Test: Omensight (Action-Adventure)

von Mathias Oertel



Omensight (Action-Adventure) von Spearhead Games
Zeitschleife für Action-Rollenspieler
Entwickler:
Publisher: Spearhead Games
Release:
15.05.2018
15.05.2018
13.12.2018
07.06.2019
Erhältlich: Digital
Erhältlich: Digital
Spielinfo Bilder Videos
Mit Stories: Path of Destinies hat Spearhead Games versucht, im Rahmen eines märchenhaften Action-Rollenspiels einen halbwegs offenen Erzählansatz zu inszenieren. Omensight spielt nicht nur in der gleichen Fantasy-Welt, sondern pflegt ebenfalls eine ungewöhnliche Erzählstruktur. Wir schauen im Test, ob eine ähnliche Faszination aufkommt wie bei Stories vor etwa zwei Jahren.

Täglich grüßt das Weltuntergangsmurmeltier

Der geistige Nachfolger zu Stories: The Path of Destinies (Wertung: 78%) versetzt den Spieler in eine verhängnisvolle Zeitschleife: In der Rolle des Harbingers (einem Vorboten des Weltuntergangs) muss man nicht nur den Mord an der Gottlosen Priesterin aufklären – ihr Tod ist auch der Schlüssel dafür, den nahenden Weltuntergang zu verhindern. Doch man hat nur einen Tag Zeit, um mit einem von vier in Frage kommenden Verdächtigen Hinweise und ggf. Motivation herauszufinden, bevor die "Leere" zuschlägt und die Welt vernichtet. Die Hexe, die einen zu Hilfe gerufen hat, kann allerdings den zwangsläufigen  Tod des Harbinger wieder ungeschehen machen. Während die Figuren allesamt keine Ahnung haben, dass sie ihren Untergang ständig aufs Neue erleben, kommt nur der Spieler mit seinem Wissen, das er sich über die drei bis vier Stationen erarbeitet hat, der Auflösung Stück für Stück und Tag für Tag näher.

Omensight inszeniert nicht nur spannende Kämpfe vor schicker Comic-Kulisse. Auch die Inszenierung der Geschichte zeigt viel Potenzial.
Omensight inszeniert nicht nur spannende Kämpfe vor schicker Comic-Kulisse. Auch die Inszenierung der Geschichte zeigt viel Potenzial.
Ähnlich wie bei Path of Destinies inszeniert Spearhead dabei ein erzählerisches Experiment mit Elementen aus dem Action-Rollenspiel. Denn egal ob man mit einem rachsüchtigen Bären, einer verantwortungsbewussten Katzen-Generälin, einem machthungrigen Imperator oder einer musikalischen Revolutions-Maus loszieht, wird man immer feindlichen Gruppierungen begegnen, die man konfrontieren muss. Das Kampfsystem ist dabei ebenso simpel wie eingängig: Es gibt einen starken sowie einen schwachen Schlag, die kombiniert werden können, um so z.B. temporäre Betäubung hervorzurufen. Zusätzlich kann man ausweichen, um mit gutem Timing einen direkten Konter zu setzen. Die Energie, die man durch kontinuierliches Kämpfen sammelt, kann man durch einen längeren Druck auf die Angriffstasten in besonders verheerenden Attacken entladen. Abgerundet wird das System durch aufladbare Angriffe des „Tagespartners“, der abseits dieser Kommandos recht kompetent mit einem kämpft.  Zusätzliche Fähigkeiten werden mit einem Figurenaufstieg des Harbinger bzw. durch das Ausgeben von Kristallen ermöglicht, die man allerdings auch für Aufwertungen oder das permanente Verkürzen der Abkühlzeiten verwenden kann. Damit erreicht man zwar bei weitem nicht den Umfang oder Tiefgang von einschlägigen Action-Rollenspielen, bietet damit aber genug Optionen, um sich den Gegnern stellen zu können.

Wenig Schauplätze, viel Überraschung

Nach jedem "Weltuntergang" kann man über die Geschehnisse nachdenken und Erfahrung sowie Kristalle in Upgrades investieren.
Nach jedem "Weltuntergang" kann man über die Geschehnisse nachdenken und Erfahrung sowie Kristalle in Upgrades investieren.
Obwohl sich das Geschehen auf im Wesentlichen eine Hand voll Schauplätze konzentriert, kommt es nur selten zu Abnutzungserscheinungen. Denn nach jedem Tag und den daraus gewonnenen Erkenntnissen, die man auch in einer ordentlichen Übersicht einsehen kann, um seine Theorien über den Mord zu erstellen, verändert sich die Welt ein wenig. Hier ist eine Anordnung der Gegner anders, dort sind neue Wege verfügbar, da man gelernt hat, eines der vielfarbigen Siegel zu öffnen. Dann wiederum sorgen die veränderten Dialoge (leider ohne Einflussmöglichkeit) dafür, dass sich die Geschichte und damit auch der Abschnitt oder die Gegnerauswahl anders entwickelt. Dabei kann man frei entscheiden, mit welchem der vier Co-Protagonisten man loszieht. Und dennoch ist die damit suggerierte Freiheit eher begrenzt. Auch die Hoffnung, dass sich die Stränge anders entwickeln, wenn man mit den Figuren in einer anderen Reihenfolge loszieht, löst sich schnell auf. Es macht keinen Unterschied, ob man erst mit Figur A, dann mit C und schließlich mit B geht oder sich zuerst für D, dann B und C entscheidet. Die neuen Erkenntnisse führen erst dann zu signifikanten Änderungen, wenn man bestimmte Schlüsselpunkte erreicht hat, die man danach auch per Telepathie mit den anderen Figuren teilen und damit ihre Handlungen beeinflussen kann. Und das tritt erst ein, wenn man über mehrere Akte hinweg mit jedem unterwegs war.

