Leisure Suit Larry - Wet Dreams Don't Dry14.11.2018, Alice Wilczynski

Im Test: Mit Käse-Dildo und XL-Kondom

Seit den 80ern ist zwar viel Zeit gegangen, aber der stets potente Larry Laffer ist nicht aufzuhalten: Die Hamburger Entwickler von CrazyBunch versetzen den anrüchigen Helden mit Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry ins 21. Jahrhundert. Wie er mit den technischen sowie zwischenmenschlichen Neuerungen klar kommt und ob sein spezieller Charme auch ohne die Mitarbeit von Serienschöpfer Al Lowe überzeugen kann, lest ihr im Test.

Das neue bekannte Lost Wages
Allen Fans des Klassikers Leisure Suit Larry in the Land of the Lounge Lizards kann ich direkt Entwarnung geben: Auch Wet Dreams Don‘t Dry setzt auf oldschoolige Point&Click-Mechaniken und es gibt zahlreiche Anspielungen auf das Sierra-Adventure von 1987. So muss man im Einstieg erneut Fragen beantworten, um zu beweisen, dass man reif genug für das Spiel ist, kann an verschiedenen Stellen sterben und in Lefty’s Bar hängt immer noch dasselbe Pixelfrau-Gemälde. Es scheint den Entwicklern wichtig gewesen zu sein, Elemente des Klassikers beizubehalten und mit frischen Ideen neu zu beleben. 
Denn optisch hat sich einiges getan: New Lost Wages erstrahlt in knalligen Pink- und Lila-Tönen, die die lockere Stimmung des Adventures perfekt einfangen: Egal ob Riesenkonzern in Phallus-Form, veganer Bioschuppen oder Kirmes am Hafen: Jeder Schauplatz versprüht aufgrund der vielfältig platzierten Gegenstände und Dekorationen ein stimmungsvolles Flair. 
Ebenfalls sehr positiv aufgefallen, sind mir die 30 handgezeichneten Charaktere, deren Charaktereigenschaften man durch ihre interessante Optik sofort erkennt. Während typische Hipster mit Spitzbärten und Hosenträgern über ihr selbst gebrautes Pale Ale sprachen, hielt die hippe „Influencerin“ jede ihrer Lebenssituationen für Instagram fest. Das Artdesign motiviert ungemein die Spielwelt zu erkunden und man kann es kaum erwarten endlich den nächsten Schauplatz mit seinen kuriosen Individuen zu Gesicht zu bekommen.
Opa lernt die Welt kennen
Die meisten kennen Leisure Suit Larry als anrüchiges Spiel, das vor allem die Jagd nach sexuellen Bekanntschaften thematisiert. Auch wenn diese erneut Larrys Hauptmotivation darstellen, geht es diesmal vor allem darum, Larry die technischen Fortschritte des 21. Jahrhunderts zu erklären, die ihn sichtlich verwirren. Beispielsweise die Erkenntnis, dass alle mit einem komischen leuchtenden Rechteck herumrennen, mit dem man ein „Unter“ bestellen, oder potenzielle Partner via „Timber“ finden kann. Hier sind übrigens auch gleichgeschlechtliche Treffer und sexuelle Erfahrungen möglich, auf die Larry zwar etwas verwundert, aber dann doch locker reagiert. 
Ich könnte mir vorstellen, dass vor allem ältere Spieler sich sehr gut in Larrys Rolle hineinversetzen können und das dauernde Fotografieren von Essen für Instagram, oder das Outing eines schwulen Fitness-Enthusiasten äußerst komisch finden. Mich brachte die Erwähnung dieser für mich alltäglichen Themen allerdings nur sehr selten zum Schmunzeln. Das liegt vor allem daran wie überwiegend einfallslos sich der Humor und die Anspielungen auf popkulturelle Phänomene präsentieren. Diese gehen nie über die „ich weiß worauf hier angespielt wird!“-Schiene hinaus. Fans von RuPaul‘s Drag Race werden den Spruch „Sashay Away“ auf einem Spiegel zwar sofort wiedererkennen und natürlich versteht man sofort auf welche Branchengrößen der Name des Konzernchefs „Bill Jobs“ (Bill Gates; Steve Jobs) anspielt. Um lustige Situationen zu erzeugen, reicht es nicht aus einfach nur viele verschiedene Anspielungen einzubauen. Humor hätte dadurch entstehen können, dass Larry seine durch die 80er geprägten Vorstellungen intensiver ins Spiel einbringt, um sie mit den sehr unterschiedlichen Charakteren zu diskutieren. Man hat jedoch viel zu oft das Gefühl als würde man seinem Großvater erklären, dass Facebook, vegane Ernährung und E-Zigaretten existieren, der daraufhin nur mit einem „okay“ oder „merkwürdig“ antwortet.
Das neue bekannte Lost Wages

