Legendäre Legenden?
Am nützlichsten erweist sich vor allem beim Einstieg die Heilerin Lifeline. Sie versorgt Kollegen per Heildrohne mit Energie, baut beim Wiederbeleben einen praktischen Schutzschild auf und kann per „Ultimate“-Fähigkeit ein Care-Paket mit Defensiv-Ausrüstung herbeirufen. Ebenfalls beliebt ist der wandelnde Kleiderschrank Gibraltar, der mit seinem Schild erstaunlich viele Schrotladungen einsteckt und für Kollegen einen Schild-Dom aufbaut. Ähnlich wie die bullige Waffen-Expertin Bangalore kann er per Ultimate-Fähigkeit feindliche Teams mit einem Luftschlag unter Druck setzen. Anders als bei
Battlefield halten die Gebäude dem Geschenk aus der Luft aber stand, so dass sich feindliche Nester lange nicht so einfach ausräuchern lassen. Etwas Zerstörung bei Terrain und Gebäuden hätten noch mehr Leben ins Spiel bringen können. Im Vergleich zu EAs Frostbite-Engine zieht die erweiterte Source-Engine hier klar den Kürzeren.
Aufs Terrain konzentrieren sich Fährtenleser Bloodhound mit seinem Gegner-Radar und Pathfinder, der große Entfernungen mit einer selbstgebauten Seilrutsche überwindet. Beinahe schon übersinnlich wird es mit Wraith, die leuchtende Portale setzt oder sich mit der praktischen kurzen Unsichtbarkeit aus der Zange der Gegner befreit. Die beiden kostenpflichtigen bzw. freispielbaren Legenden wirkten bislang nützlich, aber nicht übermäßig stark.
Figuren-Design nach Schema F
Pathfinders mobile Harpunen-Seilrutsche überbrückt relativ große Abstände.
Caustic setzt tödliche Gaskanister ein, z.B. um penetrante Gegner aus Häusern zu verscheuchen. Mit Mirages Doppelgänger-Trugbild lassen sich andere Spieler momentan noch erstaunlich effektiv ablenken. Wenn auf längere Sicht immer mehr Spieler die simplen Laufwege des Hologramms kennenlernen, dürfte seine Nützlichkeit aber ähnlich stark abnehmen wie seinerzeit in
Halo 4. Alles in allem ist das Kämpfer-Aufgebot abwechslungsreich genug, um sich im Teamspiel sinnvoll zu ergänzen und trotzdem ein wenig Wahlfreiheit zu genießen. Beim Design der Krieger hätten sich die Entwickler aber ruhig etwas mehr Mühe geben können. Die im angedeuteten Comic-Stil gehaltenen Figuren wirken wie am Reißbrett erstellt: Ein hoffnungslos humorloser Roboter-Clown, ein maskierter Naturbursche mit mystischem Gebamsel an der Lederkluft usw. Auch im Intro-Filmchen wirken sie wie Abziehbilder, um für jeden Geschmack etwas dabei zu haben.
Wohin soll's gehen? Der Anführer steuert alle drei Teammitglieder.
Ein weiterer Dämpfer ist die Begrenzung auf nur einen Modus und den Infanteriekampf ohne Vehikel, was auf lange Sicht etwas fade werden kann. Klar: Das Genre baut konzeptionell stärker auf Spannung als auf wilde Fahrzeug-Action wie in
Battlefield 5 oder den Abwechslungsreichtum von
Halo 5: Guardians. Doch auch im Vergleich zur Konkurrenz im Battle-Royale-Genre bleibt Apex Legends minimalistischer. Fortnite fordert nebenbei mit dem Bau-Feature und wechselnden Modi (bzw. Events). Blackout wiederum wird immerhin mit einigen Fahrzeugen sowie einer Variante für Einzelkämpfer aufgelockert. Selbst Battle-Royale-Vorfahre
Shootmania Storm hatte schon vor fünf Jahren mehrere Spielvarianten. In Apex Legends spielt man dagegen wieder und wieder den selben Modus, was trotz Helden-Einbindung auf Dauer monoton werden kann. Zudem vermisst man als Titanfall-Spieler natürlich die Durchschlagskraft der Mechs und die Agilität der Piloten. Wall-Runs und dergleichen fehlen hier.