Bridge Constructor Portal04.01.2018, Marcel Kleffmann

Im Test: Brücken, Portale und GlaDOS

In Bridge Constructor Portal (ab 14,99€ bei kaufen) testet man Brücken - natürlich für die Wissenschaft. Und GLaDOS höchstpersönlich stellt die Spieler mit Portalen, Beschleunigungsgel, Laserbarrieren und Selbstschussanlagen vor kreative Brückenbau-Rätselaufgaben in typischen Portal-Testkammern. Was sich zunächst als seltsame Mischung anhört, funktioniert in der Praxis ziemlich gut, könnte aber trotz der starken Lizenz etwas mehr bieten. Mehr erfahrt ihr in unserem Test.

Über Brücken bis zum Portal

Nach einem kurzen Bewerbungsgespräch, das entweder in der Bewerberverbrennungsanlage oder hinter dem eigenen Schreibtisch als Wissenschaftler endet, darf man im Aperture Science Enrichment Center der Aperture Laboratories unter den wachsamen "Augen" von GLaDOS allerlei Brücken oder Sprungschanzen in 60 Testkammern bauen. Ziel ist es, dass mindestens ein Fahrzeug die Hindernisse überwinden und den Ausgang einer Testkammer erreicht - wie, ist egal. Hierzu baut man Brücken oder Rampen bzw. kreative Mischgebilde in Verbindung mit den typischen Aperture-Technologien wie den Portalen, dem Beschleunigungs- oder dem Rückstoßgel. Auch Knöpfe (Super-Colliding Super Button), gewichtete Begleiterkuben und die Katapultplattformen dürfen nicht fehlen. Es müssen schiefe Ebenen, tiefe Abgründe, mutwillig ungesicherte Säurebecken, aggressive und zugleich liebenswerte Selbstschussanlagen sowie Laserbarrieren überwunden werden.

In dieser Testkammer müssen die Energiekugeln im richtigen Winkel abgelenkt werden - alles eine Frage der Aufhängung.

Die namengebenden Portale funktionieren übrigens genau wie beim Vorbild: Etwas, das den Ereignishorizont des Portals betritt, kommt mit gleicher Geschwindigkeit auf der anderen Seite des Portals wieder heraus. Diesmal haben Ein- und Ausgang des Portals die gleichen Farben, damit es bei mehreren Portalen übersichtlich bleibt.

Brückenbau für die Wissenschaft

Hat das erste Gefährt die Brückenkonstruktion (mehr oder weniger) passiert, hat man noch die Wahl, die Konstruktion mit einem Konvoi aus mehreren Fahrzeugen zu testen. Dadurch steigt natürlich die Belastung der Brücke und auch das Timing wird wichtiger, damit sich kreuzende Fahrzeuge in der Luft nicht treffen …

Gebaut werden die Brücken aus Stahlstangen und Kabeln, die mit Ankerpunkten verbunden werden. Während die Kabel als Aufhängungen für freischwebende Teile über längere Distanzen gut geeignet sind, besteht das Herzstück der Brücken aus Stahlstangen, die sich in den unterschiedlichsten Formen platzieren lassen - sie können ebenfalls mit einer Fahrbahn versehen werden. Da die zu überbrückende Distanz pro Stahlstange ziemlich überschaubar ist, müssen Konstruktionen mit tragendem Ober-/Unterbau oder anderen Verstärkungen her. Schon früh wird erläutert und veranschaulicht, dass Dreiecke bei der Brückenkonstruktion wirklich praktisch sind. Schwieriger kann es hingegen sein, neue Ankerpunkte zu erschließen, da diese stellenweise (gewollt) schwer zugänglich sind. Verlässt man den Baumodus und wechselt auf Testen, wird die Brücke ohne Fahrzeuge der Schwerkraft überlassen. So kann überprüft werden, ob die Brücke sich gemäß der ordentlichen Physik-Engine selbst trägt oder nicht.

Beschleunigungsgel, Rückstoßgel und mittendrin einige zu Sprungschanzen bzw. zur Veränderung der Flugbahn umgebaute Brücken.

Etwaige Problemstellen werden mit roter Farbe markiert. Danach kann das Testvehikel auf die Strecke geschickt werden. Die Anzahl der Testdurchläufe ist übrigens nicht limitiert.

Sparsamer Brückbau

Bridge Constructor Portal ist in erster Linie ein entspanntes Rätselspiel mit physikalischen Konstruktionselementen und keine Bausimulation. Trotzdem legt das Spiel nach den ersten Testkammern ordentlich in Sachen Komplexität zu, wobei der Schwierigkeitsgrad stark variiert. Aber das liegt meist auch an der Person vor dem Monitor - je nachdem, wie schnell der Groschen fallen will. Ein optionales Hilfesystem, wenn man mal partout nicht weiterkommt, gibt es nicht. JAllerdings lassen die Entwickler die Möglichkeit ungenutzt, zusätzliche Herausforderungen abseits der Konvois zu schaffen. So gibt es zum Beispiel keine Ressourcenbeschränkung - wie eine zur Verfügung stehende Geldmenge pro Testkammer. Man kann im Prinzip endlos viele Brückenbausteine benutzen, sofern sich die Brücke selbst trägt.

