Im Test: Dungeon-Erkundung mit Großgruppen
Magisches Puppenspieler
Madame Dronya und Gehilfin Luca machen mit ihrem Marionettentheater Station im kleinen Örtchen Refrain,
Nur gut, dass Dronya in Wirklichkeit eine Hexe ist, deren beseeltes Zauberbuch "Tractatus de Monstrum" für solche Fälle wie geschaffen ist. Allerdings nicht, um mächtige Hilfsmagie zu wirken, sondern um eine Reihe von Marionetten in die Tiefen des Brunnens zu geleiten, wo die Lösung der Probleme schlummern soll. Und ratet mal, wer die Rolle des gebundenen Expeditionsleiters übernehmen darf...
Und das Buch kann sich sogar artikulieren, wenn auch nur zustimmend, ablehnend oder schweigend.
Runde statt Echtzeit
Dem Spiel an sich schadet das allerdings nicht, da der Stil trotz Genrewechsels (vom Action-Rollenspiel zum schrittbasierten Dungeon-Crawler) nach wie vor stimmig ist, auch wenn die eigentliche Spielgrafik alles andere als beeindruckt. Der mitunter etwas derbe und schlüpfrige Humor ist ebenfalls wieder mit an Bord, ohne aber zu sehr im Vordergrund zu stehen. Überhaupt verbringt man trotz regelmäßiger Story-Ereignisse sehr viel mehr Zeit in Dungeons und Menüs als in Dialogen.
Die durch die verwinkelten Labyrinthe der Brunnenwelt dirigierten Marionetten, die man mit den passenden Materialien selbst erstellen und facettenreich modifizieren kann, kommen sogar nur in Kämpfen zu Wort.
Gewaltige Truppe
Theoretisch können so bis zu vierzig Charaktere der Party angehören, von denen sich bis zu 15 in den Rundenkämpfen aktiv steuern lassen, was Charakterpflege und Beutehatz trotz motivierender Elemente natürlich etwas zäh gestalten kann. Der Charaktereinsatz ist dabei an sogenannte "Coven" (Hexenzirkel) gebunden, die individuelle Charakterplätze, Fertigkeiten, Auflagen, Effekte sowie Nutzungskosten besitzen und erst einmal gefunden oder erbeutet werden müssen. Zudem sollte man abwägen, ob gerade möglichst viele Mitstreiter, besondere Fertigkeiten oder geringe Kosten sinnvoll sind.
Die als Ressource genutzten Verstärkungspunkte sind nämlich nicht nur begrenzt, sondern auch anderweitig einsetzbar, um zum Beispiel brüchige Kerkerwände einzureißen, Teleporter zu platzieren oder sich mit einem Tarnschleier vor Gegnern zu verstecken. Diese patrouillieren anfangs nur kaum wahrnehmbar, später aber deutlich erkennbar durch die sowohl unter- als auch überirdischen 3D-Gewölbe und nehmen bei Sichtkontakt die Verfolgung auf oder Reißaus.
Facettenreiches Taktieren
Bei Kontakt mit einem Gegner kommt es jedenfalls zum Kampf, bei dem man Runde um Runde Befehle an seine Gruppen- und Teammitglieder verteilt. Es können automatisierbare Standardangriffe genutzt, spezielle Fertigkeiten eingesetzt, Verteidigungsstellungen eingenommen, Fluchtversuche unternommen, Gegenstände verwendet oder auch Waffen, Formationen und Gruppenmitglieder gewechselt werden. Zudem wollen Energieressourcen berücksichtigt und Kombo-Effekte beachtet werden.
Neben waffenspezifischen Schadensarten und -anfälligkeiten gibt es auch besonders verheerende, sich aber erst aufladende Feindmanöver, die man rechtzeitig abfangen oder abwehren sollte. Denn im schlimmsten Fall droht den Marionetten-Kriegern der leistungseinschränkende Verlust eines Körperteils.
Individuelle Maßarbeit
Nur gut, dass auch passive und tote Charaktere nach ihrer Rückkehr ein paar Erfahrungspunkte kassieren und so nicht zu weit hinter die frei bestimmbaren Hauptakteure zurückfallen. Wer will, kann sogar Erfahrungspunkte anstauen und so immer größere Boni erhaschen, riskiert bei einem Scheitern aber auch den Verlust aller aufgestauten Punkte. Eine klassische Wahl des Schwierigkeitsgrads gibt es nicht. Durch das Freischalten sogenannter Hexenpetitionen können Gegner aber sowohl stärker als auch schwächer gemacht werden.
Darüber hinaus gibt es auch Petitionen für mehr Lagerkapazitäten, den Erhalt spezieller Gegenstände und Fertigkeiten, das Erlernen neuer Formationen oder das Identifizieren unbekannter Ausrüstung. Im Alchemielabor kann man sogar selbst allerlei Gegenstände herstellen, verbessern oder zerlegen.
Ein Game Over gibt es übrigens nicht. Segnen alle aktiven Kampfteilnehmer das Zeitliche, kehrt man mit gewissen Einbußen automatisch ins Hauptquartier am Brunneneingang zurück, wo man den Spielstand auch jederzeit sichern kann. Unter Tage kann man zwar auch speichern, aber nur temporär, um das Spiel schnell beenden zu können. Beim erneuten Laden verschwindet der Spielstand dann wieder. Zudem kann man zwischen englischer Synchronisation und japanischem Originalton sowie englischen und französischen Untertiteln wählen. Eine deutsche Lokalisierung sucht man aber leider vergeblich.
Fazit
Labyrinth of Refrain: Coven of Dusk bietet solide Dungeon-Crawler-Kost für Anime-Fans, die sich nicht von der Betreuung Dutzender Charaktere abschrecken lassen. Allein die Größe der vom Spieler, einem Buch, aktiv durch die 3D-Labyrinthe dirigierten Party liegt häufig im zweistelligen Bereich. Möglich macht das ein variables Partnersystem, das mehrere Charaktere in kleine Teams zusammenfasst und sowohl als Gruppe als auch einzeln agieren lässt. Die in Rundenmanier bestrittenen Kämpfe sind entsprechend abwechslungs- und facettenreich, die Charakterpflege und Beutehatz aufwendig, aber motivierend. Zudem kann man zahlreiche Spielanpassungen freischalten und bei Bedarf aktivieren - von Bonusgegenständen über Spezialfertigkeiten bis hin zur Änderung des Schwierigkeitsgrads. Schade nur, dass die technische Seite eher unspektakulär ausfällt und auf eine deutsche Lokalisierung im Gegensatz zu englisch und französisch verzichtet wurde.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Solider Dungeon-Crawler mit dem Flair von The Witch and the Hundred Knight.
Echtgeldtransaktionen
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