Im Test: Rock 'n' Schmoll
Frischer Wind in der Heimat
Nein, keine Sorge. Obwohl mit DeckNine ein neuer Entwickler übernommen hat, damit DontNod Life is Strange 2 fertigstellen können, hat sich nichts an der Aufmachung des Adventures verändert. Man wird immer noch an die selben Orte des Fischer-Dörfchens geführt und lauscht dabei Indie-Rock-Klängen. Das fühlt sich keineswegs langweilig an, sondern eher, als ob man nach Hause kommt. Getragen wurde Life is Strange schon immer von seiner emotionalen Geschichte rund um Freundschaft, Verantwortung und Bedrohung. Und die weiß erneut zu überzeugen.
Die verflixten Teeniejahre
Bereits im Vorgänger wurde deutlich, dass Chloes Leben kein Zuckerschlecken ist und auch in Before the Storm gibt es erneut Krach mit Stiefvater David und ihrer Mutter, die Chloe ermahnt, früher nach Hause zukommen und nicht die Schule zu schwänzen - der übliche Elternmist eben. Doch diesmal fehlt Max, die sich kaum noch meldet, seitdem sie nach Seattle gezogen ist. Da Chloe keine Freunde hat, schreibt sie ihr Briefe, die sie jedoch nie abschickt. Diese lösen das Tagebuch aus Life is Strange ab. Trifft man neue Menschen und durchlebt Momente, kommen neue Briefe hinzu, die verdeutlichen, wie sich Chloe abseits ihrer harten Schale als rebellisches Rock-Mädchen wirklich fühlt. Dieses Sammelsurium aus Briefen, gefundenen
Das essentielle Spielelement des Zeitzurückspulens fehlt diesmal komplett, da Max keine aktive Rolle spielt. Somit gibt es auch kaum noch Rätsel, die ich immer wieder vermisst habe. Dennoch haben sich die Entwickler etwas einfallen lassen, um Chloes Charakter auch spielerisch zu verstärken. In sogenannten "Widerworte-Herausforderungen" steht sie ihre Frau und bietet zum Beispiel einem Türsteher Parole, um zu Beginn der Episode in einen Rockclub zu gelangen, oder David die Stirn zu bieten, der sie auf dem Weg zur Schule maßregeln will. Um diese zu gewinnen, muss man genau auf die Aussagen seines Gegenübers achten, um dann möglichst überlegen zu antworten. Diese Spielmechanik passt wunderbar zur frechen Protagonistin. Trotzdem hat man oft die Möglichkeit, die zahme Tour zu fahren, sich zu entschuldigen, oder einfach brav zuzuhören. Die zahlreichen Situationen, in denen man sich entscheiden muss, sind interessant gewählt: Geht man dazwischen, während der Football-Star der Schule die Hausaufgaben von Schnösel Nathan Prescott zerstören will? Da ich ja seit Life is
Kann Rachel Max das Wasser reichen?
Neben Einblicken in Chloes hektisches Leben, steht vor allem die in Life is Strange verschollene Rachel Amber im Vordergrund. Die erste Episode von Before the Storm zeigt die zarten Anfänge ihrer Freundschaft. Außerdem kann man die Dialogoption "mehr als Freundschaft" wählen. Da Homosexualität anderer Charaktere öfters thematisiert wird, bleibt auch hier die Frage offen, ob die beiden in den nächsten Folgen vielleicht eine Beziehung führen. Ich muss jedenfalls zugeben, dass mir Rachel um einiges sympathischer war als Max: Sie ist aufmüpfig, spontan und selbstbewusst - quasi das Gegenteil der ersten Protagonistin. So macht es unheimlich viel Spaß, Zeit mit den beiden zu verbringen, ob beim ekstatischen Tanzen im Rockerschuppen, beim gemeinsamen Musikhören im Transporterzug, oder beim Stehlen von Wein. Die Chemie der beiden scheint perfekt zu stimmen und dabei haben sie bisher nur zwei Tage miteinander verbracht.
Fazit
Mit Life is Strange: Before the Storm haben die Entwickler von DeckNine die Atmosphäre des Vorgängers sehr gut eingefangen. Da Max hier keine Rolle spielt, wird komplett auf die Zeitzurückspulfunktion verzichtet, was ich zum Glück zu keinem Zeitpunkt vermisst habe - im Gegensatz zu Rätseln, die hier in jedem Fall noch Spielraum nach oben haben. Doch die Stärke ist erneut die emotionale Geschichte in Kombination mit den individuellen Entscheidungen. Erzählerisch wird die erste Episode von der tollen Chemie zwischen Chloe und Rachel getragen, die sich seit einem gemeinsamen Konzertbesuch langsam anfreunden. Mir sagt Rachels Art einfach mehr zu als die ruhige, zurückhaltende Max. Zudem ist es eine nette Abwechslung, dass diesmal das normale Gefühlschaos von Teenagern im Mittelpunkt steht. Ich bin sehr gespannt auf die nächsten Episoden, da die Frage offen bleibt, ob übernatürliche Fähigkeiten nicht vielleicht doch noch eine Rolle spielen werden und in welcher Form sich die hier getroffenen Entscheidungen auswirken.
Einschätzung: gut
Pro
Kontra
Wertung
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