MTX: Mototrax19.04.2004, Jens Bischoff
MTX: Mototrax

Im Test:

Nachdem Activision im Trendsportbereich die meisten Sportarten bereits mit dem erfolgreichen Tony-Hawk-Virus infiziert hat, wendet man sich nun dem Motorsport zu. So bietet auch MTX: Mototrax (ab 29,90€ bei kaufen) mit Travis Pastrana einen zugkräftigen Titelpatron, der euch lässig und unkompliziert in die Welt des Motocross einführt und zusammen mit anderen namhaften Kollegen nicht ganz alltägliche Aufgaben stellt.

Gute Voraussetzungen

Die Grundvoraussetzungen für ein zünftiges Crossvergnügen scheinen mit Left Field als Entwickler jedenfalls sehr aussichtsreich. Schließlich zeichneten die Kalifornier bereits für die damals hoch gelobte Neuauflage von Excitebike fürs N64 verantwortlich. Das ist aber nun auch schon wieder ein paar Jahre her, weshalb es auch nicht weiter verwundert, dass MTX statt auf dem GameCube nun ausschließlich auf Xbox und PS2 die Zwei- und Viertaktmotoren röhren lässt. Doch genug Vorgeplänkel, schmeißen wir die Motoren einfach an und stürzen uns direkt ins schlammige Vergnügen.

Auf die Plätze, fertig, los! Wer den Holeshot gewinnen will, muss im richtigen Moment die Kupplung springen lassen (PS2).

Leichter Einstieg

Dank intuitiver Steuerung und meist nachvollziehbarer Fahrphysik fällt der Einstieg in den Moto- und Supercross-Zirkus erfreulich leicht. Zudem greift euch beim Karrierestart niemand Geringerer als Freestyle-Koryphäe Travis Pastrana persönlich unter die Arme und lässt euch sogar auf seinem Privatgrundstück ein paar Runden drehen und Stunts zum Besten geben. Neben Travis sind aber auch noch ein Dutzend weiterer Profifahrer wie Carey Hart, Tim Ferry oder Kenny Bartram mit von der Partie - und das sowohl als Ratgeber als auch als Konkurrenten. Namhaft sind auch die im Spiel vorkommenden Original-Sponsoren wie Motorradhersteller und Bekleidungsfirmen.

Hautnah dabei: Das authentischste Fahrerlebnis liefert die realistisch mitfedernde Ego-Perspektive (PS2).

Wie will ich aussehen?

Bevor ihr jedoch um Meisterschaftspunkte, Siegprämien und Sponsorenverträge ringt, müsst ihr euch erst einmal ein virtuelles Alter Ego zulegen. Der integrierte Fahrereditor bietet jedenfalls ausreichend Spielraum, um einen unverkennbaren Protagonisten zu schaffen, der sowohl im Rennanzug als auch in Freestyle-Kluft eine gute Figur macht. Dreh- und Angelpunkt eurer Karriere ist aber nicht euer durch Sponsorenverträge ständig anwachsende Kleiderschrank, sondern euer PDA, mit dem ihr nicht nur eure Klamotten wechselt, sondern auch E-Mails checkt, Renn- und Event-Teilnahmen klar macht, Statistiken einseht, neue Tricks studiert, Werbeverträge organisiert, auf andere Bikes umsattelt und eure Fortschritte speichert.

"Sag noch einmal was über meine Frisur und du frühstückst dein Handy!" - Zwischensequenzen werden in Spielgrafik präsentiert (Xbox).

Tony Hawk lässt grüßen

Neben der Teilnahme an diversen Moto- und Supercross-Serien, könnt ihr übrigens auch bei Freestyle-Events antreten oder euch mit Fahrerkollegen auf speziellen Freeride-Parcours treffen, wie man sie seit Tony Hawk‘s Pro Skater von nahezu allen Trendsportspielen aus dem Hause Activision kennt. Das heißt, ihr könnt völlig ungezwungen über Pastranas Privatgrundstück, das Gelände eines stillgelegten Bergwerks oder durch die Everglades heizen, um an den unmöglichsten Stellen Tricks anzusetzen, private Wettrennen zu veranstalten oder ungewöhnliche Aufgaben zu erfüllen, wie die Flucht aus einer abgeschlossenen Garage, das Stellen eines motorisierten Langfingers oder das Überqueren einer Bucht von Floß zu Floß.      

