Destroy all Humans! (2005)12.07.2005, Mathias Oertel
Destroy all Humans! (2005)

Im Test:

Bislang dienten Aliens in Spielen in erster Linie als Aggressoren, die um allen Preis vernichtet werden müssen. An dieser grundlegenden Regel hält auch Pandemics Destroy All Humans! fest – versetzt euch aber in die Rolle des mit fortschrittlichen Waffen ausgerüsteten Erdvernichters und reichert das Ganze mit einer gewaltigen Prise Humor an. Doch reicht das für gute Unterhaltung?

Alien auf Abwegen

Der Außerirdische Cryptosporidium-137 ist ein Alien, wie es im Buche

Viel Feind, viel Ehr: Glücklicherweise verfügt das miesepetrige Alien über ein gewaltiges Waffenarsenal!
steht: hochintelligent, übellaunig und cholerisch. Und er hat auch allen Grund dazu: Sein Bruder Cryptosporidium-136 wurde in der Nähe von Roswell abgeschossen, der zum Klonen (und damit verbundenem unsterblichen Leben) verwendete DNA-Vorrat seines Planeten neigt sich dem Ende und Crypto muss wider Willen auf die Erde, um den von Affen abstammenden Kohlenstoff-Formen DNA zu entziehen und so ganz nebenbei seinen Bruder zu finden. Ach ja: dabei darf natürlich kein Stein auf dem anderen bleiben.

Soweit die Ausgangssituation für das neue Abenteuer der findigen Köpfe von Pandemic. Und wie viele andere Titel des renommierten Studios (z.B. Mercenaries, Battlezone, Full Spectrum Warrior) spielt auch Destroy All Humans mit bekannten Versatzstücken, die in diesem Fall in erster Linie aus dem Bereich der Third-Person-Action kommen, reichert diese aber mit ein paar neuen Ideen an.

Das bedeutet für euch, dass ihr mit dem übellaunigen Crypto durch die ansprechend großen Gebiete zieht und allerlei Schabernack und Zerstörung auf Erden treiben könnt. Mit einem reichhaltigen Waffenarsenal, das im Lauf der Kampagne erweitert und aufgerüstet werden kann sowie unterstützt von einer guten Steuerung übersinnlichen Fähigkeiten wie Hypnose oder Telekinese, ist man schnell mitten drin im Geschehen und kann seine Zerstörungswut ausleben.

Dabei gestalten sich die Missionsanforderungen durchaus als kurzweilig: Mal geht es nur darum, mit Waffen und UFO eine größtmögliche Schneise der Verwüstung zu schneiden, ein anderes Mal müsst ihr subtiler vorgehen und mit Tarnung und Hypnose euer Ziel erreichen oder ein Ziel über einen fest gelegten Zeitraum beschützen.

Defcon 4

Natürlich hat die Erdbevölkerung (genauer gesagt: die Vereinigten Staaten von Amerika) ein Verteidigungsnetz in mehreren Stufen aufgebaut, um euch das Leben schwer zu machen: Solltet ihr ungetarnt loslegen, werden die Passanten schnell auf euch aufmerksam, was im Normalfall ein erhöhtes Aufkommen der örtlichen Ordnungshüter nach sich zieht. Wenn ihr ungeachtet dessen einfach weiter macht, steht als nächstes die US Army auf dem Plan und wird schließlich in der vierten Stufe von einer Organisation namens Majestic (vergleichbar mit den Men in Black) unterstützt, die euch kaum eine Überlebenschance lässt.

Auch Telekinese gehört zu den Fähigkeiten, die ihr einsetzen könnt.
Schafft ihr es aber (gleichgültig, auf welcher Verteidigungsstufe), euch in ein unbeobachtetes Gebiet zurückzuziehen und dort geduldig zu warten, entspannt sich die Lage wieder und ihr könnt euer Tagwerk fortsetzen.

Fehler im System

So unterhaltsam und humorvoll sich die Stunden mit Crypto auch zeigen, so häufig fragt man sich allerdings auch, wieso den Entwicklern gewisse Gameplay-Mängel nicht aufgefallen sind: So ist zum Beispiel das Geldsystem in Form von DNA spätestens dann überholt, wenn ihr ein Minigame besucht, bei dem ihr innerhalb eines Zeitlimits Kühe zerstören müsst. Denn für die Belohnung, die euch hier winkt, müsst ihr im normalen Kampagnenspiel lange arbeiten. Nimmt man sich nun die Zeit, um dieses Spielchen ein paar Mal zu treiben, hat man zu keinem Zeitpunkt Geldsorgen und kann seine Waffen nahezu beliebig aufrüsten, sobald die entsprechende Forschung abgeschlossen ist.

Dass man bei den UFO-Einlagen nicht jederzeit landen kann und stattdessen auf vorgesehene Landepunkte angewiesen ist, lässt sich auch nicht immer nachvollziehen. Natürlich erwartet man nicht, dass man direkt neben dem angewiesenen Missionsziel seine fliegende Untertasse parken kann. Doch wenn man die Hauptaufgabe abgeschlossen hat, sollte man die Freiheit haben, sein fliegendes Waffenarsenal dort zu landen, wo man will, um auf Streifzüge gehen zu können.

