Übermächtige Stopp-Bälle
Dieser ärgerliche Umstand trägt gleichzeitig dazu bei, dass die Stopp-Bälle hier viel zu mächtig sind: Nicht nur die KI, auch andere Spieler in lokalen Partien oder über das Internet haben ihnen kaum etwas entgegenzusetzen. Häufig reicht es sogar schon aus, einen Aufschlag mit einem Stopp-Ball zurück zu spielen, um schnell und einfach zu punkten. Sollte es das Gegenüber doch noch rechtzeitig ans Netz schaffen, hat man meist leichtes Spiel und kann den Gegner entweder mit einem gut platzierten Return passieren oder einem Lob übertölpeln. Wer seinen Aufschlag perfektioniert, hat ebenfalls eine mächtige Waffe, für die es kaum ein wirksames Gegenmittel gibt. Ich konnte die KI teilweise mit einem perfekten Spiel voller Asse vom Platz fegen und auch Online-Partien werden von Assen dominiert, wenn die Spieler den Bogen für einen guten Aufschlag raushaben. Vom klassischen Tennis bleibt da nicht mehr viel übrig, wenn man sich nur Asse oder Stopp-Bälle um
Auch gemischte Doppel oder Matches zwischen Herren und Damen sind möglich.
die Ohren haut. Stattdessen regiert der Frust, der zwischendurch auch immer wieder in kleinen Spitzen nach oben ausschlägt, wenn der Spieler beim Aufschlag des Gegners gar nicht reagiert und das nächste Ass folgt.
Schafft man es dagegen, den Return nach einem Aufschlag zu meistern und konzentriert sich auf das Grundlinienspiel, entsteht bei längeren Ballwechseln zumindest im Ansatz das Gefühl, endlich Tennis zu spielen, zumal man dem etwas eintönigen Ping-Pong neben den Schlagvarianten vor allem mit Hilfe einer kräftigeren Topspin-Variante einen schönen Tempowechsel aufzwingen kann. Wenn es mal rund läuft, kann man sich zumindest im Kampf gegen die KI ein paar spannende Duelle liefern. Auf Wunsch kann man sogar den lästigen Zielmarker und andere visuelle Hilfen abschalten, um sich stärker auf Spieler und Ball zu fokussieren anstatt immer nur die Anzeigen im Auge zu behalten. Allerdings konnte sich selbst nach zahlreichen Matches immer noch kein echtes Gefühl für die Schläge und das ideale Timing entwickeln und habe sie notgedrungen wieder aktiviert. Auch mit der alternativen Steuerung, bei der man alle Schläge statt Knopfdrücken mit dem rechten Analogstick ausführt, wurde ich einfach nicht warm und bin ebenso schnell wieder zur klassischen Variante zurückgekehrt. Unabhängig davon fällt auf, dass man sich zwar durchaus interessante Duelle gegen die KI liefern kann, sie aber nur selten ihr Verhalten nicht anpasst, wenn man sie ständig nach dem gleichen Muster abfertigt. Selbst wenn man als Spieler die Position für seinen Aufschlag variiert, verharrt das Gegenüber immer an der gleichen Stelle anstatt sich entsprechend anzupassen, wie man es z.B. auch bei Virtua Tennis & Co gesehen hat.
Kein Kämpferherz
Echte Stimmung kommt auf der Courts nicht auf.
Dort legten sich die Sportler auch noch richtig ins Zeug, um den Ball zu erreichen – oder es zumindest zu versuchen. Akrobatische Einlagen wie den bekannten „Becker-Hecht“ gibt es hier dagegen nicht zu sehen. Im Gegenteil: Man hat viel häufiger das Gefühl, dass die Spieler lieber aufgeben anstatt darum zu kämpfen, um den Filzball im Spiel zu halten. Daher ist es nicht nur ein Graus, selbst als aktiver Spieler auf dem Platz zu stehen – auch das Zuschauen tut hier oft weh! Hinzu kommt, dass man kaum einen Unterschied bei der Ballphysik oder den Spielerbewegungen spürt, wenn man auf einem Sand-, Gras- oder Hartplatz steht. Big Ant Games wollte vielleicht tatsächlich eine Tennissimulation abliefern. Viel erfolgreich umgesetzt hat man davon allerdings nicht. Cool ist lediglich, dass man Schiedsrichter-Entscheidungen in einem begrenzen Umfang anzweifeln und eine „Challenge“ auf Knopfdruck starten darf. Wird sie aktiviert, wird noch einmal genau hingesehen, ob ein Ball z.B. wirklich im Aus war oder es sich um eine Fehlentscheidung gehandelt hat. Tatsächlich liegen die Unparteiischen hin und wieder daneben – es kann sich also durchaus lohnen, manche Situationen nochmal genauer begutachten zu lassen.