Virtuelle Schnellbaustelle

Insgesamt erwarten euch jedenfalls je vier Freeride- und Freestyle-Parcours sowie je acht Moto- und Supercross-Strecken, was weder besonders mager noch besonders üppig ist. Wer will, kann sich via Editor auch noch weitere Pisten basteln. Allerdings beschränkt sich diese Möglichkeit auf Supercross-Strecken und bietet nicht allzu viel kreativen Freiraum. Dafür ist die Bedienung des Baukastens jedoch äußerst unkompliziert, so dass man im Handumdrehen eine eigene Supercross-Serie erstellt hat. Persönlich hätte ich mich zwar lieber als Architekt diverser Freestyle-Arenen versucht, aber vielleicht wollte man sich dieses und andere Features ja einfach für den Nachfolger aufsparen.

Autsch! Wer sich beim Sprung über Pastranas Anwesen verschätzt, landet meist recht unsanft (Xbox).

Hart, aber fair

Egal, die vorgefertigten Strecken und Parcours sind ohnehin sehr individuell und abwechslungsreich und benötigen einige Zeit um perfekt gemeistert zu werden. Der Schwierigkeitsgrad wirkt dabei gut ausbalanciert, ist immer wieder fordernd, aber nie unfair, was sich auch darin widerspiegelt, dass man nicht alle Aufgaben meisten muss, um weiterzukommen. Profis werden sich höchstens an den standardisierten Freestyle-Aufgaben und eher kompakt gehaltenen Freeride-Locations stören, aber der Genreeinstieg ist Activision mit MTX: Mototrax dennoch gut gelungen und spricht sowohl Neulinge als auch Veteranen an.

Einseitig: Der Track-Editor erlaubt leider nur das Erstellen von Supercross-Strecken (Xbox).
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Alles digital

Größter Kritikpunkt ist meiner Ansicht nach das teils etwas merkwürdige Crash- und Kollisionsverhalten sowie das nur digital mögliche Gasgeben, Bremsen, Kuppeln und Vorspannen der Federung bei Sprüngen, wodurch gefühlvolle Fahrmanöver erheblich erschwert werden. Auch auf das Fahrzeug-Setup oder Tasten-Layout habt ihr keinen Einfluss. Fahrerisches Können ist aber dennoch gefragt. So verhelfen euch die richtige Gewichtsverlagerung und Kupplungszeit beim Start zu besseren Chancen auf einen Holeshot, während ihr in Kurven durch kurzzeitiges Auskuppeln zusätzliche Geschwindigkeit mitnehmen könnt. Des Weiteren erfordert jede Bodenwelle die passende Vorspannung der Federung, während das Tricksystem saubere Landungen und besonders lang gehaltene Figuren mit Kombo-Multipliern und Extrapunkten belohnt, was bei Freestyle-Duellen für eine zusätzliche Portion Spannung und Dramatik sorgt.

Einsames Vergüngen: Via Splitscreen können nicht mehr als zwei Spieler ohne CPU-Beteiligung antreten (PS2).

Tricks bis zum Abwinken

Das Tricksystem kommt dabei übrigens mit zwei Tasten und zusätzlichen Richtungseingaben aus und bietet trotzdem über hundert Trickmanöver am Boden und in der Luft. Da man die Tricks aber nicht gleich von Beginn an alle ausführen kann, sondern erst entdecken und auf bestimmten Schanzen oder anhand spezieller Aufgaben freispielen muss, droht ihr nicht in einem Meer aus Tastenkombinationen zu ertrinken, sondern werdet Schritt für Schritt an immer spektakulärere Manöver herangeführt. Wer alle Tricks zur Verfügung haben will, muss die Freeride-Locations übrigens ganz genau absuchen, denn manche Tricks erhaltet ihr nur an speziellen Trickspots, die nicht immer gleich ins Auge fallen.

Online: Xbox vor PS2

Wer nicht gerne allein fährt, kann sich übrigens auch via Splitscreen mit einem Freund oder via Internet bzw. LAN mit bis zu sieben bzw. neun Rivalen messen. Auf der PS2 sind leider nur vier Spieler gleichzeitig möglich und auch Sprachübertragung gibt es nur auf der Xbox, was den Multiplayer-Spaß auf der Sony-Konsole einige Punkte kostet. Ansonsten unterscheiden sich beide Versionen spieltechnisch kaum voneinander. So gibt es leider auf beiden Systemen keine zusätzlichen CPU-Gegener, keinen Vier-Spieler-Splitscreen-Modus sowie keine Freestyle- oder Freeride-Duelle an einer Konsole. Auch via Internet bzw. Systemlink gibt es neben regulären Moto- und Supercross-Rennen mit Freestyle Battle und King of the Hill lediglich zwei weitere Spielmodi.

Werbeträchtiges Zielspringen: In den Freestyle-Arenen muss man immer dieselben Aufgaben erfüllen (PS2).

Fang mich!

