Lemony Snicket - Rätselhafte Ereignisse06.02.2005, Jens Bischoff
Lemony Snicket - Rätselhafte Ereignisse

Im Test:

Activision hat es schon wieder getan: Wie bereits bei der Filmumsetzung zu Spider-Man 2 hat man auch aus Lemony Snicket - Rätselhafte Ereignisse (ab 16,89€ bei kaufen) zwei verschiedene Spiele mit gleichem Namen gemacht. Erneut müssen sich PC-User aus unverständlichen Gründen mit einer zweitklassigen Versoftung zufrieden geben. Die Unterschiede sind dieses Mal zwar nicht ganz so gravierend, aber trotzdem ärgerlich.

Auf den Spuren des Films

Inhaltlich folgen alle Fassungen der Handlung der gleichnamigen Romanverfilmung mit Jim Carrey und Meryl Streep,

Exklusiver Auftakt: Die PC-Version beginnt zeitlich kurz vor den Konsolenfassungen (PC).
auch die Protagonisten sind dieselben. So schlüpft ihr in dir Rollen der drei Baudelaire-Waisen Violet, Klaus und Sunny, deren Eltern bei einem mysteriösen Brand ums Leben kamen und die nun unter der Vormundschaft ihres zwielichtigen Onkels Graf Olaf selbst um ihr Leben bangen, da es dieser nur auf das vererbte Vermögen der Kinder abgesehen hat.

Lästige Bevormundung

Während Konsolenspieler jedoch relativ frei zwischen den drei Hauptfiguren hin und her wechseln dürfen, wird PC-Usern die Rollenverteilung stets strikt vorgeschrieben. Dadurch kommt man sich in dem ohnehin schon sehr linearen Abenteuer die ganze Zeit unangenehm bevormundet vor. Als Ausgleich dürfen PC-Spieler zwar zwischen verschiedenen Munitionsarten für die

Klaus lernt fliegen: Mit den Himmlischen Halbschuhen überwindet ihr Abgründe (PS2).
skurrilen Waffen Marke Eigenbau wählen, aber die daraus folgenden Auswirkungen auf das Kampfsystem sind dank friemliger Steuerung und bockiger Zielmechanik eher negativ einzustufen.

Wer sucht, der findet

Auf PS2 und GameCube steuern sich die drei Waisen hingegen recht ordentlich und auch die Zielerfassung klappt um einiges besser, wenn auch nicht optimal. Die Kämpfe gegen unliebsames Ungeziefer und Olafs Schergen stehen aber ohnehin nicht im Mittelpunkt. Vielmehr geht es die meiste Zeit darum, bestimmte Gegenstände ausfindig zu machen, um daraus vorgegebene Apparaturen und Mechanismen zu basteln. Natürlich müssen auch diverse Rätsel- und Geschicklichkeitseinlagen gemeistert werden,

Raketen-Baby: Die kleine Sunny schiebt dank Düsenantrieb selbst schwere Tonnen (GC).
wobei es auf dem PC ein bisschen rätsel- und auf den beiden Konsolen etwas actionlastiger zugeht.

Abwechslung ist Trumpf

Die Konsolen-Action beschränkt sich jedoch nicht auf mehr Kämpfe und Hüpfereien. Vielmehr wird das Geschehen durch kleine Minispiele wie Klavierspielen, Bücher aufräumen oder Weichenstellen aufgelockert, in denen es meist um Rhythmusgefühl, Zielgenauigkeit und das Zuordnen passender Merkmale geht. Auch die Bossfights sind auf PS2 und GameCube weitaus gelungener, da statt möglichst schnellem Mausklicken und gelegentlichem Munitionswechseln eher Timing und Geduld im Vordergrund stehen. Es stehen aber auch simple Schleichpassagen auf dem Programm, wobei die nicht immer optimale Kameraführung oftmals für Ärgernisse sorgt.        

Rätselhafte Altersfreigabe

Vom Schwierigkeitsgrad her richtet sich das Spiel in erster Linie an Sechs- bis Zwölfjährige - egal auf welcher Plattform.Komisch nur, dass die USK gerade diese Zielgruppe mit ihrer Alterfreigabe ausschließt -

Rabiater Glatzkopf: Die Bosskämpfe machen auf Konsole eine bessere Figur (GC).
zumindest auf PS2 und GameCube. Das PC-Abenteuer ist trotz nahezu identischer Aufmachung hingegen auch für Sechsjährige freigeben. Na ja, rätselhafte Ereignisse gibt es halt auch bei der USK... Weniger rätselhaft geht es hingegen beim Erfüllen der fast schon primitiven Aufgaben vor sich: So werden die gerade benötigten Gegenstände nicht nur plakativ aufgelistet, sondern machen auch noch durch verräterisch Leuchten auf sich aufmerksam. Auch bei den Rätseln genügt meist der IQ eines Vorschülers, der nicht gerade farbenblind ist und die ersten Buchstaben des Alphabets bereits beherrscht.

