sind Fallout und vor allem Skyrim nicht nur mit Musik aus den  offenen Bethesda-Welten sowie zahlreichen Anspielungen auf die jeweilige Mythologie bzw. Geschichte gefüllt, sondern mit Rollenspiel-Elementen gespickt. Das ist für Zen zwar nichts Neues, da man im hauseigenen Tisch Epic Quest bereits erfolgreich mit Kämpfen, Ausrüstung usw. experimentiert hat. Doch hier geht man mindestens zwei Schritte weiter.

Skyrim: Flippern mit Charakter

Jeder Tisch verfügt über markante Merkmale, die geschickt mit der Inspiration verknüpft wurden.

Bevor man auf dem Elder-Scrolls-Tisch die Kugel abfeuern kann, muss man z.B. erst eine Figur erstellen, die auf Basis einiger der beliebtesten Skyrim-Rassen entsteht. Das Besondere: Diese Figur baut man über die gesamte Flipper-Karriere auf, rüstet sie aus und ist so für die während des Flippers auftauchenden Quests gewappnet. Dauert der Kampf gegen ein Skelett beim ersten Spiel noch relativ lang, hat man später mit einer entsprechenden Waffe und höheren Figurenstufe deutlich weniger Probleme und kann sich auf die anderen Aufgaben konzentrieren. Dazu gehören der Anschluss an Fraktionen, das Herstellen von Gegenständen, Erforschen von Magie, Bekämpfen von Drachen und vieles mehr, bevor man seiner Bestimmung als Drachenblut folgen kann. Während die Rampen, die Spezialelemente wie die Findlinge als Bumper oder die diversen Einschusslöcher in gewohnter Qualität zusammengefügt werden, um teils unter Zeitdruck für Missionsvielfalt zu sorgen, gibt es einen Aspekt, den Zen nicht komfortabel lösen konnte: die Inventarführung. Da Ausrüstung hier wie erwähnt eine große Rolle spielt, ist man immer wieder in den verschachtelten Menüs unterwegs. Allerdings muss man sie über die Flipper und die Abschusstaste navigieren. Das ist unnötig kompliziert und hätte anders gelöst werden müssen, da einen das frickelige Anlegen neuer Ausrüstung unnötig aus dem Konzept bringt.

Fallout: S.P.E.Z.I.A.L.-F.L.I.P.P.E.R.

Das Artdesign brilliert mit Anspielungen auf die Vorlagen.

Der Tisch zu Bethesda postnuklearer Welt setzt ebenfalls auf Charakterentwicklung, hat aber keine Figur, die man über mehrere Spiele hinweg begleitet. Stattdessen startet man jedes Mal bei null und kann wahlweise eine per Zufall ausgewürfelte Figur samt Begleiter generieren lassen. Oder man investiert die Zeit, um Punkte auf die sieben Werte zu verteilen, bei denen allerdings bis auf wenige Ausnahmen unklar bleibt, welche Auswirkung sie haben. Und spätestens mit den Begleitern wie z.B. Valentine oder Codsworth wird klar, dass Zen und Bethesda hier Fallout 4 umgesetzt haben. Entsprechend ranken sich die Missionen auf dem ebenfalls solide bis gut designten Tisch auch um die Fraktionen wie die stählerne Bruderschaft oder die „Railroad“, der man auch hier erst wieder über den Weg zur Freiheit auf die Spur kommen muss. Und man erforscht gelegentlich einige Bunker wie Vault 66 oder Vault 103 auf der Suche nach den Bobbleheads. Anders als bei Skyrim gibt es hier jedoch vermehrt Kämpfe, v.a. gegen Mutanten, bei denen man nicht nur Rampen abgrasen, sondern auch sich bewegende Ziele abschießen muss.

Doom: Die Flipper-Hölle

Der Doom-Tisch ist prall gefüllt mit Action und aufwändigen Effekten.

Der rasend schnelle Shooter von id hat auch Zen zu Höchstleistungen angespornt. Doom ist nicht nur der Höhepunkt dieses Pakets, sondern neben einigen Star-Wars-Tischen und Aliens vs. Pinball  einer der besten Flipper, die Zen bislang kreiert hat. Angefangen von der Geschwindigkeit, die zusammen mit der dynamischen Heavy-Metal-Soundkulisse und den sporadischen Feuergefechten adäquat die Doom-Atmosphäre widerspiegelt, über die Missionen, die einen über die Rampen, die mobilen Bumper und diverse Geheimnisse bis in die Hölle und zurück jagen, macht die Kugeljagd im Doom-Kostüm eine Menge Spaß. Und als besonderes Gimmick wird beim Waffenwechsel wie im Original das Spiel in einer Super-Zeitlupe geschaltet. Die Dotmatrix-Anzeige im 8-Bit-Stil hat jedoch eine Fantasie bei mir geweckt: Basierend auf dem Ur-Doom könnte Zen einen Tisch entwickeln, der frei von jeglichem unrealistischem Schnickschnack eine Chance hätte, die Puristen von der Qualität der Zen-Physik zu überzeugen.

Fazit

Die Zen Studios scheuen sich nicht vor Risiko. Und das imponiert mir. Allerdings birgt das auch Gefahren. Denn die Tische zu Fallout und Skyrim bieten neben dem kennzeichnenden Mix aus realistischen und unrealistischen Elementen sowie anspruchsvollen Rampen, zahlreichen Missionen oder der gewohnt guten Physik ungewöhnliche viele Rollenspiel-Elemente – weitaus mehr als in Epic Quest. In Skyrim kann man sogar seine Figur von Spiel zu Spiel übernehmen und weiter aufleveln. Allerdings verzettelt man sich dabei immer wieder in unhandlich zu bedienenden Menüs, die den Flipperspaß immer wieder leicht einbremsen, bevor er wieder Fahrt aufnimmt. Ganz anders Doom: Von Anfang an wie das Vorbild auf schnelle Action und heiße Kämpfe gegen Dämonen ausgelegt, gehört dieser Tisch mit zu den besten, die das Studio bislang veröffentlicht hat. Bethesda Pinball legt mit diesem Paket erneut eindrucksvoll den Beweis ab, dass die Entwickler scheinbar jede noch so abwegig scheinende Lizenz mit Respekt vor dem Quellmaterial sowie kreativem Risiko umsetzen können. Und damit dürfte weiteren Umsetzungen von Videospiellizenzen nichts im Wege stehen. Wie wäre es z.B. mit Assassin’s Creed, Need for Speed oder Final Fantasy?

Wertung

PC

Wieder mal nichts für Puristen, doch die Zen Studios beweisen Mut zum Risiko und liefern drei unterhaltsame sowie clever designte Tische zu Doom, Skyrim und Fallout ab.

XboxOne

Wieder mal nichts für Puristen, doch die Zen Studios beweisen Mut zum Risiko und liefern drei unterhaltsame sowie clever designte Tische zu Doom, Skyrim und Fallout ab.

PlayStation4

Wieder mal nichts für Puristen, doch die Zen Studios beweisen Mut zum Risiko und liefern drei unterhaltsame sowie clever designte Tische zu Doom, Skyrim und Fallout ab.

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