Im Test: Märchenhaftes VR-Diorama
Mit Schwert und Trippelschritten
Seltsam, dass sich Entwickler Polyarc für eine derart kindgerechte Präsentation entschieden hat - PS4-Besitzer unter zwölf Jahren dürfen schließlich noch gar kein VR-Headset benutzen, doch auch ältere Spieler sind nicht immun gegen den Niedlichkeitsfaktor von Moss. Wir zumindest haben der kleinen Heldin Quill immer mal wieder mit dem leuchtenden Cursor über den Kopf gewuschelt - einfach weil es möglich ist und weil die kleine Maus so unheimlich niedlich animiert ist. Die Interaktion mit dem Headset-Träger hat auch einen spielerischen Nutzen: Weiß man mal nicht weiter, rudert Quill z.B. wild mit den Armen, um einen Hinweis zu geben. Zudem lässt sie sich mit bloßem Handauflegen heilen – oder besser gesagt mit der Berührung der blau leuchtenden Kugel, die man per Bewegungssteuerung durch die Kulisse schweben lässt.
Kleine Maus, großer Helfer
Auch die Geschichte bindet den Spieler schön in die Handlung ein. Als mystischer „Leser“ greift man wie in der Unendlichen Geschichte von außen in ein Märchenbuch ein, um Quill als auserwählte Kriegerin zu adeln. Beugt man sich am Ufer eines Sees über die Wellen, bekommt man sogar das eigene maskenhafte Spiegelbild zu Gesicht. Bei der Präsentation der Geschichte haben sich die Entwickler allerdings für eine Erzählform entschieden, die denkbar schlecht zum Medium VR passt: Immer wieder harrt man minutenlang vor den leicht animierten Seiten eines Buches aus, während die Erzählerin Einzelheiten über die Einwohner, Quills Verbündete und eine finstere Bedrohung herunterbetet. Wer möchte, kann aber immerhin schnell zum Spiel weiterblättern.
Erstaunlich scharf und sauber
Vorbildlich ist auch die technische Umsetzung mit der Unreal Engine 4: Auf beiden PlayStation-4-Modellen wirkt die Kulisse erstaunlich scharf und beinahe frei von Alias-Treppchen oder anderen VR-typischen Schwächen. Auf der PS4 Pro wirkt das Gesamtbild noch einen Deut sauberer und die Farben ein Bisschen kräftiger, doch auch auf der Standard-Konsole wird man technisch verwöhnt. Nicht ganz so gelungen gelungen wirken die gelegentlich eingestreuten Kämpfe gegen Metallkäfer und andere aggressive Wesen. Ihre Angriffsroutinen sind schnell durchschaut, so dass man die Gefechte gegen größere Grüppchen in Arenen irgendwann nur noch lustlos abarbeitet. Zudem wirkt Quills Schlagrepertoire mit nur einer Kombo ziemlich eingeschränkt. Schade auch, dass es fast keine größeren Bosskämpfe gibt.
Gut gefallen hat uns allerdings, wie die herumwuselnden Käfer in die Rätsel einbezogen werden. Per Bewegungssteuerung und rechtem Stick kann man sie betäuben, an bestimmte Orte führen und sogar ihre Projektile einsetzen, um Schalter umzulegen. Oder man entführt einen der Metallkrabbler mit dem leuchtenden Cursor in eine andere Ecke des Raums und ballert wie in einem Zweistick-Shooter auf andere Feinde. Hat man sich erst einmal gründlich per Kopftracking umgeschaut, entdeckt man meist schnell die passenden Wege, so dass man die Biester nur noch zu den passenden Maschinen führen muss. Manchmal funkt dabei allerdings das zickige Tracking der PS4-Kamera dazwischen.
Ein kurzes Abenteuer
Fazit
An realistisch animierte Menschen hat man sich im Zeitalter von Schauspiel-Capturing mittlerweile gewöhnt. Doch wenn eine Maus derart liebevoll animiert durch ihre Welt trippelt wie in Moss, sorgt das vor allem in VR für eine enorme Faszination! Heldin Quill hüpft, klettert und fuchtelt derart putzig mit dem Schwert, dass es seine echte Freude ist, sie durch ihre zauberhafte und erfreulich sauber dargestellte Märchenwelt zu lotsen. Auch spielerisch passt der Mix aus Puzzles, hüpfen und kämpfen bestens zu VR - vor allem, weil sich die Gegner so schön per Bewegungssteuerung durch die Dioramen führen lassen, um sie für eigene Zwecke zu benutzen. Ähnlich viel Potenzial besitzt die Manipulation beweglicher Plattformen und Maschinen, die allerdings häufig von Tracking-Problemen gestört wird. Auch andere Baustellen halten Moss davon ab, sein Potenzial voll zu entfalten, darunter die kurze Spielzeit von knapp drei Stunden, die schlecht für VR geeignete Präsentation der Story in Buchform oder einige simpel gestrickten Kämpfe. Unterm Strich steckt in Moss aber trotzdem ein bezauberndes und herrlich entspannendes Action-Adventure, dass dank seiner ruhigen, komfortablen Präsentation auch für VR-interessierte mit empfindlichen Mägen interessant ist.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStationVR
Moss verzaubert mit niedlichem Design und kreativen Puzzles - Feinheiten bei Kämpfen oder der Bewegungssteuerung wirken aber noch nicht ganz ausgereift.
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt keine Käufe.
- Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.
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