Allen Fans des Klassikers Leisure Suit Larry in the Land of the Lounge Lizards kann ich direkt Entwarnung geben: Auch Wet Dreams Don‘t Dry setzt auf klassische Point&Click-Mechaniken und es gibt zahlreiche Anspielungen auf das Sierra-Adventure von 1987. So muss man im Einstieg erneut Fragen beantworten, um zu beweisen, dass man reif genug für das Spiel ist, kann an verschiedenen Stellen sterben und in Lefty’s Bar hängt immer noch dasselbe Pixelfrau-Gemälde. Es scheint den Entwicklern wichtig gewesen zu sein, Elemente des Klassikers beizubehalten und mit frischen Ideen neu zu beleben. 
Lefty's Bar und "New Lost Wages" erstrahlen in toller neuer Kulisse.
Denn optisch hat sich einiges getan: New Lost Wages erstrahlt in knalligen Pink- und Lila-Tönen, die die lockere Stimmung des Adventures perfekt einfangen. Egal ob Riesenkonzern in Phallus-Form, veganer Bioschuppen oder Kirmes am Hafen: Jeder Schauplatz versprüht aufgrund der vielfältig platzierten Gegenstände und Dekorationen ein stimmungsvolles Flair.
Ebenfalls sehr positiv aufgefallen sind mir die 30 handgezeichneten Charaktere, deren Eigenschaften man sofort erkennt. Während typische Hipster mit Spitzbärten und Hosenträgern über ihr selbst gebrautes Pale Ale sprachen, hielt die hippe „Influencerin“ jede ihrer Lebenssituationen für Instagram fest. Das Artdesign motiviert ungemein, die Spielwelt und ihre kuriosen Individuen zu erkunden.
 
Opa lernt die Welt kennen

Die meisten kennen Leisure Suit Larry als anrüchiges Spiel, das vor allem die Jagd nach sexuellen Bekanntschaften thematisiert. Auch wenn diese erneut Larrys Hauptmotivation darstellen, geht es diesmal vor allem darum, ihm die technischen Fortschritte des 21. Jahrhunderts zu erklären, die ihn sichtlich verwirren. Beispielsweise die Erkenntnis, dass alle mit einem komischen leuchtenden Rechteck herumrennen, mit dem man ein „Unter“ bestellen oder potenzielle Partner via „Timber“ finden kann. Hier sind übrigens auch gleichgeschlechtliche Treffer und sexuelle Erfahrungen möglich, auf die Larry zwar etwas verwundert, aber dann doch locker reagiert. 
Ich könnte mir vorstellen, dass vor allem ältere Spieler sich sehr gut in Larrys Rolle hineinversetzen können und das dauernde
Der Humor über Anspielungen kann leider nur selten zünden.
Fotografieren von Essen für Instagram, oder das Outing eines schwulen Fitness-Enthusiasten, äußerst komisch finden. Mich brachte die Erwähnung dieser für mich alltäglichen Themen allerdings nur sehr selten zum Schmunzeln. Das liegt vor allem daran, wie überwiegend einfallslos sich der Humor und die Anspielungen auf popkulturelle Phänomene präsentieren. Diese gehen nie über die Ich-weiß-worauf-hier-angespielt-wird-Schiene hinaus. Fans von RuPaul‘s Drag Race werden den Spruch „Sashay Away“ auf einem Spiegel zwar sofort wiedererkennen und natürlich versteht man sofort auf welche Branchengröße der Name des Konzernchefs „Bill Jobs“ anspielt. Um lustige Situationen zu erzeugen, reicht es aber nicht aus, einfach nur viele Anspielungen einzubauen. Humor hätte dadurch entstehen können, dass Larry seine durch die 80er geprägten Vorstellungen intensiver ins Spiel einbringt, um sie mit den sehr unterschiedlichen Charakteren zu diskutieren. Man hat jedoch viel zu oft das Gefühl als würde man seinem Großvater erklären, dass Facebook, vegane Ernährung und E-Zigaretten existieren, der daraufhin nur mit einem „Okay.“ oder „Merkwürdig.“ antwortet.
 
