MX vs. ATV: Unleashed07.05.2005, Michael Krosta
MX vs. ATV: Unleashed

Im Test:

Wer sich als Motocross-Fan bisher im Laden noch nicht so recht zwischen einem MX- und ATV-Spiel entscheiden konnte, darf aufatmen: MX Vs. ATV Unleashed von THQ bietet gleich beide Varianten und mehr in einem, so dass ihr euch auf zwei oder vier Rädern und sogar durch die Luft über die matschigen Kurse bewegt. Man will also hoch hinaus, doch reicht es zum Überflieger?

TV-Fahrschule?

 

Um einen ersten Eindruck von den Fahreigenschaften der Gefährte und deren Trickmöglichkeiten zu bekommen, empfiehlt sich zunächst ein Blick auf den Menüpunkt "Training". Wer hier auf ein interaktives Tutorial hofft, wird leider enttäuscht: Die einzelnen Punkte zum Spiel und der Steuerung werden lediglich in insgesamt acht Videos vorgestellt, ohne dass ihr die

Mit der richtigen Kurventechnik gibt es einen kurzen Geschwindigkeits-Boost.
Anleitungen direkt ausprobieren könnt - schade. Zwar werden die Fahr-Manöver vom Sprecher gut erklärt, doch gibt es die Anmerkungen nur in englischer Sprache, genau wie auch der Rest des Spiels wie Menüs nicht lokalisiert wurde. Zum Glück gleicht die deutsche Anleitung dieses Manko etwas aus.

 

Ab in den Dreck

 

Wer möglichst schnell oder nur zwischendurch auf die Piste gehen will, hat in den Modi "Single Player" und "Quick Race" die Möglichkeit dazu: Hier schafft ihr euch einfach die gewünschten Rahmenbedingungen für das jeweilige Rennen und wählt nach Belieben zwischen Strecken, Gegneraufkommen, Schwierigkeitsgraden, Rundenanzahl und Spielmodi. Dabei habt ihr die Auswahl zwischen Supercross, Nationals, Short Track, Open Class, Supermoto oder den spaßigen (wenn auch etwas kurzen) Hill Climbs, bei denen ihr extrem steile Hügel mit euren Maschinen erklimmen müsst. Wer dagegen lieber mit halsbrecherischen Tricks die Massen begeistern will, wird mit den Freestyle-Events glücklich, bei denen ihr über Hügel und extra aufgestellte Rampen brettert, um anschließend in luftiger Höhe spektakuläre Stunt-Kombos vom Stapel zu lassen. Dazu müsst ihr lediglich die zwei zugewiesenen Trick-Buttons mit den Richtungstasten oder ganzen Tastenfolgen kombinieren. So einfach die Manöver auch ausgeführt werden, wird es spätestens bei der Landung problematisch, denn es braucht schon einiges an Übung, um einerseits den richtigen Winkel zu erwischen und andererseits das nötige Zeitgefühl zu entwickeln, wann man den Trick abbricht. Ansonsten landet ihr mit eurem Kopf schneller im Dreck als euch lieb ist. Gemächlicher geht es da schon beim Freeride zu, bei dem

Darauf haben Golf-Freunde lange gewartet: Ein Rennspiel mit Golf-Karts!
einfach nur der Spaß am Fahren und Springen ohne Stress und Leistungsdruck im Mittelpunkt steht.

Spielt ihr nicht gerne alleine, dürft ihr euch auch im Splitscreen Duelle liefern. Während auf der Xbox zusätzlich Online-Rennen mit bis zu sechs Teilnehmern möglich sind, muss die PS2 leider offline bleiben – warum auch immer.

 

 

Wer ist der Champion?

