Im Test: Kampf gegen das Schicksal
Perfektes Glück weicht unsäglicher Trauer
Egal ob sie zusammen an einem Steg den idyllischen Sonnenuntergang genießen oder in ihrem gemütlichen Wohnzimmer auf den Sesseln nebeneinander sitzen: Carl und June strahlen in ihrem liebevollen Umgang miteinander eine wunderbare Harmonie aus, die auch auf den vielen Bildern heraussticht, die man bei der Erkundung der eigenen vier Wände auch genauer betrachten darf. Doch das Glück des Einstiegs währt nicht lange, denn durch eine Verkettung unglücklicher Umstände soll ein romantisches Picknick am See der letzte schöne Tag werden, den die beiden gemeinsam
Suche nach dem Ausweg
Höchste Zeit also, dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen und das Drama ungeschehen zu machen. Wie im Film Butterfly Effect erhält Carl, mittlerweile an einen Rollstuhl gefesselt, die Chance, durch das Betrachten von Bildern zurück in die Vergangenheit zu reisen. Und zwar genau zu jenem verhängnisvollen Tag, am dem die Tragödie ihren Lauf nahm. Dabei übernimmt man die Rollen eines spielverrückten Kindes, eines Jägers, eines älteren Herren mit Krückstock und einer guten Freundin des Paares, die gerade mit ihrem Umzug beschäftigt ist. Sie alle sind auf der einen Seite der Grund, wieso es überhaupt zu dem Unglück kommen konnte. Auf der anderen Seite sind sie aber auch der Schlüssel, um es zu verhindern. Dabei sind ihre Handlungen eng miteinander verwoben: Man kann zwar kaum mit der Umgebung und anderen Figuren interagieren, aber selbst kleine Änderungen können große Auswirkungen haben, die in diesem Fall über Leben und Tod entscheiden.
Mehr als nur eine Geschichte
Bis dahin erfährt man in nachgestellten Momenten nicht nur viel über den gemeinsamen Lebensweg von Carl und June, sondern bekommt durch das Aufsammeln von mehr oder weniger gut versteckten Fotos auch Einblicke in die persönlichen Geschichten der vier Menschen, die man bei den Reisen in die Vergangenheit kontrolliert. Sie bilden einen gelungenen Rahmen um das große Ganze und fügen sich dadurch klasse in die emotionale Aura ein, die das gesamte Spiel umgibt.
Kein großer Anspruch
Sonderlich anspruchsvoll geht es hier trotz der mitunter etwas komplexeren Konstellation der Figuren sowie dem Prinzip von Ursache und Wirkung nicht unbedingt zu. Wenn negativ behaftete Handlungen in einem neuen Zeitstrahl aber plötzlich positive Folgen haben sollen, tut man sich zunächst entsprechend schwer, sie erneut auszuführen. Die meisten Probleme hat man aber eigentlich nur dann, wenn man mangels eines Hinweis-Systems plan- und ziellos durch die Gegend rennt, weil man zunächst keinen Schimmer davon hat, was genau man jetzt eigentlich machen soll. Diese Momente sind zwar selten, weil man nur an wenigen Stellen mit anderen Figuren oder der Umgebung interagieren kann. Trotzdem können solche Irrläufe an den Nerven zerren, obwohl man sich an dem traumhaften Artdesign auch bei wiederholten Besuchen des Dörfchens kaum satt sehen möchte. Schon die Figuren sehen mit ihren übergroßen Schädeln trotz fehlender Augen in den ausgeprägten Höhlen
Sie fügen sich damit super in die wunderschöne Kulisse ein, die fast wie ein lebendiges Gemälde wirkt. Dabei fängt vor allem die stimmungsvolle Beleuchtung mit ihrem bewussten Einsatz von warmen und kalten Farbtönen die gewünschte Atmosphäre klasse ein. Eine Sprachausgabe wird nicht gebraucht, um Gefühlsregungen und die Stimmung der Figuren zu transportieren. Die mitunter etwas nervigen Laute in Kombination mit einer ausdrucksstarken Gestik reichen dafür bestens aus.
Fazit
Last Day of June ist eine wunderbare emotionale Reise. Sie lebt vor allem von den berührenden Geschichten der Figuren und wühlt mit Themen wie Liebe und Verlust nicht nur die Gefühlswelt mächtig auf, sondern erfreut auch mit einem traumhaft schönen Artdesign sowie den ruhigen Klängen von Steven Wilson Augen und Ohren. Leider wird die mitreißende Erfahrung durch häufige Wiederholungen im Spielablauf, redundante Mechaniken und relativ anspruchslose Rätsel beeinträchtigt. Von daher ist es fast schon gut, dass man die knappe Spielzeit von etwa drei bis vier Stunden nicht noch künstlich in die Länge gezogen hat. Last of June ist daher mehr eine interaktive Kurzgeschichte, die emotionale Spuren hinterlässt, aber der Spielanteil kommt leider etwas zu kurz und es gibt zu wenig Abwechslung.
Pro
Kontra
Wertung
PC
Eine emotionale Spielerfahrung rund um Liebe und Verlust, der es an Abwechslung und einem höheren Rätselanspruch mangelt.
PlayStation4
Eine emotionale Spielerfahrung rund um Liebe und Verlust, der es an Abwechslung und einem höheren Rätselanspruch fehlt.
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