Sexy aber nicht billig

Anrüchige Frivolitäten wurden diesmal deutlich heruntergeschraubt. In Zeiten von YouPorn und co. hätte man
Für Larry kommt es erneut nur selten zu anrüchigen Momenten.
höchstwahrscheinlich auch sonst was zeigen müssen, um für einen vergleichbaren Aufreger wie damals zu sorgen. Viel wichtiger ist, dass die gezeigten Frauen alle sehr selbstbewusst agieren und ihre Rolle als Lustobjekt entweder genießen oder Larry sehr deutlich abweisen. Über Ständer-Jokes oder die Zahl 69 kichert er zwar immer noch fleißig, aber das wirkt zu keiner Zeit unangenehm. Die Entwickler haben es geschafft Larry als hilfsbereiten, gut gelaunten Typen zu inszenieren, der es gerne krachen lässt, dabei aber auch die persönlichen Grenzen jedes potenziellen Dates anerkennt. Gerade weil er dabei oft in die Falle tappt und beispielsweise im Darkroom plötzlich einen Gargoyle anstatt eines heißen Mannes oral befriedigt, oder erneut erst zig Botengänge erledigen muss, bevor er einen Striptease von Camgirl Erin zu sehen bekommt, wirken seine sexuellen Avancen nie bedrohlich. Vor allem durch die tolle deutsche Synchronstimme von Barney Stinson (Philipp Moog) wirkt Larry eher wie der freundliche Nachbar von nebenan.

Erkundungslust und fummelige Menüs
 
Larrys Ziele im 21. Jahrhundert gestalten sich erneut simpel: Beim Besuch des Riesenkonzerns Prune, Inhaber der erfolgreichen Dating-App „Timber“ und des „PiPhone“ (haha, ich weiß worauf das anspielt!), verliebt sich Larry in die Chefin Faith. Diese will jedoch nur dann mit ihm ausgehen, wenn sein Ranking auf Timber mindestens 90 Punkte beträgt und das bedeutet SEHR viele Dates!  Jeder der Datingpartner in New Lost Wages lockt Larry mit erotischen Abenteuern, sofern er zahlreiche Hol-und Bringdienste für sie erledigt. In den meisten Fällen kommt es am Ende einer Questreihe nicht zu Techtelmechteln, sondern zu Larrys Enttäuschung nur zu einer Ausschüttung von Timber-Punkten. 
Gerade zu Beginn entstand ein schöner Spielfluss aus Erkundung, Gesprächen und Rätseln. Die Geschichten der Charaktere sind zwar sehr simpel gestrickt, wissen allerdings zu unterhalten. Untermalt von entspannter Musik klickt man sich durch Leftys Bar, in dessen Toilette die Influencerin gerade ihren Stuhlgang filmt, während man versucht die Brauerei- Waschmaschine im Abstellraum wieder zum Laufen zu bringen. Danach erstmal einen Slushy im Hinterzimmer des Sexshops „Leisure Suit“, um einem spielsüchtigen Ureinwohner Amerikas einen Flyer mit Verschwörungstheorien unterzujubeln. 
Jedes erfolgreich gelöste Rätsel zauberte mir dabei ein breites Grinsen ins Gesicht. Teilweise konnte ich es kaum erwarten, den nächsten Schauplatz aufzusuchen, um fleißig  Gegenstände miteinander zu kombinieren und Larry zu seinem Timber-Highscore zu verhelfen.  
 
Die zahlreichen Objekte, die von Sexspielzeug über Blumen bis hin zu abgelaufener Sojamilch reichen, verstaut Larry automatisch in einem horizontalen Inventar, durch das man jedes Mal von vorne bis hinten scrollen muss, um ein Objekt zu benutzen. Da man schon zu Beginn sehr viele Gegenstände besitzt, die man teilweise erst zum Ende des Spiels los wird, ist die Bedienung des Inventars unnötig nervig. Selbst wenn man einen gerade erhaltenen Gegenstand nutzen will, muss man jedes Mal zunächst durch die teilweise bis zu zwanzig Gegenstände scrollen. Besonders schlimm wird es, wenn man mehrere Objekte im Inventar miteinander kombinieren muss. 
 
