Beat Saber23.11.2018, Michael Krosta

Im Test: Möge der Beat mit euch sein

Dank stylischer Youtube-Videos, cooler Elektro-Beats und schwungvoller Lichtschwert-Choreographien ließ in den vergangenen Monaten vor allem ein Titel die VR-Enthusiasten mit Rhythmus im Blut aufhorchen: Beat Saber. Auf dem PC konnte man sich bereits im Early Access einen Eindruck von dem Musikspiel verschaffen. Jetzt hat Beat Games eine fertige Version für PSVR veröffentlicht. Wir haben für den Test versucht, die Lichtschwerter möglichst im Takt zu schwingen...

Einfach zu lernen, schwer zu meistern

Wie bei den meisten anderen Kombinationen aus Musik und Geschicklichkeit ist auch hier das grundlegende Spielprinzip simpel: Die Aufgabe besteht schlicht darin, kleine Würfel mit dem Lichtschwert zu halbieren, die aus dem Hintergrund auf den Spieler zugerauscht kommen und im Takt getroffen werden können. Zu beachten sind dabei zwei Dinge: Zum einen zeigt die Farbe der Würfel an, mit welchem der beiden Lichtschwerter sie durchtrennt werden müssen, wobei man optional auch nur eine der nachgebildeten Jedi-Waffen verwenden darf. Zum anderen sind kleine Pfeilsymbole ein Indikator, wie das Licht-Schwert geführt werden muss, also etwa von unten nach oben, umgekehrt oder seitlich. Freie Wahl besteht dagegen bei Würfeln, die mit einem einfachen Punkt markiert werden.

Zusätzlich ist noch Körpereinsatz gefragt, wenn man Lichtbarrieren seitlich ausweichen oder sich unter ihnen hindurch ducken muss. Später muss man außerdem die Augen nach hochexplosiven Bomben offen halten, die man mit den

Nicht nur Timing und die Schnittstelle, sondern auch der Schwung beeinflussen die Punktevergabe.
Lichtschwertern nicht berühren darf – gar nicht so einfach, wenn sie nicht nur auf dem Boden, sondern auch in unmittelbarer Nähe zu den Würfeln platziert werden.

Der Schwung macht den Unterschied

Wie in vielen anderen Musikspielen gilt es auch hier, durch fehlerfreie Aneinanderreihungen von Schlägen die maximale Kombo zu steigern und damit die Punktzahlen in die Höhe zu treiben. Bei Beat Saber kommt es allerdings nicht nur darauf an, die Würfel möglichst mittig und mit dem richtigen Timing zu zerteilen. Auch der Schwung bzw. die Ausholbewegungen fließen mit in die Wertung ein und sind von enormer Bedeutung. Wer also nur kurz mit dem Handgelenkt wackelt, darf sich nicht wundern, warum der Rang und das Endergebnis am Ende nicht so üppig ausfallen.

Stellt man sich allerdings mit vollem Elan und dem entsprechenden Schwung den Herausforderungen, kommt man erst so richtig in den Spielfluss mit seiner fast schon hypnotisierenden Wirkung und wird sogar irgendwann angesichts der verschwitzten Klamotten feststellen, dass Beat Saber sogar ein VR-Workout darstellt, bei dem man durch intensive Lichtschwert-Akrobatik durchaus Muskelkater in den Armen bekommen kann. Wer übrigens nur einen Move-Controller besitzt oder eine andere Spielvariante ausprobieren möchte, kann sich auf Wunsch auch mit nur einem Lichtschwert durch die Würfel schnetzeln.

Von der lokalen Lichtschwert-Party bis zur Kampagne

Bei den Modi hat man die Wahl zwischen einem freien Spiel, der Kampagne und einem Party-Modus. Auch in einteraktives Tutorial ist mit dabei, das kurz und knapp die Spielmechanik vorstellt. Zudem gibt es die Möglichkeit, sich in einem

Den Lichtbarrieren muss man ausweichen.
Übungsmodus an besonders knackige Stellen heranzutasten. Praktischerweise kann man umgehend zur gewünschten Stelle spulen und sogar das Tempo den eigenen Wünschen anpassen.

Das freie Spiel und der Party-Modus unterscheiden sich eigentlich nur dadurch, dass man bei Ersterem seine Ergebnisse in der Online-Bestenliste verewigt, während es bei der Party um lokale Vergleiche zwischen den Spielern geht, die sich mit ihrem Namen eintragen können. In beiden Varianten hat man von Beginn an Zugriff auf die gesamte Songauswahl und kann neben dem Schwierigkeitsgrad auch diverse Modifikatoren frei belegen. Mit ihnen lässt sich das Niveau durch ein gedrosseltes Tempo, einen No-Fail-Modus oder die Verbannung von Bomben auf Wunsch senken. Umgekehrt lässt sich aber auch der Anspruch erhöhen, indem man z.B. nur eine bestimmte Anzahl an Fehlschlägen erlaubt oder die Richtungsangaben auf den Würfeln vorzeitig ausblendet.

