Dynasty Warriors 525.10.2005, Jens Bischoff
Dynasty Warriors 5

Im Test:

Was Electronic Arts kann, kann Koei schon lange: erfolgreiche Spielserien bis zum letzten auszuschlachten und jedes Mal zum Vollpreis zu vermarkten. So gehen die Dynasty Warriors inzwischen schon in die fünfte Runde (die ganzen Spin-Offs nicht einmal mitgezählt) ohne grundlegend Neues zu bieten. Wir verraten euch dennoch, welche Detail-Verbesserungen es gibt und was sich auf der Xbox im Vergleich zum schon länger erhältlichen PS2-Original getan hat.

Fortschreitende Stagnation

Zugegeben: Es macht nach wie vor Spaß, sich mit den Helden der drei Königreiche durch Massen hirnamputierter Gegnern zu metzeln und seinen Helden

Atmosphärebruch: Stimmungvolle Optik gibt's nur in den teils imposanten Render-Sequenzen (PS2).
in den ultimativen Krieger zu verwandeln. Aber irgendwie ist es jedes Jahr das gleiche Spielerlebnis,  für das man da tief in die Tasche greifen muss. Auch Dynasty Warriors 5 (ab 10,89€ bei kaufen) ist nicht mehr als ein überteuertes Add-On mit kleinen Detailverbesserungen, die nicht über die allgemeine Stagnation der Serie hinwegtäuschen können. Unverständlich auch, dass neue Ansätze aus den hauseigenen Serien-Ablegern in der Hauptserie nahezu komplett ignoriert werden.

Dabei hätten dem Spiel die taktischen Features eines Dynasty Tactics bzw. Dynasty Warriors: Empires, die zusätzlichen Modi eines Dynasty Warriors: Xtreme Legends oder die RPG-Elemente eines Samurai Warriors äußerst gut getan. Überhaupt wäre Koei besser beraten, die einzelnen Ableger lieber in einer schmackhaften Schlachtplatte zu vereinen als lauter halbgare Zwischenmahlzeiten zu servieren. Aber solange die Absatzzahlen der stetig zunehmenden Spezialmenüs stimmen, wird sich daran wohl kaum etwas ändern...

Einseitig, aber umfangreich

Allein die Spielmodi von DW5 könnten einfallsloser kaum sein: Im Story-Modus bestreitet ihr ein paar aneinander gereihte Missionen, die ihr im Freien Modus auch separat und im Mehspielermodus auch kooperativ spielen könnt, während euch im Pro-Modus vier öde Highscore-Missionen erwarten, in denen ihr möglichst lange überleben bzw. möglichst viele Gegner bezwingen müsst. Zu zweit bestreitbare Versus- oder Wettkampfmodi wie in Samurai Warriors fehlen gänzlich.

Höhenvorteil: Berittene Offiziere mähen sich problemos durch alle Feindhorden (Xbox).
Na ja, wenigstens könnt ihr insgesamt knapp 50 Charaktere samt individueller Story-Kampagnen freispielen, ausrüsten und aufleveln, was zumindest Hardcore-Fans eine ganze Weile bei der Stange halten dürfte.

Vorteile durch Festungen

Wissbegierige können sich auch in eine Enzyklopädie vertiefen, während Sammler im Lager all ihre Krieger und Schätze unter die Lupe nehmen dürfen. Apropos Lager, das aus Empires bekannte Lagersystem findet sich in erweiterter Form auch in DW5 wieder: Auf den Schlachtfeldern gilt es jetzt nicht mehr nur meist passive Truppen und mehr oder weniger aggressive Offiziere zu eliminieren, sondern auch diverse Festungen einzunehmen oder zu halten. So wehren sich Angriffslager etwa mit Katapultangriffen, während Verteidigungslager Offensiven schwächen und Versorgungslager zusätzliche Items bereitstellen. Zudem beeinflusst die Anzahl der Lager die Moral der Truppen, die für den Schlachtausgang oft eine entscheidende Rolle spielt.          

Gemetzel ohne Tiefgang

Auf dem Schlachtfeld selbst ist jedoch kaum strategisches Geschick gefragt. Ihr kämpft euch einfach von Truppenverband zu Truppenverband, verschiebt die Front in Richtung gegnerischer Befehlshaber, sichert bei Bedarf jederzeit den Spielstand (die Anzahl der Saves hängt vom gewählten Schwierigkeitsgrad ab) und setzt dann zum Finalschlag an. Hin und wieder müsst ihr auch Verbündeten Truppen zur Hilfe eilen,

Eine Frage von Timing und Nähe: Team-Musou-Angriffe sind besonders verheerend (PS2).
Überraschungsangriffe abfangen oder bestimmte Stellungen verteidigen.  Aber im Großen und Ganzen geht es nur darum, möglichst schnell und effektiv die Gegend von feindlichen Truppen zu säubern. Das geht nach wie vor gut von der Hand und macht kurzzeitig eine Menge Spaß. Auf Dauer wird das anspruchslose Gemetzel aber schnell langweilig. Nur gut, dass es in jeder Mission auch neue Waffen und Ausrüstungsgegenstände zu ergattern gibt, die eure jeweiligen Helden Schritt für Schritt in wahre Kampfmaschinen verwandeln.