Hilfreiche Hinweise zur Steuerung gibt es übrigens nicht, irgendwann findet man jedoch heraus, dass man klickbare Gegenstände durch Halten der Leertaste anzeigen lassen kann und sich schneller bewegt, indem man einen Doppelklick ausführt. 
Auch das Reisen via „Unter“ (haha, ich weiß was damit gemeint ist!) gestaltet sich auf Dauer ähnlich umständlich. So lässt sich das Vehikel nur rufen, wenn man auf einer Straße steht. Sprich: Man muss sich jedes Mal vom aktuellen Standort zunächst auf die Straße begeben (teilweise durch mehrere Räume), dann jedes Mal zunächst das Menü, den Unter-Knopf und das Ziel auf der Karte auswählen. Da Larry andauernd von A nach B und wieder zurück geschickt wird, nervt auch diese umständliche Schnellreise-Funktion im Verlauf der bei mir zwölfstündigen Spielzeit enorm. 
 
Mit Käsedildos fängt man Mäuse
 
Leider geht der zu Beginn noch motivierenden Erkundung stellenweise immer wieder die Luft aus. Manchmal wurde ich immer wieder zwischen zwei Personen hin und hergeschickt: Camgirl Erin fragen was sie braucht, den Türsteher vor dem Club damit konfrontieren, Erin seine Antwort erzählen, dem Türsteher die neuen Infos bringen, wieder zurück zu Erin, ein Buch für Erin besorgen, Erin das Buch zeigen, wieder zum Türsteher und so weiter... Gerade wenn man zuvor schon zigmal für die Rockerin beim Türsteher war, kann man die über lange Zeit nur fünf Gegenden einfach nicht mehr sehen. Nicht zu vergessen, dass man jedes Mal den umständlichen Weg über den Fahrdienst „Unter“ nehmen muss. Es dauert zu lange, bis man mit Gefängnis, Nachtclub und Labor endlich neue Schauplätze mit frischen Rätseln, Charakteren und Erkundungsmöglichkeiten erhält. 
 
Immer wieder hatte ich den Eindruck, dass künstlich Spielzeit gestreckt wird, was aufgrund der abwechslungsreichen Schauplätze absolut nicht nötig gewesen wäre! Auch der forcierte Schauplatzwechsel zum Ende des Spiels wirkt unnötig und reiht sich nicht homogen in die Geschichte von Wet Dreams Don‘t Dry ein. Ohne zu viel verraten zu wollen, wirkt es so als wäre er nur eingeführt worden, um „den Bau einer Mauer“ thematisieren zu können. 
In den inszenatorisch schwachen Momenten lassen leider auch die sonst überwiegend stimmigen Rätsel stark nach. Dabei fing alles so gut an: Ein Poster will nicht an der Wand kleben bleiben, also sucht man sein Inventar nach Gegenständen ab mit denen man es an die Wand tackern kann. Das Rezept verlangt eine sonnengereifte Tomate? Man besorgt sich Mist, baut Tomaten an und lässt sie in der Sonne reifen – logisch! 
 
Während meiner schnarchigen Odyssee zwischen Erin und Türsteher sollte ich allerdings darauf kommen, dass ein Käsedildo, ein XL-Kondom und eine Papprolle miteinander kombiniert werden müssen, um eine Ratte zu fangen. Sorry für den Spoiler, aber ihr wärt doch eh nicht drauf gekommen! Viel zu oft muss man sämtliche Gegenstände miteinander durchprobieren, dabei durchs Inventar scrollen wie ein Weltmeister, bis man irgendwann zufällig auf die richtige Kombination kommt. Zusätzlich nervig: Wenn zwei Gegenstände nicht passen, ertönt nicht einfach ein Brummen, Larry kommentiert jedes Mal, „dass die Gegenstände nicht passen“ und wiederholt dabei seine drei Variationen dieses Satzes. Auch der selbstironische Hinweis der Entwickler an einer Stelle, dass man das Spiel jetzt zurückgeben könnte, tröstete nicht über diesen Rätselfrust hinweg. 
 
