Im Test: Zurück auf Anfang
Spielmechanische Einstiegshürden
Nach drei Teilen wurde Black Mirror nicht fortgesetzt, sondern man entschied sich für einen „Reboot“ der tragischen Geschichte um die Familie Gordon. David Gordon muss sich als neuer Protagonist mit den mysteriösen Ereignissen in Black Mirror Castle auseinandersetzen und ergründen, ob ein Fluch auf seiner Familie lastet. Schon im Intro entfaltet sich bei einer hektischen Flucht der Horror – allerdings nicht auf eine Weise, in der es die Entwickler beabsichtigt haben. Gruselig sind hier vor allem drei Dinge: Die hakelige Steuerung, steife Figurenanimationen und die seltsame Kameraregie, die sich meist mit dem rechten Stick ein wenig beeinflussen lässt. Moment mal, Stick? Genau, denn in erster Linie ist der Multiplattform-Titel auf eine Navigation mit dem Controller ausgelegt. Am PC gibt es auch eine Maus- und Tastatur-Variante, sie wirkt allerdings wie behelfsmäßig umgemodelt, da man weiterhin direkt mit WASD läuft, statt Ziele anzuklicken, zumal man nervigerweise nur mit Hotspots in der Nähe der Figur interagieren darf.
Erbschaft oder Fluch?
Normalerweise würden wir einen Adventure-Test natürlich nicht mit solch technischen Feinheiten beginnen, doch hier passt es einfach zur erlebten Dramaturgie, die in den ersten Minuten noch zu stark vom Ärger über die Unzulänglichkeiten bestimmt wird. Sobald man sich halbwegs damit arrangiert hat, offenbart der Trip ins abgelegene Schottland aber auch unterhaltsame Seiten: Die Bewohner des Hauses sind zwar etwas kurz angebunden oder agieren nach tragischen Ereignissen unglaubwürdig - trotzdem können ihre privaten Geheimnisse und das Mysterium um den angeblichen Fluch ein wenig Spannung aufbauen.
Geheimnisse zwischen der Vertäfelung
Zwischen knorrigen Holzemporen und den vom rauen Wetter mitgenommenen Wänden gibt es allerlei detailreich gefertigte Schreibtische, Modelle und andere glänzenden Feinheiten zu entdecken, die mitunter schon zu schummrig beleuchtet sind und auch in den Rätseln wichtig werden. Welche Rolle z.B. das abgebrochene Stück einer Miniatur des Anwesens spielt, kann man sich vermutlich denken. Ein Highlight sind die in Möbeln verbauten Mechanismen und Geheimfächer. Ähnlich wie in The Room kommt richtig eine gemütliche Knobelstimmung auf, wenn man alle Winkel einer Kommode unter die Lupe nimmt, um Verzierungen und Runen zu entschlüsseln, damit sich schließlich mit einem Klicken ein neues Fach öffnet. Hier sind zwar bei weitem nicht so vertrackte Mechanismen am Werk, trotzdem motivieren auch die Rechenaufgaben oder die Interpretationen gefundener Briefe.
Nervige Reaktionstests
Ziemlich schwach wirken auch die Reaktionstests in Davids Visionen, bei denen man zunächst ahnungslos durchs Bild irrt. Hat man man das Prinzip erkannt, wird es dagegen viel zu einfach, die nötigen Interaktionspunkte zu treffen - es sei denn, man bleibt wieder einmal irgendwo hängen und muss zurück zum letzten Speicherstand oder zum Auto-Save. Während Davids geisterhafter Aussetzer verzerrt sich das Bild auf surreale Weise und man erfährt bei der Beobachtung schemenhafter Figuren mehr über die finstere Vergangenheit der Familie und des Anwesens.
Fazit
Zusammengefasst steckt in der Neuinterpretation von Black Mirror ein passables Grusel-Adventure, welches allerdings stark unter spielmechanischen Macken wie der trägen Steuerung oder der wirren Kameraführung leidet. Sobald man sich ein wenig an das hölzerne Herumstolpern auf dem Anwesen gewöhnt hat, machen die Legenden rund um einen uralten Familienfluch durchaus neugierig, zumal auch das Knobeln mit Runen, Geheimtüren und manipulierten Möbelstücken motiviert. Insgesamt mangelt es dem kurzen Abenteuer aber trotzdem an anspruchsvollen Rätseln. Vermutlich wollte sich King Art diesmal stärker an Telltale orientieren und hat auch einige misslungene Reaktionstests eingebaut. Auf diese Weise dürfte man es allerdings kaum schaffen, neuen Spielern die Faszination des Klassikers aus dem Jahr 2004 zu vermitteln.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Hölzerne Neuinterpretation des Adventure-Klassikers, bei dem unterhaltsame Ansätze bei Story und Rätseln von technischen und spielmechanischen Problemen heruntergezogen werden.
PC
Hölzerne Neuinterpretation des Adventure-Klassikers, bei dem unterhaltsame Ansätze bei Story und Rätseln von technischen und spielmechanischen Problemen heruntergezogen werden.
XboxOne
Ruckeln, starkes Tearing und ein unsauberes Gesamtbild beeinträchtigen auf der Xbox One die Rätselstimmung.
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