 

Die meiste Zeit werdet ihr wahrscheinlich mit dem Championship-Modus verbringen (müssen). Hier dürft ihr euch pro Saison 16 Wochen lang gegen andere Fahrer in Motocross-Rennen beweisen. Während ihr bei den vorangegangenen Modi die Vehikel pro Rennen bunt mischen könnt, müsst ihr euch vor der Meisterschaft leider auf ATVs oder MX-Maschinen festlegen, wodurch die direkten Duelle zwischen den Zwei- und Vierrädern natürlich entfallen, auch wenn der Titel "MX Vs. ATV" etwas anderes suggeriert. Zumindest dürft ihr zwischendurch an diversen Herausforderungen teilnehmen, die etwas Abwechslung in den Rennalltag bringen: Quetscht euch also in ein Golf-Kart, besteigt mächtige Monster-Trucks, nehmt in Sandrails und Buggys Platz oder fliegt mit Kleinflugzeugen und Hubschraubern durch die  Lüfte. Schlagt ihr euren Konku

Neben MX-Bikes und ATVs bietet das Spiel auch Sandrails, Monster-Trucks, Buggys uvm...
rrenten, steht euch das jeweilige Fahr- oder Fluggerät anschließend zur Verfügung. Zwar ist die breite Palette an Vehikeln durchaus lobenswert, doch merkt man dem Spiel deutlich an, dass sich die Entwickler primär auf die MX-Bikes und ATVs konzentriert haben. Während bei Letzteren die Steuerung präzise (wenn auch etwas empfindlich) reagiert, steuert sich der Rest äußerst schwammig und unausgereift.

 

Arcade oder Simulation?

 

Generell sollte man von MX Vs ATV Unleashed kein realistisches Fahrverhalten erwarten. Zwar geht die Physik beim Fahren und den Sprüngen meistens in Ordnung, doch könnt ihr euren Daumen auf dem Gas-Button ruhigen Gewissens festnageln, da ihr praktisch jede Kurve mit Vollgas nehmen könnt – von Realismus keine Spur. Bei Kollisionen mit anderen Fahrern werdet ihr meistens feststellen, dass eigentlich immer nur ihr den Kürzeren zieht, während die Konkurrenz einfach weiter fährt. Das ist aber nicht weiter tragisch, da die KI gerne eine ganze Spur langsamer fährt, wenn ihr zurück liegt. Damit stellen weniger die Gegner, sondern viel mehr die hügeligen Strecken die eigentliche Herausforderung dar, da ihr die Sprünge richtig timen müsst. Dazu spannt ihr mit dem linken Analogstick einfach die Federn vor und lasst sie im richtigen Moment wieder los.       

Insgesamt hat der Championship-Modus wenig zu bieten und wird sehr schnell langweilig: Wenn ihr ein komplettes Wochenende inkl. Training absolvieren wollt, müsst ihr drei Mal hintereinander auf die gleiche Strecke, messt euch mit den

Kommt es bei Positionskämpfen zu Kollisionen, zieht ihr meistens den Kürzeren.
gleichen Gegnern und spult immer wieder die gleiche Anzahl an Runden ab. Da sich auch die einzelnen Strecken kaum voneinander unterscheiden, könnt ihr euch sicher vorstellen, dass der Weg zur Meisterschaft zusammen mit der langweiligen Vollgas-Steuerung und der zu gutmütigen Konkurrenz eine ziemlich spaßfreie Angelegenheit ist.

Gäähhhnnn!

Bevor ihr überhaupt das erste Mal am Gaszug ziehen könnt, müsst ihr zunächst die Ladeprozedur über euch ergehen lassen. Mein Tipp: Sorgt für Kaffee und Kekse neben dem Controller, denn die Ladezeiten vor jedem Rennen sind einfach nur unter aller Kanone und verlangen nach einer kleinen Nebenbeschäftigung, wenn man die Zeit nicht sinnlos vor dem Fernseher verbringen will. Für ein heutiges Spiel sind solche Ladezeiten einfach nicht mehr hinnehmbar - teilweise müsst ihr tatsächlich über eine halbe Minute warten, bis ihr am Start steht. Man könnte jetzt noch ein Auge zudrücken, wenn die Rennen grafisch imposant in Szene gesetzt würden, aber daraus wird leider nichts: Es ist ohne Zweifel passend, wenn ein Motocross-Rennspiel richtig schön matschig ist. Wenn dies jedoch auch auf die Texturen zutrifft, ist das weniger schön. Insgesamt erinnert die hauptsächlich in dunklen Brauntönen gehaltene Grafik an ein PS2-Spiel der ersten Generation: Weder die Umgebung noch die Fahrzeuge und deren Fahrer sind sonderlich detailliert ausgefallen. Dazu gesellen sich noch deutlich sichtbare Pop-Ups am Horizont. Einzig die Animationen können als gelungen bezeichnet werden – vor allem bei den Stürzen. Beim Spielen stehen euch einige Kameraperspektiven zur Auwahl, von denen aber eigentlich nur zwei wirklich brauchbar sind. Am besten steuert ihr die Vehikel in der Ansicht direkt von hinten. Wer’s authentischer mag, kann auch in die gelungene Helm-Perspektive umschalten, allerdings ist diese weniger für Tricks geeignet. Auf Knopfdruck besteht die Möglichkeit, sich die Stunts auch in Echtzeit durch eine TV-Kamera ansehen.

