Fight Club08.01.2005, Mathias Oertel
Fight Club

Im Test:

Spiele zu Filmen sind längst keine Seltenheit mehr. Doch während die meisten Titel meist im Zeitraum des Filmstarts veröffentlicht werden, nimmt die Prügelumsetzung zu David Finchers Fight Club (ab 49,99€ bei kaufen) eine Ausnahmestellung ein – immerhin liegen fünf Jahre zwischen Zelluloid und Spiel. Wie sich herausstellen sollte, ist Fight Club in vielerlei Hinsicht ein Ausnahmetitel…

Regel 1: Sprich nicht über Fight Club

Fight Club hat als Film für Diskussionen gesorgt: Für die einen nur ein gewalttätiges Machwerk, feiern die anderen den Streifen von David Fincher als grandiose Parabel des menschlichen Selbstfindungsprozesses.

Das Spiel hingegen wird kaum für Gesprächsstoff sorgen können. Denn hinter dem grandiosen Namen verbirgt sich ein Allerweltsprügler – ein schlechter noch dazu.

In einem grafisch eher enttäuschenden Titel sind die Knochenbrecher-Effekte eines der wenigen Optik-Highlights.
Dabei sind die Grundvoraussetzungen gar nicht mal so schlecht: Die Kämpferriege ist umfangreich und bietet zahlreiche Recken aus dem Film, die ihren Vorbildern allerdings nur selten ähnlich sehen. Auch die Kombo-Liste kann sich sehen lassen und macht Hoffnung auf abwechslungsreiche und spannende Duelle. Doch egal, ob man sich im Arcade-Modus durch die Kämpfe wühlt, im Story-Modus einer grandios schwach erzählten Geschichte folgt, oder im Training versucht, sich an die Kombinationen zu gewöhnen: das Spielerlebnis bleibt allerorten einfach nur grottig.

Regel 2: Sprich nicht über Fight Club

Von der grundlegenden Spielmechanik liegt man irgendwo zwischen Soul Calibur 2 und der Tekken Serie – allerdings als grausam träge Sparversion, die nicht einmal zur Anfangsphase der Xbox, geschweige denn der PS2 für Furore hätte sorgen können.

Wo Namcos Prügelspiel-Referenzen mit schnellem Gameplay überzeugen, hat man bei Fight Club eher das Gefühl, einer Zeitlupenveranstaltung beizuwohnen.

Und die Anzahl der Kämpfer relativiert sich genauso schnell wie die scheinbar unüberschaubaren Kombo-Anzahl. Denn die Prügelhelden teilen sich drei Kampfstile, die zudem noch sehr ähnlich zu spielen sind. Und da die Steuerung genau so behäbig reagiert wie die Grafikengine werden es vermutlich nur wenige schaffen, eine High-End-Kombo ohne Wutausbruch bis zum Ende durchzuführen.

Alles erinnert irgendwie an eine modernes Pitfighter - nur nicht so cool oder gar kultig.
Selbst das Online-Spiel, bei Titeln wie MK Deadly Alliance ein Garant für Spaß, beißt sich die Zähne bei dem Versuch aus, so etwas wie Spannung zu entfachen.

Und dass man Limb Bizkit-Frontmann Fred Durst als Bonusfigur freispielen kann, sagt eigentlich schon alles…

Regel 3: Spiel bloß nicht Fight Club

Über viele kleinere und sogar über manche größere Schwächen könnte man vielleicht sogar noch hinweg sehen, wenn das technische Umfeld stimmen würde.

Doch selbst hier hängt Fight Club der versammelten Konkurrenz hinterher wie ein Motorroller in einem Formel Eins-Feld: Ein schwache Kollisionsabfrage, lahme Hintergründe und nur in Grundzügen überzeugend animierte Kämpfer sorgen eher dafür, dass man schnell nach dem An/Aus-Knopf für die Konsole greift als dass sie dazu animieren, sich auch nur länger als 15 Minuten mit dem Titel zu beschäftigen.

Einzig die optisch interessant in Szene gesetzten "Röntgen-Knochenbrech"-Sequenzen sind grafisch überzeugend und deuten an, was alles aus der Lizenz hätte werden können. Da der Film nicht gerade mit optischer Gewalt spart, versuchen die Entwickler über diesen Punkt etwas Atmosphäre zu schaffen. Und anfänglich gelingt es den am Bildschirm triefenden Blutspritzern auch. Doch selbst daran hat man sich schnell satt gesehen.

Und dass die Zwischensequenzen zu einer Filmlizenz aus Standbildern bestehen, ist ja wohl das Letzte…

Akustisch erwartet euch ein vollkommen unpassender Soundtrack (u.a. mit Musik von Limp Bizkit), schwache Sprachausgabe und absolut belanglose Kampfgeräusche. Doch verwundert dies angesichts der Gesamtqualität Marke "Unterste Schublade" überhaupt noch jemanden?

Fazit

So herausragend der Film ist, so unterdurchschnittlich ist der dazu gehörige Lizenzmüll, der versucht, als Prügelspiel verkleidet für Unmut zu sorgen. Eine schwache Grafik wird nur noch übertroffen von einer madigen Soundkulisse sowie einer trägen Steuerung, bei der die umfangreiche Kombo-Bibliothek vollkommen zum Fenster raus geworfen wird. Die Story ist lahm, die Gewalt nur Mittel zum Zweck und weder so verstörend wie das Filmvorbild noch so "over-the-top" wie bei den Spielen der Mortal Kombat-Serie. Selbst das Online-Spiel, normalerweise ein Garant für Spaß, wird durch das zähe Gameplay zur vollkommenen Belanglosigkeit verurteilt. Als erstes Bildmaterial zu Fight Club veröffentlicht wurde, erinnerte alles an Pitfighter, dann auf der E3 sah es tatsächlich verheißungsvoll aus. Doch im Nachhinein ist Fight Club einer der sinnlosesten und motivationsärmsten Prügler, die seit langer Zeit auf meinem Schreibtisch gelandet sind.

Pro

grafisch nette Knochenbrecher-Effekte
haufenweise Kombomöglichkeiten

Kontra

träges Gameplay
schwammige Steuerung
schwache Lizenz-Umsetzung
seelenloser Prügler
selbst online ein Motivationskiller
durchwachsene Grafik
lahme Soundkulisse
Charaktere ohne Wiedererkennungswert

Wertung

XBox

PlayStation2

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