Während ihr euch im Freestyle Battle einfach mit anderen Spielern eine konfigurierbare Trickschlacht liefert, geht es beim King of the Hill lediglich darum, eine gewisse Zeit lang im Besitz eines goldenen Helms zu sein, um zu gewinnen. Trotzdem macht das motorisierte Fangen-Spiel immer wieder Spaß und stellt eine willkommene Abwechslung zu den normalen Online-Rennen und -Statistiken dar. Solisten können hingegen neben dem Karrieremodus auch einzelne Rennen und Rennserien gegen sieben CPU-Kontrahenten fahren, Freestyle-Highscorejagden veranstalten oder gegen die eigene Bestzeit bzw. einen entsprechenden Ghost antreten.

Jetzt nur nicht baden gehen: Wer diese Bucht überqueren will, muss von Floß zu Floß hüpfen (Xbox).
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Kleine Unterschiede

Technisch läuft das Cross-Geschehen die meiste Zeit flüssig und bietet eine solide, aber weitestgehend unspektakuläre Optik, die lediglich in der realistisch mitfedernden Ich-Perspektive für Aufsehen sorgt. Es gibt nicht einmal eine vernünftige Replay-Option, Besitzer von Breitbildfernsehern können sich dafür über einen 16:9- und Besitzer einer Xbox zusätzlich über einen 60Hz-Modus und besseres Anti-Aliasing freuen. Zudem sind auf der Microsoft-Konsole die Ladezeiten etwas kürzer und die Bildrate geringfügig stabiler. Gravierende Systemunterschiede gibt es in grafischer Hinsicht aber keine und auch bei Steuerung und Sound schenken sich die Versionen kaum etwas.

Showeinlage für Zuschauer und Sponsoren: Wer souverän in Führung liegt, kann ruhig mal ein paar Tricks riskieren (Xbox).

Brachiale Soundkulisse

Die Motorengeräusche klingen satt und authentisch, Ambient-FX machen sich hingegen rar und der üppige Lizenz-Soundtrack wartet mit drei Dutzend Titeln von Bands wie Slipknot, Metallica, Faith no More, Static X, The Misfits oder Pennywise auf, die ihr in ganz individuelle Playlists packen könnt. Auf der Xbox könnt ihr auch eigene Songs importieren. Erklingen tut die Soundkulisse auf der PS2 in Pro Logic II und auf der Xbox in Dolby Digital 5.1. Für Abwechslung sorgen neben freispielbaren Fahrern, Strecken, Bikes, Tricks und Ausrüstung übrigens auch Real-Life-Videos von Pastrana und Co. Allerdings hat Activision den Titel nicht lokalisiert, weshalb sowohl die Videos als auch das Spiel komplett auf Englisch sind.

Online-Spaß mit Einschränkungen: Auf der PS2 kann man nur zu viert un ohne Sprachübertragung Online-Rennen veranstalten (PS2).

Fazit

Activision hat es schon wieder geschafft, eine Sportart adäquat und massentauglich auf Konsole umzusetzen. Die Mischung aus Simulations- und Arcade-Elementen wirkt jedenfalls auch bei MTX gut ausbalanciert. So erweist sich die Steuerung als intuitiv, aber nicht primitiv; der Schwierigkeitsgrad als fordernd, aber nicht frustrierend. Schade nur, dass man weder analog Gas geben, bremsen, kuppeln, noch die Federung vorspannen kann, was ein noch gefühlvolleres Fahren ermöglicht hätte. Aber auch so ist das Fahrverhalten ausgezeichnet und wird nur von hin und wieder unglaubwürdigen Crashs und Kollisionen getrübt. Technisch ist MTX solide, aber weitestgehend unspektakulär, wobei die Xbox-Fassung dank 60Hz-Darstellung etwas flüssiger läuft. Ansonsten beschränken sich die Versionsunterschiede auf den Online-/LAN-Modus, wo die Xbox dank doppelter Teilnehmerzahl und Headset-Unterstützung klar die Nase vorn hat. Eine Lokalisierung hat sich Activision übrigens gespart und auch beim Streckeneditor handelt es sich eher um eine Sparversion, aber die positiven Eindrücke überwiegen eindeutig und machen schon jetzt Lust auf einen Nachfolger.

Pro

intuitive Steuerung
60 Hz-Modus (Xbox)
motivierendes Tricksystem
treibender Lizenz-Soundtrack
realistische Fahrerperspektive
reale Fahrer, Bikes und Sponsoren
spaßiger Online-Modus (vor allem Xbox)
unkomplizierter Fahrer- und Streckeneditor

Kontra

nicht lokalisiert
keine Setup-Möglichkeiten
oft dubiose Kollisionsabfrage
keine speicherbaren Replays
offline maximal zu zweit spielbar
fest vorgeschriebenes Tastenlayout
kein analoges Gasgeben/Vorspannen

Wertung

PlayStation2

XBox

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