Erkundungslust und fummelige Menüs
 
Larrys Ziele im 21. Jahrhundert gestalten sich erneut simpel: Beim Besuch des Riesenkonzerns Prune, Inhaber der erfolgreichen Dating-App „Timber“ und des „PiPhone“ (haha, ich weiß worauf das anspielt!), verliebt sich Larry in die Chefin Faith. Diese will jedoch nur dann mit ihm ausgehen, wenn sein Ranking auf Timber mindestens 90 Punkte beträgt und das bedeutet SEHR viele Dates!  Jeder der Datingpartner in New Lost Wages lockt Larry mit erotischen Abenteuern, sofern er zahlreiche Hol-und Bringdienste für sie erledigt. In den meisten Fällen kommt es am Ende einer Questreihe nicht zu Techtelmechteln, sondern zu Larrys Enttäuschung nur zu einer Ausschüttung von Timber-Punkten.
Gerade zu Beginn entstand ein schöner Spielfluss aus Erkundung, Gesprächen und Rätseln. Die Geschichten der Charaktere

sind zwar sehr simpel gestrickt, wissen allerdings zu unterhalten. Untermalt von entspannter Musik klickt man sich durch Leftys Bar, in dessen Toilette die Influencerin gerade ihren Stuhlgang filmt. Im nächsten Moment stirbt Larry erstmal beim Versuch die Jukebox zu reparieren, die gleichzeitig auch als Wlan-Hotspot fungiert. Immer wieder wurde ich mit kuriosen Situationen konfrontiert, die es  von spaßigen Rätseln zu lösen galt: Du willst ein Zimmer in Lefty’s Bar mieten? Dann musst du aber erst die Brauerei im Hinterzimmer reparieren, die richtigen Zutaten finden und etwas in der Waschmaschine brauen, das keinen Durchfall auslöst! Manchmal veränderten sich die Schauplätze und Charaktere auch mit der Zeit: Um die E-Zigarette

Das Rätseln an den kuriosen Schauplätzen motiviert!
eines Ureinwohner Amerikas, der das Casino am Pier betreibt, zu erhalten, musste man ihm einen Flyer mit Verschwörungstheorien überreichen, die vor Vaping warnen. Beim nächsten Besuch hatte er plötzlich einen Aluhut auf, zog nervös an einer Zigarette und wirkte sichtlich verstört. Jedes erfolgreich gelöste Rätsel zauberte mir immer wieder ein breites Grinsen ins Gesicht. Teilweise konnte ich es kaum erwarten, den nächsten Schauplatz aufzusuchen, um fleißig  Gegenstände miteinander zu kombinieren und Larry zu seinem Timber-Highscore zu verhelfen.  
 
Die zahlreichen Objekte, die von Sexspielzeug über Blumen bis hin zu abgelaufener Sojamilch reichen, verstaut Larry automatisch in einem horizontalen Inventar. Durch dieses muss man leider jedes Mal von vorne bis hinten scrollen, um ein Objekt zu benutzen. Da man schon zu Beginn sehr viele Gegenstände besitzt, die man teilweise erst zum Ende des Spiels loswird, ist die Bedienung des Inventars unnötig nervig. Selbst wenn man einen gerade erhaltenen Gegenstand nutzen will, muss man jedes Mal zunächst durch die teilweise bis zu zwanzig Gegenstände scrollen. Besonders schlimm wird es, wenn man mehrere Objekte im Inventar miteinander kombinieren muss.

Mit Käsedildos fängt man Mäuse?!
 
Es gibt zwar viele coole Schauplätze, leider wird man zu oft immer wieder von A nach B geschickt.
Leider geht der zu Beginn noch motivierenden Erkundung stellenweise immer wieder die Luft aus. Manchmal wurde ich ständig zwischen zwei Personen hin und hergeschickt: Camgirl Erin fragen was sie braucht, den Türsteher vor dem Club damit konfrontieren, Erin seine Antwort erzählen, dem Türsteher die neuen Infos bringen, wieder zurück zu Erin, ein Buch für Erin besorgen, Erin das Buch zeigen, wieder zum Türsteher und so weiter... Gerade wenn man zuvor schon zigmal für die Rockerin „Lemma Tallica“ beim Türsteher war, kann man die über lange Zeit nur fünf Gegenden einfach nicht mehr sehen.
Nicht zu vergessen, dass man jedes Mal den umständlichen Weg über den Fahrdienst „Unter“ (haha, ich weiß was damit gemeint ist!) nehmen muss. So muss man sich jedes Mal vom aktuellen Standort zunächst auf die Straße begeben (teilweise durch mehrere Räume), das Menü, dann den „Unter“-Knopf und zuletzt das Ziel auf der Karte auswählen. Da Larry andauernd von A nach B und wieder zurück geschickt wird, nervt diese umständliche Schnellreise-Funktion im Verlauf der bei mir zwölfstündigen Spielzeit enorm. Es dauert außerdem einfach zu lange, bis man mit Gefängnis, Nachtclub und Labor endlich neue Schauplätze mit frischen Rätseln, Charakteren und Erkundungsmöglichkeiten erhält. 
 
