Test: Wolfenstein 2: The New Colossus (Shooter)

von Marcel Kleffmann



Entwickler:
Publisher: Bethesda Softworks
Release:
27.10.2017
27.10.2017
29.06.2018
27.10.2017
Erhältlich: Digital, Einzelhandel, Importhändler
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Schwermut, Hochmut und Unmut

Besonders tiefgängig ist die Geschichte von BJ, die in mehreren teils spielbaren Rückblenden in seine Jugend führt, während er in der "Spielgegenwart" mit seiner Kampfmüdigkeit, der eigenen Gebrechlichkeit und dem Verlust einer wichtigen Person hadert - ziemlich ungewöhnlich für solch einen unkaputtbaren Ego-Shooter-Helden, aber dennoch gelungen.

In den Rückblenden geht es um knifflige Themen wie Rassismus und Unterdrückung. Auf dem U-Boot und in den ersten Missionen stehen dann sein emotionaler Zustand und die problematische Beziehung mit Anya im Vordergrund, was stellenweise mit der Brechstange präsentiert wird, wenn sich zwischendurch andere Personen über die transzendentale Erhabenheit einer Toilette freuen oder beim Sex im Mini-U-Boot erwischt werden. Nur den Showdown mit seinem Vater hätte man besser lösen können, aber was danach kommt, toppt noch einmal alles ...

Wie bricht man schwermütige Stimmung? Genau, mit Toilettenwitzen!
Wie bricht man schwermütige Stimmung? Genau, mit Toilettenwitzen!
Im Zuge der Reise schließen sich viele neue Charaktere der Crew an. Viele erweisen sich als würdige Verstärkung, gerade Grace bekommt mit BJ, Fergus und Sigrun einige starke Szenen verpasst. Andere Neulinge wie den Verschwörungstheoretiker empfand ich eher als nervig. Viel Charakterbildung findet zwischen den Ego-Shooter-Ausflügen auf der "Hammerfaust" statt. Dort kann man sich frei bewegen und den zahlreichen Charakteren bei ihrem Treiben zuschauen, mit ihnen sprechen oder ihren Dialogen folgen - was größtenteils optional ist. Dabei muss man sich zunächst im U-Boot orientieren, denn das Gefährt ist übertrieben groß und bis man die Wege zwischen Kantine, Einsatzleitung, Hangar, Labor, Kabinen und Co verinnerlicht hat, geht trotz Ingame-Karte und praktischen Wegweisern etwas zu viel Zeit flöten.

Frau Engel und ihre Stimme

Hervorgehoben werden muss Frau Engel als kaltblütige, sadistische, hochidealistische und vollkommen kompromisslos überzogene Gegenspielerin, die in ihren Zwischensequenzen eine starke Präsenz besitzt und das Feindbild erstklassig verkörpert. Wenn jetzt nur die deutsche Sprachausgabe synchron mit den Lippenbewegungen des Charakters wäre. Die Sprecherin von Frau Engel gibt sich wirklich Mühe und schlägt manchmal über die Stränge, aber leider passt es oft nicht mit der Lippensynchronität, was natürlich an der Atmosphäre nagt, da Inszenierung, Kameraführung und Schnitt wirklich auf absolut hohem Niveau sind.
Rückblende in die Vergangenheit von BJ.
Eine der zahlreichen Rückblenden in die Vergangenheit von BJ.
Der erste Auftritt von Engel oder das Treffen bei Horton Boone wurden phantastisch eingefangen. Animationen, Mimik und Gestik sind hochgradig gelungen. Die fehlende Lippensynchronität fällt auch bei anderen Charakteren auf, zumal man bei der deutschen Version nicht auf die englische Sprachausgabe wechseln kann. Sehr schade!

Während die Charaktere in vielen Shootern höchstens dazu dienen, den Hauptcharakter von Mission A zu Mission B zu geleiten und meistens nach Spielende wieder vergessen werden, sieht es hier zum Glück anders aus, da sich die Entwickler Zeit für die Figuren nehmen - das kann gar nicht stark genug hervorgehoben werden. Insbesondere, da in den Filmszenen nicht nur Fakten abspult werden, sondern auf sehr viele Details geachtet wird, die in anderen Spielen niemanden interessieren. So dreht der Kontaktmann in Roswell zum Beispiel erst den Herd aus, bevor sie in den Keller gehen.
Wolfenstein 2 wird laut Bethesda gemäß den in Deutschland geltenden rechtlichen Beschränkungen für die Verwendung von Inhalten mit Bezug zum Nationalsozialismus und Neo-Nazi-Organisationen, die in der Vergangenheit u. a. als Verstöße gegen §86 des deutschen Strafgesetzbuches ausgelegt wurden, mit inhaltlichen Anpassungen in Hinblick auf die NS-Propaganda und -Symbolik erscheinen. In Österreich und Deutschland ist die gleiche Version erhältlich. Es ist nicht möglich, die englische Sprachausgabe in der deutschen Version zu aktivieren.