Während die Soundeffekte mit ihren schwachbrüstigen Motorengeräuschen nur durchschnittlich sind, hat THQ

MX Vs. ATV in Reinkultur: Leider sind solche Duelle bei der Meisterschaft nicht möglich.
beim Soundtrack offensichtliche keine Kosten und Mühen gescheut und Songs von Gruppen wie Nickelback, Papa Roach und The Black Eyed Peas lizenziert. Insgesamt ist die Musikauswahl sehr rocklastig ausgefallen und hauptsächlich für Fans der härteren Gangart interessant.

Modebewusstes Racing

Wenn schon das Gameplay nicht viel taugt, die Grafik mehr schlecht als recht ist und auch das lasche Rappeln der Motoren zu Kopfschmerzen führt, hilft nur noch eine hauptsächlich unter Frauen bekannte Notlösung: der Frustkauf! Im Shop von MX Vs. ATV Unleashed findet sich alles, was das Biker-Herz begehrt: Angefangen von Overalls über Helme und Brillen bis hin zu Stiefeln sind alle Grundvoraussetzungen für ein modebewusstes Racing gegeben. Allerdings hat der Spaß natürlich seinen Preis: Während ihr die Items in den verschiedenen Rennveranstaltungen und der Meisterschaft freispielt, gewinnt ihr für eure Trick-Perfomances die zum Kauf notwendigen Credits. Habt ihr genug gespart, dürft ihr euch auch neue Maschinen oder sogar Privat-Helikopter anschaffen. Bis auf unterschiedliche Lackierungen und minimal veränderte Formen unterscheiden sich die einzelnen Vehikel jedoch kaum voneinander – erwartet also bei einem neuen Bike oder ATV keinen Leistungsschub!     

Fazit

Theoretisch hört sich MX Vs. ATV Unleashed für jeden Motocross-Fan traumhaft an: MX-Bikes, ATVs, Super-Trucks, Sandrails, Buggys, Flugzeuge, Hubschrauber – und das alles in einem Spiel! Doch sobald man den Ladebildschirm zeitlich irgendwie überbrückt hat, wird man schnell mit der grausigen Realität konfrontiert. Die triste und für Pop-Ups anfällige Grafik ist ebenso langweilig wie das Gameplay, bei dem man stupide und mit Dauer-Vollgas seine Runden dreht. Die Gähn-Krönung ist allerdings die Meisterschaft, bei der die Motivation schnell im Matsch versinkt. Was die Wertung allerdings rettet, sind die vielen Spielmodi (allen voran Freestyle & Hill Climb) sowie die Online-Rasereien (Xbox), die immer wieder zu einem kleinen Ausflug auf die Piste motivieren. Von daher eignet sich der Titel in erster Linie für Gelegenheitsspieler. Wer sich aufgrund des Karrieremodus und der vielen Fortbewegungsmittel große Motivation und einen spielerischen Tiefgang verspricht, wird leider enttäuscht.

Pro

<P>
viele Vehikel
lizenzierter Soundtrack
große Auswahl an Klamotten &amp; Ausrüstung
tolle Stunts
zwei Spiele in einem
Onlinemodus (nur Xbox)
gute Steuerung (ATV &amp; MX)
nette Spielmodi (z.B. Bergrennen &amp; Freestyle)</P>

Kontra

langweiliges Gameplay
z.T. fragwürdige Kollisionsabfrage
zähe Meisterschaft
lange Ladezeiten
keine verschiedenen Vehikel bei Meisterschaft
unspektakuläre, triste Grafik
Pop-Ups
keine analoge Gas-Brems-Steuerung
unrealistisches Fahrverhalten
schwammige Steuerung (außer ATVs &amp; MX-Bikes)
kein Onlinemodus für PS2

Wertung

XBox

PlayStation2

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