Müde Belohnungen

Besonders findige Naturen werden sogar mit leidlich interessantem Bonusmaterial wie Worterklärungen oder Standbildern aus der Kinovorlage belohnt. Der Reiz, diese freizuspielen ist jedoch genauso gering wie der Wiederspielwert des relativ kurzen und linearen Abenteuers.Die einzelnen Spielabschnitte sind meist ziemlich kompakt und

Traditionelles Versteck: Hinter den Gemälden verbergen sich oft nützliche Extras (PC).
nerven insbesondere auf den Konsolen mit zahlreichen Ladeunterbrechungen. Dennoch hätte man sich teils eine Kartenfunktion mit Item-Positionen gewünscht, da man gerade auf PS2 und GameCube nicht alle Schlüsselobjekte sofort einsammeln darf.

Die Not macht erfinderisch

Die Charaktere unterscheiden sich übrigens in erster Linie durch die Art der verwendbaren Erfindungen. So kann beispielsweise nur Violet durch säurehaltige Kanäle stelzen und ihre Gegner mit der Frucht-Fletsche aus der Distanz bekämpfen, während Klaus dank himmlischer Halbschuhe über Abgründe gleitet und mit dem brillanten Bopper eher für den Nahkampf zuständig ist - zumindest auf Konsole. Sunny vertraut hingegen auf ihre scharfen Beißerchen, denen kaum eine Barriere standhält und schlüpft als kleinste der Drei selbst durch engste Ritzen, um anschließend vorwiegend zweidimensionale Hüpf-, Kletter- und Rutschpassagen zu meistern.

Todesfalle: Wer die Weichen nicht rechtzeitig umstellt, wird vom Zug erfasst (PS2).
Frust kommt dank fairer Rücksetz- und Speicherpunkte aber selbst bei hakeligen Abschnitten fast nie auf.

Düstere Atmosphäre

Technisch präsentieren sich die Rätselhaften Ereignisse solide, aber weitestgehend unspektakulär und wirken auf dem PC dank höherer Auflösung und Texturqualität minimal schöner und bei entsprechender Rechnerkonfiguration auch weniger rucklig als auf Konsole. Zwischen PS2 und GameCube gibt es hingegen keine nennenswerten Unterschiede. Auch die Soundkulisse ist auf allen drei Plattformen nahezu identisch und punktet mit düsteren Klängen und den Originalsprechern der deutschen Kinovorlage, die zusammen mit dem skurrilen Ambiente für eine tolle Atmosphäre sorgen. Die als dynamische Tuschezeichnungen implementierten Zwischensequenzen der Konsolenumsetzungen sind hingegen Geschmackssache.       

Fazit

Activision hat Lemony Snickets Rätselhafte Ereignisse als einfach spielbaren und geradlinigen Abenteuer-Mix ordentlich auf PS2 und GameCube umgesetzt. Auf dem PC fühlt man sich hingegen trotz eigenständiger Spielabschnitte und Aufgaben in seiner Entscheidungsfreiheit ziemlich eingeengt und muss sich mit einer friemligen Maus-/Tastatursteuerung zufrieden geben. Die Linearität des Spiels dürfte zwar auch manchem Konsolero übel aufstoßen, doch wer sich an den simplen Rätseln, Kämpfen und Geschicklichkeitseinlagen sowie der recht kurzen Spielzeit nicht stört, wird mit einem skurrilen Ambiente, originellen Gadgets und authentischer Soundkulisse samt Original-Stimmen belohnt. Jüngere und ungeübte Spieler, die die Ereignisse des Films zuhause nochmals aktiv nacherleben wollen, werden jedenfalls angemessen bedient. Allerdings solltet ihr trotz unerklärlich strikterer Altersfreigabe auf jeden Fall zu einer der Konsolenfassungen greifen.

Pro

düstere Atmosphäre
hochkarätige Lokalisierung
originelle Waffen / Erfindungen
freie Charakterwahl (PS2 & GC)
einsteigerfreundliches Gameplay
verschiedene Munitionsarten (PC)
auflockernde Minispiele (PS2 & GC)

Kontra

keine Kartenfunktion
relativ kurze Spielzeit
grottige Steuerung (PC)
kaum Rätsel (PS2 & GC)
oft unübersichtliche Kameraführung
viele Ladeunterbrechungen (PS2 & GC)
belangloses Bonusmaterial (vor allem PC)
unausgereifte Zielmechanik (vor allem PC)
äußerst linearer Spielverlauf (vor allem PC)

Wertung

PC

PlayStation2

Simple, aber solide Filmumsetzung für Kids, die am PC deutlich abfällt.

GameCube

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