BJ als Dampfwalze

Ja, geschossen wird in Wolfenstein 2: The New Colossus auch viel, jedoch sind der Story- und Charakter-Fokus überraschend stark, was viele Spieler überraschen könnte, die nur einen "weiteren Shooter von der Stange" erwarten. Im Zuge der famos inszenierten Geschichte darf BJ reichlich Regime-Soldaten, an Terminatoren erinnernde Roboter und fette Kampfmaschinen ausschalten. Dabei kann BJ in hohem Tempo in Rambo-Manier durch die Levels fegen, auf eine eher "versteckte" Vorgehensweise setzen oder die Umgebung für seine Zwecke nutzen.
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Kommentare

CritsJumper schrieb am
Man kann daneben zielen und feuern, aber erst wenn die Steuerung nach dem Dialog/Sequenz frei gegeben wird.
Ich hab nichts gemacht und nach 1 Minute gings nicht weiter ( Das hab ich beim Post schreiben noch mal ausprobiert). Aber vielleicht muss man das Gamepad in der Hand halten oder ein Patch hat das verändert.
Leon-x schrieb am
ChrisJumper hat geschrieben: ?25.04.2018 22:14 Also ich weiß Spiele haben künstlerische Freiheiten und so weiter... aber mir geht es wirklich unheimlich auf die Nerven wenn ein Spiel eine Entscheidung forciert. Nicht das ich es den Entwicklern übel nehme wenn sie den Spieler damit auch ein wenig... zum Denken anstoßen wollen. So war es ja auch in GTA mit der Folter-Szene.
Aber gleich zu Beginn von Wolfenstein 2, kam ich absolut nicht Klar mit der Stelle:
Spoiler
Show
wo man den Hund erschießen muss.
Ich würde das Spiel am liebsten zurück geben und einen Patch einfordern. Weil ich das Spiel ohne diese Handlung zu vollziehen nicht weiterspielen kann. Ich weiß natürlich nicht wie "wichtig" das ist für den Spielverlauf.
Ähm, wenn ich mich recht erinnere habe ich bei der Szene gar nichts gedrückt. Dann bekommt man den Sprüch was für ein Weichei man ist und der Vater drückt ab.
Gezwungen wirde man bei der Szene meines Wissen nach nicht. Somit wäre es jetzt auch ein schlechtes Beispiel.
Oder hab ich daneben gezielt und dann kam die Sache?
Jedenfall habe ich den Hund kein Leid angetan.^^
CritsJumper schrieb am
Also ich weiß Spiele haben künstlerische Freiheiten und so weiter... aber mir geht es wirklich unheimlich auf die Nerven wenn ein Spiel eine Entscheidung forciert. Nicht das ich es den Entwicklern übel nehme wenn sie den Spieler damit auch ein wenig... zum Denken anstoßen wollen. So war es ja auch in GTA mit der Folter-Szene.
Aber gleich zu Beginn von Wolfenstein 2, kam ich absolut nicht Klar mit der Stelle:
Spoiler
Show
wo man den Hund erschießen muss.
Ich würde das Spiel am liebsten zurück geben und einen Patch einfordern. Weil ich das Spiel ohne diese Handlung zu vollziehen nicht weiterspielen kann. Ich weiß natürlich nicht wie "wichtig" das ist für den Spielverlauf.
Aber ich ärgere mich jetzt unheimlich darüber das Spiel für 30 Euro als Retail gekauft zu haben.
Es gibt halt so Erlebnisse die gehen zu weit. Auch Virtuell.
Sicher es gab im ersten Teil die SELBE Situation
Spoiler
Show
Wo man einen Menschen auswählen muss der getötet wird.
Aber das war für mich ein ganz anders Problem weil es beide Soldaten waren und weil ich nicht das Werkzeug zur Vollstreckung in der Hand hatte.
Wenn aber der Finger am Abzug ist.. ist es nun mal etwas gaanz anderes. Auch glaub ich nicht das ein Vater diese Macht hat.. spätestens wenn ich die Konsole 24 Stunden an lasse.. und die Menschen eigentlich verhungert sein sollten... müsste aus logischem Grund schon jemand vorbei schauen.
Maxi Musterfrau 2.0 schrieb am
Warum wird bei den Negativpunkten eigentlich nur die fehlende Lippensynchronität, nicht aber die Zensur allgemein aufgeführt?
mellohippo schrieb am
Habs jetzt, nachdem ich vorher nochmal New Order durchgenommen hab, mal angefangen und muss leider auch eine gewisse Ernüchterung konstatieren. Ich zocks auf PS4 und empfinde eigentlich alles oberhalb des zweiten Schwierigkeitsgrades momentan als nahezu unspielbar für mich. Bin jetzt auch kein e-sport-mässiger Shooter-Afficionado, ich zock solche Games eh meistens auf Konsole auf den unteren Schwierigkeitsgraden, aber im Gegensatz zu den Vorgängern oder auch Doom, hab ich hier schon gleich in den ersten Levels teils gar kein Land mehr gesehen. Das fehlende Trefferfeedback kommt auch noch schwerwiegend dazu. Draufgehen im 5-Sekundentakt gleich am Anfang macht nach dem 10ten Mal einfach keine Laune mehr.
Das ganze Stealth-System mit den jetzt teilweise über 100 m entfernten Kommandanten in den teils ja schon sehr verwinkelten Levels, die aus den unerfindlichsten Gründen ständig immer gleich ohne Vorwarnung höchste Alarmstufe haben, macht in der Tat auch mir leider überhaupt keinen Spass mehr. Das kriegt ja sogar Far Cry besser hin.
Wenigstens kann man jetzt manuell jederzeit abspeichern. Ohne diese Funktion (und die Zielhilfe) müsste ich das Spiel wohl als Totalflop für mich betrachten. Schade, Grafik und Inszenierung sind wie immer super, ich fand die id-Shooter eigentlich bisher alle unterhaltsam und auch halbwegs spielbar mit Controller, aber das hier erscheint mir leider grenzwertig.
schrieb am

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