Final Fantasy 15: Episode Gladiolus31.03.2017, Mathias Oertel
Final Fantasy 15: Episode Gladiolus

Im Test: Belanglose Selbstfindung

Was hat Gladiolus, der stoische Leibwächter von Prinz Noctis, eigentlich gemacht, als er für ein paar Szenen verschwunden war? Dieser Frage geht das erste Add-On zu Final Fantasy 15 nach, das man abseits des Season Pass für etwa fünf Euro bekommt. Wir sind mit der "Episode Gladiolus" erneut ins Königreich Lucis gereist – mehr dazu im Test.

Die Zeit nach Ravus

Da die Geschehnisse dieserEpisode parallel zu Ereignissen das Hauptspiels ablaufen und auch in einer Flashback-Sequenz kurz darauf Bezug genommen wird, sollte man Final Fantasy 15 bereits gespielt haben. Zumindest bis zu der Sequenz, als Noctis mit seinen Freunden gegen Ravus kämpft und Gladiolus danach erst einmal eine Selbstfindungsreise antritt. Denn genau die wird in diesem Add-On thematisiert. Doch auch, wenn man gerade erst anfängt oder noch nicht an dieser Stelle angelangt ist, kann man sich mit Gladio auf die Suche nach seinem Schicksal machen – und wird abseits der sehr kurz eingeschnittenen Rückblick-Sequenz auch nicht gespoilert. Die Episode wird separat gestartet, legt eigene Speicherstände an und ist nur über den erzählerischen Zusammenhang und den Epilog bzw. Prolog verbunden, bei dem Gladiolus mit Noctis, Prompto und Ignis am Lagerfeuer sitzt und von seinen Erlebnissen erzählt.

In der Episode Gladiolus feiert auch Gilgamesh seine Rückkehr.
Die hat er übrigens mit Marshall Cor erlebt, der Veteranen ebenfalls bekannt vorkommen könnte. Denn er befindet sich quasi auf einer Pilgerfahrt, um seinen Wert als Kämpfer im Allgemeinen und ganz speziell seine Aufgabe als Leibwache des Königs zu evaluieren. Zu diesem Zweck begibt er sich auf den Weg durch ein mit Herausforderungsgrotten gespicktes Höhlenlabyrinth. Am Ende dieser gefährlichen Reise muss er sich dem Jahrhunderte alten Gilgamesh stellen und in einem Kampf um Leben und Tod beweisen, dass er es wert ist, zur Leibwache des Königs zu gehören – eine Prüfung, die sein Vater nie auf sich genommen hat und die auch Cor nur mit Glück bestanden hat.

Der Weg ist Diablo

Leider verpasst es Square Enix hier, die gelungene erzählerische Linie aus Final Fantasy 15 fortzusetzen. Die Dialoge sind oberflächlich und nur der zynische Gilgamesh schafft es mit seinen Anspielungen und Lektionen, der Hauptfigur zumindest in Ansätzen Tiefe zu geben. Doch nicht nur hinsichtlich der Charakterzeichnung gelingt es diese Episode nicht, auch nur ansatzweise an die Faszination irgendeines Elementes heranzukommen, die das Hauptspiel ausgezeichnet hat. Statt offener Levels gibt es ein lineares Höhlensystem. Auf ein Inventar wird weitgehend verzichtet

Die Auseinandersetzungen sind bis auf die Bosskämfpfe weitgehend belang- und herausforderungslos.
– man kann hier nur auf Heiltränke und Phönixfedern zurückgreifen bzw. aufstocken, wenn man die karge Umgebung durchsucht. Und der Rest ist Kampf. Gegen kleine Gegner, große Gegner, wenig Gegner, viele Gegner. Und natürlich Bosse.

Während die Arena-Auseinandersetzungen gegen das Kanonenfutter nur selten fordern, haben es die Bosse in sich, die in jeder Prüfungshöhle warten. Zumindest auf dem „Normal“-Schwierigkeitsgrad sollte man die Angriffsmuster studieren, so dass man nach einem klug gesetzten Block den Konter aktiviert. Damit kann man nicht nur verheerenden Schaden anrichten, sondern mitunter auch spezielle Sequenzen aktivieren, z.B. wenn Gladiolus sich auf den Rücken eines Drachengegner schwingt und ihm sein Breitschwert zwischen die Nackenwirbel rammt. Doch unter dem Strich sind die knappe Hand voll Bosse zu wenig, um den ansonsten kaum fordernden Gefechten Würze zu verleihen – auch wenn das Design der Gegner abermals gelungen ist. Zudem ist Gladiolus‘ Reise bereits nach etwa 65 bis 85 Minuten vorbei. Danach kann man sich nochmals mit Gilgamesh messen oder sich an der Punkteattacke versuchen – oder den alternativen Schwierigkeitsgrad ausprobieren. Doch egal, für was man sich entscheidet, bleibt diese Episode viel schuldig. Allerdings gewährt sie auch noch einen kleinen Ausblick, auf das nächste Solo-Abenteuer eines Mitglieds der Königsgarde. Und der kurze Ausschnitt, in dem Prompto im Mittelpunkt steht, gibt wenigstens Hoffnung, dass man mit ihm einen anderen, hoffentlich besseren Weg beschreitet als dieser Hack&Slay-Variante.

Fazit

Mechanisch ist dieser Ausflug mit Gladiolus sehr bieder. Man folgt einem linearen Weg durch Höhlen, hält die Augen nach Heiltränken oder Phönix-Federn auf und kämpft. Und kämpft. Viel. Oft. Mit den besuchten Lagerfeuern, an denen man nicht nur Gespräche mit Marshall Cor führen darf, sondern auch seine Energie auflädt und speichern kann, versucht man zwar, sowohl einen Tempowechsel herbeizuführen sowie die Figuren zu vertiefen. Doch beides funktioniert nicht immer. Reduziert auf ein reines Hack&Slay, das nur durch den Block sowie das nötige Timing beim Nutzen der zumindest auf "Normal" knappen Heilvorräte Tiefe gewinnt, wurde ich ernüchtert. Denn schon nach etwa 70 bis 90 Minuten läuft der Abspann und es wird nur noch die Punkte-Attacke freigeschaltet, während ein Teaser  für die nächste Episode "Prompto" abgespielt wird. Sicher: Dieses Mini-Add-On kostet nur knapp fünf Euro, wenn man es außerhalb des Season Pass erwirbt. Und man erfährt auch etwas mehr über den ansonsten eher wortkargen Leibwächter von Prinz Noctis. Doch angesichts des erzählerischen Potenzials, dass diese Episode hätte entwickeln können, ist dies nicht mehr als ein weitgehend belangloser Snack, bei dem nur die Bosskämpfe uneingeschränkt überzeugen.

Wertung

XboxOne

Gladiolus' Solo-Abenteuer fokussiert sich auf biedere Hack&Slay-Kämpfe und ist erzählerisch belanglos. Einzig die Bosse sorgen für Spannung und Herausforderung.

PlayStation4

Gladiolus' Solo-Abenteuer fokussiert sich auf biedere Hack&Slay-Kämpfe und ist erzählerisch belanglos. Einzig die Bosse sorgen für Spannung und Herausforderung.

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