Test: Raze's Hell (Action-Adventure)

von Jens Bischoff



Raze's Hell
Entwickler:
Publisher: THQ
Release:
10.02.2006
Spielinfo Bilder  
Stellt euch vor, ihr bekommt Besuch von einer fiesen, kleinen Fee, die euch einen nie gehegten Kindheitstraum erfüllen will: Einmal Ferien im Teletubbie-Land. Denkt ihr euch a.) "Oh klasse, diese Laa-Laa wollte ich schon immer mal kennen lernen!", b.) "Wie, was, wo? Ich glaub‘, ich sollte weniger Drogen nehmen..." oder c.) "Yeah, genau das Richtige, um die großkalibrigen Donnerbüchsen aus Opas Waffenschrank mal auszuprobieren.". Solltet ihr zu c.) tendieren, könnte Raze‘s Hell ein Spiel ganz nach eurem Geschmack sein. Warum? Lest selbst!

Kreuzzug der Kuscheltiere

Okay, Tinky Winky, Dipsy, Laa-Laa und Po bekommt ihr in Raze‘s Hell nicht wirklich vor die Flinte,
Tinky Winky hat Heimweh: Die Kewletts haben ihre eigene Art von Kriegsverbrechen abzulenken.
 aber die kunterbunten Kewletts sehen ihnen zum Verwechseln ähnlich, reden in der selben Tonlage und sind wohl nur ein "uh-oh" von einer Urheberrechtsklage entfernt. Allerdings sind Artechs Teletubbie-Plagiate keine grenzdebilen KiKa-Stars, sondern skrupellose Kreuzritter, die mit ihrer unaufhaltsamen Plüscharmee ein Volk nach dem anderen unterwerfen, um es von seinem unchristlichen Dasein zu befreien - natürlich alles nur aus Mitleid und Nächstenliebe. Momentan steht Razes Volk auf der Abschussliste und die tödliche Bekehrung ist bereits im vollen Gange als der flüchtende Raze mit einem mysteriösen Energiestrom in Berührung kommt, der ihm unglaubliche Kräfte verleiht und ihn so zu einem ernstzunehmenden Gegner für die Kewletts macht.

Vom Flüchtling zum Jäger

Zwar wird Raze bald feststellen, dass Unsterblichkeit nicht zu seinen neu gewonnenen Fähigkeiten zählt, aber die Entwickler sorgen mit einem fairen Checkpoint- & Continue-System dennoch für angenehmen Rückhalt. Auch die sich bis zu einem gewissen Teil selbst regenerierende Lebensenergie und zuschaltbare Zielhilfe kommt dem anfänglichen Einzelkämpfer sehr gelegen. Wirklich Eindruck schindet Raze aber in erster Linie mit seinen frischen Offensivkräften: Zum einen kann er sich in bester Metroid-Manier zu einer Kugel zusammenrollen, um ganze Gegnerscharen platt zu walzen. Zum anderen hat sich eine seiner Hände in einen messerscharfen Knochendorn verwandelt,
Blutige Überraschung: Und ich dachte Plüschtiere seien nur mit Watte gefüllt...
mit dem Raze angeschlagene Kewletts in ihre Einzelteile zerlegt. Und last but not least könnt ihr fortan verschiedene Insekten inhalieren, um sie dem Feind als organische Explosivgeschosse, Schnellfeuersalven oder fiese Aufblähprojektile entgegen zu spucken - Oddworlds Stranger lässt grüßen.

Eine Frage des Geschmacks

Trotz der knuffigen Charaktere sind die Kämpfe übrigens ausgesprochen brutal inszeniert, weshalb das rabenschwarze Teletubbie-Schlachten von der USK wohl auch keine Jugendfreigabe erhalten hat. Dabei wirken die gegen den Bildschirm klatschenden Kewlett-Leichen und in wahren Blutfontänen herum wirbelnden Plüscheingeweide, die zur Energiegewinnung aufgeschlürft werden können, eher comicartig skurril als jugendgefährdend - aber das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Die köstlichen Einzeiler, welche die Kewletts im Todeskampf noch über ihre Lippen hauchen oder die Dialoge, die ihr bei lautlosem Anpirschen manchmal mithören könnt, sind zum Teil jedenfalls echte Brüller - Stichwort: tödliche Fußverletzung. Schade nur, dass THQ bei der Lokalisierung etwas nachlässig war und trotz multilingualer Kodierung manche Kewletts deutsch und andere englisch sprechen...
Verstärkung auf Knopfdruck: Braucht ihr Unterstützung, könnt ihr jederzeit einen zweiten Spieler einladen.
Dabei gibt es an der Übersetzungsqualität und den Synchronsprechern eigentlich nichts auszusetzen.

Licht und Schatten

Kritik müssen sich auch der stellenweise recht unausgewogene Schwierigkeitsgrad sowie die nicht immer überzeugende Kollisionsabfrage und Bildrate gefallen lassen. Auch das altbackene Level- und Missionsdesign sprüht nicht gerade vor Kreativität. Dafür beweisen die Entwickler immer wieder Humor und Liebe zum Detail, indem sie kahle Wände mit abgefahrenen Propagandapostern der Kewletts tapezieren oder euch versteckte Munitionsdepots durch das Tuscheln der aufsaugbaren Insekten ausfindig machen lassen. Die insgesamt zwölf lebenden Projektilarten bieten jedenfalls genug Abwechslung und in den insgesamt 20 Spielabschnitten dürft ihr gelegentlich sogar Geschütztürme bemannen, CPU-gesteuerte Rebellentruppen oder anhängliche KI-Kameraden begleiten, vorübergehende Upgrades erwerben und euch jederzeit von einem zweiten Mitspieler via Splitscreen Feuerschutz geben lassen. Via Xbox Live bzw. LAN dürfen sich sogar bis zu zehn Spieler in traditionellen Versus-Modi wie Deathmatch, Team-Deathmatch, Capture the Flag und King of the Hill oder einer ziemlich unorthodoxen Partie Fußball vergnügen. Für Solisten stehen überdies auch noch leidlich spannende Minispiele wie Schleichherausforderungen oder Golfparcours bereit.    

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