Test: Elli (Action-Adventure)

von Jan Wöbbeking



Elli (Action-Adventure) von BandanaKid Games
Entspannte Rätselreise
Entwickler:
Publisher: BandanaKid Games
Release:
13.07.2020
10.01.2019
Spielinfo Bilder Videos
Elli ist das ideale Ausgleichsprogramm für die von Tetris 99 überreizten Nerven: Der entschleunigte Puzzle-Plattformer beginnt als Spaziergang durch eine Naturidylle voller gleißend beleuchteter Kultstätten aus Kalkstein – und lässt sich auch danach viel Zeit bei der Lösung seiner rumpelnden Schalter- und Mechanikrätsel.

Nur keine Hektik!

Eigentlich ist ganz und gar keine Zeit für derartiges Getrödel: Die knubbeligen kleinen Mandragora machen der Protagonistin von Beginn an klar, dass die wild gewordene Ghasti sich auf einem zerstörerischen Power-Trip befindet, der das komplette Universum auslöschen wird, wenn Elli sie nicht rechtzeitig stoppt. Ghasti erinnert an den Comic-Klassiker Isnogud: Auch sie will die große Beschützerin anstelle der Beschützerin werden – und stellt dem Spieler auf ihrer Flucht durch die riesigen Ruinen immer neue Fallen. Die Rahmenhandlung wirkt angesichts der fehlenden Spannung also reichlich aufgesetzt, zumal die komödiantisch angehauchten Zwischensequenzen in Spielgrafik mich weder unter Druck gesetzt noch zum Lachen gebracht haben.

Das tut dem Spaß aber kaum einen Abbruch, denn die Puzzles sind ähnlich robust konstruiert wie die uralten Kultstätten, in welche sie eingebettet wurden. Die Mandragora scheinen seit ihrer Blütezeit eine gewaltigen gesellschaftlichen Abstieg erlebt zu haben, denn viele der herumgammelnden Wesen wissen nicht einmal mehr, wie genau die technischen Errungenschaften funktionieren. Glücklicherweise trifft Elli auch auf einen Mechaniker, der die von Ghasti oder dem Zahn der Zeit zerlegten Maschinen wieder in Gang bringt. Er startet allerdings erst mit der Reparatur, nachdem sie an fünf entlegenen Orten verstreute Zahnräder eingesammelt hat.

Elli Croft?

Ellis leuchtender Impuls enthüllt unsichtbare Plattformen und startet Teleporter.
Ellis leuchtender Impuls enthüllt unsichtbare Plattformen und startet Teleporter.
Die Rätsel sind schön miteinander verzahnt: Hier einige Flammenwerfer per Schalter löschen, dort eine Steinkugel über den Abgrund in eine Mulde schleudern, die den Weg zum nächsten Teil des Puzzles frei macht. Oft erstrecken sich die Aufgaben über mehrere Bildschirme oder Räume. Hat man eine Reihe von ihnen gelöst, geht es aber weiter ins nächste Areal des größtenteils linearen Puzzle-Abenteuers, das übrigens keine Mehrspieler-Unterstützung bietet. Besonders wichtig werden die verschnörkelten kreisrunden Metallornamente und ihre Farbrätsel: Wer ein wenig die Augen offen hält, findet nach kurzer Wanderschaft meist die passenden Kombinationen, um diese Metallsockel in die Höhe zu schrauben und den Weg zu entlegenen Abschnitten zu eröffnen.

Dabei spielen Hindernisparcours eine wichtige Rolle: Elli hüpft über hohe Säulen, bewegliche Steinblöcke und ausfahrbare Brücken. Die schummrig beleuchteten Grotten mit ihren glänzenden Kacheln wecken angenehme Erinnerungen an Lara Croft and the Guardian of Light. Die Entwickler greifen zwar nur altbekannte Mechaniken wie Feuerfallen, beweglichen Kisten, Steinblöcke, Bomben oder magischen Teleporter auf, im Gegenzug sind sie aber meist schön miteinander verbunden. Das einzige Element, das die gemütliche Knobelstimmung immer wieder stört, sind knifflige Sprungpassagen. Die etwas träge Elli reagiert oft einfach nicht direkt genug, um rechtzeitig um die Ecke zu gleiten, statt in den tödlichen Abgrund zu segeln. Wenn ich unter Zeitdruck Münzen sammle, komme ich mitunter ganz schön ins Fluchen.

Schönheitsfehler

Grips statt Muckis: Elli bleibt größtenteils gewaltfrei.
Grips statt Muckis: Elli bleibt meist gewaltfrei.
Manchmal dreht sich sogar die nicht manipulierbare Kamera unerwartet zur Seite oder verdeckt den Blick auf einen schmalen Durchgang. An manchen Orten wie den vertikalen Fluchtpassagen in Zeitrissen kann die Heldin übrigens auf Tricks wie einen Doppelsprung oder einen übernatürlich flotten Spurt nach vorne zugreifen. Für einen Exklusivtitel leidet das Spiel zudem unter erstaunlich vielen technischen Macken: Das ständige, aber nur leichte Ruckeln fällt zum Glück nach einer gewissen Zeit kaum noch auf. Der starke Grafikaufbau oder die unschön groben Schattenraster wirken dagegen auch später noch hässlich, vor allem auf dem großen TV-Bild. Die Musik dagegen passt perfekt: Streicher und andere sanfte orchestrale Klänge schaffen den idealen Klangteppich für tiefenentspanntes Knobeln, ohne dass die Melodien dabei zu seicht oder belanglos klingen.

Kommentare

4P|Jan schrieb am
Skippofiler22 hat geschrieben: ?16.03.2019 06:56 Ich dachte beim Namen "Elli" geht es um die Zombie-Apokalypse.
Ne, nur eine (drohende) normale Apokalypse. ;)
Skippofiler22 schrieb am
Ich dachte beim Namen "Elli" geht es um die Zombie-Apokalypse.
Krulemuk schrieb am
Sollte es von Limited Run und Co irgendwann mal physisch aufgelegt werden, greife ich zu. Bis dahin passe ich aber, auch wenn es in den Videos wirklich toll aussieht. Mein Backlog ist einfach zu groß...
4P|Jan schrieb am
Ja, Hob kam mir auch gleich in den Sinn.
muecke-the-lietz schrieb am
das sieht irgendwie extrem aus wie hob, nur in ein bisschen putziger und entspannter. werde auf jeden fall mal reinschauen.
schrieb am