Man trifft auf interessante sowie vielschichtige Figuren wie z.B. die stimmgewaltige Ratten-Revolutionärin Ratika.
Man trifft auf interessante sowie vielschichtige Figuren wie z.B. die stimmgewaltige Ratten-Revolutionärin Ratika.
Dass man nicht mehr Möglichkeiten hat, die Handlung zu beeinflussen, ist ebenso schade wie die fehlenden Bezüge der einzelnen Mini-Geschichten untereinander. Und dennoch macht es Spaß, den Spuren zu folgen. Einige Figuren werden mit neuen Funden, Beweisen und Gesprächen in einem anderen Licht dargestellt, nur um im nächsten Erzählabschnitt eine weitere Kehrtwendung durchzumachen. Nichts ist wie es scheint und bis man das Verbrechen aufgeklärt hat, gibt es innerhalb dieser Fantasy-Welt ein paar durchaus glaubwürdig inszenierte sowie clevere Wendungen. Und die sorgen zusätzlich dafür, dass man gerne einen neuen Tag in Angriff nimmt, da man nie weiß, mit was für einem Twist die Geschichte am Ende um die Ecke kommt. Hier wirkt es sich spürbar aus, dass mit Nadim Boukhira (Stories) und Chris Avellone (Planescape Torment, Pillars of Eternity) erfahrene Autoren am Skript saßen. Dass ein Tag je nach Kampfintensität und Gegneraufkommen zumeist nur zwischen 20 und 30 Minuten dauert (bis man zur finalen Aufklärung gelangt, kann man gut und gerne zehn bis zwölf Stunden einplanen), hilft ebenfalls, sich für einen weiteren Murmeltiertag zu entscheiden – man weiß, dass man nicht stundenlang gebunden ist. Schade ist allerdings, dass Spearhead es ähnlich wie bei Stories nicht geschafft hat, die technischen Probleme auszubügeln. Das bunte Comicdesign ist weiterhin zweifellos schick, doch die sporadischen Ruckler sollten zwei Jahre nach Path of Destinies der Vergangenheit angehören.

Kommentare

cM0 schrieb am
Ich habs mir doch schon gekauft und bisher ca. 2 Stunden gespielt.
Ein paar Kritikpunkte:
- Keine 4k Auflösung. Ist bei diesem Spiel zu verschmerzen, aber trotzdem schade
- Viel zu wenig verschiedene Gegnertypen. Das Problem hatte Stories auch schon, aber hier kommt es mir noch extremer vor
- Im direkten Vergleich hatte Stories mehr überraschende Verläufe der Storystränge. Ich hoffe das ändert sich noch
- Die Kamera lässt sich nicht frei bewegen und schaut oft in die Richtung in der die Geschichte weitergeht. Das ist störend wenn man im aktuellen Gebiet noch Truhen öffnen oder Fässer zerschlagen will.
Alles in allem aber ein gutes Spiel, nur gefällt mir Stories bisher besser. Vor allem Kampfsystem und Artstyle kann man bei Omensight positiv hervorheben. Den Test kann man so stehen lassen, nur dass ich eben den einen oder anderen Kritikpunkt mehr hätte.
Seitenwerk schrieb am
Stalkingwolf hat geschrieben: ?16.05.2018 09:02 Hey coole Sache. Stories: Path of Destinies hat mir sehr gefallen.
Das Ding werde ich mir dann auch mal auf der PS4 antun.
Danke für den Test, sonst wär das Ding ganz an mir vorbei gezogen ohne das ich was davon mitbekommen hätte
Ich muss immer wieder an den Story Strang denken, wo die Hauptfigur zur "Erleuchtung" kommt und er dann in das Schiff geht, wo der Erzähler darüber spricht wie alle ihre Waffen niederlegen etc. Ich hab herzhaft gelacht ^^
Stalkingwolf schrieb am
Hey coole Sache. Stories: Path of Destinies hat mir sehr gefallen.
Das Ding werde ich mir dann auch mal auf der PS4 antun.
Danke für den Test, sonst wär das Ding ganz an mir vorbei gezogen ohne das ich was davon mitbekommen hätte
cM0 schrieb am
Gefällt mir. Da ich mit Stories unerwartet viel Spaß hatte, werde ich auch hier zuschlagen. Ich hätte mir bei Stories eine längere Spielzeit gewünscht und kleine Macken waren vorhanden, aber alles in allem war es ein ziemlich gutes Spiel. Dass das ungewöhnliche Spielkonzept auch bei Omensight funktioniert, freut mich. Ich werde sicher zuschlagen. Nicht mehr diesen Monat, da ich gerade eher damit beschäftigt bin ältere Titel nachzuholen und in naher Zukunft einige Spiele erscheinen, die mich interessieren, aber sicher irgendwann in diesem Jahr.
Raskir schrieb am
Ui, schön. Stories fand ich schon echt nett. Habe gar nichts von dem Spiel mitbekommend danke. Hol ich mir bestimmt irgendwann, wird bestimmt wieder genauso charmant und märchenhaft. Leider auch mit den gleichen Mankos wie Stories, aber egal :)
schrieb am