Die Urbz: Sims in the City17.11.2004, Mathias Oertel
Die Urbz: Sims in the City

Im Test:

Nachdem sich die PC-User sich bereits seit geraumer Zeit im Sims 2-Fieber befinden, dürfen jetzt auch die Konsoleros erneut einem alternativen Leben nachgehen. Doch können sich die Sofa-Spieler auf ein ähnlich erfrischendes Erlebnis freuen? Wirken sich die angekündigten Features wirklich positiv auf die mittlerweile in die Stadt gezogen Sims auf?

Die Sims gehen in die Stadt

Die Zeiten, in denen ihr mit eurem Sim in einem Vorort ein Haus baut, einrichtet und versucht, euch mit der Nachbarschaft zu arrangieren, während ihr euch um alle Belange kümmert, sind vorbei.

Denn nun stürzt ihr euch mitten ins Stadtleben und um euch in den zahlreichen Lifestyle-Gruppen, die in der Stadt zu finden sind, einen Ruf erarbeiten. Dazu gehören z.B. Raver, Skater, Punks usw.

Um am Türsteher vorbei zu kommen, muss euer Ruf ansteigen.
Dementsprechend habt ihr kein Haus mehr, sondern müsst mit einem Apartment vorlieb nehmen, das ihr wie gehabt einrichten könnt und das euch als private Oase dient, wenn ihr von Arbeit und sozialen Aktionen die Nase voll habt. Doch wie sich bald herausstellt, kommt dem Apartment nur eine untergeordnete Rolle zu. Doch dazu gleich mehr.

Dabei könnt ihr –wie man es von den Sims kennt- den Charakter nicht direkt steuern, sondern nur Anweisungen geben, die er (oder sie) nach bestem Wissen und Gewissen und gemäß seinen (ihrer) Fähigkeiten durchführt.

Soziale Kontakte statt Bausparvertrag

Doch schnell wird klar, dass EA bei den urbanen Sims den Stellenwert viel stärker auf soziale Interaktionen legt als in bisherigen Titeln der Serie (egal ob auf PC oder Konsole) und z.B. den Auf- und Ausbau des eigenen Domizils als unwichtig erachtet.

Denn in jedem der Distrikte, die jeweils einem Lifestyle-Typ wie z.B. Biker, Skater oder Raver entsprechen, gibt es nicht nur Möglichkeiten, zu essen, sich zu waschen und natürlich, die Toilette zu benutzen - selbst ein Bett ist überall vorhanden! Und da ihr auch viele gekaufte Gegenstände in den Gebieten aufstellen könnt, müsst ihr eigentlich niemals nach Hause zurückkehren.

Die zahlreichen unterschiedlichen Lifestyles werden mit der Comicgrafik gut eingefangen.
Damit beraubt EA die Spieler eines der größten Motivationspunkte, die bislang in den Sims-Titeln zu finden waren: das Eigenheim, das nach eigenen Wünschen und Vorstellungen eingerichtet werden kann und als Zentrum des Lebens galt.

Aber auch beim Rest des Gameplays finden sich immer wieder kleine Mankos: Denn bereits nach ein bis zwei Stunden stellt man fest, dass sich die Aufgaben in jedem Distrikt sehr stark ähneln. Und damit reduziert sich der Spielspaß eigentlich nur noch auf das Kennenlernen der neuen Abschnitte und das Aufbauen des Rufes.

Der steigt an, indem ihr mit den jeweiligen NPC-Urbz Gespräche aufnehmt und sie mit besonderen sozialen Aktionen und den so genannten Power-Sozis (extrem Ruf steigernde Aktionen, die mit einer kleinen Geschicklichkeitsübung verknüpft sind) zu euren Freunden macht. Als Belohnung lernt ihr neue Möglichkeiten wie Flirten, Kopfnuss usw. sowie Power-Sozis und könnt diese fortan in anderen Gebieten zum Einsatz bringen.

Da euch das Spiel bei der Auswahl bereits farblich anzeigt, welche Erfolgschancen die gewählte Interaktion hat, findet man sich sehr schnell in einem Trott wieder und verliert schnell die Lust am Experimentieren.

 

Klamottenwahl und Jobsuche

Sehr wichtig für die Kommunikation ist auch das äußere Erscheinungsbild: Raver sprechen z.B. nicht gerade positiv auf eine Biker-Kluft an. Doch da es in jedem Distrikt auch einen Klamottenladen gibt, der euch eine passable Auswahl an Outfits anbietet, könnt ihr euch hier so ausstatten, wie es sich gehört.

Und um sowohl Kleidung als auch Gegenstände zu kaufen, braucht ihr Geld. Das verdient ihr euch nicht etwa auf permanenter Basis wie in den bisherigen Sims-Spielen, sondern je nach Lust, Laune und Bedarf.

In den Klamottenshops könnt ihr euch mit neuen Outfits eindecken - Barbie lässt grüßen!
Und hier kommt ein neues Element ins Spiel, das man bislang noch nicht in EAs Kult-Lebenssimulationen gesehen hat: Ihr müsst aktiv den Job durchführen. In den meisten Fällen besteht dies aus simplen Mini-Spielen, in denen ihr die richtige Tasten-Kombo abrufen müsst, um Erfolg zu haben. Leider hat es EA aber verpasst, auch hier etwas Abwechslung ins Spiel zu bringen, da sich die Arbeit als Bike-Demonteuer z.B. nicht übermäßig vom Job als Skater oder der Herstellung von Piercings unterscheidet.