Mit Jedi-Reflexen ans Ziel

Im Rahmen der Kampagne mit ihrer leider etwas lieblos gestalteten Benutzeroberfläche hat man diesen Luxus nicht: Zwar gibt es beim Weg zur Spitze häufig eine Wahl zwischen verschiedenen Songs und Abzweigungen, doch muss man die vorgesetzten Herausforderungen erst meistern, um weiter voran zu schreiten. Und die haben es später durchaus in sich, wenn man sich auf höheren Schwierigkeitsgraden kaum noch Fehler erlauben darf oder für die erforderliche Mindestpunktzahl treffsicher und schwungvoll die Lichtschwerter führen muss. Denn mit Fehlschlägen schwindet zunehmend die Energieleiste und man wird auf höheren Stufen nicht selten versagen. Angesichts des irren Tempos, der schieren Anzahl an schnell aufeinanderfolgenden Würfeln und Hindernissen fällt es zunehmend schwer, diese Herausforderungen mit Jedi-Reflexen zu meistern. Stattdessen empfiehlt es sich später eher, die Schlagfolgen einzustudieren und im Idealfall auswendig

Bereit für die Herausforderung?
zu lernen. Schön wäre es noch gewesen, wenn man Freunden Online-Herausforderungen schicken könnte, wenn es schon keine direkten Duelle über das PSN gibt.

Magere Songauswahl

Eigentlich wäre Beat Saber ein klarer Gold-Kandidat, denn es bietet ein fantastisches VR-Erlebnis mit großartigen Choreographien, die perfekt auf die eigens komponierten Songs zugeschnitten sind. Zudem funktioniert die reaktionsschnelle Erkennung und Steuerung mit den Move-Controllern tadellos. Aber die gerade mal 16 und meist recht kurzen Tracks sind einfach zu wenig, selbst wenn die Modifikatoren für eine gewisse Variation sorgen. Zwar stellen die Entwickler bereits zahlreiche DLC-Pakete mit neuen Songs in Aussicht, aber viel lieber wäre mir der Editor gewesen, der im Vorfeld versprochen wurde und auch den Import eigener Musik gestatten würde. Für den PC will man die Idee offenbar immer noch umsetzen und es gibt bereits mehr oder weniger gute Mod-Werkzeuge, mit denen man bereits eigene Musik in die Early-Access-Version importieren und sich die dazugehörigen Choreographien basteln darf. Für die PSVR-Version hat man die Funktion dagegen offiziell gestrichen – mit der Begründung, dass es sich bei Sonys Konsole um eine geschlossene Plattform handelt, bei der ein Song-Import schlichtweg unmöglich sei. Dem widerspricht allerdings Music VR von Rockband-Entwickler Harmonix, das den Import eigener Songs via USB-Stick erlaubte. Von daher ist es schade, dass man auf der PS4 nicht in den Genuss dieser attraktiven Funktion kommen wird, die auch einen gehörigen Beitrag für die Langzeitmotivation liefern dürfte.

Fazit

In Beat Saber verschmelzen fette Elektro-Beats mit schweißtreibenden Lichtschwert-Choreographien, bei denen man auf höheren Schwierigkeitsgraden durchaus von einem echten Workout in VR sprechen kann. Das liegt vor allem daran, dass bei dem simplen, aber fesselnden Spielprinzip nicht nur Präzision und Taktgefühl, sondern auch möglichst schwungvolle Bewegungen in die Punktzahlen einfließen und das Ausweichen ebenfalls einen gewissen Körpereinsatz verlangt. Gerade mit lauten Kopfhörern versinkt man innerhalb weniger Sekunden in dieser abstrakten, aber durchaus stylischen Musikwelt und kommt nach ersten Gehversuchen irgendwann in einen fast schon hypnotischen Spielfluss, dessen Faszination man sich nur schwer entziehen kann. Die Songs sind nahezu perfekt auf die durchdachten Schlagkombinationen und die Farbenspiele innerhalb der minimalistischen Kulisse abgestimmt. Leider mangelt es trotz fünf exklusiver Song-Neuzugänge bei der PSVR-Version immer noch am Umfang - 16 Tracks sind einfach zu wenig und so kommt es innerhalb der Kampagne mit ihrer lieblosen Menü-Gestaltung schnell zu Wiederholungen. Dem Mangel an Abwechslung wird zwar durch den Einsatz von diversen Modifikatoren entgegengewirkt, aber die Songauswahl hätte einfach schon zum Start größer ausfallen müssen. Oder besser noch: Das Spiel hätte den im Vorfeld versprochenen Import eigener Musik beinhalten sollen! Mit dem Argument der geschlossenen Plattform haben die Entwickler der Funktion auf Sonys Konsole mittlerweile leider offiziell eine Absage erteilt. Seltsam nur, dass die gleiche geschlossene Plattform bei Harmonix und ihrem Music VR kein Hindernis darstellte... So muss man auf der PS4 auf möglichst baldigen und hoffentlich nicht überteuerten Nachschub in Form der bereits angekündigten Song-Pakete hoffen, um nach der anfänglichen Begeisterung auch in Zukunft noch viel Spaß mit Beat Saber zu haben.

Pro

simples, aber fesselndes Spielprinzip
tolle Songauswahl mit wuchtigen Elektro-Beats...
sehr gute und präzise Erfassung der Move-Bewegungen
diverse Modifikatoren sorgen für Abwechslung und Herausforderungen
fordernde Kampagne
lokale und Online-Bestenlisten

Kontra

kein Import eigener Musik möglich (PSVR)
...die mit 16 Tracks aber sehr klein ausfällt
lieblose Menü-Gestaltung (vor allem bei Kampagne)
keine direkten (Online-)Duelle

Wertung

PlayStationVR

In Beat Saber verschmelzen elektrolastige Musik und schweißtreibende Lichtschwert-Choreographien zu einer tollen VR-Erfahrung, der es leider an Umfang und einer Import-Funktion für eigene Songs mangelt.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Song-Pakete als DLC bereits angekündigt.
  • Es gibt keine Käufe.
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Kommentare

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