Immer wieder hatte ich den Eindruck, dass künstlich Spielzeit gestreckt wird, was aufgrund der abwechslungsreichen Schauplätze absolut nicht nötig gewesen wäre! Auch der forcierte Schauplatzwechsel zum Ende des Spiels wirkt unnötig und reiht sich nicht homogen in die Geschichte von Wet Dreams Don‘t Dry ein. Ohne zu viel verraten zu wollen, wirkt es so als wäre er nur eingeführt worden, um „den Bau einer Mauer“ thematisieren zu können. In den inszenatorisch schwachen Momenten lassen leider auch die sonst überwiegend stimmigen Rätsel stark nach. Dabei fing alles so gut an: Man hat eine Kassette, die sich nicht abspielen lässt und einen Bleistift im Inventar. Klar! Einfach kombinieren und an den Anfang drehen! Das Rezept verlangt eine sonnengereifte Tomate? Man besorgt sich Mist, baut Tomaten an und lässt sie in der Sonne reifen – logisch! 
 
Während meiner schnarchigen Odyssee zwischen Erin und Türsteher sollte ich allerdings darauf kommen, dass ein Käsedildo,
Das Inventar ist unnötig fummelig und viele Rätsel sind unlogisch.
ein XL-Kondom und eine Papprolle miteinander kombiniert werden müssen, um eine Ratte zu fangen. Sorry für den Spoiler, aber ihr wärt doch eh nicht drauf gekommen! Viel zu oft muss man sämtliche Gegenstände miteinander durchprobieren, dabei durchs Inventar scrollen wie ein Weltmeister, bis man irgendwann zufällig auf die richtige Kombination kommt. Zusätzlich nervig: Wenn zwei Gegenstände nicht passen, ertönt nicht einfach ein Brummen, Larry kommentiert jedes Mal, „dass die Gegenstände nicht passen“ und wiederholt dabei seine drei Variationen dieses Satzes. Auch der selbstironische Hinweis der Entwickler an einer Stelle, dass man das Spiel jetzt zurückgeben könnte, tröstete nicht über diesen Rätselfrust hinweg. Hilfreiche Hinweise zur Steuerung gibt es übrigens nicht, irgendwann findet man jedoch heraus, dass man klickbare Gegenstände durch Halten der Leertaste anzeigen lassen kann und sich schneller bewegt, indem man einen Doppelklick ausführt. 
 

Fazit

Die Hamburger Entwickler von Crazy Bunch haben es geschafft den Datingversuchen des berühmten Lustmolchs der 80er modernen Wind einzuhauchen: Das hübsche Artdesign lädt mit seinen kreativ gestalteten Schauplätzen und skurrilen Charakteren immer wieder zum Erkunden ein. Schade ist, dass das fummelige Inventar und die künstlichen Streckungen, in denen man andauernd zwischen zwei Orten hin und her geschickt wird, den anfänglich gelungenen Spielfluss stören. Wissen die Rätsel anfangs mit ihren kuriosen Ideen noch zu motivieren, führt das teils sehr unlogische und zufällige Kombinieren von Gegenständen immer wieder zu Frustmomenten. Und so gut mir der neue, weniger lüsterne Larry auch gefällt: der Humor über popkulturelle Referenzen, die leider nicht näher thematisiert werden, konnte bei mir die meiste Zeit nicht zünden. Trotzdem hatte ich zwischendurch immer wieder meinen Spaß. Wer Point&Click-Adventure alter Schule mag, wird hier zwischen zehn bis sechzehn Stunden solide unterhalten.

 

Pro

Tolles Artdesign mit vielen Details
Viele verschiedene Schauplätze...
Gute Deutsche Sprecher, vor allem Larry wirkt dadurch charmanter

Kontra

Zu viele unlogische Rätsel
...die man alle erst viel zu spät erreicht
Fummeliges Inventar und umständliches Schnellreise-System
Vorwiegend Humor über Anspielungen, die nicht vertieft werden

Wertung

PC

Larry ist zurück! Weniger lüstern, aber dafür umso sympathischer. Schade ist, dass das fummelige Inventar und die teils unlogischen Rätsel zu so einigen Frustmomenten führen.

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DARK-THREAT

wenn ne Switch Version kommt, schaue ich es mir mal an.
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vor 3 Jahren