Frische Offensivkräfte

Etwas Abwechslung bringen auch die gelegentlichen Ausritte auf dem Rücken von Pferden oder Elefanten. Wer will, kann sogar Seite an Seite mit dressierten Kampftigern in die Schlacht ziehen. In der Regel greift ihr jedoch auf die Hilfe menschlicher Leibwächter zurück. Zwar muss man sich dieses Mal mit nur einem Mitstreiter begnügen, doch der kämpft dafür wesentlich effektiver als seine Kollegen in den Vorgängern und lässt sich auch für kooperative Spezialangriffe (Team-Musou) einsetzen, was vor allem mit einem zweiten Mitspieler immer wieder für Laune sorgt. Doch auch allein ist die Kraft des Musou mit euch:

Ernüchternd: Das dürftige Mehrspielerangebot beschränkt sich auf einen Koop-Modus (Xbox).
  Neben den bekannten Spezialattacken bei voll geladener Musou-Energie und kritischer Lebensenergie, steht euch neuerdings auch ein Musou-Zorn-Angriff zur Verfügung, der sich mithilfe spezieller Tokens entfesseln lässt, die zusätzlich für kurze Zeit eure Schnelligkeit und Angriffskraft erhöhen. Ansonsten wurden noch die so genannten Manöverangriffe, eine Art verlängerte Combos, hinzugefügt - nichts wirklich Aufregendes.

Unveränderte Altlasten

Wirkliche Innovationen sucht ihr jedoch vergeblich, während altbekannte Mankos wie das unbrauchbare Blocksystem, die miserable Kamera, die geringe Sichtweite oder die lächerliche Truppen-KI nach wie vor bestehen. Auch der grottige Hardrock-Soundtrack wirkt erneut so deplaziert wie ein Samurai-Krieger im Zweiten Weltkrieg, während die englischen Synchronsprecher und Dialogsequenzen einfach nur peinlich sind. Zumindest dürfen Xbox-Besitzer auf den japanischen Originalton umschalten, aber auch das wertet die belanglosen Dialoge nur geringfügig auf. Die übrige Soundkulisse geht hingegen in Ordnung, ohne jedoch wirklich Akzente zu setzen. Immerhin wird gute Surround-Einbindung geboten:

Künstliches Erdbeben: Auf dem Rücken eines Elefanten trampelt ihr Angreifer einfach platt (PS2).
Im Spiel selbst bekommt ihr Pro Logic II (PS2) bzw. Digital 5.1-Sound auf die Ohren, während bei den seltenen, aber hübschen Render-Sequenzen auch PS2-Besitzer Dolby Digital-Sound genießen.

Angestaubte Technik

Grafisch machen hingegen beide Fassungen nicht viel her. Matschige Texturen, die leicht erhöhte, aber nach wie vor geringe Sichtweite und die klonhaften Animationen der Truppen wirken reichlich antiquiert und gegen ein Kingdom under Fire fast schon vorsintflutlich. Kurios auch, dass die PS2-Fassung trotz leichten Flimmerns in punkto Bildschärfe, Effektqualität und Ladegeschwindigkeit besser abschneidet als die Xbox-Konvertierung. Im Großen und Ganzen gleichen sich jedoch beide Versionen wie ein Ei dem anderen. Neben der exklusiven japanischen Synchro, gibt es jedenfalls keinen Grund, auf die neue Xbox-Variante umzusteigen, die im Vergleich zum PS2-Original auch noch mit einem schmucklosen Schwarzweiß-Handbuch und trotz deutlich späterem Erscheinen nach wie vor zum Vollpreis daher kommt.       

Fazit

Eigentlich ist es ja fast schon eine Frechheit, was Koei da als Dynasty Warriors 5 bezeichnet und zum Vollpreis in die Läden stellt. Der Titel Dynasty Warriors 2.3 sowie ein Budgetpreis von nicht mehr als 30 Euro wären wesentlich passender gewesen. Denn eigentlich hat sich im Vergleich zu den Vorgängern so gut wie nichts getan. Okay, es gibt neben ein paar neuen Angriffen, Schauplätzen und Charakteren nun auch eine effektivere Leibwächter- sowie eine erweiterte Lager-Funktion. Aber dafür extra einen neuen Serienspross aus dem Boden stampfen? Da hätte man lieber ein paar wirklich neue Ansätze aus den Samurai Warriors-, Xtreme Legends- oder Empires-Ablegern integrieren sollen. Auch die Unterschiede zwischen PS2- und Xbox-Version muss man mit der Lupe suchen - die Option auf japanischen Originalton in der verspäteten Xbox-Fassung ist im Prinzip das einzige Zusatz-Feature. Zwar sorgen die unkomplizierten Massenschlachten nach wie vor für soliden Metzelspaß, der dank knapp 50 individueller Kurzkampagnen und motivierender Itemhatz auch dauerhaft ans Pad fesseln kann, aber wer bereits einen der Vorgänger besitzt, kann auf dieses innovationsarme und überteuerte "Add-On" gut und gerne verzichten.

Pro

eingängige Steuerung
effektivere Leibwächter
motivierende Item-Hatz
vier Schwierigkeitsgrade
erweitertes Lagersystem
hübsche Render-Sequenzen
komfortables Speichersystem
unkomplizierte Massenschlachten
optionale Original-Synchro (Xbox)
48 spielbare Charaktere/Kampagnen

Kontra

peinliche Synchro
kaum Neuerungen
geringe Sichtweite
matschige Texturen
mieses Blocksystem
eintöniges Gameplay
dürftige Lokalisierung
einfallslose Spielmodi
lächerliche Truppen-KI
schlechte Kameraführung
mäßiges Mehrspielerangebot
vorwiegend ödes Leveldesign
unpassende Musikuntermalung

Wertung

XBox

Innovationsloses Metzel-Update der stagnierenden Kultserie.

PlayStation2

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