Größter Kritikpunkt ist aber die magere Anzahl der Bauteile (Stahlstreben und Seile) sowie der Testfahrzeuge. Hier hätte mehr Vielfalt sicher gutgetan, zumal die ordentliche Physik-Engine das sicher gemeistert hätte. Der Anspruch kommt vielmehr durch den Aufbau der Testkammern und die dortigen Aperture-Technologien, wobei in der Regel meist klar ist, was zu tun ist. Man muss sich „nur“ überlegen, wie das Ziel zu erreichen ist. Erst im späteren Drittel wird es knackiger.

Schwierigkeitsgrad und Abfolge der Testkammern sind stellenweise etwas konfus. So ist zum Beispiel der Schwierigkeitsgradunterschied zwischen Testkammer 28 und 29 groß. Während Nr. 29 nur einige Sprungschanzen und Brücken zum Ablenken der Flugbahn benötigt (siehe mittiges Bild), muss man bei der Testkammer Nr. 28 (dieses Bild) ein viel aufwändigeres und komplexeres Konstrukt bauen, um die Selbstschussanlagen auszuschalten.

Eine Zeitbeschleunigungsoption bei der Probefahrt wäre zudem schön gewesen, genauso wie eine Form der Bestenlisten, um seine Konstruktion mit anderen Spielern vergleichen zu können. Fortgeschrittene Brückenbauer oder diejenigen, die schon Bridge Constructor kennen, werden bei Bridge Constructor Portal wenig gefordert. Sie werden eher bei Poly Bridge oder dem Bridge-Constructor-Original glücklich.

Ein Wiedersehen mit GlaDOS

Toll ist hingegen das Wiedersehen mit GlaDOS. Die sympathisch fiese KI wird erneut von Ellen McLain gesprochen, der Original-Stimme aus der Portal-Reihe. Die deutsche Version begnügt sich mit ordentlich übersetzten Texten, die die Qualität des Gesprochenen aber nicht erreicht, weil viele Nuancen verloren gehen. Nur kommt GlaDOS für meinen Geschmack zu wenig zum Einsatz, häufig nur am Anfang der Testkammern und nicht währenddessen. Obgleich nicht alle ihrer Ausführungen und Erklärungen zum Schmunzeln anregen, motiviert die KI zum Weiterspielen, um zu sehen, welche Überraschungen und Sprüche sie noch auf Lager hat. Das hohe Niveau der Dialoge aus Portal 2 wird nicht ganz erreicht. Dafür haben die Entwickler das Portal-Universum sowohl mit der Kulisse als auch von akustischer Seite her gut eingefangen.

Fazit

Bridge Constructor Portal ist eine überraschend gelungene Mischung der beiden Serien. Der Bridge Constructor mit Portal-Anstrich lebt von der Integration vieler bekannter Elemente wie dem Beschleunigungsgel oder den Selbstschussanlagen und ist im Kern eher ein Rätselspiel mit Konstruktionselementen als eine ernst zu nehmende Brückenbausimulation, schließlich werden oftmals Rampen oder Sprungschanzen für die Testvehikel gebaut. Stellenweise sind die Testkammern kreativ aufgebaut und erfordern gerade im letzten Drittel mehr Nachdenken. Sehr schön ist auch das Wiedersehen mit GlaDOS (und ihrer englischen Sprecherin), die zumeist vor den Testkammern mit "motivierenden" Ansprachen zum Weiterspielen anregt. Allerdings dürfte sie sich gerne häufiger zu Wort melden oder besser noch in das Geschehen eingreifen. Während in den Testkammern allerlei vertrautes Aperture-Zeug zum Einsatz kommt, fallen die minimalistischen Baumöglichkeiten negativ auf. Es gibt einfach zu wenig verschiedene Bauteile. Und da es keine Ressourcenbeschränkung pro Testkammer, Online-Bestenlisten oder unterschiedliche Testfahrzeuge gibt, fehlt es an zusätzlichen Herausforderungen, die man auch in einem optionalen Modus hätte einbauen können. Dennoch ist es gerade die Brückenbau-Portal-Mixtur, die den gewissen Reiz ausmacht und zum entspannenden Rätseln einlädt.

Pro

über 60 Testkammern mit viel Rätselflair
Brückenbau, Sprungschanzen, Portale und Co.
herausfordernde und anspruchsvolle (letzte) Testkammern
gute und zumeist selbsterklärende Level-Architektur
Tutorial/Einführung sind gut gelungen
hilfreiche Konstruktionslinien
sinnvoll integrierte Aperture-Technologien
gut eingefangener absurder Humor
Original-Stimme von GlaDOS

Kontra

zu wenig Bauteile und Fahrzeuge
sparsame GlaDOS-Präsenz
stark schwankender Schwierigkeitsgrad zwischen den Testkammern
keine optionale Hilfefunktion
keine Online-Bestenlisten
Vorspulfunktion beim Testen fehlt
kaum (optionale) Herausforderungen, z.B. Geld
oder Teile-Beschränkung

Wertung

PC

Die entspannende Brückenbau-Rätselmixtur im Portal-Universum überrascht mit kreativen Rätseln. Nur fehlt es an Herausforderung und Vielfalt.

Android

Die entspannende Brückenbau-Rätselmixtur im Portal-Universum überrascht mit kreativen Rätseln. Nur fehlt es an Herausforderung und Vielfalt.

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