      

Dass Crypto zudem zwar mit einem außerirdischen Waffenarsenal ausgestattet ist, dieses aber wenig exotisch ist und auch vor so etwas banalem wie einer Granate nicht halt macht, zeigt ebenfalls, dass die Entwickler das sich anbietende Potenzial nicht vollends ausschöpfen.

Diese 50er-Jahre-Form der Men in Black gehört mit ihren Waffen zu den härtesten Gegnern im Spiel und durchschaut auch eure Tarnung!
Optisch weitestgehend gelungen

Ähnlich zwiespältig wie das Gameplay zeigt sich auch die Technik: Während man optisch einerseits famose Explosionen, ein funktionierendes Physiksystem und im Großen und Ganzen gelungene Umgebungen mit diversen kleinen Details bestaunen kann, sorgen die Figuren abseits des Hauptdarstellers für Sorgenfalten: Denn obwohl eigentlich Crypto aus dem Klonlabor stammt, sehen die viel zu häufig wiederkehrenden Modelle der Erdbevölkerung eher nach diesem Herkunftsort aus. Gleiches gilt für die akustische Untermalung: auf der einen Seite gibt es klasse One-Liner von Crypto, im Allgemeinen gute und saubere Dialoge, sowie Kompositionen, die direkt aus den einschlägigen Filmen der 50er Jahre stammen könnten.

Doch so sauber die Sprachausgabe auch ist: Sobald man einmal damit angefangen hat, die Gedanken der Erdbewohner zu "lesen", hat der Spaß sehr schnell ein Ende. Denn so gleichförmig die Modelle aussehen, so uniform denken sie auch: Beim ersten Mal sind die kleinen Anspielungen auf längst vergessene Zeiten und die derzeitige Gegenwart zwar noch witzig, doch spätestens nach dem dritten Mal wird jeder Witz schal…

Doch man muss den Entwicklern zu Gute halten, dass schlichtweg jeder Bewohner der sechs großen Areale auszulesen ist, was wiederum der witzigen Gesamtatmosphäre sehr gut tut.

Auch mit dem UFO könnt ihr der Zerstörungswut freien Lauf lassen.
Ein bisschen Spaß muss sein…

Wo wir gerade beim Thema Humor sind: Wenn Destroy All Humans nicht all die schönen Seitenhiebe, subtilen Anspielungen auf Politik und Kultur aus Sicht eines Außerirdischen sowie gnadenlose Screwball-Komik auffahren würde, könnte man Cryptos terrestrischen Ausflug durchaus in die "Typisches-Gameplay-neues-Setting"-Schublade einsortieren.

Aber selbst wenn die gesprochenen Gedanken auf Dauer nervig sind, findet man immer wieder Situationen, in denen man unweigerlich schmunzeln muss: Wenn man in einer Gameplay-Variation z.B. in die Rolle eines Bürgermeisters schlüpft und versuchen muss, die Geschehnisse, für die ursprünglich Crypto verantwortlich zeichnet, auf logischem Weg über Multiple Choice-Antworten der Landbevölkerung zu erklären. Angefangen von der roten Gefahr des Kommunismus über Bestechlichkeit und ähnliche (auch aktuelle) politische Sperenzchen, wird hier kein Klischee ausgelassen, das Humor verspricht.

Und letztlich ist der Witz neben dem gewaltigen Zerstörungpotenzial, das sich hinter Destroy All Humans! versteckt, eine der Hauptantriebsfedern, sich immer wieder dem Spiel zuzuwenden.   

Fazit

Pandemic ist immer wieder für eine Überraschung gut: Alleine die Idee, einen cholerischen Außerirdischen in die Hauptrolle zu setzen, ist innovativ und dank der witzigen Dialoge und Situationskomik immer wieder für einen Lacher gut. Und dieser Humor rund um den miesepetrigen Cryptosporidium-137 ist im Wesentlichen der Hauptgrund, weswegen man Destroy All Humans das hin und wieder ins Banale abgleitende Third-Person-Gameplay verzeiht. Denn auch wenn die Kampagne etwas kurz geraten ist, die Sprachsamples sich genau so schnell wiederholen wie das Aussehen der Erdbevölkerung und die Entwickler letztlich zu sehr auf alt hergebrachte Action-Mechanismen zurückgreifen, kann man dem außerirdischen Zerstörungstrip eines nicht absprechen: Spaß! Untermalt von einem grandiosen Soundtrack, der Erinnerungen an einschlägige Filme der 50er Jahre wach ruft, nimmt man das Pad immer wieder gerne in die Hand. Allerdings sollte man nach etwa einer Stunde wieder Pause machen, da sonst sowohl der Humor als auch die Spielmechanik Abnutzungserscheinungen zeigen. Kein Spiel für die Ewigkeit – aber ideal als intergalaktische Action für zwischendurch.

Pro

umfangreiches Waffenarsenal in mehreren Stufen
übersinnliche Fähigkeiten
Ausritte mit dem UFO
witzige Dialoge
nette Grafik
Physikengine
cooler Soundtrack
gute Steuerung
zahlreiche Nebenaufgaben
zerstörbare Umgebungen

Kontra

Erdbewohner aus dem Klonlabor
Hauptkampagne etwas kurz
Sprachsamples wiederholen sich schnell
größtenteils Standard-Gameplay
Währungssystem wird durch Minispiele ad absurdum geführ

Wertung

XBox

PlayStation2

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