Im Test: Ein lohnenswertes Upgrade?
Nicht gerade ein Schnäppchen
Preislich liegt die Vive Pro auf jeden Fall im Highend-Bereich: Stattliche 879 Euro werden für das Headset fällig , für das Besitzer der älteren „Standard-Vive“ einfach ihr altes Tracking-System und die alten Bewegungs-Controller weiternutzen können. Wer die an die Wand montierten Würfel noch nicht besitzt, muss sogar 1.178 Euro investieren, um ein Bundle mit Tracking 1.0 und Controllern zu erhalten. Nicht gerade billig also, wenn man die Alternativen betrachtet: Die Standard-Vive kostet im Komplett-Bundle nur noch 599 Euro, Oculus Rift und PSVR in entsprechenden Paketen sogar nur je 450 Euro (im Mobil-Bereich wird es natürlich noch deutlich günstiger). Das Tracking-System der Vive hat allerdings nach wie vor einen klaren Vorteil bei der Immersion in mittelgroßen Räumen: Bei keinem anderen System fühlt man sich so glaubhaft in eine virtuelle Welt versetzt wie hier.
Tod dem Fliegengitter?
In der Vive Pro gibt weiterhin ein deutlich sichtbares Pixelraster, es drängt sich aber etwas weniger auf. Die empfundene Verbesserung beim „Fliegengitter“ liegt im Direktvergleich gar nicht so weit vorm PSVR-Screen mit seinen clever versetzten Subpixeln. VR-Veteranen wissen aber, wie froh man unterm Headset auch über solch einen leichten Gewinn an Schärfe ist. Dadurch gibt es einfach weniger Störfaktoren, die den Spieler an die „reelle Realität“ erinnern. Eines dieser Probleme machte sich schon in der Standard-Vive bemerkbar: Da HTC nach wie vor Fresnel-Linsen einsetzt, werden manchmal ihre Ring-Struktur und störendes Leuchten sichtbar.
Überaus ergonomisch
Fixiert wird das Gebilde nicht nur mit dem bekannten Kopfband, sondern auch mit einem Drehrädchen am Hinterkopf. Vor allem in längeren Spiel-Sessions ist es deutlich angenehmer, dass das Gewicht den Kopf nicht so sehr nach vorne zieht und das Headset weniger wie ein Fremdkörper wirkt. Die clever ausgetüftelte Kabelführung rund um die Bügel schützt derweil vor Schäden bei ruckartigen Bewegungen und sorgt für ein freieres Spielgefühl, weil die Strippe weiter hinten herunterhängt und gefühlt nicht mehr so am Kopf „zerrt“. Wer kabellos spielen will, muss auf den einzeln erhältlichen „VIVE Wireless Adapter“ der Partnerfirma DisplayLink warten, für den noch kein Preis feststeht. Laut eines ersten Testberichts funkt er auf Kabelniveau (Wi-Fi-Standard IEEE 802.11ad, 60-Gigahertz-Band, 4K-Übertragung bei 90 Hz und höher möglich). Er soll aber ähnlich kompliziert im Aufbau sein wie Tpcasts Drahtlosadapter für die „normale“ Vive (zum Test).
Technische Nicklichkeiten
Die Änderungen an der Hardware bringen ein paar weitere Besonderheiten mit sich, die Besitzer der älteren Vive im Hinterkopf behalten sollten. Neuerdings reicht kein USB-2.0-Kabel mehr, sondern man muss das beiliegende 3.0-Exemplar an einer entsprechend schnellen Buchse benutzen. Außerdem fällt der HDMI-Port weg: Die kleine Verbindungsbox zum PC bietet neuerdings nur noch einen Display-Port-Anschluss (1.2 oder höher). Für unseren kleineren Rechner neben dem VR-Spielfeld mussten wir erst einmal ein relativ exotisches Kabel (Mini-DP auf Mini-DP) beschaffen: In dieser Konstellation gab es beim Start manchmal Fehlermeldungen, so dass wir das Headset neu starten mussten, bevor die Spiel-Session losgehen könnte.
VR für die Ohren
Positiv ist natürlich der neue Ein-/Ausschalter am Verbindungskästchen. Die zwei Kameras in der Front kamen in unserem Testbetrieb noch nicht zum Einsatz: Sie könnten laut HTC künftig einmal Objekte im Raum erfassen oder Handbewegungen tracken. Wir haben bislang nur eine davon für das bekannte kleine „Fenster in die reale Welt“ benutzt: Damit kann man z.B. nachschauen, wer gerade durchs Büro huscht, ohne das Headset abzunehmen.
Fazit
Evolution statt Revolution: Bei kaum einem Stück Hardware passt diese Phrase so gut wie bei der HTC Vive Pro. Gefühlt handelt es sich nur um einen leichten Anstieg der Auflösung, so dass das Ergebnis nicht allzu weit vor dem PSVR-Screen mit seinen geschickt versetzten Subpixeln liegt. Doch selbst solch ein kleiner Qualitätssprung ist in der virtuellen Realität viel wert, weil das „Fliegengitter“ etwas kleiner wird und sich weniger in den Vordergrund drängt. Je weniger Dinge den Spieler an die reale Welt erinnern, desto besser – und genau dabei hilft auch die ergonomische Passform. In punkto Bequemlichkeit hat die Vive Pro mit ihren dicken Schaumstoffpolstern und ihrem toll ausbalancierten Gewicht meinen bisherigen Favoriten PSVR abgelöst! Wenn ich nicht aufs Geld schauen müsste, hätte ich mir die Vive Pro auch schon privat zugelegt – plus einen entsprechend flotten Spiele-PC (und eine größere Wohnung mit Roomscale-VR-Zimmer). Zum aktuellen, sehr hoch angesetzten Preis ist das Gerät aber eher etwas für gut betuchte Spieler oder VR-Enthusiasten, die ein möglichst gutes Erlebnis mit dem bewährten Vive-Tracking aus ihrem PC kitzeln wollen. All diese Investitionen ändern natürlich nichts daran, dass PSVR und Oculus Rift einen attraktiveren Katalog exklusiver Spiele bieten. Außerdem sollten Interessierte vorher abwägen, ob ihr PC genügend Power und die passenden Anschlüsse mitbringt.
Einschätzung: gut
Wertung
VirtualReality
Die gestiegene Auflösung und ein ergonomischer Sitz machen die Vive Pro zum bisher komfortabelsten VR-Headset - der Abstand zur Konkurrenz hält sich aber in Grenzen.
HTCVive
Die gestiegene Auflösung und ein ergonomischer Sitz machen die Vive Pro zum bisher komfortabelsten VR-Headset - der Abstand zur Konkurrenz hält sich aber in Grenzen.
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