Doch trotzdem kann man den Mini-Spielen einen gewissen Spaß-Faktor nicht absprechen – auch wenn er sich wie der Rest des Spieles recht schnell abnutzt.

Und so arbeitet man sich von Distrikt zu Distrikt vor, kleidet sich neu ein, orientiert sich mit seinem unnötig umständlichen PDA, setzt seine Aktionen zielgenau ein, schaltet die eine oder andere neue Aktion oder Location frei und ist schließlich ein Held der Großstadt. Und dann bleibt nur noch das Gefühl, dass man sich mit einem Haufen Mini-Spiele, den zugegebener Maßen witzigen Interaktionen und einer urbanen Barbie-Simulation beschäftigt hat, die ihre Möglichkeiten nur ankratzt. Selbst wenn man zu zweit das Unternehmen Urbz angeht, verfliegt der Spaß schnell – wenn auch etwas langsamer als auf Solo-Pfaden.

Comic-Grafik mit Wartezeiten

Während die bisherigen Sims-Spiele allesamt auf mehr oder weniger realistische Grafik setzten, hat man sich für die Urbz für einen Comic-Stil entschieden. Und der steht den Stadtstims gut zu Gesicht. Denn die Entwickler hatten so Gelegenheit, sowohl die Überzeichnung des echten Lebens als auch die Charakteristika der einzelnen Stadtkulturen fein herauszuarbeiten. Zusammen mit den schönen Texturen und abwechslungsreichen Animationen macht das Zusehen dementsprechend Spaß.

Dieser Spaß vergeht allerdings angesichts der langen Ladezeiten, die vor jedem Abschnitt zu ertragen sind und die euch genügend Zeit geben, um eine Kanne Kaffee aufzusetzen.

Die Stadt bietet viele verschiedene Lifestyles wie Skater, Biker, Punks und Raver.
Zusätzlich finden sich bei großen Urb-Ansammlungen und Schwenks über den Distrikt einige Ruckler, die angesichts der doch recht kleinen Gebiete Fehl am Platze sind.

Ein weiterer Punkt, der immer wieder den Spielspaß ins Stocken bringt, ist die Wartezeit, die bei einigen Aktionen auftritt. Von der Eingabe des Befehls bis zur Ausführung können einige Sekunden vergehen, in denen euer Urb einfach nur sinnlos in der Gegend steht. Wertvolle Sekunden, in denen sich der Urb, mit dem ihr euch unterhalten wolltet, möglicherweise anderen, extrem zeitaufwändigen Aktionen widmet oder gar in einen anderen Distrikt abzuwandern scheint.

Akustisch hingegen können die Urbz überzeugen: Die dynamische Musikuntermalung für jeden Distrikt macht unmissverständlich klar, mit welchem Lifestyle ihr euch auseinander setzen müsst und als Highlight haben die Black Eyed Peas Songs auf Simmisch beigetragen. Die Soundeffekte sind ebenfalls passend und geizen nicht mit Humor. Doch das reicht nicht aus, um den Spielspaß spürbar nach oben zu drücken.

Versionsunterschiede

Die Unterschiede zwischen den Fassungen halten sich in engen Grenzen und beschränken sich auf unterschiedlich lange Ladezeiten und die Grafik. Und hier ist der einzige nennenswerte Punkt die Kantenbildung, die sich auf PS2 und GameCube zeigt, während die Xbox-Fassung mit Anti-Aliasing ausgestattet wurde. 

Fazit

Auf dem Papier hören sich die neuen Features wie die 24/7-Teilnahme am Leben der Urbz, die aktive Job-Teilnahme und das permanente Bedürfnis, seinen Ruf zu steigern, allesamt interessant an. Doch bei allen Neuerungen hat EA vergessen, eines einzubauen: Abwechslung. Die Aufgaben, die euch in jedem Distrikt erwarten, sind größtenteils identisch und unterscheiden sich bei den Jobs z.B. nur in den Mini-Spielen. Zudem ist der Auf- und Ausbau eines eigenen Domizils fast schon unwichtig geworden, da ihr den Bedürfnissen eures Urbz auch in den einzelnen Abschnitten nachkommen könnt. Dank der umfangreichen sozialen Interaktions-Möglichkeiten und der ebenso vielfältigen Möglichkeiten, seinen Urb auszustatten und weiter zu entwickeln, kommt dennoch einiges vom typischen Sims-Gefühl auf, das allerdings durch die Ladezeiten einer kleinen Geduldsprobe gleich kommt. Grafisch und akustisch gut, wirken sich die neuen Ideen leider nicht als die erhoffte Spielspaßsteigerung aus, sondern machen die Urbz eher zu einem Mitläufer und bislang schwächsten Mitglied der großen Sims-Familie. Da wäre definitiv mehr drin gewesen.

Pro

abwechslungsreiche urbane Gebiete
stimmige und farbenfrohe Comic-Grafik
zahlreiche soziale Interaktionsmöglichkeiten
Jobs als Mini-Spiele
schöne Animationen
passende Sound-Kulisse
einfache Steuerung
zahlreiche Gegenstände zur Einrichtung und Verbesserung der Eigenschaften
zu zweit spielbar
liebevoller Humor
EyeToy-Unterstützung (PS2)

Kontra

zahlreiche identische Ziele in den Distrikten
Apartment-Ausbau irrelevant
Ladezeiten
Ruckler
auf Dauer etwas eintönig
Aliasing-Probleme (GC, PS2)

Wertung

PlayStation2

GameCube

XBox

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